Donnerstag, 10. September 2015

Das Wandern war nur für den jungen Müller eine Lust, denn er brauchte keine Mühle auf den Buckel zu nehmen. Er klopfte beim jeweiligen Müllermeister an, und der nahm den wandernden Gesellen auf, wenn er ihn brauchte, oder schickte ihn weiter, wenn er keine Verwendung für ihn hatte. So ging es allen Zunfthandwerkern, und mit den Jahren und ermüdeter Wanderlust waren sie froh, wenn sie irgendwo als Zunftmitglied angenommen wurden und sich niederlassen konnten. Das Wandern war zur Hälfte ein Zwang, denn nur wenige Gesellen wurden irgendwann als vollwertige Zunftmitglieder akzeptiert. Beim Wandern konnten die Gesellen oftmals neue Fertigkeiten und Verfahren lernen und verbreiteten diese. Lange Zeit war das so, bis zur Abschaffung des Zunftzwangs in der bürgerlichen Gesellschaft. Dieses relativ fruchtbare Wandern hat natürlich nichts mit dem nomadischen Wandern des frühen Menschen zu tun, wie es das auch heute noch vereinzelt gibt. Der Nomade hat mit dem Wandern alle Hände voll zu tun, er ist nicht in der Lage, systematisch Wissen zu sammeln, zu speichern und das wachsende Wissen an die folgenden Generationen weiterzugeben, wozu Schrift und Medien gehören. Der Nomade blieb und bleibt ein beschränkter Mensch. Dies gilt auch für die Raubwanderungen von Stämmen wie den Wikingern, den Hunnen, den Mongolen etc. Die durch die Gewaltexzesse angestossenen Stammeswanderungen der Vandalen und Goten waren für die Iberer und Römer auch kein besonderer Vorteil. Im großen und ganzen wird aus der Errungenschaft der Seßhaftigkeit erst ein dauerhafter und wachsender Gewinn mit der Verteidigungsfähigkeit der Territorialherren. Dabei ist es bis heute grundsätzlich geblieben. Ausnahmen sind die Wanderungen von Wissensträgern, insbesondere dem Import von Spitzentalenten, wovon die amerikanischen Universitäten und die USA insgesamt leben. Die Europäer ließen hingegen ahrzehntelang viele Unqualifizierte in die Sozialkassen einwandern, weswegen sie heute von der Substanz leben, nicht einmal ihre Straßen und Brücken können ordentlich pflegen und reparieren. Die jetzige Invasorenwelle von Unqualifizierten sind sie außerstande abzuwehren, ihre politischen Führer sind sozialistisch vernebelt. Von diesem Ansturm der Unqualifizierten, Islamisten inklusive, wird sich Europa auf lange Zeit nicht erholen. Es mutet daher absonderlich an, wenn ein bekannter Politologe ein völlig undifferenziertes und historisch mangelhaft unterfüttertes Loblied auf Wanderung anstimmt und das Feuilleton der NZZ es abdruckt (“Über Migration und Migranten. Die Geschichte menschlicher Wanderungsbewegungen Die Menschheit ist durch Migration zu dem geworden, was sie heute ist. Das sollte in der gegenwärtigen «Flüchtlingsdebatte» nicht vergessen gehen”, von Herfried Münkler, 5.9.2015 NZZ) Man gewinnt den Eindruck, große Teile des universitären Betriebes widmen sich heute vor allem der Unsinnsproduktion. /// D 795 no 1 Das Wandern

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