Samstag, 30. April 2022

Odo Marquards Empfehlung

 Die Bürgerlichkeit mit Gewaltenteilung, Marktwirtschaft und Vermeidung extremer Positionen schafft den Wohlstand, der von Fanatikern und Abenteurern als langweilig empfunden wird. Meint Marquard. “Darum – meine ich – spricht alles für die Bürgerlichkeit; und darum – meine ich – spricht alles gegen die Verweigerung der Bürgerlichkeit.”


Marquard, Odo. Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays: Apologie der Bürgerlichkeit, S. 249, Reclam Taschenbuch (S.262). Reclam Verlag. Kindle-Version. 


Wo die Maßstäbe verloren gehen durch Ideologien und Verblendung droht am Ende Chaos und Gewalt.


Mittwoch, 27. April 2022

Plattdeutsch oder Englisch?

In den westlichen Ländern grassiert der Schutz-Virus. Alles und jedes soll geschützt werden, vom Klima bis zum Plattdeutsch. Das zeigt viel Verwirrung, denn weder das eine noch das andere läßt sich schützen. Das Klima ist ein chaotisches System und kann deshalb gar nicht geschützt werden, und die Sprachen sind es in gewisser Weise auch. Beides spielt in Europa eine kostspielige Rolle, der Klima”schutz” ist geradezu ruinös. Die Übersetzungen in die vielen europäischen Sprachen sind wesentlich billiger. Aber der europäische Gedanke - das Wachsen einer gemeinsamen europäischen Kultur - hängt natürlich auch an den Verständigungsmöglichkeiten. In den USA setzte sich das Englische durch die starke Dominanz der englischsprachigen Siedler durch. In Europa breitet sich das Englische durch die Eliten in den Medien und der Technik aus. Das ist oft ärgerlich, aber im Interesse einer verbindenden Sprache in Europa lohnt sich ein puristischer Widerstand nicht. Englisch als Zweitsprache in den europäischen Ländern - ähnlich wie bereits in den Niederlanden - ist zu begrüßen, einfach, weil es der Verständigung dient. In der Vergangenheit hat das Latein diese Funktion erfüllt, aber nur für die Eliten. Das ist heute etwas besser. Allerdings lassen sich die Nationalsprachen durchaus weiter pflegen, es braucht nur den Willen dazu. 


Dienstag, 26. April 2022

Amerikanismus/Antiamerikanismus

 “Der Einfluß des Amerikanismus ist so enorm, weil er in mancher Hinsicht anderen Geistesströmungen ähnelt, die den jungen Deutschen heute formen: Marxismus, die materialistische Geschichtsphilosophie, die rein animalistische Gesellschaftsdoktrin, Kommunismus, deren niveaulose Angriffe gegen das individualistische und das metaphysische Sein gerichtet sind. 

Ich persönlich bin gegen Amerikanismus. Ich bin der Meinung, daß die Philosophie des rein utilitaristischen Denkens, des Optimismus a tout prix, des ‘keep smiling’, des dauernden Grinsens auf den Zähnen, dem abendländischen Menschen und seiner Geschichte nicht gemäß ist.”

Benn, Über den amerikanischen Geist, 1928, Ges. Werke 4, S. 202


So hat es nicht nur Benn gesehen, sondern auch viele andere, wobei sie sich auch auf Landeskundige wie Adolf Halfeld bezogen haben. Jeder Reisende nimmt seine Vorstellungen mit und biegt oft das, was er sieht, in seinem Sinne hin. So verfuhr Adolf Halfeld in den USA, so tat es der islamistische Ideologe Sayyid Qutb ebendort und bei Putin in Deutschland dürfen wir Ähnliches vermuten.




