Samstag, 30. Juni 2018

Alles Einbildung!








Buchempfehlung HEIKO LUHMANN, Alles Einbildung:
"Was ist Wirklichkeit? Was nehmen wir wahr? Was ist Bewusstsein und wie wird es beeinflusst oder verändert? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Hirnforschung und kommt zu dem Ergebnis, dass unser Gehirn die Wirklichkeit nicht abbilden kann. Persönliche Erfahrungen und die Umwelt prägen unsere Wahrnehmung, durch Schlaf, Meditation und Krankheit wird sie verändert. Wir nehmen die Realität nicht so wahr, wie sie ist, sondern so, wie wir sind und was unsere Neuronen mit ihr machen. Jeder Mensch anders und ganz individuell. Heiko J. Luhmann gibt einen Überblick zu den aktuellen Erkenntnissen der Neurowissenschaften – vom Aufbau des Gehirns, über die verschiedensten Einflüsse auf die Wahrnehmung bis hin zu deren zukünftiger Nutzung."
(WBG)
Luhmann promovierte bei Wolf Singer und lehrt heute an der Uni Mainz Neurophysiologie; er ist außerdem Chefredakteur des Neuroforums der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft.

Eine neurowissenschaftlich gestützte Erkenntnistheorie kann zu der Einsicht verhelfen, daß sämtliche Erkenntnisgegenstände konstruiert sind - besser oder schlechter, angemessener oder fehlgeleitet.







Mittwoch, 20. Juni 2018

Von den wenigen Tesla-Elektro-Autos haben schon erstaunlich viele gebrannt. Je höher die Energiedichte im Akku, desto leichter die Entzündung. Das war das Problem beim Samsung Note 7. /// Tesla goes up in flames in video captured by actor Mary McCormack

Da könnte vielleicht auch Max Stirner zustimmen



Wahre Eigenzentrizität (Selbstbezogenheit), wenn sie den anderen Zwängen der Säugetierbiologie Rechnung trägt, ist ein Schlüssel zu einem perfekterem Sozialkontrakt.
“True selfishness, if obedient to the other constraints of mammalian biology, is the key to a more nearly perfect social contract.
Wilson, Edward O.. On Human Nature (S.157). Harvard University Press. Kindle-Version.

Da könnte vielleicht auch Max Stirner zustimmen. Das Sozialverhalten wird durch das stammesgeschichtliche Erbe dominiert, wobei die Nachahmung, das Mitläufertum, die Hauptrolle spielt (vgl. G. Tarde). Ob Tätowierung oder Religion, Kindbettfieber oder Klimawahn - es wird mitgelaufen. Daher kommt die Eigenzentrizität immer oder meist zu kurz. Sie aber allein kann das Individuum vor blindem oder destruktivem Mitläufertum bewahren. Und vor selbstschädigendem Verhalten beschützen. Wenn soziale Institutionen dieses oder jenes versuchen einzuflüstern, dann ist es für den Einzelnen schwierig, zu einer für ihn passenden Entscheidung zu kommen. Die Ehelosigkeit für den katholischen Priester zB einzufordern, genügt nicht dem starken sexuellen Antrieb bei Säugetieren und ist abzulehnen.
Von der anderen Seite aus betrachtet, wird auch das Erbgut von intelligenten Männern vertan, was der ganzen Gesellschaft schadet, insbesondere Gesellschaften mit niedrigem Durchschnitts-IQ. Für Lateinamerika hat sich das sehr negativ bemerkbar gemacht.
Ein anderes Beispiel stellt die Territorialität bei Säugetieren dar, auch beim Menschen. Das Territorium versorgt mit Lebensmitteln, bei Menschen auch mit kulturellen Gütern. Das Territorium, im weiteren das Eigentum, sichert Freiheitsmöglichkeiten für den Einzelnen gegenüber anderen Menschen und herrschenden Familien, Stämmen und Staaten. Das fängt beim Kinderzimmer an und hört beim Grundbesitz noch nicht auf. Frauen etwa, die die Herkunftsfamilie an die Ehemann-Familie per Mitgift verkauft und die dann in die fremde Familie wechseln - wie in Indien - sind auch an Leib und Leben bedroht und werden oft verbrannt.

Gesellschaften, die zu einem tendenziellen Ausgleich zwischen den Belangen der Gesellschaft und denen der Einzelnen finden, wie im Westen, sind daher erfolgreicher, produktiver, wohlhabender und zivilisierter als andere.















Sonntag, 17. Juni 2018

Impulskontrolle überholt?









Mischel-Marshmallow-Testüberholt?
Tyler Watts, Greg Duncan und Hoanan Quan haben den Test modifiziert wiederholt und keine signifikante Ergebnisse gefunden.

“Selbstbeherrschung ist teilweise mit Intelligenz verbunden (wobei der Koeffizient auf einer Skala von -1 bis 1 bei ungefähr 0,23 liegt), und beide Merkmale gehen auch von den gleichen Gehirnteilen aus, allerdings nicht genau auf die gleiche Weise.”

Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen16908-16910). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
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Da Intelligenz zu gut 50% erblich und Intelligenz mit Selbstkontrolle verbunden ist (Pinker: 0.23), konnte erwartet werden, daß sich die Auswahl von Watts u.a. von der Mischel-Stichprobe mit den Kindern von Universitätsangehörigen unterscheiden könnte. Dazu tritt vermutlich als Wirkfaktor hinzu, daß in der Minder-IQ-Auswahl das Trainingselement schwächer performierte: Ohne immer neue Konsolidierung der neuronalen Verbindungen werden sie zurückgebaut.
Wenn in der Watts-Auswahl viele Afroamerikaner vertreten waren, ist außerdem mit den Befunden von Roland Fryer zu rechnen, daß nämlich in afroamerikanischen Peergroups Lifestyle-Elemente bzw. Paradigmen auftreten wie die, daß Lernen weißer Blödsinn sei. Lernen ist mit Selbstdisziplin verbunden.
Wenn es in den Linksblättern wie dem GUARDIAN heißt, man könne nach der neuen Studie von Tyler Watts u.a. darauf verzichten, das Aufschieben von Bedürfnissen zu üben (“The results, according to the researchers who carried out the new study, mean that parents, schools and nurseries could be wasting time if they try to coach their children to delay gratification.”), so wird genau umgekehrt ein Schuh daraus. Die Unterschicht hat ein Verhaltensproblem der Verschlampung und Verwahrlosung, dem mit dem Training von Selbstkontrolle entgegengearbeitet werden kann.













Terrie Moffitt: Young Children's Self-Control and the Health and Wealth ...

Bestand Prof. Roland Fryer den Marshmallow-Test?


Revisiting the Marshmallow Test: A Conceptual Replication Investigating Links Between Early Delay of Gratification and Later Outcomes
Tyler W. Watts, Greg J. Duncan, Haonan Quan
First Published May 25, 2018 Research Article 
Download PDF
Article information  http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797618761661

Abstract
We replicated and extended Shoda, Mischel, and Peake’s (1990) famous marshmallow study, which showed strong bivariate correlations between a child’s ability to delay gratification just before entering school and both adolescent achievement and socioemotional behaviors. Concentrating on children whose mothers had not completed college, we found that an additional minute waited at age 4 predicted a gain of approximately one tenth of a standard deviation in achievement at age 15. But this bivariate correlation was only half the size of those reported in the original studies and was reduced by two thirds in the presence of controls for family background, early cognitive ability, and the home environment. Most of the variation in adolescent achievement came from being able to wait at least 20 s. Associations between delay time and measures of behavioral outcomes at age 15 were much smaller and rarely statistically significant." 


