Montag, 23. Mai 2011

Denken, sprechen, handeln








Was wird ein arbeitsscheuer Rumtreiber und Projektemacher?
Ja, genau, Autor.
(Bild: Wiki.)



Die Pfade des Denkens sind mit denen des Sprechens meist eng verschlungen, bei vielen Journalisten laufen sie allerdings oft getrennt nebeneinander her.
Wenn David Hume die Unentwickeltheit der englischen Sprache und besonders deren Grammatik erwähnt (s. Blog v. 21.5.11), so stellt er das in einen übergreifenden Zusammenhang. Hume meint, die Engländer seien zu sehr mit den "großen Auseinandersetzungen in der Religion, in der Politik und in der Philosophie" beschäftigt gewesen, "daß sie keinen Gefallen an den scheinbar kleinen Feinheiten der Grammatik und der Kritik entwickelt haben." Etwas später kommt er in seinem Essay "Über bürgerliche Freiheit" darauf zu sprechen, daß die "drei größten Handelsstädte in Europa" London, Amsterdam und Hamburg seien, "sämtlich freie Städte und protestantische Städte, und damit im Genuß doppelter Freiheit."
Könnte es sein, daß pragmatischer Handelssinn ebenfalls nicht direkt zu sublimer Grammatik führt?
Wir wissen es nicht genau und immer spielt der Zufall eine große Rolle. Protestantische Handelsstädte haben aber zu zweifellos zu größerem Wohlstand geführt, und zweifelsfrei war London die reichste Stadt dieser und der folgenden Zeit. Weswegen sich dutzendweise verarmter Adel vom Kontinent nach London aufmachte zu Heiratshandelsgeschäften: reiche Bürgerstochter bietet Geld, armer Fürst bietet Adelstitel.

Besonders bizarr war die Geschichte des Prinzen Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau und seiner Pappenheimerin Lucie. Sie litten in besonderem Maße an wirtschaftlicher Untüchtigkeit und investierten, wie schon der wirtschaftlich untüchtige altrömische Adel, in standesgemäße Landprojekte. Ohne den geringsten wirtschaftlichen Verstand verpulverten Hermann und Lucie ihr Geld in den Pückler-Park, bis zum finanziellen Ruin. Da traf es sich gut, daß der arbeitsscheue Pückler ein fescher Dandy war, der gute Chancen auf dem Londoner Bürgerbräutemarkt besaß, und so ließen sich Lucie und Hermann der Form halber scheiden zum höheren Geldheiratszwecke.

Geisteswissenschaftler, stets auf der Suche nach nebensächlichen, aber pikanten Themen, können solche Skurrilitäten zu einem ganzen Buch aufblasen, in diesem Fall blies Peter James Bowman, The Fortune Hunter, A German Prince in Regency England, Oxford 2010.

Keine Kommentare: