Freitag, 15. Februar 2019

Denkfigur Apokalypse


Früher war mehr Feinstaub, Ruß und Smog. Freuen wir uns darüber? Nein, die Hysterie über Stoffe und eingebildete Schadstoffe ist bemerkenswert. Das liegt an einer Besonderheit: dem christlichen Strafgedanken und dem Apokalypsedenken seit Johannes und seinem Schwelgen in Schwefel und Blut. Diese blutrünstigen Vorstellungen entstanden im Nahen Osten und nur dort. Tradiert wurden sie bis ins 20. Jahrhundert. Seitdem führen sie ein Proteusdasein in Naturreligion und Klima-Aberglauben.


Vortrag: "Endzeiterwartungen in der Reformationszeit und ihr Nachwirken"; Prof. Dr. Rainer Stichel, Münster
“Bei den Juden aller Jahrhunderte war die Erwartung lebendig, in der Endzeit der Welt werde das Zwölfstämmevolk Israel wieder im Heiligen Lande versammelt werden; dabei würden die zehn Stämme Israels, die im Jahre 722 v. Chr. von den Assyrern deportiert worden waren und nach deren Verbleiben man seitdem überall in der Welt suchte, in das Heilige Land zurückkehren. Rabbi Abraham ben Eliezer Halevi, der nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 in Jerusalem lebte, berechnete das Erscheinen des Messias auf das Jahr 1523. Die Christen waren für solche Erwartungen empfänglich. Bekannte und bisher unbekannte Zeugnisse für die Ausbreitung der Hoffnung auf die baldige Rückkehr der Zehn Stämme bei Juden wie Christen liegen in unterschiedlicher Ausgestaltung durch alle folgenden Jahrhunderte vor. Zugleich mit der Hoffnung lebte die Angst vor den endzeitlichen Schrecken, als deren Anzeichen man den Einfall der apokalyptischen Völker Gog und Magog und das Auftreten des «Antichristos», des Wider-Messias erwartete. Die Aussagen, die man darüber in der Heiligen Schrift fand oder zu finden glaubte, verwendete man, um Personen oder Ereignisse der jeweils eigenen Zeit zu verstehen und um den weiteren Verlauf der Geschichte bis zu ihrem Ende, immer wieder von neuem, zu berechnen. Geradezu kanonisches Ansehen gewann die Überzeugung Martin Luthers, mit den in der Bibel genannten Völkern Gog und Magog seien die Türken, mit dem Antichrist das Papsttum gemeint. Demgegenüber sahen Theologen der römischen Kirche sich vor die Aufgabe gestellt, die eigenen Anschauungen über die Endzeit zu verteidigen und dabei möglichst auch die Behauptung, der Papst sei der Antichrist, zu widerlegen. In dem Vortrag werden bekannte und bisher unbekannte Zeugnisse behandelt werden, die neues Licht auf die Entwicklung zu werfen geeignet sind.” (awk nrw)



















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