“Merkwürdig, daß Tyler, Duncan und Quan keinen Bezug auf die große Dunedin-Studie nehmen:

“Vorhersagekraft von Selbstkontrolle
In einer äußerst umfassenden Längsschnittstudie von 2011 wurde sichtbar, dass Fähigkeiten der Selbstkontrolle während der Kindheit, wie Selbstdisziplin, Gewissenhaftigkeitund Ausdauer, starken Einfluss hatten auf spätere Erfolge im Leben, wie Gesundheit, materiellen Wohlstand und Zufriedenheit, und zwar unabhängig von Intelligenz und sozialem Status. Gleichzeitig führten diese Eigenschaften im späteren Leben zu geringeren sozialen Kosten durch medizinische Behandlung, Sozialleistungen und Strafverfolgung.[1][2][3]
Für die Untersuchung konnte zurückgegriffen werden auf die enorme Datenmenge einer inzwischen weltberühmten Langzeitstudie in Neuseeland, der multidisziplinären Gesundheits- und Entwicklungsstudie Dunedin (The Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study). Dieses noch laufende Projekt umfasst Daten von 1037 Personen, die vom 1. April 1972 bis zum 31. März 1973 geboren wurden und (bislang) im Alter von 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 18, 21, 26, 32 und 38 Jahren ausführlich medizinisch untersucht und bezüglich ihrer Lebensumstände nicht nur durch Befragungen, sondern auch über weitere Informationskanäle genauestens erfasst wurden. Das Besondere dieser Längsschnittstudie ist nicht nur die große Zahl der Teilnehmer, sondern deren dauerhafte Motivation, weiter mit dabei zu sein. Bei der bisher letzten Untersuchung im Alter von 38 kamen 96 % der noch Lebenden (aus aller Welt) zurück. Damit betrug der Schwund nur 10–20 % des Üblichen, wodurch eine hohe Verlässlichkeit der Datenauswertung gegeben war.[4]
Neurobiologie der Selbstdisziplin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub wurde beim Menschen durch Vergleich von Ausfällen nach Gehirnverletzungen (z. B. Schlaganfall) und durch bildgebende Verfahrenbei Gesunden untersucht. Beteiligt ist demnach ein Netzwerk verschiedener Gehirnregionen, bei dem jedoch der mediale orbitofrontale Cortex (mOFC) eine zentrale Rolle spielt. Schäden in diesem Bereich führen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass eine sofortige, kleine Belohnung gewählt wird. Es wird vermutet, dass dieser Gehirnbereich an der Folgenabschätzung oder zukunftsbezogenem Vorstellungsvermögen beteiligt ist." Wikip. .
Und Kahneman: "Eine Forschergruppe an der Universität Oregon studierte mit verschiedenen Methoden den Zusammenhang zwischen kognitiver Kontrolle und Intelligenz; so versuchten sie unter anderem auch, die Intelligenz durch Verbesserung der Aufmerksamkeitssteuerung zu steigern. In fünf vierzigminütigen Sitzungen ließen sie Kinder zwischen vier und sechs Jahren verschiedene Computerspiele spielen, die speziell Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle beanspruchten. Bei einer der Übungen sollten die Kinder mit einem Joystick eine Zeichentrickkatze verfolgen und sie unter Umgehung eines Schlammpfuhls auf eine Wiese führen. Nun schrumpfte die Grasfläche nach und nach, während sich das schlammige Areal ausweitete, sodass der Joystick immer präziser gesteuert werden musste. Die Experimentatoren fanden heraus, dass die Schulung der Aufmerksamkeit nicht nur die exekutive Kontrolle verbesserte; auch die Leistung in Tests der nonverbalen Intelligenz erhöhte sich, und die Leistungssteigerung hielt mehrere Monate an. 16 Im Rahmen weiterer Studien identifizierte dieselbe Gruppe spezifische Gene, die an der Aufmerksamkeitssteuerung beteiligt sind. Sie zeigte, dass elterliches Erziehungsverhalten sich ebenfalls auf diese Fähigkeit
auswirkte, und wies nach, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Fähigkeit der Kinder, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, und ihrer Fähigkeit, ihre Emotionen zu kontrollieren, besteht." 
Kahneman, Daniel. Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) (S.66). Siedler Verlag. Kindle-Version.
“Selbstbeherrschung ist teilweise mit Intelligenz verbunden (wobei der Koeffizient auf einer Skala von -1 bis 1 bei ungefähr 0,23 liegt), und beide Merkmale gehen auch von den gleichen Gehirnteilen aus, allerdings nicht genau auf die gleiche Weise.”  

Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen16908-16910). FISCHER E-Books. Kindle-Version. 

