Montag, 31. Dezember 2012
Die "Unberührbaren", "Paria", "Pulaya", oder DALIT, die Urbevölkerung Indiens - weitgehend rechtlos
(Bild: Wiki.)
Gibs auf
“ Indien zählte (lt. INDEX MUNDI) Ende 2011, 1.205,07 Millionen Einwohner, die BRD, (lt. Statistischem Bundesamt) zu selben Zeitpunkt 81,844 Millionen (diese Zahlen dürften sich in der Zwischenzeit nicht signifikant verändert haben).
Die Einwohnerzahl Indiens ist somit 14,7 mal größer, als die der BRD.
Kommen wir jetzt zum Verhältnis der Vergewaltigungen pro Jahr; hier helfen uns diese beiden, ausschnittsweise wiedergegebenen Veröffentlichungen weiter:
Der Vorfall hat in Indien eine Debatte über den mangelhaften Schutz vor sexueller Gewalt in dem Land hervorgerufen und zahlreiche Proteste ausgelöst. Nach Informationen der New York Times wurden 2011 in Indien mehr als 24.000 Vergewaltigungen registriert.
Quelle: ZEIT.ONLINE
2010 wurden in Deutschland alleine 7.724 Vergewaltigungen und Fälle von sexueller Nötigung gemeldet.
Quelle: GLOBOMETER Die Welt in Zahlen.
Während die absolute Zahl der jährlichen Vergewaltigungen in Indien die Vergleichszahl in der BRD übersteigt, ergibt sich ein anderes Bild, sobald man den Vergleich auf per capita-Basis stellt: 1,99 jährlichen Vergewaltigungen pro je 100.000 Bewohnern in Indien, stehen, für die selbe Personenzahl, 9,44 Vorfälle dieser Art in der BRD gegenüber.
In relativen Zahlen ist die Vergewaltigungs-Rate in der BRD somit 4,75 mal höher, als die in Indien. “
Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast, lautet ein bekanntes Bonmot, das Churchill zugeschrieben wird. So ähnlich sagt es der Statistik-Professor Walter Krämer an der TU Dortmund auch in seinem Vortrag “Mit Statistik lügen”.
In einem größeren Forschungsprojekt fand der Düsseldorfer Mediziner Steingrüber mit seinen Doktoranden und Diplomanden in den siebziger Jahren heraus, daß die allermeisten Arbeiten zum “Rooming in” aus statistisch-methodischen Gründen invalide waren.
Also Vorsicht mit Statistiken. Vor allem auch im internationalen Vergleich. Die indischen Zahlen dürften sich vor allem auf den städtischen Bereich beziehen, da auf dem Land Vergewaltigungen wenig angezeigt werden und noch weniger aufgenommen werden, auch, weil die Opfer verschiedentlich gleich verbrannt werden. Für die Mitgiftverbrennungsmorde dürfte dies ebenfalls zutreffen. Hier können aber Plausibilitätsüberlegungen einsetzten. Ob 8000 oder 200.000 Frauen jährlich aus Gründen zu geringer Mitgift verbrannt werden, läßt sich in einem riesigen Subkontinent mit großen Landesteilen, in denen noch steinzeitliche Traditionen herrschen, kaum beurteilen. Zumal auch überall mit plumpen Statistikfälschungen zu rechnen ist. Daß es aber über 8000 Verbrennungsmordopfer gibt, die den Weg in die Zentralstatistik gefunden haben, bedeutet, daß es einen bestimmten kulturellen Status für Frauen gibt. Das wird unterstrichen durch Kampagnen auf dem Land, Mädchen möglichst früh, schon ab zehn Jahren, zu verheiraten, um sie vor sexueller Gewalt zu schützen. Aber auch in der Stadt gelten Mädchen über 12 Jahren als Freiwild, in Delhi gab es vorgestern einen neuen Überfall in einem Bus durch den Fahrer auf eine 16jährige. Danach vermeldete die Times of India, daß in Uttar Pradesh eine 16jährige "was set ablaze" und sich die Polizei geweigert habe, eine Anzeige aufzunehmen. (timesofindia.indiatimes.com/) Überhaupt spielt Gewalt in traditonellen Gesellschaften eine große, alltägliche Rolle in vielen Bereichen.
In Deutschland existiert ein engmaschiges Statistik-Netz. Darin landen auch Fälle eingeredeten Mißbrauchs (vgl. u.a. uni-protokolle.de/Lexikon/False-Memory-Syndrom.html ). Feministische Organisationen, von publizistisch wirksamen Lesben wie der marktschreierischen Schwarzer begleitet, neigen dazu, überall ihr Feinbild auszumachen. Und natürlich gehen solche Falschbeschuldigungen in die Statistik ein wie die des Wettermoderators Kachelmann. Umgekehrt wie in traditionellen Ländern wird Männern in der feministisch aufgeladenen Kultur latent jederzeit sexuelle Gewalt unterstellt.
Ob der Fall Kachelmann inzwischen aus der Statistik gestrichen wurde? Vermutlich nicht. Wie viele Falschbeschuldigungen in der deutschen Statistik stecken, ist nicht zu ermessen, aber die Falschbeschuldigung ist zu einem probaten Mittel im giftigen Geschlechterkampf geworden, weil die Beschuldigung sofort wirkt, der Beweis des Gegenteils jedoch oft schwierig ist.
Dagegen dürften in Indien wenige einschlägige Falschbeschuldigungen erfolgen, weil die Kultur frauenfeindlich eingestellt ist. Der Statistikvergleich stark unterschiedlicher Kulturen gestaltet sich also schwierig und führt nur zum Aufweis der großen kulturellen Unterschiede. Diese nehmen in Deutschland selbst durch Einwanderung stark zu und beeinflussen die Statistik. Eingebürgerte Ausländer aus männlich-chauvinistischen Kulturen gehen zudem als “Deutsche” in die Statistik ein. Wie das schwere Schwefelsäureattentat auf eine Deutschtürkin vor ein paar Tagen in Hilden.
Lies keine Oden ...
