“Zwar setzt Byzanz bruchlos die spätantike Tradition der Sklaverei fort, zu einer Ansiedlung als “servi casati” mit selbständiger Bauernwirtschaft kommt es hier aber auf dieser Grundlage nicht.”
Das ist bedeutsam, erstens, weil sich daraus ergibt, daß das Christentum, hier die orthodoxe Kirche, nicht automatisch die Sklaverei abschafft; und zweitens, daß dieser Sklavenstatus des Sklaven ohne eigenes Haus und eigener Versorgung auch den Status stabilisiert. Der Weg in die Lockerung, wie er sich in der fränkischen zweigeteilten Grundherrschaft ergibt, unterbleibt. Pflugdienste werden in der traditionellen byzantinischen Landwirtschaft nicht gebraucht, eine Vergetreidung findet nicht statt.
Dergestalt bildet sich ein fränkisches bzw. fränkisch beeinflußtes Kerneuropa und ein Randeuropa, das Irland, Wales, Schottland, Osteuropa östlich der Linie Petersburg/Triest, den ganzen Balkan, das ehemalige byzantinische Süditalien sowie das ehemalig maurische Südspanien beinhaltet. “Im Anschluß an abweichende Traditionen der Agrarverfassung hat sich in vielen Regionen ‘Randeuropas’ die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung anders gestaltet.”
(Mitterauer, Warum Europa? S. 63-66)
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