Samstag, 29. September 2018

Darwin zu Moral und Religion


“Darwin fasste 1871 den evolutionären Ursprung der Moral wie folgt zusammen: »Schließlich entsteht unser moralisches Gefühl, oder unser Gewissen; ein äußerst kompliziertes Empfinden, entsprungen den sozialen Instinkten, geleitet von der Anerkennung unserer Mitmenschen, geregelt von Verstand, Eigennutz und, in späteren Zeiten, von tiefen religiösen Gefühlen, und befestigt durch Erziehung und Gewohnheit.« 4 (Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen. Frankfurt a. M. 2009, S. 165 f.)
Diese seherische Einschätzung ist auch heute noch gültig. Genetisch vorgegeben sind die Tatsache moralischer Gefühle und ihr Spektrum. Ihre Gewichtung wird auch durch Erziehung und Gewohnheit bestimmt. So werden Unterschiede zwischen Kulturen und Gesellschaften und Änderungen im Zeitablauf erklärlich. Die Existenz des moralischen Gefühls ist also keineswegs religiös bedingt und setzt auch keinen religiösen Glauben voraus. Deshalb braucht die Gesellschaft auch keine Religion, um die Moral zu stützen, eher im Gegenteil: Die allergrößten Grausamkeiten wurden und werden immer wieder im Namen von Religion begangen. Das liegt auch daran, dass der religiöse Glaube jenseits der Vernunft steht. Seine Inhalte können mit den Mitteln des Geistes weder bewiesen noch widerlegt und so aus der Sicht des wahrhaft Gläubigen auch nicht kritisch hinterfragt werden. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins sagt dazu: »Glaube ist genau deshalb bösartig, weil er keine Rechtfertigung braucht und keine Diskussion duldet. Wenn man Kindern beibringt, dass unhinterfragter Glaube eine Tugend ist – und wenn dann noch einige andere Faktoren hinzukommen, die nicht schwer zu verwirklichen sind –, dann schafft man ihnen die Voraussetzung, um sie in künftigen Dschihads oder Kreuzzügen zu tödlichen Waffen zu machen. (…) Selbstmordattentäter begehen ihre Taten, weil sie wirklich das glauben, was ihnen in ihren Religionsschulen beigebracht wurde: dass die Pflichterfüllung für Gott gegenüber allem anderen Priorität hat und dass das Märtyrertum im Dienste Gottes im Paradiesgarten belohnt wird. Diese Lektion allerdings haben sie nicht unbedingt von extremistischen Fanatikern gelehrt, sondern von anständigen, sanftmütigen, zur Mehrheit gehörenden Religionslehrern, in deren Koranschulen sie in Reih und Glied gesessen haben, um mit rhythmischem Auf und Ab der arglosen kleinen Köpfe jedes Wort aus dem heiligen Buch auswendig zu lernen wie schwachsinnige Papageien.« 6

Sarrazin, Thilo. Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht (German Edition) (Kindle-Positionen7865-7884). FinanzBuch Verlag. Kindle-Version.












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