Samstag, 31. März 2018
Freitag, 30. März 2018
Donnerstag, 29. März 2018
Condoleezza Rice: «Ich liebe Hegel»
https://www.nzz.ch/feuilleton/wenn-dus-nicht-schaffst-versuchs-wieder-ld.1359674
“Tocqueville, James Madison – und Hegel”.
Tocqueville mit seinem frühen Buch “Über die Demokratie in Amerika” und natürlich Madison sind zurecht amerikanische Ikonen.
Hegel, der große Besserwisser und Falschversteher, aber nicht.
Und fehlt da nicht Max Weber? Von ihm stammt der Satz, an den sich nicht nur jeder Außenpolitiker jeden Tag erinnern sollte:
"Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht." (Max Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )
Mit Politik muß also sehr zurückhaltend umgegangen werden, besonders, wenn es um Krieg geht. Krieg kann völlig unvermeidlich sein, aber er muß sorgfältig durchdacht werden und bei jedem kleinsten Zweifel unterbleiben.
Die Frage nach dem Krieg stellt sich bei Rice leider, denn in ihre Amtszeit fällt der Irak-Krieg. Universitätspersonal mit dem typischen hohen IQ neigt zum Besserwissen vom Typ Hegel - das ist leider keine gute Voraussetzung für Politik. Natürlich läßt sich auf die universitäre Wissensanhäufung nicht verzichten, aber die hohe Pfadabhängigkeit bei Hochschullehrern und die ihnen natürliche Anmaßung von Wissen läßt sie eher als Kontraindikatoren in Frage kommen.
“Tocqueville, James Madison – und Hegel”.
Tocqueville mit seinem frühen Buch “Über die Demokratie in Amerika” und natürlich Madison sind zurecht amerikanische Ikonen.
Hegel, der große Besserwisser und Falschversteher, aber nicht.
Und fehlt da nicht Max Weber? Von ihm stammt der Satz, an den sich nicht nur jeder Außenpolitiker jeden Tag erinnern sollte:
"Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht." (Max Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )
Mit Politik muß also sehr zurückhaltend umgegangen werden, besonders, wenn es um Krieg geht. Krieg kann völlig unvermeidlich sein, aber er muß sorgfältig durchdacht werden und bei jedem kleinsten Zweifel unterbleiben.
Die Frage nach dem Krieg stellt sich bei Rice leider, denn in ihre Amtszeit fällt der Irak-Krieg. Universitätspersonal mit dem typischen hohen IQ neigt zum Besserwissen vom Typ Hegel - das ist leider keine gute Voraussetzung für Politik. Natürlich läßt sich auf die universitäre Wissensanhäufung nicht verzichten, aber die hohe Pfadabhängigkeit bei Hochschullehrern und die ihnen natürliche Anmaßung von Wissen läßt sie eher als Kontraindikatoren in Frage kommen.
Mittwoch, 28. März 2018
Juli 1837
“Überall Fluthen und Überschwemmungen! … In Leschkirch feiern wir jetzt schon den fünften Tag Wasser: die Wege sind bodenlos, die Communication mit den obern Gegenden unterbrochen; der Harebach zum Strome angeschwollen, und überall weithin aus seinen Ufern getreten.”
Joh. Karl Schuller, Briefe eines Reisenden durch Siebenbürgen, Julius 1837, S. 5
Und was schildert Horaz (65-8 vor Seneca) in der 2. Ode im ersten Buch?
“Als die Fischbrut hoch in der Ulme festhing,
Wo die Waldtaub’ einst sich gefreut der Wohnung
Und die Gems durch hochaufwallende Meerflut
Bange dahinschwamm.”
Heut’, ach, ziehen Lügner und Betrüger durchs Land
Zu vergiften der Menschen Denken und Tun!
Wie abscheulich, ekelhaft und gräßlich!