Samstag, 23. April 2022

Despotie statt Freiheit: Putins Weg

Bereits der Titel des Buches “Freiheit statt Demokratie” stellt sich als Dreistigkeit heraus, aber wenn man weiterliest, kommt es noch weit schlimmer. Das Buch ist eine Mischung aus banalem Gequatsche mit Wodka und Sauna, dann schürzt sich der Knoten: der Überfall auf die Krim gilt Thomas Fasbender als ein “Gewitter … mit der Kraft reinigender Blitze” (S. 25f.). Danach versackt es in Putin-und-Dugin-Propaganda: “Eurasien ist ein alternatives Europa” (S. 339, 3. Aufl. 2015) 

Das zieht einem die Schuhe aus!

Der Putin-Troll hat sich den Wladimir-Orden 1. Klasse verdient!  


Samstag, 16. April 2022

Auf den zweiten Blick

Er hatte Humor, er hatte originelle Einfälle, er konnte sie gekonnt in Vers und Zeichnung setzen. Aber ach, wenn man sein Werk durchmustert, so ist es eine Aneinanderreihung von Gemeinheiten, Bosheiten und üblen Rüpeleien. Fast möchte man kommentieren, wie sein Hans Huckebein schließt:

Der Tisch ist glatt - der Böse taumelt - 

Das Ende naht - sieh da! - Er baumelt.

“Die Bosheit war sein Hauptpläsier,

Drum”, spricht die Tante, hängt er hier!”


Busch war leider auch ein depressiver Alkoholiker, gnadenloser Pessimist, Hausdespot und Menschenverächter. Sein Humor basierte auf Schadenfreude und Lust an Qual und Tod. Ein monströses Talent. Dabei ließ er nichts aus: 


Und der Jud mit krummer Ferse,

Krummer Nas’ und krummer Hos’

Schlängelt sich zur hohen Börse 

Tiefverderbt und seelenlos.

(Fromme Helene, 1. Kapitel, http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/helene/kapitel01.html)


Freitag, 15. April 2022

Lesen! Interpretieren!

 

Zu "Man muß lernen, die Kinder zu lesen, Für Remo Largo ist die Volksschule veraltet", NZZ 31.12.05 

Lesen können inzwischen die meisten, aber interpretieren leider nicht. Und das ist hier von Largo gemeint. Das Verhalten der Kinder muß beobachtet und interpretiert werden, Aufmerksamkeit ist erfordert, die Wahrnehmung von Eigenarten und etwas Wissen um Entwicklungspsychologie. Erziehen war nie einfach, aber wahrscheinlich ist es schwieriger geworden, weil hundert Medien ihre zweifelhaften Einflüsse ausüben. Die lassen sich nicht einfach abschalten, selbst wenn der Wille dazu existierte. Und die Schule ist zwar sehr viel besser geworden, sie achtet heute Individualitäten mehr, aber es überwiegen schematische Anforderungen. Diese sind zwar heruntergesetzt worden, doch geht das auf Kosten der begabteren Schüler, die in ihrer Entwicklung behindert werden.   

Die Steiner-Schulen (Waldorfschulen) sieht Largo etwas unkritisch, weil er die anthroposophischen Einflüsse übersieht, trotzdem können sie die angemessene Wahl vor Ort sein im Vergleich zu anderen Schulen.

Donnerstag, 14. April 2022

Wie wir den Atommüll schrumpfen könnten - Energiejournal 4

Otto Hahn wäre heute Belgier! Auch der Schnelle Brüter würde helfen, Johannes Rau hat ihn in Kalkar versenkt. Die Endlagersuche dient nur dem Zweck, keines zu finden und ein Scheinargument zu bewahren.

Montag, 11. April 2022

Aller Anfang ist leicht

Das gute Leben fängt an mit dem neuen Genom, gebildet aus dem der Eltern. Darauf hat das neue Genom keinen Einfluß. Es ist diese Zufallskombination mit weitreichender Geltung für alles, von der Augenfarbe, dem Geschlecht bis hin zur Gehirnbildung. 