Sonntag, 30. Dezember 2012
Netz-Anthropologie
Nach dem Tod der viehisch ermordeten Medizinstudentin mitten im belebten Delhi halten die Proteste gegen den korrupten indischen Staat und die verkommenen Parteien an.
Die Studentin hatte mit einem Freund den Bus bestiegen; dieser war offensichtlich nicht Bernhard Hugo Goetz.
Times of India
Netz-Anthropologie
Im Netz kann man allerhand Menschen über ihre Blogs und Kommentare kennenlernen, von deren Existenz man sonst nichts erführe. Einen solchen Überblick konnte man vor der Einrichtung des Internets nicht gewinnen, positiv wie negativ. Methodisch ist zu beachten, daß der Einzelmensch auftritt, meist unabhängig von seiner sozialen Umwelt. Und da ist die Erfahrung, daß der eine Mensch unverschämt ist, und der andere nicht, der eine dümmlich, der andere intelligent und anderes mehr. Oft verblüfft, welche widersprüchlichen Eigenschaften sich in ein und derselben Person finden. Immer wieder habe ich aber die Erfahrung gemacht, daß es , erfreulicherweise, angenehme Menschen mit Kenntnissen und Manieren in allen kulturellen Umwelten gibt, wenn sie auch nicht gerade in der großen Mehrzahl sind. Die individuellen Eigenschaften besitzen eine gewisse Unabhängigkeit, weil sie genetisch angebunden sind, die Zugehörigkeit zu Organisationen aller Art macht sich gar nicht oder nur sekundär bemerkbar. Das gilt auch für Glaubens- und Aberglaubensvereine. Ein katholischer oder mohammedanischer Lump ist nicht dem Verein anzulasten, sondern ist Ausdruck der spezifischen Person.
Deswegen hat Goethe recht:
Volk und Knecht und Überwinder,
Sie gesteh'n, zu jeder Zeit:
Höchstes Glück der Erdenkinder
Sei nur die Persönlichkeit.
(Westöstlicher Divan, Suleika)
Samstag, 29. Dezember 2012
Wenn die individuellen Grundrechte keine Verankerung in der Kultur besitzen, wiegt die Regierungsform der Demokratie nicht sehr viel
Keine Frauenrechte, keine Geburtenkontrolle, Kinder- und Sklavenarbeit - Indien
“... das indische Parlament schließt zum Jahresende ohne das schärfste Gesetz gegen Kinderarbeit seiner Geschichte zu verabschieden. Schlimmer noch: Das Gesetz wird von der Mehrheit der Parlamentarier unterstützt, doch es liegt seit Wochen auf Eis, weil das Parlament der Ansicht ist, dass es keine 'Priorität' hat!
Indien ist das Weltzentrum der Kinderarbeit – fünfjährige Kinder werden an Menschenhändler verkauft, zur Arbeit gezwungen, missbraucht und geschlagen. Das historische neue Gesetz würde jede Arbeit von Kindern unter 14 Jahren verbieten und Stipendien für arme Familien bereitstellen, damit deren Kinder weiterhin zur Schule gehen können. Doch die Parlamentsmitglieder haben es von der Tagesordnung genommen, und indische Kinderrechtsgruppen sagen, dass sie dringend unsere Hilfe benötigen, um öffentlichen Druck aufzubauen – und zwar genau jetzt”, schreibt Jamie Choi auf Avaaz. (avaaz.org/de/india_child_labour_g1/?bcuZzdb&v=20552)
Möglicherweise geht dieses Gesetz für eine primitive hinduistisch-buddhistische Gesellschaft zu weit - es gibt in Indien rund 345 Mio. Kinder unter 15 Jahren (Heinsohn 2003), was 33% der Gesamtbevölkerung entspricht. Insbesondere die Kinder der untersten Kaste gelten als wertlos, wenn sie nicht Geld einbringen. Ein weniger scharfes Gesetz hätte wahrscheinlich größere Chancen, beschlossen und umgesetzt zu werden und nützte so den Kindern mehr.
Aber ohne die Überwindung der Kastenordnung und den Schutz der Individualrechte durch ein effektives Rechtssystem wird jedes Gesetz an seine Grenzen stoßen.
Freitag, 28. Dezember 2012
Jugendbeule
Da ist richtig was los auf Jacek Malczewskis Gemälde, das Heinsohns Buch kommentierend schmückt. Es heißt "Melancholia".
Stets waren junge Männer kampfbereit und eine Gefahr für ihre Gemeinschaften und Gesellschaften. Alexander, selbst noch ein Jungspund, eroberte mit ihrer Kampfeskraft die gesamte, ihm bekannte Welt. Ein Beispiel unter Abertausenden. Was aber, wenn sich gerade kein Alexander, Tarik oder Napoleon anbot? Dann verunsicherten die jungen Wilden die Gemeinschaften, in denen sie lebten, durch Prügeleien und Kriminalität. Dann mußte man sie loswerden, durch Expeditionen und Kolonien. So kolonisierten die alten Griechen alles zwischen Makedonien und Alexandria, Syrakus und Kilikien. Sie schickten die Raufbolde raus aus der Polis. Sollten sie die anderen totschlagen.
So verfuhren auch Chomeini und Saddam Hussein und wurden die potentiellen Protestierer los.
Den Zusammenhang zwischen "Söhnen und Weltmacht" untersuchte Gunnar Heinsohn 2003 in seinem gleichnamigen Buch.
In seiner Kinderzahlaufstellung nach Ländern mit über 30% "Jugendbeule" (Kinder unter 15 Jahren) steht Indien an erster Stelle mit 345 Mio., was 33% der Gesamtbevölkerung entspricht.
In Pakistan sind es gar 40%, in Ägypten 35%.
Was tun mit den Testosteronjünglingen? Eine Reihe spielt schon im syrischen Bürgerkrieg mit. Auch bei Koptenmassakern engagieren sie sich. Aber bei 24,5 Mio. (2003) Ägyptern unter 15 Jahren sind das kleine Zahlen. Mit den Klerikalfaschisten sind die ökonomisch unfähigsten politischen Kräfte an die Macht gekommen. Die werden sie nur behalten können, wenn sie einen Teil der jungen Männer beseitigen.
