Samstag, 5. April 2014

Praktische Talente würdigen, Bildungsmüll entfernen, Disziplin stärken










"In der Schule lernt man unter einer Glocke, die von Natur und Gesellschaft isoliert. Von beidem haben auch die Lehrer fast nichts erfahren, denn sie haben immer in den Isolierstationen Schule und Hochschule gelebt, wie ihre Lehrer und Professoren. Und deren Lehrer und Professoren, die didaktische Inzucht ist viele Generationen alt.
Die Schulen befriedigen nicht Lernbedarf, sondern Unterrichtsbedarf. Diese beiden stimmen nur gelegentlich überein. … die Unbegründetheit schulischen Lernens ist in vielen Fällen offensichtlich."


Wilfried Meyer, Wollt ihr die totale Schule?, 1984, S. 16f., 100 (Meyer war Gesamtschulrektor)
Dem Problem pädagogischer Inzucht ist schwer zu begegnen. Mit der besonderen Entwicklung der Berufe, besonders der akademischen, hat sich auch der Lehrerberuf professionalisiert. Der Lehrer studiert auf ein Staatsexamen hin, das Lehrer entworfen haben, die weitere Ausbildung erfolgt in einem Lehrerseminar durch Lehrer, und das 2. Staatsexamen wird von den Ausbildungslehrern abgenommen. 
Bei allen pädagogischen Fortschritten, die damit tatsächlich erreicht wurden, sie sind u.a. mit den Namen Heinrich Roth und Klafki verbunden, so bleiben doch Kanon und Grundkonzept sich gleich. Durch kleine Wissenshäppchen aus vielen Fächern – die mögen dem Schüler gefallen oder nicht – soll eine umfassend gebildete Persönlichkeit werden. Nachuntersuchungen haben jedoch ergeben, daß bereits nach einem Jahr nach Beendigung der Schulzeit nur noch wenig Wissen vorhanden ist, das dann innerhalb von fünf Jahren ganz verschwindet, so es nicht beruflich angewendet wird. Jeder kann das bei sich selbst und bei anderen Erwachsenen nachprüfen, Ehemaligentreffen eignen sich dafür gut. Lernen ist eben interessegeleitet, wo das Interesse fehlt, besitzt auch der didaktisch geschickte Lehrer wenig Möglichkeiten. Zumal er einem schülerfremden Lehrplan folgt. 

Das Problem ist unlösbar, aber ein großer Strauß von Möglichkeiten bietet sich: Reduzierung der Schulpflicht, größere Wahlmöglichkeiten für die Schüler, Begrenzung der Beamtenmentalität der Lehrer durch ein Angestelltenverhältnis und mehr Schulwettbewerb durch möglichst viele private Schulen. Der stärkere Übergang zu Eingangsprüfungen – die es vielfach bereits gibt - statt der ersessenen Berechtigungsabschlüsse schafft dafür mehr Raum.

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