Dienstag, 27. März 2018
Diesel und Glyphosat, tippe ich mal
http://www.deutschlandfunk.de/lebenserwartung-steigt-maedchen-83-jahre-jungen-78-jahre.2850.de.html?drn:news_id=865656
Montag, 26. März 2018
Sonntag, 25. März 2018
Samstag, 24. März 2018
Fake science
Klimawandel-Alarmismus gebündelt
Während der letzten Monate habe ich hier bei CFACT eine Reihe von Beiträgen geschrieben, welche systematisch den Klimawandel-Alarmismus widerlegen. Da keiner der Einzelbeiträge die gesamte Widerlegung enthält, habe ich mir gedacht, dass es sinnvoll wäre, diese Beiträge zu kombinieren und wie folgt zusammen zu fassen. Man beachte, dass Vieles hiervon aus Forschungen von mir selbst hervorgeht.Ich wiederhole nicht einfach nur alte Argumente.
Der Schlüssel zu meiner Widerlegung steht in diesem Beitrag mit dem Titel „No CO2 warming for the last 40 years?“ [in deutscher Übersetzung beim EIKE hier]. Darin lautet mein zentraler Punkt, dass die Satelliten-Aufzeichnungen das Beste sind, was wir für aktuelle Messungen der globalen Erwärmung haben und dass diese Aufzeichnungen keinerlei Anzeichen des Einflusses von Menschen auf die globalen Temperaturen zeigen. Überhaupt keines. Die darin zum Ausdruck kommende geringfügige Erwärmung ist durchweg natürlichen Ursprungs.
Ein zentraler Punkt des Klima-Alarmismus‘ ist jedoch, dass er sich auf statistische Modelle stützt und dass diese Modelle eine stetige und große Erwärmung zeigen. Dies gilt vor allem für die stetige Erwärmung im Zeitraum 1978 bis 1997, welche die Satellitendaten gar nicht zeigen. Die Klimamodelle sind so frisiert, dass sie diese vermeintliche stetige Erwärmung zeigen und diese dann in die Zukunft für die nächsten 100 bis 300 Jahre projizieren, was die gesamte Menschheit schädigen soll.
Dies bringt mich zu meinem Beitrag zu „Fake Temperatures“ [in deutscher Übersetzung beim EIKE hier]. Darin weise ich nach, dass diese Statistiken vollkommen unzuverlässig sind und man ihnen nicht glauben darf. Oder anders gesagt, falls sich die Erde aus irgendwelchen Gründen wirklich erwärmt hat, dann ist der Grund dafür sicher nicht die atmosphärische CO2-Anreicherung.
Nun ist jedoch die Erwärmung in der Vergangenheit keine wirkliche Grundlage für Klima-Alarmismus. Tatsächlich behauptet niemand ernsthaft, dass wir zurück in die Kleine Eiszeit geraten. Die reale Angst vor dem Klimawandel kommt ausschließlich direkt aus Computer-Modellen, welche gewaltige Schäden infolge der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung projizieren. Ein gutes Beispiel dafür steht hier [Titel übersetzt]: „Computer sagen, dass der Klimawandel schlimmer sein wird als wir (wieder und wieder und wieder) gedacht haben“.
In diesem Beitrag mit dem Titel [übersetzt] „Die Flut von Modellierungen in der ,Klimawissenschaft‘“ schreibe ich, dass es in der heutigen „Klimawissenschaft“ mehr Modellierungen gibt als in allen anderen Wissenschaftsbereichen zusammen. Und das futuristische Modellieren ist keine Wissenschaft, weil es keine überprüfbaren Hypothesen gibt.
In dem Beitrag [Titel übersetzt] „Zirkelschlüsse der Klimamodelle“ weise ich darauf hin, dass die Grundlage der Klimamodellierung Zirkelschlüsse sind. Ursachen sind erstens die Hypothese, dass nur Menschen Klimawandel verursachen können und zweitens, dass die Modelle dann zeigen, dass Menschen den Klimawandel verursachen.
Die grundlegenden Punkte sind ziemlich einfach. Die besten Beobachtungen, die wir haben, zeigen keine Erwärmung durch CO2, und die Modelle können nur deswegen eine gefährliche Erwärmung durch CO2 projizieren, weil sie genau so programmiert worden sind, dass sie dies zeigen.
Während CO2 tatsächlich ein Treibhausgas ist, lässt sich nicht folgern, dass es zu einer Erwärmung führen muss, und die Beweise zeigen, dass das auch nicht der Fall war. Warum der zunehmende CO2-Gehalt keine Erwärmung verursacht hat, ist eine wichtige wissenschaftliche Frage, aber die CO2-sensitiven Klimamodelle können diese Frage nicht beantworten.
