Mittwoch, 24. August 2011

Die Moderne war wirklich spät dran





Glaubte nicht jeden Unsinn, nur weil der alt und geheiligt war: William Harvey (1578-1657), entdeckte den Blutkreislauf




- Kritik Blog 18.8.11 : << Sie schreiben: "Aus der Konkurrenz der Religionen geht der Christus-Kult als einzige Religion hervor,die eine breite Wissenschafts-, Technik- und Wohlstandsentwicklung zuließ."
Warum "zuließ"?
Die Universitäten sind eine Erfindung der Kath. Kirche. Die Klöster haben 1000 Jahre lang den technischen Fortschritt betrieben.
Es muß heissen: "...die eine breite Wissenschafts-, Technik- und Wohlstandsentwicklung hervorgerufen hat."
Atheistische Gesellschaften jedenfalls haben zur Zerstörung beigetragen. Zur Zerstörung des Fortschritts der christlichen Errungenschaften. >>

- Die Universitäten waren gar nicht 'universal', Naturwissenschaften und Technik fehlten, sie nannten sich nur so; überwiegend waren es theologische und kirchenrechtliche Bildungsanstalten sowie Übungsstätten des Abschreibens. Stupide wurde der Unsinn des antiken "Arztes" Galen und des Philosophen Aristoteles wiedergekäut, ein Buchtitel des Cusanus charakterisiert die geistige Situation der Universitäten bis zur Renaissance treffend: "Belehrte Unwissenheit" ("De docta Ignorantia").
Die gibt es auch heute noch in der Phil. Fak..
Vor den Universitätsgründungen standen aber die Stadtgründungen, die erst durch landwirtschaftliche Überschußproduktion im warmen Mittelalterklima ("Mittelalteroptimum") ermöglicht wurden; daran beteiligt waren aber der bedeutsame Räderpflug und die eiserne Pflugschar. Diese beiden wichtigen Neuerungen entstanden nicht im universitären Milieu. Die Universitäten verachteten lange die Technik und die Ingenieure, denen wir unsere Wohlstandskultur verdanken. Die Borniertheit der geisteswissenschaftlich verengten Universitätskultur zeigte sich noch bis in unsere Zeit. Erst Ende der 1960er Jahre wurden die Ingenieurwissenschaften und die Ökonomen für würdig genug befunden, in die Akademien der Wissenschaften aufgenommen zu werden.
Die moderne Medizin entstand durch universitätskritische Geister und Praktiker wie Vesal, William Harvey (1578-1657, Blutkreislauf), Edward Jenner ( 1749-1823, 1796 erste Pocken-Impfung ) und praktische Naturwissenschaftler wie Liebig und Industriepraktiker wie Richard Arkwright ( 1732 - 1792) .
Harvey studierte in Padua, wo, wie anderswo auch, noch der Geist Galens die physiologische Erkenntnis benebelte. Mit Giordano Bruno wurde übrigens ein kurzzeitiger Lehrer der Universität Padua von der christlichen Glaubenspolizei belangt. Bruno sollte den Lehrstuhl erhalten, den dann Galilei bekam, der ebenfalls von der Inquisition behelligt wurde.
In diesem Sinne kann man sagen, daß das Christentum zwar die Entwicklung der modernen, kritischen, experimentellen Wissenschaft behinderte, aber doch nicht, wie im Islam, auslöschte. Auch die technischen Errungenschaften blühten nicht in den theologischen, philosophischen und philologischen Köpfen der Mönche, wiewohl im Klostergarten die Technik nicht verboten war. Ihre Anwendung hing von begabten Einzelnen ab. Doch die alles entscheidende industrielle Revolution, die den heutigen Wohlstand hervorbrachte, war ein erstaunlicher Vorgang der europäischen Geschichte jenseits des Christentums, aber bei den Akteuren selbst eng mit der Religionspsychologie des Kalvinismus verbunden.

1 Kommentar:

wernherr hat gesagt…

Es scheint dem Autor sehr weh zu tun, daß die Universitäten eine katholische Erfindung sind.

Dafür verwendet er viele Worte - ohne die Tatsache aber widerlegen zu können.

Interessant ist, daß sich die bedeutendste ingenieurwissenschaftliche Hochschule heute immer noch nicht Universität nennt, sondern technische Hochschule (RWTH). Da ist es um so schlimmer, daß die katholische Universität zu Prag 1344 noch keine elektrotechnische Fakultät besaß.

So eine Schweinerei.