Sonntag, 10. April 2022

Führerauswahl

Elementare Bedürfnisse, die über eigene Kanäle verfügen und nicht nach Belieben steuerbar sind

Schmerzlosigkeit

Soziale Anerkennung, Status

Nahrungsaufnahme, Stoffwechsel

Sexualität


Dem Willen zugängliche Bedürfnisse

Wissenserwerb

Geselligkeit

Unterhaltungsbedürfnis



Politisch wirksam ist das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Status. Sowohl bei den Führern als auch bei den Untertanen. In der Horde und den Großfamiliengruppen (Klans) verfügen die Führer über Intelligenz und brutale Durchsetzungsbereitschaft, Typ Dschingis Khan. Die Untertanen werden gemäß ihrer Stellung in der Hierarchie gesichert und anerkannt. Dieses Grundmuster gilt auch noch in modernen Gesellschaften, die stärker oder ganz funktional organisiert sind. Führer wie Stalin, Hitler und Putin imitieren Führer des alten Typs Dschingis Khan, sie setzen exzessive Gewalt ein. Das ist den Führern in funktionalen Gesellschaften meist nicht möglich, einmal, weil sie durch Legitimität an die Macht kamen, einmal, weil sie in Parteienauswahlverfahren bestehen müssen und dort zunächst nur Trittbrettfahrereigenschaften und Dienbereitschaft belohnt werden (Rau, Borjans, Steinmeier, Schröder, Harbarth, Merkel etc.) Die Unterordnungsbereitschaft spielt schon eine große Rolle bei der Auswahl der Kandidaten, die weitgehend von der Parteiführung durchgeführt wird. Könnte es sein, daß dabei auf kurzfristige Vorteile schielende Persönlichkeiten ohne Eigenschaften wie Angela Merkel und Olaf Scholz Vorteile genießen? Und daß solche Führer für ihre Gesellschaften nicht fruchtbar sind?  

Unerträgliche Hitze der Jungsteinzeit - Klimaschau 107

'Die Modelle erst dann verwenden, wenn sie an der Vergangenheit kalibriert wurden': JA! 
Das wird allerdings erst der Fall sein, wenn die Sonne um die Erde kreist! 
Ein chaotisches System kann nicht berechnet werden! 

Samstag, 9. April 2022

Pink Floyd - Hey Hey Rise Up (feat. Andriy Khlyvnyuk of Boombox)

Well done.

Die Wehner-Partei

Die Wehner-SPD war eine gefährliche Partei, sie war mit ihrem marxistischen Erbe - personifiziert in Herbert Wehner - die Verbündete Moskaus. Sie stand gegen ein freies, unabhängiges Deutschland, sie stand für Verstaatlichung, Regulierung und Moskaufreundlichkeit, sie kämpfte gegen Adenauer und Erhard, die Garanten für Westbindung und Wohlstand. Antiamerikanismus blieb in ihrem Denken wirkungskräftig. Brandt konnte allerdings die Moskaufraktion unter Führung des Moskaurückkehrers Wehner zurückdrängen und 1958 das Godesberger Programm verabschieden, das den linksextremistischen Marxismus verabschiedete. Gleichwohl blieb die Wehnergruppe ungeschlagen, Wehner konnte ausgerechnet in Moskau 1973 die Rivalität zu Brandt neu beleben: “Die Äusserungen, die Wehner bei seiner Russlandreise im Herbst 1973 über Brandt abgab («Der Herr badet gern lau»), können mitgespielt haben, als Brandt im Mai 1974 unter dem Eindruck der Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume seinen Rücktritt erklärte.” (NZZ 22.07.2006)

Die Affinität zu Moskau feierte mit Gerhard Schröder fröhliche Urstände, die bis heute lebendig sind, man lese nur Klaus von Dohnanyis neues Buch. Merkel hat mit der Linksverschiebung der CDU die Abhängigkeit von Moskau auf einen Höchststand geführt. Der Überfall auf Vilnius wurde in der deutschen Außenpolitik nicht weiter beachtet.