Eindeutig müssen die Klimawandel-Forschung neu entworfen und die Klimamodelle überarbeitet werden, um zu den Beobachtungen zu passen. So sollte Wissenschaft eigentlich funktionieren.
Geschickte Politik oder was?
Konnte man das vorher ahnen?
Den Klima-Klamauk als solchen erkennen, den Umweltwahnsinn der Umweltbehörde EPA, die Rolle Israels und diejenige Irans, die dreiste Rolle der chinesischen Diktatur, die tragende Rolle des Nationalstaats erkennen - sehr bedenklich! Wer hätte sich das vorstellen können?!
Erst eine stark marktwirtschaftliche Orientierung, dann eine extrem sozialstaatliche; eine Kernkraft bestätigende Politik mit Verlängerung der Laufzeiten, dann ein diktatorisches Abwürgen der Kernkraft mit enteignungsähnlichen Begleiterscheinungen und eine Verschandelung der Landschaft mit teuren Zappelstromvogelhäckslern;
eine Ablehnung von Multikulti, dann die Destabilisierung des Landes durch hemmungslose und illegale Grenzöffnung - kann man da auf einen psychiatrischen Fall schließen? Aber nein. So sieht geschickte Politik aus.
Einstiegslektüre: Gerd Langguth, Merkel.
Politiker, die sich an ihre Wahlversprechen erinnern? Das sind Ringeltauben.
Freitag, 23. März 2018
Gut recherchiert
Süßmilch, Johann Peter, protestantischer Theologe, Statistiker, * 3. 9. 1707 Zehlendorf bei Berlin, Ω 22. 3. 1767 Berlin
Süßmilch schrieb “Die göttl. Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben” und bezeichnete damit den Beginn der deutschen Demographie.
Kann man ihn zu den Aufklärern rechnen? Ich denke, ja. Vielleicht sogar mehr als einen Kant, der zwar systematisch dachte, aber der Empirie abgeneigt war. Süßmilch heute zu lesen ist viele Male interessanter als Kants “Kritik der praktischen Vernunft”, die voller blinder Annahmen und Postulate steckt. Süßmilchs ermittelte Sterbedaten von Männern und Frauen fanden zeitnah Eingang in die Praxis der Witwenversicherung, die Preußens Friedrich II., der aufgeklärte Autokrat, 1775 errichten ließ. Die Zahlen dienten bis ins 19. Jahrhundert den Sterbetafeln der Lebensversicherung.
Süßmilch ging zwar von einem göttlichen Hintergrund aus, erbrachte aber - wie viele protetantische Pfarrer, die zB Uhren und Rechenmaschinen konstruierten - eine säkulare Leistung. In diesem Sinne arbeiteten sie so aufklärerisch wie ihre atheistischen Kollegen La Mettrie und Holbach.
Foto: Wiki.
Donnerstag, 22. März 2018
Ohne Merkel sein
"Nicht abwarten, daß man eine untergehende Sonne sei
Es ist eine Regel der Klugen, die Dinge zu verlassen, ehe sie uns verlassen. Man wisse, aus seinem Ende selbst sich einen Triumph zu bereiten. ..."
Gracian, Handorakel - 110 -
Mittwoch, 21. März 2018
Das Meinungskartell fühlt sich gestört
Eine Spruchblase der Parteienobrigkeit reicht!
Ja, das ist schon außerordentlich ärgerlich! Von ARD bis ZDF, von STERN bis ZEIT, von den SED-Nachfolgern bis CDU - alles wurde so schön auf LINKS gebürstet, daß man allüberall nur das Gleiche hört, mal in grüner Verpackung, mal in schwarzroter. Und dann kommen solche Internetfirmen wie Facebook daher und geben den Ausgegrenzten, den Nichtbesitzern von Zeitungen und den Totgeschwiegenen Platz für ihre Meinungen und Standpunkte! Unzensiert! Unerhört! Das geht gar nicht, meinen alle Regierungsparteien und Meinungseinflüsterer und journalistischen Oberlehrer!
