Montag, 1. März 2010

Vielrederei, Windstrom, Schulschwänzer, Tariferhöhung, Inflation



Fastenkünstler seit November, aber es waren damals 12-14 asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis)(Klärner 11.8.10)

- Vielrederei: " Wenn man auch noch so bescheiden in seinem Anspruch auf intellektuelle Sauberkeit ist, man kann nicht verhindern, bei der Berührung mit dem Neuen Testament etwas wie ein unausprechliches Mißbehagen zu empfinden: denn die zügellose Frechheit des Mitredenwollens Unberufenster über die großen Probleme, ja, ihr Anspruch auf Richtertum in solchen Dingen übersteigt jedes Maß." Nietzsche, Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre (Schlechta III, 563)
Nun gilt, daß alles, was gesagt wird, auch anders gesagt werden kann - je nach Standort des Beobachters. Man kann das NT auch loben wegen seiner intellektuellen Unbedarftheit, seiner einfachen Sprache, seiner märchenhaften Gleichnisse wegen und der Abwesenheit von Gewalt etc. Ich lese lieber das NT als den Koran oder die Bücher Mose. (Daß Mohammed aber die Vorstellung einer Mutter Gottes, eines Gott Vaters und eines Sohn Gottes völlig unzumutbar fand, kann sicher fast jeder nachempfinden.) Aber insgesamt zielen religiöse Texte auf schwache Geister, und die können mit Gottesmüttern und Erzengeln viel anfangen. (Merkwürdigerweise auch christlich aufgezogene Intellektuelle wie den gegenwärtigen Papst Benedikt, die aus kindischen Phantasien sublime Theologie formen können.) (Immer gilt Kants Wort: Der Mensch sei aus krummem Holz geschnitzt. Hinzudenken muß man, daß sich die Weltverhältnisse noch viel krummer darstellen. Auch eine doppelte Kontingenz.) Nietzsches Perspektive, er kommt aus einem protestantischen Pfarrhaus, ist eine mögliche Sichtweise, insbesondere, was " die zügellose Frechheit des Mitredenwollens Unberufenster über die großen Probleme, ja, ihr Anspruch auf Richtertum in solchen Dingen " betrifft. Man lese nur einmal, was auf der untersten Stufe der Verhunzung möglich ist. Man kann das heute in dem EKD-Blättchen CHRISMON tun, wo sich die Herausgeberin und Ex-Bischöfin Kä. - nein, nicht über Schuld und Sühne, nicht über Volltrunkenheit am Steuer, nicht über die 350 PS ihres kirchensteuerfinanzierten Dienstwagens äußert, Dinge also, mit denen sie unmittelbar zu tun hat - nein, sie äußert sich auf Bildzeitungsniveau zu Staatsverschuldung und Hartz4.

- Windstrom: Weihnachten war es windig, aber die Betriebe standen still und der Strombedarf war viel geringer. Wohin also mit dem anfallenden Windstrom? Die Energieversorger (Stromkunden) mußten die Abnahme des Stroms teuer bezahlen. Die künstlich verteuerte Energie ist einer der vielen Faktoren für den langsamen Niedergang Europas.

- Schulschwänzer. " Was soll ich hier? Pascal weiß, mit einem ordentlichen Zeugnis könnte er es zu etwas bringen. Aber er glaubt nicht, dass er seine Chance nutzen wird. Im Schulschwänzen ist er ein Meister. Nur Selbstüberwindung hat er nie lernen müssen " bei seiner alleinerziehenden Mutter und seinen Großeltern. FAZ 28.2.10
/// Der Verlust des Erziehungsgedankens ist einer der vielen Faktoren für den langsamen Niedergang Europas.

- Tariferhöhung im öffentlichen Dienst: das Geld fließt ins Ausland, nach Mallorca, in den Tourismus. Die Tourismusbranche kam am besten durch die Krise, dort wird von den Deutschen zuletzt gespart ("Reiseweltmeister"). Würde das Geld in staatliche Infrastrukturmaßnahmen investiert werden, in den Straßenbau, in den Radwegebau, Schulrenovierung, Schulsicherheitspersonal, in die Pflege des öffentlichen Raumes, in zusätzliche Polizeistreifen etc. - dann bliebe das Geld in Deutschland, es würde beschäftigungswirksam, es wirkte gegen die Massenarbeitslosigkeit (3,64 Mio. = 8,7% im Jan. 2010, eine Zunahme von 0,2%). Die Unfähigkeit zu einer beschäftigungswirksamen Politik ist einer der vielen Faktoren für den langsamen Niedergang Europas.

- Mehr Inflation, bitte! Der IWF-Chefökonom Blanchard setzt sich in einem Aufsatz für höhere Inflation ein. Auch kein Stärkezeichen. (Bundesbankpräs. Weber protestiert.)

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