Montag, 16. Juli 2012

Glück gehabt





Spanien im 10. und 11. Jahrhundert
(Harms, Geschichts- u. Kulturatlas)








Madrid ist heute noch nicht Genf 


“Spain is different”, wirbt das spanische Fremdenverkehrsbüro. 
Wie recht es hat! Und je weiter es von Barcelona nach Westen und Süden geht, vorbei an den Bauruinen des Zapatero-Regimes, desto differenter wird es. Und desto ärmer und analphabetischer einerseits, desto reicher und protziger auf seiten der Großgrundbesitzer anderseits. 
Das hat eine lange Vorgeschichte. Denn von 700-1500, gerundet, war fast ganz Spanien, ausgenommen Kastilien und Katalonien, arabisch-mohammedanisch besetzt. Dort herrschte der Kalif von Cordoba. 
Es ist nicht überliefert, ob diese Kalifen ebenso viele Frauen nach dem Geschlechtsverkehr umbrachten wie jener legendäre Schahriyâr aus 1001 Nacht, der diese Angewohnheit besaß; Scheherazade fällt so viel ein, weil es um ihren Kopf geht.  
Aber insgesamt waren alle Kalifen keine Waisenknaben. Sonst wären sie nicht von Mekka aus bis nach Sevilla gekommen. Oder später die Türken bis vor Wien. 
Die Araber radierten blutig alle Spuren der Westgoten in Spanien aus, und es war ein Segen, daß Isidor von Sevilla schon im 7. Jahrhundert ein Kompendium des Wissen seiner Zeit erstellt hatte, bevor die islamischen Schwerter wüteten. Sonst wüßten wir gar nichts mehr von den Westgoten.  
In Andalusien sah es vorübergehend unter dem Einfluß der Unterworfenen so aus, als könnte der Islam sich geistig weiterentwickeln, Granada war weit weg von den herrschenden Abbasiden in Bagdad, aber die Taliban mit Kalif Yaqub al-Mansur  setzten dem ein Ende und verjagten die nicht völlig verbiesterten Geister wie Averroes.  
Es sähe in Südspanien noch rückständiger aus im Vergleich zu Katalonien, wenn nicht am 16. Juli 1212 bei Navas de Tolosa die Zurückschlagung der arabischen Invasoren begonnen hätte. Deswegen sieht es heute in Andalusien nicht so schlimm aus wie in Tunesien, Libyen oder Libanon. Prima.
  
Allerdings ist der Katholizismus nur ein Turbo im Vergleich zu erstarrten Kulturen, verglichen mit dem Protestantismus calvinistischer Prägung sieht er nicht so gut aus, wie das katholische Südamerika und das protestantische Nordamerika zeigen. In Europa ging die industrielle Wohlstandsentwicklung von den calvinistischen Niederlanden und Protestanten in England aus. Frühbürgerliche Einflüsse entwickelten im katholischen Frankreich die protestantischen Hugenotten. Das calvinistische Preußen, in das auch gewerbefleißige Hugenotten kamen, überflügelte das katholische Wien.  
So gesehen war 1212 ein guter Anfang, aber zu einem protestantischen Umgang mit Geld sollte Spanien noch ein paar calvinistische Zuchtmeister importieren.  

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