Sie hält es mit der Flamme, keinesfalls aber so wie Nietzsche:
Ja, ich weiß, woher ich stamme,
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr’ ich mich.
Licht wird alles was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse,
Flamme bin ich sicherlich.
Nein, die Physiko-Chemikerin Katharina Kohse-Höinghaus ist eine effiziente Arbeiterin im Steinbruch der Naturwissenschaft. Sie sprach auf dem interdisziplinären Forum der Akademie der Wissenschaften NRW zur Planbarkeit des wissenschaftlichen Erfolgs. Eingangs präsentierte sie ein großes 12500 Tonnen-Teil des CERN mit dem dem kleinen Higgs, der aber sein kleines Higgs-Teilchen nicht der Kamera entgegenstreckte. Ja, Physiker-Spiellust und Ingenieursfleiß bringen einiges zustande, auch riesige Beschleuniger für kleinste Teilchen. Fleiß und Professionalität sind für solche Taten nötig, und historisch sah Kohse-Höinghaus den europäischen Porzellanerfinder Böttger als Beispiel, ebenso den Alfred Wegner.
Zu Fleiß und Professionalität gehöre aber auch der glückliche Zufall, Serendipität benannt (das aus dem Englischen stammt und sich über den Soziologen Robert K. Merton verbreitete).
Die Serendipität hatte natürlich ihre Hand im Spiel bei Porzellan-Böttger, denn eigentlich sollte er für seinen Sklavenhalterherrn August der Fette von Sachsen-Polen Gold machen. Und Columbus entdeckte ungeplant Amerika, und Hoffmann das LSD. Und auch der Schulabbrecher Liebig fummelte so herum und schuf den welternährenden Phosphatdünger in schweren Hungerzeiten. Aber wie plant man Forscher und Erfinder vom Rang der Böttiger, Liebig und Röntgen?
Kohse-Höinghaus ging implizit davon aus, daß sich diese automatisch und von selbst in den Wissenschaftsapparaten einfinden, wo sie dann fleißig arbeiten. Der schöpferische Genius kam bei ihr nicht vor. Der spielt aber nach wie vor eine entscheidende Rolle. Und er besitzt oft nicht die quadratisch-praktisch-gute Apparate-Paßform. Um Unternehmen wie SUN und CISCO zu befeuern, braucht es Leute wie Bechtolsheim (Gates, Jobs, McKnealy etc.), und die wollen nicht unbedingt der Ordnung eines Studiengangs, eines ordentlichen Werdegangs dienen, sondern ihrem individuellen Forscherdrang nachgehen. Von seiten der Gesellschaft aus gesehen, gibt man ihnen am besten viel Freiraum. Der Rest findet sich ungeplant. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschft (heute Max-Planck-Gesellschaft) war ein frühes institutionelles Angebot an große Talente, die (privaten) amerikanischen Forschungslabors ebenfalls.
Ob die aktuellen Exzellenz-Initiativen in Deutschland und solche Kreationen wie caesar (Bonn) den Spitzentalenten genug Raum geben oder nur dem Mittelmaß dienen, also der Verstetigung, nicht dem Neuen, das bleibt abzuwarten. Deutschland verfügt nach dem Verlust der Kerntechnik, Mikroelektronik und Grüntechnik über keine nennenswerte Zukunftstechnik mehr. Und die grünen Ausgeburten der PhilFak unter Führung einer zweitklassigen Ex-Physikerin legen bereits die Axt an die verbliebene erfolgreiche Automobiltechnik.
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