Krieg ist da ein traditionelles Mittel der Machthaber. Auch die Kreuzzüge dienten teilweise oder sogar überwiegend diesem Zweck.
Denn männliche Primaten lassen sich nicht einfach ruhigstellen, schon gar nicht im besten Testosteronalter.
Das gilt auch für die Primatenart homo s.s. Mit 16 träumen sie mehrheitlich von Achill und Warcraft, nicht vom Singen frommer Lieder. Es spielt dabei keine größere Rolle, ob neben dem stammesgeschichtlichen Basisprogramm auch noch religiöse Apps laufen, kleine, phantastische Beiprogramme. Ob Achill, das Vieh, an Zeus, Jahwe oder den Weihnachtsmann glaubt, spielt keine Rolle. Ob er in Sparta, Kilikien oder in Amazonien aufwächst, spielt nur eine Nebenrolle.
Größere Bedeutung hat nur ein langandauernder Konditionierungsprozeß, der die jungen Männer domestiziert. Empört hat Hermann Hesse darüber seinen Roman "Unterm Rad" geschrieben. Das ist der schwierige Weg der Zivilisation.
Aber immer wieder greift ein Jungspund zur Waffe und erschlägt den Vater wie weiland Ödipus.
Nicht jeder wird durch die Schule ein Ödipussi wie Loriot.
Donnerstag, 27. Dezember 2012
Sieht ein wenig affenartig aus
Kali, schwarzes Monstrum
(Bild: Wiki.)
Nach dem Sozialgeseire des Kardinals Lehmann und des EKD-Schneiders fiel Bischof Zollitsch etwas Ernsthaftes ein. Er beklagte nämlich die weit verbreitete Verfolgung von Christen und behauptete, daß keine andere Religionsgruppe so starker Bedrohung ausgesetzt sei.
Er hätte seine Ausführungen mit Schlußfolgerungen versehen können.
In der vergangenen Woche gab es in Delhi nach einem besonders üblen und besonders schweren Verbrechen im öffentlichen Nahverkehr von 6 Männern an einer Studentin zahlreiche Proteste gegen die systematische Schikanierung von Mädchen und Frauen.
Wie kann das sein, nachdem die Engländer nicht nur Indien seine zentrale Verkehrssprache, sondern auch das britische Rechtssystem und das Christentum gebracht haben?
Offenbar sind die primitiven und brutalen hinduistischen und buddhistischen Sitten der Hintergrund dafür. Man darf deswegen vermuten, daß an den Protesten vor allem christliche Inder beteiligt waren, die Frauen als grundsätzlich gleichberechtigt ansehen. Während das traditionelle Indien weiterhin an Mädchenabtreibung, Brautverbrennung, Schwiegertöchterfolter, Kastenordnung und noch vielen anderen ekelhaften Gebräuchen festhält, sind es vor allem christliche Inder, so hätte Zollitsch folgern können, die den Weg aus dem hinduistischen und buddhistischen Sumpf weisen. Er hätte auf Ähnliches auch in anderen Ländern, zumal in Afrika hinweisen können.
Warum tat er es nicht? Und natürlich wäre es ihm erlaubt gewesen auch zu fordern, alle Entwicklungshilfe ausschließlich an christliche Organisationen zu vergeben.
Warum tat er es nicht?
Im historischen Vergleich kann allein das Christentum mit Fug und Recht behaupten, die Entwicklung zivilisierter Gesellschaften mit individuellen Grundrechten zugelassen, wenn nicht sogar teilweise unterstützt zu haben.
PS: Auch die NZZ behandelt heute die grauenhaften indischen Zustände: "Die jüngste Massenvergewaltigung ist eine der brutalsten, die in Indien je bekanntwurden. Die heftige Reaktion der Öffentlichkeit ist aber nicht allein damit zu erklären. Sie hat vielmehr auch damit zu tun, dass Gewalt gegen Frauen in Delhi (und Nordindien allgemein) ein höchst beunruhigendes Ausmass erreicht hat.
Zwischen 2002 und 2011 ist die Zahl der offiziell gemeldeten Übergriffe auf Frauen um fast 70 Prozent auf rund 220 000 im Jahr gestiegen. Laut dem National Crime Records Bureau wurden im letzten Jahr 24 206 Frauen vergewaltigt, 35 565 entführt und 8618 im Zusammenhang mit der Mitgift getötet. Fast 100 000 Frauen wurden im gleichen Zeitraum Opfer häuslicher Gewalt. Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs, werden die meisten Fälle wegen des sozialen Stigmas, das in der traditionellen indischen Gesellschaft mit einer «Verletzung der Ehre» der Frau verbunden ist, doch gar nicht erst gemeldet."
Mittwoch, 26. Dezember 2012
Neue Runde
Ein sprechendes Vereinszeichen - 1928 gründete Hassan al Banna die wehrhafte Sturmabteilung in Ägypten
(Bild: Wiki.)
Herrschaft will binden, Religion will das auch, daher der Name von lat. ligare - binden, fesseln. Mose, wahrscheinlich ein Ägypter, fesselte seine auserwählte Herrschaftsgruppe, einen unterjochten semitischen Stamm, durch seine frisch, fromm und frei erfundene Jahwe-Ideologie. Aber auch durch seine Sturmabteilung, geleitet von Joshua, und seinen KGB unter Leitung Kalebs. Näheres findet sich in den Büchern Mose im Alten Testament und in Thomas Manns Erzählung "Das Gesetz".
In der Funktionsteilung des weltlichen Fürsten und des Priesters herrschen zuzeiten beide gerne zusammen, unterbrochen aber von Konkurrenzkämpfen (Investiturstreit, Zar und Orthodoxe, Lenin und Orthodoxe).