Man kann den Ärger verstehen. Aber freuen darf man sich trotzdem. Auch darüber, daß man sogar mit eigener Währung - den eigenen Daten - billig Facebook-Platz bekommt. Und sogar mehr und mehr nur die Werbung eingeblendet wird, für die man sich interessiert. Also keine für ALDI, keine für die CDU, keine für LIDL, keine für die SPD, keine für PENNY, und schon gar keine für die Grünen. Das kann man Fortschritt nennen.
Bravo Facebook!
Montag, 19. März 2018
Sonntag, 18. März 2018
Altruismus und Innovation
Soziale Insekten wie Ameisen und Bienen sind zugleich extrem altruistisch aufgrund ihres großen Verwandtschaftsgrades; sie stammen alle von einer Königin ab. Bei Ameisen erstreckt sich die genetisch-soziale Bestimmung auch auf die Körperform; die “Soldaten” besitzen einen vergrößerten Kieferapparat, auch die anderen Funktionskasten sind physiologisch differenziert. Man kann diese streng gebundene und stammesgeschichtlich kodierte soziale Ordnung als prototypisch “faschistisch” (fasces) auffassen, der individuelle Spielraum ist so klein wie bei den Spartanern und so kastenhaft organisiert wie in Platons “Staat”. Die Stabilität dieser Sozialorganisation ist sehr hoch, aber die Innovationskraft sehr gering. Dies läßt sich auch bei primitiven menschlichen Gemeinschaften der Gegenwart finden, etwa den Yanomami. In der Abgeschlossenheit des venezolanischen Urwalds hat sich ihre Kultur in Jahrtausenden offenbar wenig verändert, aber stabil erhalten. Das kulturell entwickelte und technisch innovative Athen unterlag den Spartanern und sank zur Bedeutungslosigkeit herab. Innovationsfähigkeit wird - so hat es den Anschein - durch hohe Grade von Altruismus behindert.
Samstag, 17. März 2018
Freitag, 16. März 2018
Alles so schön friedlich
Der Garten Eden im Kupferstich von Matthäus Merian (1593-1650) in der Lutherbibel und viele ähnliche Bilder wirken mutmaßlich bis heute nach in den grünen Phantasien. Da sitzen die Löwen und Wölfe friedlich zusammen mit Pferd und Hirsch und ernähren sich von Spinat.
Bilder sind außerordentlich wirksam, besonders bei Kindern, und dazu angetan, Kenntnisse und Verstand auszuschalten und Ideologien hervorzubringen.
Donnerstag, 15. März 2018
Mittwoch, 14. März 2018
Fortschritt
Diesel?
Harald Klinkert: “Es gibt dazu ein Gutachten für den Deutschen Bundestag. Erstellt im KIT (Karlsruher Institut für Technologie) im Jahr 2016, Ausschussdrucksache 18(31)48. Es zeigt auf seiner Seite 13 in einem Balkendiagramm, vergleichbar mit dem UBA (Umweltbundesamt), die drastische Minderung der NO2 Emissionen des Verkehrs. Gegenüber 1990 hat man heute noch
20 Prozent der damaligen Werte. Daraus zeigen sich also weder kurzfristige noch langfristige Schäden, die aufgefallen wären.”
Im Gegenteil! Die Leute werden immer älter!
Der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm/qm (Arbeitsplatz: 950 Mikrogramm/qm) entbehrt jeder - absolut jeder - sachlichen Grundlage.
Vom Mythos zum Logos
Stimmt!
"“Following C. P. Snow, we can call it the Second Culture, the worldview of many literary intellectuals and cultural critics, as distinguished from the First Culture of science. Snow decried the iron curtain between the two cultures and called for a greater integration of science into intellectual life. It was not just that science was, “in its intellectual depth, complexity, and articulation, the most beautiful and wonderful collective work of the mind of man.” Knowledge of science, he argued, was a moral imperative, because it could alleviate suffering on a global scale by curing disease, feeding the hungry, saving the lives of infants and mothers, and allowing women to control their fertility.”
Pinker, Steven. Enlightenment Now: The Case for Reason, Science, Humanism, and Progress (S.33-34). Penguin Publishing Group. Kindle-Version.
Romane lesen reicht nicht.
Dienstag, 13. März 2018
Altersdemenz?
Hölderlin
Sokrates und Alcibiades
»Warum huldigest du, heiliger Sokrates,
Diesem Jünglinge stets? kennest du Größers nicht?
