Donnerstag, 29. April 2021

VILLA FRANCA, FREIES DORF

Graf Roger, der Bruder des normannischen Abenteurers und Eroberers Robert Guiskard, machte es anders als sein Bruder. Der setzte stets Gewalt ein und siedelte ganze Dörfer in neu eroberte Gebiete um. Roger hatte Malta erobert, das wiederum 870 von den Arabern erobert wurde. Es gehörte zuvor zum byzantinischen Reich. Den Besiegten bot Roger an, in Sizilien ohne Abgaben in einer Villa Franca zu siedeln, denn er brauchte Siedler. Das war das Problem im ganzen Frankenreich: die Herren besaßen viel Land, aber keine Bauern zur Urbarmachung und Kultivierung. Die Gebietsherren standen im Wettbewerb um Leibeigene, aber deren Mobilität war durch ihren Status blockiert. Die Betonköpfe verschärften nun diesen Status, während die anderen - wie Roger Guiskard - Verlockungen erfanden. Ebenso verfuhren andere Gebietsherren wie etwa der Magdeburger Erzbischof Wichmann, dem die wirtschaftliche Entwicklung seine Diozöse ein großes Anliegen war. Ein “diese Wirtschaft tötet” wäre nicht über seine Lippen gekommen, im Gegenteil, er warb auch flämische Siedler an, nachdem er mit Albrecht dem Bären Brandenburg von den Wenden erobert hatte. 1159 befreite er in Großwusteritz an der Havel die Flamen vom Burgwerk-Dienst. Flamen hatte Wichmann vorher als Bischof in Naumburg kennengelernt, die sein Vorgänger im Dorf Flemmingen angesiedelt hatte.

Da bahnten sich neue Entwicklungen an, die in eine dynamischere und freiere Zukunft führen sollten.  


Vgl. Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 145ff.

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