“Merkwürdig, daß Tyler, Duncan und Quan keinen Bezug auf die große Dunedin-Studie nehmen:

“Vorhersagekraft von Selbstkontrolle
In einer äußerst umfassenden Längsschnittstudie von 2011 wurde sichtbar, dass Fähigkeiten der Selbstkontrolle während der Kindheit, wie Selbstdisziplin, Gewissenhaftigkeitund Ausdauer, starken Einfluss hatten auf spätere Erfolge im Leben, wie Gesundheit, materiellen Wohlstand und Zufriedenheit, und zwar unabhängig von Intelligenz und sozialem Status. Gleichzeitig führten diese Eigenschaften im späteren Leben zu geringeren sozialen Kosten durch medizinische Behandlung, Sozialleistungen und Strafverfolgung.[1][2][3]
Für die Untersuchung konnte zurückgegriffen werden auf die enorme Datenmenge einer inzwischen weltberühmten Langzeitstudie in Neuseeland, der multidisziplinären Gesundheits- und Entwicklungsstudie Dunedin (The Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study). Dieses noch laufende Projekt umfasst Daten von 1037 Personen, die vom 1. April 1972 bis zum 31. März 1973 geboren wurden und (bislang) im Alter von 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 18, 21, 26, 32 und 38 Jahren ausführlich medizinisch untersucht und bezüglich ihrer Lebensumstände nicht nur durch Befragungen, sondern auch über weitere Informationskanäle genauestens erfasst wurden. Das Besondere dieser Längsschnittstudie ist nicht nur die große Zahl der Teilnehmer, sondern deren dauerhafte Motivation, weiter mit dabei zu sein. Bei der bisher letzten Untersuchung im Alter von 38 kamen 96 % der noch Lebenden (aus aller Welt) zurück. Damit betrug der Schwund nur 10–20 % des Üblichen, wodurch eine hohe Verlässlichkeit der Datenauswertung gegeben war.[4]
Neurobiologie der Selbstdisziplin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub wurde beim Menschen durch Vergleich von Ausfällen nach Gehirnverletzungen (z. B. Schlaganfall) und durch bildgebende Verfahrenbei Gesunden untersucht. Beteiligt ist demnach ein Netzwerk verschiedener Gehirnregionen, bei dem jedoch der mediale orbitofrontale Cortex (mOFC) eine zentrale Rolle spielt. Schäden in diesem Bereich führen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass eine sofortige, kleine Belohnung gewählt wird. Es wird vermutet, dass dieser Gehirnbereich an der Folgenabschätzung oder zukunftsbezogenem Vorstellungsvermögen beteiligt ist." Wikip. .
Und Kahneman: "Eine Forschergruppe an der Universität Oregon studierte mit verschiedenen Methoden den Zusammenhang zwischen kognitiver Kontrolle und Intelligenz; so versuchten sie unter anderem auch, die Intelligenz durch Verbesserung der Aufmerksamkeitssteuerung zu steigern. In fünf vierzigminütigen Sitzungen ließen sie Kinder zwischen vier und sechs Jahren verschiedene Computerspiele spielen, die speziell Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle beanspruchten. Bei einer der Übungen sollten die Kinder mit einem Joystick eine Zeichentrickkatze verfolgen und sie unter Umgehung eines Schlammpfuhls auf eine Wiese führen. Nun schrumpfte die Grasfläche nach und nach, während sich das schlammige Areal ausweitete, sodass der Joystick immer präziser gesteuert werden musste. Die Experimentatoren fanden heraus, dass die Schulung der Aufmerksamkeit nicht nur die exekutive Kontrolle verbesserte; auch die Leistung in Tests der nonverbalen Intelligenz erhöhte sich, und die Leistungssteigerung hielt mehrere Monate an. 16 Im Rahmen weiterer Studien identifizierte dieselbe Gruppe spezifische Gene, die an der Aufmerksamkeitssteuerung beteiligt sind. Sie zeigte, dass elterliches Erziehungsverhalten sich ebenfalls auf diese Fähigkeit
auswirkte, und wies nach, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Fähigkeit der Kinder, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, und ihrer Fähigkeit, ihre Emotionen zu kontrollieren, besteht." 
Kahneman, Daniel. Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) (S.66). Siedler Verlag. Kindle-Version.
“Selbstbeherrschung ist teilweise mit Intelligenz verbunden (wobei der Koeffizient auf einer Skala von -1 bis 1 bei ungefähr 0,23 liegt), und beide Merkmale gehen auch von den gleichen Gehirnteilen aus, allerdings nicht genau auf die gleiche Weise.”  

Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen16908-16910). FISCHER E-Books. Kindle-Version. 


























Sonntag, 10. Juni 2018

Glückwunsch, Edward Wilson



E.O. Wilson (10.6.1929)
"Die Einheit des Wissens", 1998
"Die soziale Eroberung der Erde", 2013


Will man doch ganz gern wissen, was die Zukunft bringen könnte. 1967 führte Hans Enzensberger in seinem Suhrkamp-Kursbuch “ein Gespräch über die Zukunft”. Mit dem Biologen und Ökologen E.O. Wilson, der heute Geburtstag hat und, wie Enzensberger, 1929 geboren wurde? Nein, er sprach mit den Geistesgrößen Dutschke, Rabehl und Semler. Das waren die Führer der Denkfabrik SDS. Dutschke gibt da u.a. zum Besten: “Eine solche Fabrik wäre eine Assoziation freier Individuen. Das ist nur möglich durch die Negation der Arbeitsteilung. Das setzt voraus: Entwicklung der Technologie in Richtung der Automation, aber auch eine ungeheure Reduzierung der Arbeitszeit.”
Da war der Spinner bereits 27 Jahre alt! Da gibt es nur noch den halben Pubertätsrabatt. Gar keinen gibt es mehr für den achtunddreißigjährigen Enzensberger! Er war einer der Schreibtischtäter, die die 68er Mischpoke hochgeschrieben haben.


Zitat: Kursbuch 14/68, S. 159 (Foto: Wikip.)













Samstag, 9. Juni 2018

Freitag, 8. Juni 2018

Schwäbischer Orient









Der Schwabe Wilhelm Hauff schuf in kurzen Jugendjahren - er starb schon 1827 mit 25 Jahren - ein beachtliches kleines Werk, darunter das bekannte “Lichtenstein” und die charmanten Märchen “Der kleine Muck”, “Kalif Storch” und “Zwerg Nase”. Die Märchen spielen in Arabien und waren allesamt Phantasieproduktionen, denn der Stuttgarter Hauff reiste für seine Lebensspanne zwar viel, aber nur im deutschen Süden.
Da ihn die württembergische Geschichte besonders beschäftigte, verwundert die orientalische Landschaft der Märchen. Hauff dürfte das völlig Fremdartige gereizt haben, wie viele andere europäische Orientreisende auch, darunter Forscher und Frauen. Eine Hester Stanhope reiste Anfang des 19. Jahrhunderts nach Palmyra und ließ sich im Libanon nieder; sie hätte einem Märchen Hauffs entsprungen sein können.











Mittwoch, 6. Juni 2018

Netanjahu in Paris








Als Bangladesch 1971 den Kampf um seine Unabhängigkeit begann, setzte Pakistan seine Armee in Marsch, die Millionen Bengalis tötete und rund zehn Millionen vertrieb. Doch kein einziger arabischer Staat fand das anstößig, im Gegenteil; Westpakistan wurde unterstützt.
Es scheint, der junge Herr Macron mit dem großen Mundwerk muß noch viel lesen und lernen, damit er begreift, daß die aggressiven Arabergruppen Hamas und PLO im Westjordanland und in Gaza keinerlei Unterstützung verdienen, solange sie nicht öffentlich jeder Gewalt abschwören und Israel und seine Hauptstadt bedingungslos anerkennen. 