Seit dem ersten Modernisierungsschub ab 1900, speziell in Kairo, fürchtete der islamische Klerus um seinen großen Einfluß und gründete eine Sturmabteilung, die Muslimbrüder, die sich unter al Qutb zu einer Gefahr für den säkularen Nasser und die Armee entwickelte, weswegen er Qutb hinrichten ließ. Die Muslimbrüder revanchierten sich später mit der Erschießung Sadats. Mubarak befriedete danach leidlich die Region, soweit möglich, nun aber haben die Muslimbrüder auf dem Erdoganweg die Macht errungen, nachdem ihnen bereits vorher ein Eindringen in die Armee gelang. Die nichtreligiösen Ägypter, eine Minderheit, konnten sie jetzt mit einer eilig zusammengeschusterten und zur trickreichen Abstimmung gestellten klerikalfaschistischen Verfassung besiegen.
Art. 4 der neuen islamischen Verfassung bestimmt die Islam-Granden der Azhar-Kaderschmiede zu Schiedsrichtern bei den „Prinzipien der Scharia“ , „die islamische Art, etwas zu tun“, schreibt Art. 219 fest.
Die wirtschaftliche Verelendung wird weitergehen bei weiterem Bevölkerungswachstum. Es wird dann einen neuen Krieg gegen Israel geben, denn wohin mit den vielen jungen Männern?
Dienstag, 25. Dezember 2012
Erbärmliches Neuchristentum
Lea Sophie, 2 Jahre
Ein strahlender Andromeda-Nebel zeigt sich in ganzer Pracht, wenn ich den Klappcomputer öffne. An diesem Bild bleibe ich immer einen Moment hängen, denn man kann sich sofort in Gedanken verlieren angesichts dieser gigantischen Dimensionen, die zu erfassen das menschliche Hirn nicht so recht geeignet ist. Im dunklen Königsberg ging es Kant ähnlich:
"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."
Das Zitat steht in der “Kritik der praktischen Vernunft”, daher der Bezug auf das ‘moralische Gesetz’, das er zum Persönlichkeitswert schlechthin verklärt. Im Alter neigte er zu einer herben Pflichtethik, nachdem er sich schon als Jugendlicher nicht halbstark gebärdet hatte. Da waren seine pietistischen Eltern vor und deren schottisch-calvinistische Herkunft. Psychologie kennen die Religionen nicht und Kant brachte es da auch nicht weiter, obwohl er immerhin soviel in seiner Anthropologie wahrnahm, daß nämlich der Mensch “aus einem krummen Holz geschnitzt” sei.
Leider sind Kindermorde und Totschlägereien in aller Öffentlichkeit in der linkschristlichen Gegenwart des Kardinal Lehmanns und des EKD-Manns Schneider kein Einzelfall. Insbesondere Linkschristen wie Nikolaus Schneider agitieren ständig wie linke Sozialarbeiter, lassen aber die traditionelle protestantische Erziehung, wie sie Kant erfahren hat und wie sie lange gültig war, völlig unerwähnt.
Montag, 24. Dezember 2012
Die Botschaft
O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter!
Prima, kein Schneeräumen.
Nur im Baumarkt ist es dieser Tage noch erträglich, überall sonst herrscht ein Zuviel an Dosenmusik, Glitzerdekoration, Lichtern und Käufern.
Besser, man bleibt zuhause und greift zum Seneca, zu “Von der Gemütsruhe”:
“ Auch dem Hin- und Herrennen muß man Einhalt tun, welches einem großen Teile der Menschen eigen ist, die Häuser, Theater und Marktplätze durchstreifen. Sie bieten sich zu Geschäften für andere an und sehen aus wie Leute, die immer etwas tun wollen. … Nicht Tätigkeitstrieb, sondern falsche Vorstellungen von den Dingen sind es, die sie in Unruhe und Unverstand umhertreiben; denn auch sie regen sich nicht ohne Hoffnung auf irgend einen Erfolg; aber es treibt sie nur ein Scheinbild irgend einer Sache, dessen Nichtigkeit ihre befangene Seele sie nicht erkennen läßt. ”
(Seneca, Von der Gemütsruhe, 12. Kap.)
Sonntag, 23. Dezember 2012
Engblick
Burka tragen - Naneci Yurdagül veranlaßte in Wiesbaden im Rahmen seiner Ausstellung “Burqoi” die Besucher, sich am Eingang eine Burka überzustreifen und sich so einen eigenen Eindruck vom Burkatragen zu verschaffen
(Bilder aus der Ausstellung finden sich in der “Huffington Post”)
In Ägypten geht es weiter Richtung BURKA - die regierenden Klerikalfaschisten haben sich ihre Ermächtigungsverfassung genehmigt.
Samstag, 22. Dezember 2012
Lauter Fragen
Stark gekürzter Fragebogen aus: Hans Jürgen Eysenck, Neurose ist heilbar, 1978, S. 139
Die Welt ist nicht einfach, schwer fällt das Urteil .
Daher ist es nicht verwunderlich, daß 5 Juristen 6 Meinungen äußern, und 6 Ökonomen bringen es gut und gern auf 8 Urteile. Einsame Urteilsspitze bilden wohl die Psychiater, die, so Eysenck, nur in 20% der Diagnosen übereinstimmen.
Die empirische Psychologie, nicht zu verwechseln mit den freudianischen Phantasien der Psychoanalyse, verwendet zu ihren Diagnosen, unter anderen Werkzeugen, verschiedene Arten von Fragebögen.
Bei dem obigen Beispiel bezieht sich die erste Hälfte der Fragen (1 bis 6) auf Emotionalität (Angst, Neurotizimus), die zweite (7 bis 12) auf Extraversion (Introversion). Bei einem Punkt für jedes JA ließe ein Punktergebnis von 2 bis 4 Punkten in je einer Hälfte eine Mittelstellung auf den beiden Achsen Emotionalität (mit den beiden Polen “Launisch, ängstlich, reizbar, unruhig / Ruhig, sorglos”) und Extraversion (mit den beiden Polen “Aktiv, umgänglich, partygängerisch/ schweigsam, passiv, nicht umgänglich”) vermuten.
0 und 1 als Punktwerte in den beiden, getrennt zu betrachtenden Hälften (EMOTIONALITÄT // EXTRAVERSION) würden auf eine stärkere Typausprägung hindeuten; auf der Achse EMOTIONALITÄT auf einen stabilen Menschen. Mit hoher Emotionalität geht Instabilität einher.