Warum siehet mit Liebe,
Wie auf Götter, dein Aug' auf ihn?«
Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste,
Hohe Jugend versteht, wer in die Welt geblickt,
Und es neigen die Weisen
Oft am Ende zu Schönem sich.
Hölderlin war wirklich kein Aufklärer.
Thomas Mann sah es im „Tod in Venedig“ ein bißchen anders als Hölderlin. Aschenbach kann zuletzt sein angestrengtes Leben nicht mehr durchhalten, eskapistisch entflieht er seinem Arbeitsleben und erleidet einen Persönlichkeitszerfall, in dessen Verlauf er dem jungen schönen Tadzio bis zur Obsession verfällt, begleitet von einer Krankheit zum Tode.
Montag, 12. März 2018
Abklärung der Aufklärung
“Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.” So heißt es bei Kant in seinem legendären Aufsatz zur Aufklärung. Dabei sieht er auf Religion, Wissenschaft, Herrschaft und Gesellschaft, was notgedrungen - das liegt an der Distanz der Makroskopie - etwas unscharf ausfällt. Er denkt leider gar nicht an die Mechanik der Wissenschaft, an die Technik, an das Experiment. Gerade hier leistet aber die aufklärerische Perspektive am meisten. Im Großen und Ganzen bleibt es in der Philosophie und der politischen Philosophie bei Marxens Diktum: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Nichts anderes ist für die Zukunft zu erwarten. Es kommt aber drauf an, etwas Nützliches zu erfinden. Zum Beispiel die Röntgenröhre.
Aber so einfach ist das nicht mit dem “Mut” und dem “eigenen Verstand”. Da kann nur das Publikum selbst helfen:
“Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre,
ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden.”
Kant, Immanuel. Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (German Edition) (S.8-9). Kindle-Version.
“Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre,
ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden.”
Kant, Immanuel. Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (German Edition) (S.8-9). Kindle-Version.
Aber auch dort lauern an allen Ecken und Enden Tücken, denn Lug und Betrug werden stets eingesetzt, um eigene Positionen zu behaupten und auszubauen. Und auch ohne unlautere Kampfmittel wird es entgegengesetzte Standpunkte geben, die nicht durch das Mehrheitsprinzip - die Mehrheit liegt meistens falsch - entschieden werden können.
Da ist zum Beispiel Dawkins mit seinem “egoistischen Gen”, und dagegen steht Joachim Bauer mit seinem “kooperativen Gen” und dem “Abschied vom Darwinismus”; beides sind wissenschaftlich ausgewiesene Autoren, aber für die allermeisten Menschen ist unentscheidbar, wer da recht haben könnte.
Das Erkenntnisvermögen ist beschränkt, schrankenlos dagegen die Möglichkeit des Irrtums, wo nicht Experimente Klarheit schaffen können.
Wissenschaft ist und bleibt wertvoll, aber die Hälfte ist invalide. Das Beispiel des Großmeisters der Volkswirtschaft im letzten Jahrhundert, Samuelson, der vermehrt mathematische Methoden einführte, glaubte noch 1960 in aller Einfalt, daß die Sowjetunion ökonomisch die USA überholen könne:
„Und ein von Nobelpreisträger Paul Samuelson verfaßtes ökonomisches Lehrbuch, das an den Universitäten mit Eifer gelesen wurde, prognostizierte mehrfach die ökonomische Vormachtstellung der Sowjetunion. In der Ausgabe von 1961 sagte Paul Samuelson voraus, das sowjetische Volkseinkommen werde jenes der Vereinigten Staaten möglicherweise schon vor 1984, mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch bis 1997 übertreffen. In der Ausgabe von 1980 blieb die Analyse so gut wie unverändert, doch die beiden Daten waren durch 2002 und 2012 ersetzt worden.“
(Acemoglu/Robinson, Warum Nationen scheitern, 2012, S. 167)
Da ist zum Beispiel Dawkins mit seinem “egoistischen Gen”, und dagegen steht Joachim Bauer mit seinem “kooperativen Gen” und dem “Abschied vom Darwinismus”; beides sind wissenschaftlich ausgewiesene Autoren, aber für die allermeisten Menschen ist unentscheidbar, wer da recht haben könnte.
