Mittwoch, 18. Mai 2022
Lichtung
Rinks und Lechts kann man leicht velwechsern, meinte Ernst Jandl in seinem Gedicht “lichtung”.
Beide Seiten haben einen Hang zur großen Staatsmacht und auch zur Diktatur. Links ist eher international orientiert, Rechts national bzw. nationalistisch.
In Deutschland gibt es noch ein ganz verwechslungsfestes Merkmal, den Antiamerikanismus. Alles andere wechselt und schillert immer wieder, der Antiamerikanismus nicht. Manches Medien-Irrlicht vermag durch argumentatives Hakenschlagen seine Haltung zu verschleiern, doch der Antiamerikanismus schimmert immer wieder durch. So hat gerade ein Meister des Schillerns und Hakenschlagens den ukrainischen Präsidenten Zelenski zum Mitglied der US-Armee ernannt und zum Stellvertreterkrieger. Er folgt damit dem Zungenschlag von Putin und Konsorten, die die amerikanisch dominierte aggressive NATO für den barbarischen Moskauer Überfall auf Kiew verantwortlich machen. Das vertraten Wagenknecht und Weidel von Anfang an. Die Amerikaner wollten nur ihre Fracking-Gasgeschäfte fördern und ihre Macht ausweiten. Das verkennt die Rückseite des Antiamerikanismus, die Westbindung. Die Westbindung ist Adenauers strategisches Erbe, das von der SPD seinerzeit scharf bekämpft wurde. Es beruht auf der grundsätzlichen Orientierung, daß das national verunsicherte Deutschland sich an die Partner seines kulturellen Erbes halten muß, an Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und die Garantiemacht dieses Erbes, die Großmacht USA. Diese Westbindung ist angesichts der Diktaturen in Moskau und Peking so aktuell wie zu Adenauers Zeit.
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