0 oder 1 Punkt auf der Achse EXTRAVERSION zeigte einen introvertierten Menschen an.
Es erscheint bemerkenswert, daß viele Kulturen bis heute keine Psychologie kennen, weil sie religiös-kollektivistisch oder kommunistisch verfaßt sind. Die altgriechische Antike näherte sich psychologischem Denken mit der ‘Temperamente-Lehre’. Erst im 19. Jahrhundert enstand in Europa eine wissenschaftliche Psychologie. Wilhelm Wundt gründete 1879 in Leipzig das erste psychologische Laboratorium.
Lernen geschieht individuell unterschiedlich, auch die Extraversion spielt dabei eine Rolle. Introvertierte und extravertierte Typen lernen unterschiedlich, das ist aber noch nicht in den Lehrerseminaren, geschweige denn in den Schulen angekommen.
Freitag, 21. Dezember 2012
Je mehr Indianer, desto größer der Häuptling
Sieh, was kommt von draußen rein - viel zu sehen ist ja nicht - aber doch ganz interessant: ein sehr kleiner Krebs krebst bei Temperaturen nahe Null ins Warme. Die Scheren sind fast so lang wie der gesamte Rumpf, der etwa 2 mm mißt.
Der arme kleine Krebs drückt sich stumm ins Haus, die reichen Sozialbürokratenbosse klappern laut.
Was den Ingenieuren nicht gelang, glückte ihnen: das Perpetuum mobile. Wer unter 60% des Durchschnittseinkommens bezieht, den erklären sie für “arm”. Egal, wie hoch das Durchschnittseinkommen steigen wird, auch wenn es über 100.000 steigt, bleiben immer viele, die unter der 60%-Marke bleiben werden - eine Endlosbewegung. Sie wird den Sozialbossen noch mehr Autos, Dienste und Untergebene bescheren, als sie bereits besitzen. Da kann man nur gratulieren.
Armut und Bescheidenheit sind bei Orden wie den Franziskanern und den Dominikanern ein Ideal. Daran ist soviel richtig, daß das Lebensglück nämlich eine Mentalitätsgröße ist, die mit Wohlstand nur eine lose Verbindung eingeht. Zufriedenheit ist ein Gefühl, kein Wohlstandsstatus.
“Geh’ mir aus der Sonne”, soll der Kyniker Diogenes auf die Frage Alexanders des Groben geantwortet haben, ob er, der große König, dem Faßbewohner einen Wunsch erfüllen könne.
Den paritätischen Wohlfahrtsbossen darf man zurufen: seid mal mit eurem Audi A8 und den 10.000 Mitarbeitern zufrieden! Nicht dauernd nach neuen Subventionen und dem Geld anderer Leute rufen.
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Launisch - ängstlich - starr / reizbar - unruhig - aggressiv
Schema zur Veranschaulichung des modernen Persönlichkeitsmodells, verbunden mit dem antiken Modell der "vier Temperamente"
Problematisch ist der obeer Instabilitätsbereich
S. 134 (“Neurose ist heilbar”)
Das Schema geht auf den Gestaltpsychologen Wilhelm Wundt zurück, dem es auf auf die beiden Dimensionen STABIL - INSTABIL (Senkrechte) und INTROVERTIERT - EXTRAVERTIERT ankam. Die meisten Menschen fallen in den inneren Kreis - sie sind weder besonders extra- noch besonders introvertiert, weder sehr unstabil noch sehr stabil.
Hohe Emotionalität geht einher mit hoher Instabilität und umgekehrt. Extraversion beinhaltet größere Veränderlichkeit, Introversion weniger.
Bei einem extravertierten Typus finden sich tendenziell in der Beobachtung Geselligkeit, Impulsivität, physische Aktivität, Lebhaftigkeit und Erregbarkeit.
Da sich diese Verhaltensmuster auch bei anderen Primaten finden, gibt es dafür offenbar ein biologisches Fundament.
“Die Jugend, die Zeit von ‘Sturm und Drang’, weist den höchsten Grad an Neurotizismus und Extraversion auf; allmählich werden die Menschen gesetzter und präsentieren ein weniger explosives Gemisch. Kein Wunder, daß gerade in den Jugendjahren die meisten Verbrechen begangen werden. In der Tat findet man die meisten antisozialen Verhaltensweisen bei jungen Menschen …
Wir erklären neurotische Reaktionen als konditionierte emotionale Reaktionen; eindeutig stehen die beiden Hauptpersönlichkeitsmuster, Neurotizismus und Introversion, in engem Zusammenhang mit diesen beiden Reaktionstypen. Personen mit hohem Neurotizismus zeichnen sich vor allen anderen durch heftige, lange anhaltende Emotionen aus; diese sind typische Reaktionen in schmerzlichen, angsterzeugenden, konfliktreichen Situationen, die in unserem Diathese-Streß-Modell den Streß ausmachen. Derartige Menschen entwickeln offensichtlich unter solchen Bedingungen mit höherer Wahrscheinlichkeit heftige und lange anhaltende konditionierte emotionale Reaktionen; sie sind auf eine Weise disponiert, neurotisch zu werden, wie es jemand mit niedrigem Neurotizismus-Punktwert mit seinen inadäquaten emotionalen Reaktionen auf ähnliche Situationen nicht ist. Gleicherweise entwickeln Introvertierte dank ihrem hohen Niveau an Cortex-Erregung rascher und nachdrücklicher konditionierte Reaktionen und löschen sie weniger bereitwillig als Extravertierte; dies führt unausweichlich dazu, daß sie mit höherer Wahrscheinlichkeit jene konditionierten Reaktionen ausbilden, die nach unserer Theorie die neurotische Störung ausmachen.”
Mittwoch, 19. Dezember 2012
Bravo!
