Samstag, 4. April 2015

Gefühlskälte läßt sich schon früh beobachten






Graphik: http://www.verhaltenswissenschaft.de/Psychologie/Personlichkeit/Gesamtsysteme/gesamtsysteme.htm


Nachdem jetzt alle Hinweise im Fall des Germanwings-Unglücks auf den Copiloten als Täter deuten - gegenteilige Hinweise sind bisher nicht publiziert worden - stellt sich die schwierige Frage:
Hätte man die fliegende Bombe Lubitz vor der Explosion erkennen können?

Ich vermute, daß empirische Psychologen wie Hans Jürgen Eysenck Hinweise auf Psychotizismus bei Lubitz gefunden hätten. Nur diese Persönlichkeitsdimension läßt gewalttätiges Verhalten zu. 
Im Wikip.-Eintrag heißt es dazu:

Psychotizismus ist eine von drei unabhängigen Persönlichkeitseigenschaften im P-E-N-Modell des Persönlichkeitspsychologen Hans Jürgen Eysenck, neben Extraversion undNeurotizismus. Die Dimension sollte ursprünglich abgeschwächte Merkmale derSchizophrenie und anderer psychotischer Störungen bei gesunden Menschen erfassen. Ein Zusammenhang konnte jedoch nicht empirisch bestätigt werden. Zum „Psychotizismus“ gehörende Merkmale sind Aggressivität, Gefühlskälte, Egozentrik, Impulsivität, Kreativitätund Antisozialität. Grundlage dieser Persönlichkeitsdimension ist auch die Annahme eines Kontinuums zwischen gesund und psychotisch. Demzufolge würden hoch psychotische Personen den einen Extrempol bilden und in Persönlichkeitstests entsprechend die höchsten Psychotizismuswerte erzielen. Der andere Extrempol wird als Realismus oder Impulskontrolle bezeichnet. Personen aus diesem Bereich verhalten sich realistisch und angepasst und würden voraussichtlich in Tests die niedrigsten Psychotizismuswerte erzielen. Psychotizismus konnte sich aufgrund seiner unscharfen Definitionen nicht durchsetzen und wird daher in der heutigen Persönlichkeitspsychologie nicht mehr genutzt.“

Die Kritik findet die Definition zu ungenau und zu schwierig in der Handhabung. Das ist aber ein Problem aller Testkonstruktionen. Und ihrer Interpretationen. Man darf nicht die Ergebnisgenauigkeit simpler physikalischer Messungen erwarten. Und bei besonders verantwortungsvollen Tätigkeiten müssen auch geringste Zweifel zur Ablehnung des Bewerbers führen. Im Falle Lubitz scheint es sogar sehr einfach zu sein: Da die idiotisch langen Schulzeiten und die permissive Spaßschule die Persönlichkeitsreifung stark behindern und verzögern - über die 30 Jahre hinaus - darf es keine Piloten unter 30 geben. Bei Unverheirateten ohne Kinder wären die 40 abzuwarten. Dazu kämen dann Tests, die besonders auf psychotizistische Merkmale hin konstruiert sind, die neurologische Mechanismen nutzen, wie das Lügendetektoren tun, und die durch das übliche Testtraining nicht zu umgehen sind. 
Eltern und Großeltern dürfen sich die Frage ihrer indirekten, zulassenden Verantwortlichkeit in besonderer Schärfe stellen, denn sie verfügen über die Ergebnisse eines sehr langen Beobachtungszeitraums. Die Eltern sind allerdings nicht verantwortlich für das Verhalten des Sohnes. Das ist nur er selbst. Als Naturwissenschaftler (Ingenieur, Kinderarzt) sind sie vermutlich auch besonders schlechte psychologische Beobachter gewesen. Und zudem in Persönlichkeitspsychologie strohdumm. Aber wenn ihnen im Nachhinein aus dem Leben des Sohnes einiges auffällt, dann sollten sie es zumindest der Psychologie mitteilen. Der ernsthaften, der empirischen Psychologie. Nicht den freudianischen Psychos. 
       

EYSENCK (Ed.), HANDBOOK OF ABNORMAL PSYCHOLOGY, London 1968













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