“Compassion is flexible and eminently adaptable to political reality; that is to say it conforms to the best interests of self, family, and allies of the moment. The Palestinian refugees have received the sympathy of the world and have been the beneficiaries of rage among the Arab nations. But little is said about the Arabs killed by King Hussein or those who live in Arab countries with fewer civil rights and under far worse material conditions than the displaced people of the West Bank. When Bangladesh began its move toward independence in 1971, the President of Pakistan unleashed the Punjabi army in a campaign of terror that ultimately cost the lives of a million Bengalis and drove 9.8 million others into exile. In this war more Moslem people were killed or driven from their homes than make up the entire populations of Syria and Jordan. Yet not a single Arab state, conservative or radical, supported the Bangladesh struggle for independence. Most denounced the Bengalis while proclaiming Islamic solidarity with West Pakistan.”

Wilson, Edward O.. On Human Nature (S.155). Harvard University Press. Kindle-Version. 














Montag, 4. Juni 2018

Eine lange Geschichte









Gordon A. Craig, Über die Deutschen:
“Es waren die deutschen Stämme, die die Tradition des römischen Reichs und das Vermächtnis Karls des Großen erbten und hochhielten, und als das Karolingerreich unter dem Druck neuer Barbareneinfälle zerbrach, waren die Deutschen das einzige stabilisierende Element in Nord- und Mitteleuropa. Sie waren es, die die Nordmänner ans Meer zurücktrieben, den Ansturm der Slawen im Osten abwiesen und durch eine starke Verbindung mit dem Papsttum in der Mitte Europas für Frieden sorgten. Nach der Kaiserkrönung Ottos I. im Jahr 962 … gab es Anzeichen dafür, daß auf deutschem Boden der erste wirklich nationale Staat in Europa entstand. Urkunden aus dem 10. Jahrhundert sprechen von einem “regnum teutonicorum” als einer vollendeten Tatsache, was darauf hindeutet, daß bereits eine erkennbare nationale Identität oder ein Nationalbewußtsein existierte.”
Aber es dauerte noch lange, bis aus den Vorformen tatsächlich ein deutliches Empfinden wurde, wie es sich etwa 1832 im Hambacher Fest zeigte. Da hatten England und Frankreich längst ihre nationale Form gefunden.














Sonntag, 3. Juni 2018

Sonata IX from "Le Nymphe di Rheno" - Johann Schenk

Homer, Voß und Broder







Johann Heinrich Voss?
Ein Übersetzer und Philologe von Graden war der, in der Goethezeit.
Wenn man ihn kennt, dann durch seine grandiosen Homer-Übersetzungen:

“Kirke, wie kannst du begehren, daß ich dir freundlich begegne?
Da du meine Gefährten im Hause zu Schweinen zu Schweinen gemacht hast …
Also sprach ich; und eilend beschwur sie, was ich verlangte.
Als sie es jetzo gelobt und vollendet den heiligen Eidschwur,
Da bestieg ich mit Kirke das köstlich bereitete Lager. …
Und wir saßen ein ganzes Jahr von Tage zu Tage,
An der Fülle des Fleisches und süßen Weines uns labend. …
Da beriefen mich heimlich die lieben Gefährten und sagten:
Unglückseliger, denke nun endlich des Vaterlandes”.
Homer, Odyssee, 10. Gesang, Vv. 337ff.

Immerhin, in Otterndorf an der Elbemündung kennt man ihn noch, den Voß, denn da leitete er kurzzeitig die kleine Lateinschule. Und die Gemeinde vergibt alle Jahre einen ‘Voß-Preis für Literatur und Politik’.
Den sollte dieses Jahr Henryk Broder erhalten, was zweifellos eine gute Wahl gewesen wäre, wenn auch die Entfernung zwischen Vossens philhellenischen Hexametern und Broders schmissiger Schreibe beträchtlich ist.
Doch es erhob sich ein wild Geschrei ob der Entscheidung. Gar üble Gesellen von links schmissen mit Lehm, den erlaucht Geehrten unwürdig zu beschmutzen.
Ja, so geht’s heute zu in Otterndorf am Elbestrand.
Und der weitberühmte Broder WELTerfahren wandte sich ab mit Grausen.
Nicht war er geduldet in der Höheren Schrifttumskammer von SPIEGEL und ZEIT unweit von Otterndorf.


Loben wir ihn dafür und für seine rosenfingrigen Beiträge die erleuchten das Land.











