Freitag, 26. Juli 2013

Bildung, Einbildung, Unbildung


Kleines Quiz: Handelt es sich bei diesem studierten Herrn a) um einen Meeresverbrecher? b) einen Deutschlehrer? c) um den Nachfolger Fischers in der Putztruppe? d) um einen Pfarrer?


Der “Wirtschaftsweise” Lars Feld beklagt in einem FOCUS-Interview: “ Es ist wirklich beunruhigend, dass in der Schule immer stärker der Bildungsstand des Vaters über den Erfolg des Kindes im Klassenzimmer entscheidet.”
 Ob das überhaupt zutrifft, bezweifle ich als Absolvent des Zweiten Bildungsweges aus bildungsferner Familie. Das deutsche Bildungssystem ist außerordentlich durchlässig und vielfältig. Zudem fließen Unsummen in die Bildungslandschaft. Es gehört aber ein Lernklima zum Lernen, und dieses wurde durch rotgrüne Dauerreformen erheblich beschädigt. Daher stammt die wachsende Unbildung der Schüler, aber auch bereits der Lehrer. Außerdem paßt es ins Bild  einer großteils unerzogenen, verwöhnten und vor allem uninteressierten jungen Generation, die die Atmosphäre in den Klassen bestimmt, daß diejenigen Schüler am besten in einer solchen lernunfreundlichen Situation abschneiden, die aus einem literaten und erziehenden Elternhaus kommen und die sich gegen die Störschüler immunisieren. Weiterhin ist das Bildungspotential aus einfachen Berufen, anders als vor 100 Jahren, als das Schulsystem viel undurchlässiger war, weitgehend ausgeschöpft. Intelligenz wird zu einem großen Teil vererbt.
Es ist auch zu kurz gegriffen,  allgemein von “Bildung” zu sprechen. Der Bildungsimperativ in den Massenmedien lautet Unterhaltung und Spiel. Das teilt sich auch den Schülern mit. Man kann das gut selbst an der Zusammenstellung der Nachrichten im Laufe der Jahre ablesen: Sport und Meldungen aus der Mode-, Glitzer-und-Marotten-Branche sind nicht nur Teil der Nachrichten geworden, was vor 1970 undenkbar war, es wird ihnen auch immer mehr Platz eingeräumt. Bildung als Arbeit an der Persönlichkeit gibt es weitgehend nur noch im privaten Raum.
Besonders nachgelassen haben die schulischen Leistungen in den Naturwissenschaften. Von denen spricht Feld gar nicht, obwohl von denen und der Technik der Wohlstand in unserem Land in erster Linie abhängt. Denkt er so undifferenziert oder traut er sich nicht, diesen wichtigsten Punkt des deutschen Bildungssystems anzusprechen, weil das nicht in Mode ist? Ziemlich seltsam für einen Ökonomen in leitender Stellung. Er versäumt auch völlig darauf hinzuweisen, daß Spitzentechnik in Deutschland weitgehend gefährdet ist in den Bereichen Kerntechnik und Biotechnik zugunsten von altertümlicher Hühnerhofagrarwirtschaft und unzuverlässiger sowie teurer Wind- und Solarbrettertechnik der albernen Energieerzeugungsart.
Mit schlechter Lernhaltung in den Schulen und schlechter Energiepolitik und vertriebener Biotechnik wird es mit dem deutschen Wohlstand unweigerlich abwärts gehen. Das hätte ein mutiger Ökonom angesprochen.

Nachtrag: Im Herbstangebot der Gemeindevolkshochschule findet sich nicht ein einziges "Bildungsthema" im engeren Sinn, also zB ein Goethe- oder Shakespeare-Thema, ein Kurs zur Geschichte des Mittelalters, zur Persönlichkeitspsychologie, Wirtschaftsgeschichte etc.
In der Gemeinde wohnen besonders viele Akademiker. 1970 hätten sich solche Themen gefunden.

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