Mein Vorschlag für das Bundesverdienstkreuz - Ermano Geuer, Jurist an der Uni Passau und Kläger gegen die GEZ
(Bild: Lehrstuhl / Uni Passau)
" Kritik am Rundfunkbeitrag
Das ist verfassungswidrig
Es sollte einfacher werden, eventuell sogar günstiger. Doch die Reform der Rundfunkfinanzierung bringt einen juristisch unhaltbaren Staatsvertrag: Gleiches wird ungleich, Ungleiches gleich behandelt. Mehr Von ERMANO GEUER "
Dienstag, 18. Dezember 2012
Haschu Haschisch inne Tasche, haschu immer wasch zu nasche (Spruchweisheit von 1968)
konkret 13.8.1970 - nach der Haschisch-Freiheits-Show der Kater.
konkret wurde von der Ostberliner Diktatur finanziell gefördert, diese Alte Linke hatte für Haschisch-Hippies nichts übrig. Ulrike Meinhof als Chef-Kolumnistin wollte militant politische Aktion, keine Drogenleichen.
“Wir haben nun unsere Theorie vorgelegt, daß es in der Hauptsache das Gewissen ist, das uns behilflich ist, uns in einer moralisch und sozial akzeptierten Weise zu verhalten; daß dieses Gewissen eine Kombination und Kulmination eines langen Konditionierungsprozesses ist; und daß ein Mißerfolg der Konditionierung bei einem Menschen sehr wahrscheinlich eine hervorstechende Ursache für dessen Zusammenstöße mit dem Gesetz und den sozialen Sitten im allgemeinen sein wird.”
Hans Jürgen Eysenck, Kriminalität und Persönlichkeit, S.161, Kap. 6: Verbrechen und Konditionierung, Wien 1976
Ganz allgemein ist es also die sorgfältige Erziehung, die über lange Jahre das Gewissen, den inneren Kontroll- und Lenkungsmechanismus, aufbaut. Daraus resultiert dann auch die Ich-Stärke zur Selbstlenkung. Besonders gefährdet, sich an destruktive Prozesse, Personen und Stoffe zu verlieren sind Jugendliche in der Pubertät, wenn die hormonelle Sekretion das Gehirn “umbaut”, die Elterautorität abnimmt, die der Gleichaltrigengruppe zunimmt und die Langfaserverbindungen zwischen Hirnrinde und Zwischenhirn (Gefühlshirn, Limb. System) noch nicht voll entwickelt und konsolidiert sind.
In den Wohlstandsgesellschaften, aber nicht nur dort, sind unter zerstörerischen Stoffen insbesondere Rauschgifte zu verstehen, also Alkohol, Cannabis (Haschisch), Kokain etc. Psychologisch gefährlich ist insbesondere Cannabis, das systematisch verharmlost wird, aber eine gefährliche Einstiegsdroge mit Langzeitwirkung darstellt. Das Auswachsen der hirnlichen Langfaserverbindungen wird behindert und die Wirkung auf das Gedächtnis (Hippocampus) bewirkt einen um durchschnittlich 7 Punkte verminderten IQ. ( Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter, Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)
Die meisten werden Fälle jugendlicher Drogenentgleisung seit 1968, als die Neue Linke Cannabis als Befreiungsmittel propagierte, beobachtet haben:
Schulversagen, Schulschwänzen, Studienabbrüche, Unfälle unter Drogeneinfluß, Depressionen, Schizophrenie. Hier liegen auch die tatsächlichen Wurzeln der Armutsentstehung im Wohlstandsland, nämlich die schwere körperliche Selbstbeschädigung und der Verlust von Selbstlenkung und Leistungsfähigkeit.
Obwohl eine Drogenfreigabe gewissen Vorteile bei der Kontrolle der Drogenwege erwarten ließe, wäre das Signal an die gefährdetste Gruppe der Drogenkonsumenten, die Jugendlichen, verheerend. Bereits die permissive Drogenpolitik der Niederländer vermehrte die Zahl der jugendlichen Konsumenten. (Thomasius) Die Zerstörung des Erziehungsgedankens und der Gewissensbildung erhielte einen weiteren Tiefschlag.
(Vgl.dazu heute die "Sprechstunde" im DLF)
Montag, 17. Dezember 2012
Mit Freud kommt man nicht weit
Hans Jürgen Eysenck (1916 – 1997)
Bild: Sirswindon/Wiki.
"Zweitens ist heute viel mehr Evidenz für eine Korrelation zwischen Persönlichkeit und Kriminalität vorhanden als im Jahre 1964 und diese Evidenz erstreckt sich über Erwachsenenkriminalität hinaus auch auf kriminelles und antisoziales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen und auf die Beobachtung ihrer weiteren Entwicklung (follow-up studies), und sie beweist, dass zukünftige Kriminalität mit merklichem Erfolg aus der Persönlichkeitsbeurteilung ganz kleiner Kinder vorhersehbar ist."
Hans Jürgen Eysenck, Kriminalität und Persönlichkeit, Vorwort S. 12f., Wien 1976
Sonntag, 16. Dezember 2012
Isidor, noch ein Buch
Man sieht gleich, der Mann ist ein Bücherwurm - Isidor las sie nicht nur, reihenweise, mit guten Verbindungen zu den oströmischen Bibliotheken, er schrieb sie auch!
Bild: Esteban Murillo / Wiki.
Platen (1796-18359)
Das Grab am Busento
Am Busento bei Cosenza
Lispeln nächtlich dumpfe Lieder,
Antwort schallt dann aus den Wassern,
Und in Wirbeln klingt es wider.
Und flussaufwärts und flussabwärts
Ziehn die Schatten tapferer Goten,
Die um Alarich noch weinen,
Weinen um den großen Toten.
Ihm erblich das Jugendantlitz
Ferne von der Väter Saale,
Zu Cosenza schwang der König
Seine Wehr zum letztenmale.
An Busentos Ufern reihten
Sich die Goten um die Wette,
Und, den Strom hinwegzuleiten,
Gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung
Wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam
Mit der Rüstung auf dem Pferde.
An die linke Hüfte hingen
Sie sein Schwert ihm noch, das kühne,
An den wilden Mannesbusen
Legten sie das Kreuz der Sühne.