Das Erkenntnisvermögen ist beschränkt, schrankenlos dagegen die Möglichkeit des Irrtums, wo nicht Experimente Klarheit schaffen können.
Wissenschaft ist und bleibt wertvoll, aber die Hälfte ist invalide. Das Beispiel des Großmeisters der Volkswirtschaft im letzten Jahrhundert, Samuelson, der vermehrt mathematische Methoden einführte, glaubte noch 1960 in aller Einfalt, daß die Sowjetunion ökonomisch die USA überholen könne:
„Und ein von Nobelpreisträger Paul Samuelson verfaßtes ökonomisches Lehrbuch, das an den Universitäten mit Eifer gelesen wurde, prognostizierte mehrfach die ökonomische Vormachtstellung der Sowjetunion. In der Ausgabe von 1961 sagte Paul Samuelson voraus, das sowjetische Volkseinkommen werde jenes der Vereinigten Staaten möglicherweise schon vor 1984, mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch bis 1997 übertreffen. In der Ausgabe von 1980 blieb die Analyse so gut wie unverändert, doch die beiden Daten waren durch 2002 und 2012 ersetzt worden.“
(Acemoglu/Robinson, Warum Nationen scheitern, 2012, S. 167)
Ja, Herr Pinker, nicht so einfach mit der Wissenschaft und der Aufklärung.
Gut gerufen
„Enlightenment now“ ruft Steven Pinker in seinem neuen Buch der Welt zu. Bravo. Der Mann ist rührig und hat etwas zu sagen. Aber welche Aufklärung meint er?
Die Liste ist ziemlich lang und reicht von dem Theologen Karl Friedrich Bahrdt bis zu Voltaire, von Kant bis Hume, von Adam Smith bis Friedrich II., von Diderot bis Rousseau. Und gerade so eine präfaschistische Type wie Rousseau mit seinem Volonte generale hat leider in einem Punkt recht. An diesem Punkt arbeitet Damasio seit langem, sein neuestes Buch komplettiert seine Untersuchungen: „Am Anfang war das Gefühl“. Eine Distanzierung vom Gefühlsapparat mit seinem stammesgeschichtlichen Erbe ist den wenigsten Menschen auch nur teilweise möglich.
Sonntag, 11. März 2018
Samstag, 10. März 2018
Durkheim verwechselte nicht Soziologie mit Sozialismus
Durkheim verwendet nicht den christlich derangierten Begriff “Selbstmord”, sondern er spricht von SUIZID, also Selbsttötung. So auch die neuere Forschung, vgl. zB S.O. Becker, L. Wößmann, Knocking on Heaven’s Door? Protestantism and Suicide, 2011. (Social Cohesion, Religious Beliefs, and the Effect of Protestantism on Suicide)
Becker und Wößmann greifen auf preußisches Datenmaterial aus dem 19. Jahrhundert zurück und finden bei Protestanten eine Suizidrate von 18,4 je 100.000 Einwohner, bei Katholiken nur eine von 6,5. Das ist ein bemerkenswerter Unterschied, der vermutlich mit der Subjektivierung im Protestantismus zu tun hat und mit dem protestantischen Schuldkult, der für einzelne Menschen in Konfliktsituationen eine Überlastung bedeuten kann.
In den heutigen säkularen Gesellschaften dürften anomische Motivationen eine größere Rolle spielen, und natürlich der Freitod wegen Krankheit und Alter.
“In Le suicide untersucht Durkheim verschiedene Hypothesen zu den unterschiedlichen Suizidraten von Katholiken und Protestanten. Er benutzt hierzu empirische Daten aus verschiedenen Quellen, vor allem aus Moralstatistiken von Adolph Wagner oder Henry Morselli (1852–1929) und untersucht Korrelationen mit unterschiedlichen Parametern, der konfessionellen Zugehörigkeit, dem Berufs- und Vermögensstand der Betroffenen bis hin zum Wetter, zur Jahreszeit und zur Wirtschaftssituation des Landes. Er erklärt die niedrigere Selbsttötungsrate bei Katholiken durch die stärkere soziale Kontrolle und die stärkere soziale Integration. In den Quellen waren die Ergebnisse mit größerer Zurückhaltung dargestellt worden. Außerdem war der Unterschied zwischen den Konfessionen nur in den deutschsprachigen Gebieten Mitteleuropas beobachtbar und kann seinerseits Ausdruck anderer Faktoren gewesen sein. Durkheims Ergebnisse waren:
- Die Selbsttötungsrate bei Männern ist höher als bei Frauen. Verheiratete Frauen, die über einen längeren Zeitraum kinderlos blieben, hatten jedoch höhere Werte.