Mittwoch, 6. April 2022

Totalitarismus

Im SPIEGEL und in der ZEIT kam Hannah Arendt in der 60er Jahren oft vor, ihr Bericht vom Eichmann-Prozeß, DIE BANALITÄT DES BÖSEN, wurde meiner Erinnerung nach im SPIEGEL abgedruckt. Und ELEMENTE UND URSPRÜNGE TOTALER HERSCHAFT von 1955 spielte lange eine größere Rolle. Den Linken ging es gegen den Strich, daß Arendt den Leninismus-Stalinismus auf eine Stufe stellte mit dem Faschismus-Nationalsozialismus und unter ‘Totalitarismus’ subsumierte. Das war allerdings ihre spezielle Leistung, denn die Elemente der Herrschaftsausübung bei sonstigen Unterschieden gleichen sich. Die Ursprünge in der “Massengesellschaft” und der “allenthalben zunehmendende Verlassenheit” zu sehen, das hat sich jedoch als Irrtum herausgestellt.


Dienstag, 5. April 2022

Respekt


Wenn man Hannah Arendts VITA ACTIVA zur Hand nimmt, dann begibt man sich in eine Denkwelt der Vergangenheit. “Weltlosigkeit”, “Verlassenheit des Massenmenschen” und dergleichen atmen eine vergangene Diskussion, wenn auch der alte Adam sich in manchem gleichgeblieben ist. “Respekt” kommt auch vor: “So ist ja offenbar der moderne Respektverlust, bzw. die Überzeugung, daß wir Respekt nur schulden, wo wir bewundern oder schätzen, ein deutliches Zeichen für die fortschreitende Entpersonalisierung des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens.”*

Das dürfte ein Irrtum sein. Der Rückgang des Respekts hängt als verbreitetem Phänomen mit der zunehmendem Gleichheit zusammen und dem Niedergang des Adels, mit dem Übergang von verbindlicher Schichtung der Gesellschaft zu einer Gesellschaft der Chancengleichheit und Funktionssysteme. Der Rapper ohne Ausbildung kann mit seinen Millionen Unternehmer werden und seine Frau Berühmtheitskönigin mit eigenem Millioneneinkommen. Und schon zuvor wurden Monarchen gestürzt und die Rockefellers und Carnegies besetzten die freigewordenen Plätze. Heute sind viele so respektlos wie seinerzeit nur wenige, so respektlos etwa wie ein Luther, der den Papst “eine Sau” nannte.

*
Hannah Arendts, VITA ACTIVA, 1957, Piper S. 238

Montag, 4. April 2022

Wie’s so kommt

Man kann die Bewegung als solche schätzen und von ihr Positives erwarten. Das war bei Hannah Arendt 1968 wohl der Fall, denn sie begrüßte die SDS-Bewegung. Aus der sich dann Figuren wie Dutschke und Meinhof erhoben, beide intelligent und denkfreudig. Diese Eigenschaften trieben sie zur Besserwisserei - bei riesigen Kenntnisdefiziten - und dann zur Neigung zu Gewalt, Mord und Totschlag. In einer anderen, auch politischen Sphäre, gilt das ähnlich auch für Dugin und Putin: intelligent und denkfreudig. Die Epigonen der SDS-Bewegung wie Schröder, Scholz und Steinmeier sind heute konfrontiert mit den Folgen ihrer Denkfrüchte von damals und Dugin und Putin.

Ähnliche Betrachtungen müssen Pascal zu folgenden Gedanken angeregt haben: 
“Wenn ich mich zuweilen damit beschäftigt habe, die vielgestaltige Unrast der Menschen zu betrachten, die Gefahren und Mühsale, denen sie sich aussetzen … habe ich entdeckt, daß das ganze Unglück der Menschen aus einer einzigen Ursache kommt: nicht ruhig in einem Zimmer bleiben zu können.”
(Pascal, Gedanken, Dieterich Nr. 178 (136))
- "... daß der Mensch die überspanntesten Meinungen leicht annehmen kann" Pascal (1623 - 1662), Gedanken (33/374)

Pluralität wurde von der Studentenbewegung als “bürgerlich” diffamiert, auch im persönlichen Bereich.