Deckten dann mit Erde wieder
Ihn und seine stolze Habe,
Dass die hohen Stromgewächse
Wüchsen aus dem Heldengrabe.
Abgelenkt zum zweitenmale
Ward der Fluss herbeigezogen:
Stolzer in ihr altes Bette,
Schäumten die Busentowogen.
Aber fromme Priester sangen:
Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
Soll dein Grab dir je versehren!
Sangen‘s, und die Rundgesänge
Tönten fort im Gotenheere:
Trag des Königs Ruhm, Busento,
Durch den ganzen Ring der Meere.
Der arme, jugendliche Alarich! Da hatte ihm die Plünderung Roms 410 nach Seneca gar kein Glück gebracht. So ein erhöhter Testosteronspiegel ist ein zweischneidiges Schwert.
Und Rom ist die Beschäftigung von Hunnen und Goten als Söldner auch nicht sehr gut bekommen. Dabei hatte Alarich noch so einiges vor. Nordafrika wollte er erobern, und dann das. Aber es kam noch schlimmer: Tarik der Eroberer hatte Gleiches vor, nur umgekehrt. Und es gelang ihm und seinen Nachfolgern, Spanien zu erobern und nicht nur die Goten, die dort Königreiche gegründet hatten, zu unterwerfen, sondern auch alles Gotische zu zerstören, so daß zwar viel arabischer Klimbim in Spanien anzutreffen ist, aber nichts Gotisches.
Dabei konnten sich die Goten sehen lassen. Zumindest einige. König Sisebut, der von 612 bis 621 regierte, schuf nicht nur die erste gotische Flotte, er konnte sogar Latein und schrieb Isidor ein Briefgedicht über die Mondfinsternis.
Isidor von Sevilla konnte noch mehr Latein, schließlich war er Bischof, und schrieb und schrieb alles auf, was das spätantike Wissen ausmachte. Man brauchte also nicht auf Ibn Rushd zu warten. Für einen Bischof entwickelte er auch ein sehr breites Interesse - ob Rechnen, Landkarten oder Sterne, nichts ließ er aus in seinen zwanzig Büchern "Etymologiae", die er, römischer Abkunft, dem Goten Sisebut widmete. Man konnte gut miteinander. Isidor wurde der große Begründer der mittelalterlichen europäischen Bildung.
Wolfgang Günter Lerch, alter Lobredner von "El Andalus" in der FAZ, schreiben Sie doch mal was über Isidor! Nur zur Abwechslung.
Samstag, 15. Dezember 2012
Und dann noch Kolumbus
Im Freudentaumel - Ferdinand II. von Aragon und Isabella von Kastilien ebneten mit ihrer Heirat 1469 den Weg zur spanischen Nation
(Bild: Wiki.)
“Die Vereinfachung der europäischen Landkarte” überschreibt Jacques Le Goff lakonisch einen Abschnitt seines Buches “Die Geburt Europas im Mittelalter”. Der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich endete und konsolidierte Frankreich. In Spanien schlossen sich 1469 per Heirat die “Katholischen Könige” Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon zusammen, ein wichtiger Schritte zur spanischen Nation. Damit ging auch die iberische Rückeroberung in die letzte Runde. Nachdem Abd ar-Rachman III. zahlreiche Aufstände niedergeschlagen hatte, ernannte er sich zum Kalifen von Cordoba. Gestützt auf slawische Söldner und gekaufte Kriegsgefangene eroberte er noch Toledo und beherrschte dann Nordafrika und einen Großteil Spaniens. Nach dieser dominierenden Figur, die sich zahlreiche Emire zum Vorbild nahmen, zerfiel das maurische Reich in Kleinreiche, die von Alfons VI. tributpflichtig gemacht wurden. Alfons war zuvor in Bruderkriegen siegreich geblieben und wurde 1072 König der erbgeteilten Territorien von Kastilien, Leon und Galicia. Die iberische Rückeroberung begann mit ihm und sah viele Etappen (Roderich / El Cid).
Brudermord, Kampf auf Kampf, Krieg nach Krieg, Eroberung und Rückeroberung - das war überall, weltweit, der Stil der Zeit, und nur wenn es für die Abd ar-Rachmans und Isabellas keine ernsthaften Gegner mehr gab, trat eine vorübergehende Friedenszeit ein, die die Herrscher, je nach individueller Begabung, unterschiedlich fruchtbar nutzten. Da war der pragmatische Abd ar-Rachman in Andalusien zum Beispiel der Fanatikerin Isabella überlegen. Isabella unterstützte allerdings Kolumbus, was welthistorische Folgen hatte.
Abd ar-Rachman III. baute prächtig und stiftete, unterstützt von Lobdichtern, die Legende von “El Andalus”.
Aber zunächst floß viel Blut, und es erstaunt, daß sich stets genug Kämpfer fanden, etwa slawische Söldner, die für den Nordafrikaner bzw. Mauren kämpften. Erobern war blutig, es winkte zwar reiche Beute, aber ob der einzelne Totschläger sie erlangen oder selbst getöte twürde, war unsicher. Sicher aber war , daß seit Hominidenzeiten der Krieg für viele Männer, und auch für Städte wie Sparta, eine ehrenhafte Lebensform war. Und zwar lange völlig unabhängig von Ideologien wie Shintoismus, Hinduismus, Islam oder Christentum. Und bestimmte Krieger wie Achill oder Alexander zeichneten sich durch besondere Kriegs- und Tötungslust aus, und wenn sie hochbegabt waren, wurden sie zum großen Schrecken ihrer Zeit. Die weniger Begabten wurden Söldner und stellten ihre eigenen kleinen Haufen zusammen, und sie kämpften für die Seite, die gute Beute versprach. In weiten Teilen Asiens (Afghanistan zB) und Afrikas (Kongo zB) kennt man sie heute noch und nennt sie “Warlords”.
Die Begabung dazu gibt es aber überall, sie kann sich nur in Europa und Amerika nicht mehr so recht entfalten, weil starke Zentralmächte die Männer nach innen domestizieren und nach außen, nach einem gigantischen Ausbluten, nicht mehr aggressiv sind.