Samstag, 2. Juni 2018

Das kann den Rückschlag in die Barbarei erklären











Langlebige Tradition

“Die Struktur des osmanischen Reiches scheint ihm (Ahmet Insel, WD) ‘Indizien’ zu bieten, ‘die in die Richtung des sultanistischen Patrimonialismus von Max Weber weisen.’ ‘Diese Ordnung’, fügt er hinzu, ‘ist nicht nur für den osmanischen Staat kennzeichnend. Wir finden sie auch in den islamisch-arabischen und in den aus nomadischen Stammesgesellschaften hervorgegangenen Staaten wieder.’ Insel legt jedoch Wert darauf zu zeigen, daß diese mehr oder weniger ‘patrimonialen’ Strukturen sich nach 1920 in der republikanischen Türkei in modernisierter, verwestlichter Form fortgesetzt haben. Die neuen Machteliten wollten, ganz wie ihre Vorgänger, von oben durch den Staatsapparat, den sie beherrschten, eine Ökonomie und überhaupt ein soziales Leben neuen Typs installieren. Sie fanden jedoch keine Unterstützung in der Gesellschaft und ließen im übrigen keinerlei gesetzlich anerkannten Freiraum für autonome soziale Aktivitäten zu. … daß es in der Türkei eine moderne kapitalistische Entwicklung gab, während man gleichzeitig im Rahmen eines tief vom Patrimonialismus durchdrungenen Systems verharrte.”

Rodinson, Maxime, Islamischer Patrimonialismus - ein Hindernis für die Entwicklung des modernen Kapitalismus?, in: Schluchter, Hg., Max Webers Sicht des Islams, 1987






Freitag, 1. Juni 2018

E. MacDowell: Sea Pieces Op.55

Zurück zur Volkswirtschaft



Die Nation ist weiterhin der Handlungsraum für alle aufbauenden Prozesse von der Familie bis zur Ausbildung, von der Wirtschaft bis zur politischen Öffentlichkeit und Willensbildung. Die Davos-Elite und ihr verbundene linke Parteien haben allerdings mit ihrer bedingungslosen Forcierung globaler Fertigungen und Lieferketten die Volkswirtschaft unterminiert und die Nation geschwächt. Wenn Apple in China fertigen läßt, kommt das dem Preis und dem Unternehmen zugute, tritt aber die nationalen Fertigungen und Arbeitsplätze in die Tonne. In moderatem Ausmaß ist das tolerabel, aber nicht so, daß Facharbeiterarbeitsplätze wegfallen und Hilfsarbeiterjobs neu geschaffen werden. Wie in Deutschland, wo Massenstahl den chinesischen Diktaturunternehmen geopfert wurde und alberne Vapiano-Jobs geschaffen wurden. Jedes Land muß darauf achten, qualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten, auch auf Kosten der Verteuerung von Produkten. Den käuflichen Millionenmanagern ist dieser Punkt gleichgültig, sie sind tatsächlich eine internationale Elite, die weitgehend unter sich bleibt und Heimat für Unsinn hält. Ihnen kann man so wenig über den Weg trauen wie den Wirtschaftsgroßexperten der Marke Samuelson; dieser Nobelpreisträger stellte seine Nobelpreisqualifikation schon dadurch unter Beweis, daß er noch in den 60er Jahren prognostizierte, daß die Sowjetunion die USA wirtschaftlich überflügeln werde:

„Und ein von Nobelpreisträger Paul Samuelson verfaßtes ökonomisches Lehrbuch, das an den Universitäten mit Eifer gelesen wurde, prognostizierte mehrfach die ökonomische Vormachtstellung der Sowjetunion. In der Ausgabe von 1961 sagte Paul Samuelson voraus, das sowjetische Volkseinkommenwerde jenes der Vereinigten Staaten möglicherweise schon vor 1984, mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch bis 1997 übertreffen. In der Ausgabe von 1980 blieb die Analyse so gut wie unverändert, doch die beiden Daten waren durch 2002 und 2012 ersetzt worden.“


(Acemoglu/Robinson, Warum Nationen scheitern, 2012, S. 167)(2009 verstarb der “Experte”.)




















Dimitry Olevsky: Pablo Sarasate-Playera Op. 23 Spanish Dances