Kupferstich 1749 der Franckeschen Anstalten von August Gründler (Bild: Wiki.)
"Die Kinder müssen allzeit unter sorgfältiger Inspektion gehalten werden, sei es in der Stube, auf dem Hof, im Speise- oder Bettsaal, … oder wo es auch sein mag. Ist ein Präzeptor auf der Stube, hat er zu sehen, was sie machen, was sie lesen, was sie schreiben, denn es kann leicht sein, dass ein Kind in garstigen Büchern liest, worin er ihm durch Vorstellung des Willens und der Allmacht Gottes begegnen kann." (Francke, zit. n. DLF, Kalenderblatt 22.3.13)
So ging es zu in August Hermann Franckes und “Gottes schönster Schulstadt”. Francke wurde am 22.3.1663 geboren, war also kein Protestant der ersten Generation wie der Reformator und Schulreformer Johannes Bugenhagen, der von 1485 bis 1558 lebte. Aber mit den ‘Franckeschen Anstalten’ führte er den protestantischen Schulgedanken in ein professionelles Format, indem er auch die Lehrer zum Schulobjekt machte. Er gründete in seiner Schulstadt das erste Lehrerseminar, das in Preußen wahrhaft Schule machte. Auch die Mädchenbildung war mit 400 Schülerinnen integriert. Bemerkenswert auch, daß sein Schüler Johann Hecker 1747 in Berlin die erste praxisorientierte ‘Realschule’ gründete. Diese ersten ‘Volksschulen’ pflegten eine strenge Erziehung, die in den heutigen Schulen unvorstellbar wäre. Allerdings waren die Schüler des 17. und 18. Jahrhunderts früh befreit von der Schule, während heutige Schüler lange Jahre der Schulpflicht unterliegen.
Zu den in dieser Zeit erlittenen Schuldeformationen gehört auch, daß Gesindel unter den Schülern viel Spielraum bekommen hat und das Lernklima entsprechend leidet. Rund eine Viertelstunde pro Schulstunde geht durch Störungen verloren, nur wenige Lehrer schaffen es, auf 40 Minuten Unterrichtszeit zu kommen. Ich habe als hospitierender Refendar Stunden erlebt, in denen bei schwachen Lehrern praktisch kein Unterricht mehr stattfand. Die Schüler unterhielten sich, spielten Karten oder bewarfen den Lehrer beim Tafelanschrieb mit Kreide und Papier (Klasse 11 Gymnasium).
Lernbereite Schüler leiden dabei unter den Störungen der Lernverweigerer. Die SPD hat den Lehrern weitgehend die Strafen aus der Hand genommen. Schulverweise sind selten. Es kann zu so schlimmen Geschichten kommen, wie eine vor drei Jahren in einem Kölner Gymnasium stattfand (Kein Gespür für Grenzen, FAZ 20.3.13). Über zwei Jahre hinweg wurde eine gute Schülerin, sie war 13, von einigen Mitschülern schikaniert. Die aggressiven Schüler wurden nicht sofort von der Schule entfernt, um ein für alle deutliches Zeichen zu setzen und das grausame Spiel zu beenden, sondern es wurde ein rotgrünpädagogisches Verwöhnprogramm gefahren:
‘ "No blame" heißt das Programm, in dem sich beide Seiten aussprechen sollen, dabei werden keine Verursacher benannt, und ein direkter Angriff soll möglichst verhindert werden. Als auch das nicht weiterhilft, sondern sich die Lage noch verschärft, wird ein Mobbingtagebuch angelegt, in dem alles genau festgehalten wird. Dieses Mal werden die Verantwortlichen klar benannt und zwei neutrale Personen bestimmt. Doch auch dieses Konzept scheitert, die Attacken hören nicht auf. Alina zieht sich immer mehr zurück, lernt noch mehr für die Schule, ein Teufelskreis. Die Lage wird schlimmer. ‘
Sie wird noch viel schlimmer, denn die Schülerin wirft sich mit 15 verzweifelt unter eine Straßenbahn. Sie überlebt jedoch und sitzt jetzt mit 16 im Rollstuhl.
“Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;
Weh dir, dass du ein Enkel bist!”, heißt es im FAUST. Aus der Schule ist vielfach eine Plage für lernbegierige Schüler geworden, die unter den Störschülern, defizienten Lehrern und rotgrüner Schulideologie leiden. Schulprobleme hat es immer und überall gegeben, es ist jedoch inzwischen ein Tiefstand erreicht, der es Eltern nicht mehr erlaubt, ihre Kinder auf die nächstbeste Schule zu schicken. Die nächstbeste Schule könnte eine sein wie das Gymnasium der Alina in Köln.