- Singles haben eine höhere Rate als Verheiratete.
- Kinderlose Ehepaare zeigen eine höhere Rate als Familien.
- Protestanten haben eine höhere Rate als Katholiken und Juden.
- Soldaten zeigen eine höhere Rate als Zivilisten.
- In Friedenszeiten ist die Zahl der Selbsttötungen höher als im Krieg.
- In skandinavischen Ländern zeigt sich eine höhere Rate als sonst in Europa.
- Die Wahrscheinlichkeit der Selbsttötung wächst mit dem Bildungsgrad. Die Korrelation mit der Religion ist aber stärker.
In diesem Zusammenhang entwickelt er den Begriff der Anomie, die er als Situation definiert, in der Verwirrung über soziale und/oder moralische Normen herrscht, weil diese unklar oder überhaupt nicht vorhanden sind. Dies führt nach Durkheim zu abweichendem Verhalten. Durkheim nennt in diesem Zusammenhang drei Grundtypen (Idealtypen) des Suizids: die egoistische, die anomische und die altruistische Selbsttötung. Nur in einer Fußnote erwähnt Durkheim einen vierten Typ, die fatalistische Selbsttötung. Der egoistische Selbstmord ist Ausdruck der mangelnden Integration in eine Gemeinschaft, also das Ergebnis einer Schwächung der sozialen Bindungen des Individuums. Als Beispiel führt Durkheim Unverheiratete an, besonders Männer, die in höherer Zahl Selbstmord begehen als Verheiratete.
Altruistische Selbsttötung ist demgegenüber Ausdruck einer zu starken Bindung an Gruppennormen. Dies findet er vor allem in Gesellschaften, in denen die Bedürfnisse des Einzelnen dem Ziel der Gemeinschaft untergeordnet sind.
Anomische Selbsttötung spiegelt die moralische Verwirrung des Individuums wider, seinen Mangel an gesellschaftlicher Orientierung, oft verbunden mit dramatischem sozialem und ökonomischem Wandel. Er ist die Folge moralischer Deregulierung und fehlender Definition legitimer Ziele durch eine soziale Ethik, die dem Bewusstsein des Einzelnen Sinn und Ordnung vermitteln könnte. Es fehlt hier nach Durkheim vor allem eine wirtschaftliche Entwicklung, die soziale Solidarität produziert. Die Menschen wissen nicht, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist. In der entsprechenden moralischen Desorientierung kennen die Menschen nicht mehr die Grenzen ihrer Bedürfnisse und befinden sich in einem Dauerzustand der Enttäuschung. Dies geschieht vor allem bei drastischen Veränderungen der materiellen Bedingungen der Existenz, wirtschaftlicher Ruin oder auch plötzlicher unerwarteter Reichtum: Durch beides werden bisherige Lebenserwartungen infrage gestellt und neue Orientierungen werden erforderlich, bevor die neue Situation und ihre Grenzen richtig eingeschätzt werden können.
Fatalistische Selbsttötung ist das Gegenteil des anomischen. Hier ist ein Mensch in extremem Maße eingeschränkt und erfährt seine Zukunft als vorbestimmt, seine Bedürfnisse werden erstickt. Dies geschieht in geschlossenen und repressiven Gruppen, in denen Menschen den Tod dem Weiterleben unter den gegebenen und nicht zu verändernden Bedingungen vorziehen. Als Beispiel führt Durkheim Gefängnisinsassen an.
Alle vier Typen von Selbsttötung basieren auf hohen Graden von Ungleichgewicht zwischen zwei gesellschaftlichen Kräften: Integration und moralischer Regulierung. Durkheim berücksichtigte bei seiner Untersuchung die Wirkungen von Krisen auf soziale Gefüge, zum Beispiel den Krieg als Ursache für vermehrten Altruismus, wirtschaftlichen Aufschwung oder Depression als Ursache verstärkter Anomie.” Wiki.
Foto: Wiki.
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