Mittwoch, 4. Juli 2012

Monogamie und Bruttosozialprodukt






Rhetorisch brillant lobt Isensee den ehemaligen Akademiepräsidenten Mikat - auch dessen Fähigkeit, immer neue Steuergelder für die Akademiezwecke zu beschaffen.







" Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben
und der Welt Enden zum Eigentum.
Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen,
wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen. "
Psalm 2,8f.  

Diese Worte des Jahwe an Moses dürften Kaiser Konstantin gut gefallen haben und so phantasierte er nach der Legende: In diesem Zeichen wirst du töten!
Tatsächlich gewann er 312 die Schlacht an der Milvischen Brücke gegen seinen Rivalen Maxentius und das Christentum wurde Staatsreligion des römischen Reiches. Noch Jahrhunderte schwankte das Christentum zwischen den Gewalttexten des Moses und der Liebesbotschaft des eigentlichen Religionsstifters Paulus (1. Korinther 13). Erst die Aufklärung zog den Christen die schlimmsten Giftzähne und verhalf Paulus zum Durchbruch. Der vergeistigte die christliche Botschaft und räumte mit äußerlichen Kultzeichen wie der Beschneidung auf, an der aber die orthodox-mosaischen Enkel bis heute festhalten. 
Der von der griechischen Philosophie beeinflußte Paulus mutete in seinen Briefen den Gläubigen allerhand Abstraktes zu, und er konnte von Glück reden, daß es ihm nicht erging wie der legendären Gestalt des Jesus Christus. 
Viele Zumutungen, deren Durchsetzung lange währte, aber doch schon früh begann, etwa die christliche, monogame Familie. Das war ein Frontalangriff nicht nur auf den orientalischen Harem - und alle biblischen Propheten besaßen einen - sondern auf die stammesgeschichtlich eingeschriebene männliche Reproduktionsstrategie, die bekanntlich der weiblichen, man könnte sagen: entgegengesetzt ist.  
Die mittelalterlichen Eheformen von Brautkauf (Muntehe), Kebsehe, Konkubinat und Friedelehe entsprachen dem, wurden aber von der Kirche bekämpft und im Laufe der Jahrhunderte zurückgedrängt (Ehen linker Hand wie die Mitterands werden aber im katholischen Frankreich geduldet). 

Mit diesem interessanten Thema beschäftigte sich früh auch der im September letztes Jahr verstorbene Paul Mikat (“Dotierte Ehe - rechte Ehe. Zur Entwicklung des Eheschließungsrechts in fränkischer Zeit”), nachdem er sich bereits in seiner Dissertation Gedanken über “Geschlechtliches Unvermögen als Ehehindernis im kanonischen Recht” gemacht hatte. Nach seiner aktiven politischen Zeit als Kultusminister widmete er sich aber mehr der Patristik.  
Kann der Katholik Mikat - seine Mutter war katholisch, der Vater Protestant - selbst als ein gelungenes Beispiel für Triebsubstitution zugunsten von Wissenschaft und Arbeit gelten, wie es in der Geschichte Europas inkarniert scheint?  

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