Das war ein langer Prozeß, aber natürlich gibt es noch die Achills mit Totschlägermentalität. Während sich friedliche Männer nur moderat vermehrten, zeugten viehische Typen wie Achill abertausenfach, da Massenvergewaltigungen stets Teil des Krieges waren. Daher lebt ihr Erbgut bis auf den heutigen Tag, und sie treten immer wieder schrecklich hervor. Doch kann man die kleinen Achills schon im Kindergarten identifizieren, meint Hans Jürgen Eysenck.
Freitag, 14. Dezember 2012
Rückläufig
Der Prozeß der Zivilisation:
" Niederlande . Jugendliche prügeln Linienrichter tot
03.12.2012 FAZ · In den Niederlanden ist ein Schiedsrichter nach einer schweren Prügelattacke durch drei junge Amateurfußballer gestorben. Die Teenager aus Amsterdam wurden festgenommen.”
Es war der 41 Jahre alte Linienrichter Richard Nieuwenhuizen aus Almere, der nach dem Spiel auf dem Spielfeld vor aller Augen so schwer gegen den Kopf getreten wurde, daß er wenig später verstarb. 7 Jugendliche sitzen in Untersuchungshaft.
- Die Bombentasche im Bonner Hauptbahnhof hat offenbar einen islamistischen Hintergrund, aufgrund dieser Vermutung zog die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich. Die Bombe war gezündet worden, explodierte aber wegen einer Fehlkonstruktion nicht.
Donnerstag, 13. Dezember 2012
Sprach- und Mentalitätsgräben
Heimeliger Kommissionssitz in Brüssel
(Bild: EU-Kommission)
Das Dorf war das Heim und, von “Heim” später abgeleitet, die Heimat. Das althochdeutsche und mittelhochdeutsche “heim” hat sich gehalten in Städtenamen wie “Mannheim” und auch “Bochum”. Jahrhundertelang kamen die Menschen kaum aus ihren Heimatdörfern heraus, Wanderungsbewegungen durch Notlagen ausgenommen. Das Dorf bot alles, was der Mensch brauchte, von der materiellen Versorgung bis hin zu Gesellschaft und Tradition. Das Aufwachsen in einem geschützten und bewährten Raum, die Gewohnheit und die Einbindung in Arbeitsteilung und Familie mündeten in ein Verbundenheitsgefühl namens “Heimatgefühl”. Dies ist auch in abgeschwächter Form heute noch der Fall, in Zeiten der Mobilität, wie es in der Wendung “I’ve been East, I’ve been West, home is best” zum Ausdruck kommt.
Bei anderen Tieren ist das, nicht immer, aber oft sehr stark ausgeprägt: der Lachs laicht dort, wo er selbst das Ei verließ, der Storch baut gerne jedes Jahr auf dem gleichen Schornstein sein Nest und Tauben kehren über lange Strecken zu ihrem Heimatschlag zurück.
Bei Menschen sind die Grade des Heimatgefühls recht verschieden ausgeprägt, in abgeschlossenen Dörfern am Amazonas sehr viel stärker als in Dörfern an Handelswegen wie dem Rhein, und Städte mit ihrem schnelleren sozialen Wandel bringen weniger Sozialbindung und Heimatgefühl hervor.
Doch auch individuell fällt dieses Gefühl recht unterschiedlich aus. Manche Menschen kehren nach der Jugendphase in ihre Heimat zurück, andere später oder gar nicht. Klassische Musiker scheinen die mobilsten zu sein, vielleicht, weil schon der Musiktyp von der asiatischen Umgebung entfremdet und Ausbildung und Berufsausübung meist früh in die Ferne treiben. Im weltweiten Vergleich fällt auf, daß Europa, Amerika und Fernost sich, was die Klassik betrifft, musikalisch näherstehen, viele Japaner, Koreaner und inzwischen auch Chinesen machen Karriere außerhalb ihrer Heimat und lassen sich überall nieder zwischen Tokyo und Berlin, ausgenommen Afrika, wo man als einzigem Kontinent keine Wiener Klassik zu hören bekommt.
Kann schon die vorsprachliche Musik verbinden, so vermag dies die Heimatsprache um so mehr:
“Und als ich an die Grenze kam,
Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
In meiner Brust, ich glaube sogar
Die Augen begunnen zu tropfen.
Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
Da ward mir seltsam zu Mute;
Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
Recht angenehm verblute.”
Heine, Wintermärchen, Caput 1
Nun, Heine hat immer etwas übertrieben, meist sogar etwa mehr, aber bei der Heimatsprache, die eben auch die Muttersprache ist, handelt es sich um einen kulturellen Kosmos von größter, auch emotionaler Bedeutung. Das versprachlichte Denken begleitet den Sprecher überall hin und vermittelt ein kulturelles Heimatgefühl. Gesprochen in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft entwickelt die gemeinsame Sprache eine große Wirkung, man kann das in einem riesigen Land wie den Vereinigten Staaten sehen.
In Europa liegen die muttersprachlichen Dinge ganz anders. Schon die Schweiz hat ihr Sprachenproblem. Sie zerfällt in drei verschiedene sprachkulturelle Räume, in denen das Telefonieren von einem Teil in den anderen, etwa über den “Röstigraben” hinweg von Basel nach Genf, nicht so einfach ist wie von L.A. nach NYC. Und in Fribourg hat man ein etwas anderes Heimatgefühl als in Lugano. Zwischen Paris, Oslo, Athen und Talinn sind die sprachkulturellen Unterschiede noch viel stärker ausgeprägt. Zudem gibt es wegen der Sprachschranken keine gemeinsame europäische Öffentlichkeit.
Europapolitik, die das Heimatgefühl der vielen europäischen sprachkulturellen Räume nicht beschädigen will, muß es so halten wie in der Schweiz: sie muß den Ländern ein Höchstmaß an Selbständigkeit belassen. Europapolitik darf sich nicht zentralistisch und ungeduldig gebärden, wie das die Brüsselkraten gerne tun und wie es manche gar fordern, etwa das deutsche Trio infernale Bofinger, Nida-Rümelin und Habermas.
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