Dienstag, 1. Dezember 2020

Induktion, Deduktion und Autopoiesis

“So gelten seit Hume Induktionsschlüsse als unbegründbar, Allsätze als unbeweisbar, Universalgesetze als überformuliert. In dieser Fassung erscheint das Problem als ein Defekt. Der Defekt liegt aber nur in der Formulierung des Problems. Auch hier verlagert die ausdifferenzierte Wissenschaft zunächst aus der Sozialdimension in die Zeitdimension: Epagoge (inductio) hieß ja zunächst, einen anderen an Hand von Einzelerfahrungen zum Allgemeinen zu führen. Bei Hume geht es darum, daß die Aufmerksamkeitsspanne des einzelnen nicht ausreicht, um alle in einer prinzipiell unendlichen Zeit möglichen Fälle zu erfassen. Übersetzt man das in die Sprache der Theorie autopoietischer Systeme, besagt es nichts weiter als die Unabgeschlossenheit der Autopoiesis. Jedes Element wird nur als Ausgangspunkt für die Produktion weiterer Elemente produziert, jedes Ende ist ein Anfang. Alle Ereignisse, die als zugehörig erkannt werden können, dienen der Produktion von Information durch Information im System. ‘Scientific knowledge is inherently inconclusive’, konstatiert Michael Mulkay.” (Wissenschaftliches Wissen ist seiner Verfassung nach unabgeschlossen, WD) 

(Luhmann, Die Wissenschaft der Gesellschaft, S. 283) 

 

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