1974 putschten äthiopische Militärs gegen Kaiser Selassie. Sicher eine gute Sache. Diese Spottgeburt aus Dreck und Gold betrachtete Äthiopien als sein Privateigentum. Machten es die marxistisch orientierten Militärs besser? Dazu einer der Minister, Wolde Giorgis, im Rückblick:
„Zu Beginn der Revolution wiesen wir alles zurück, was mit der Vergangenheit zu tun hatte. Wir fuhren nicht mehr mit Autos noch trugen wir Anzüge; Krawatten galten als verbrecherisch. Alles, was einen wohlhabend und bourgeois aussehen ließ, alles, was prachtvoll oder mondän wirkte, wurde als Teil der alten Ordnung verachtet. Dann, um 1978, änderten sich die Dinge. Allmählich wurde Materielles akzeptiert und dann gefordert. Designerkleidung von den besten europäischen Couturiers wurde zur Uniform sämtlicher hohen Regierungsvertreter und der Mitglieder des Militärrats. Wir hatten von allem das Beste: die besten Häuser, die besten Autos … Es war eine völlige Verkehrung der Revolutionsideale.“
(Acemoglu/Robinson, Warum Nationen scheitern, S. 428)
Diese Geschichte kennen wir schon seit Robespierre und Napoleon, spätestens seit Orwells „Farm der Tiere“. Einige Zeit nach der Revolution sitzt ein neuer Diktator im goldenen Stuhl des alten Ausbeuters. Kabila, Kenyatta, Nasser, Mugabe, Zuma.
Und seit Haile Selassie hat sich nicht viel verändert in Äthiopien. Das Land steht weiterhin ganz hinten bei Wohlstand, Wissenschaft und Entwicklung.
Wie in Kenia bedient sich die Elite. Acemoglu nennt das „herausziehend“ (extracting).
Obama hat bei seinen Besuchen also viel anzumahnen. Ob es hilft? Insbesondere das Beispiel Äthiopiens stimmt nachdenklich, weil es ein frühchristliches Land ist. Der Einfluß des Christentums hat es also nicht vermocht, „inklusive“, also breite Teile der Bevölkerung befreiende und stimulierende Impulse zu setzen. In Europa taten das u.a. die Renaissance, die Reformation und die Aufklärung.
Einstweilen bleibt die Frage unbeantwortet, wie in Afrika Pluralismus, individuelle Freiheit und Eigentumsrechte unter dem Schutz eines Rechtsstaates, sowie Wissenschaft und Fortschrittsdenken auf den Weg gebracht werden können.
Predigen wird nicht reichen. Immerhin repräsentiert Obama mit seiner Familie, noch anders als sein Vater, und auch nützlich für die Afro-Amerikaner zuhause, die stabile Einfrauen-Familie. Diese Institution besitzt große zivilisatorische und ökonomische Bedeutung. Die traditionelle afrikanische Promiskuität steht dem im Wege.
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