“Die schöne Johanna war die Base der drei Schwestern, und ich setzte mich gern zu ihr. Sie wußte die schönsten Sagen, und wenn sie mit der weißen Hand zum Fenster hinauszeigte, nach den Bergen, wo alles passiert war, was sie erzählte, so wurde mir ordentlich verzaubert zumute, die alten Ritter stiegen sichtbar aus den Burgruinen und zerhackten sich die eisernen Kleider, die Lore-Ley stand wieder auf der Bergesspitze und sang hinab ihr süß verderbliches Lied, und der Rhein rauschte so vernünftig, beruhigend und doch zugleich neckend schauerlich – und die schöne Johanne sah mich an so seltsam, so heimlich, so rätselhaft traulich, als gehörte sie selbst zu den Märchen, wovon sie eben erzählte.”
(Heine, Heinrich. Ideen. Das Buch Le Grand (S.18). Kindle-Version.)
Heine erzählt von einer Erzählsituation, und dies kann wieder mit dem Erzählen von Rheinsagen kombiniert werden, und so fort. Die Familie, die zusammen kifft, bleibt zusammen, behauptete seinerzeit Jerry Rubin; das wissen wir inzwischen besser.
Die Familie, in der erzählt wird, bleibt zusammen, könnte man in Analogie behaupten, und das könnte etwas größere Wahrscheinlichkeit beanspruchen. Die Erzählung transportiert nicht nur Inhalte - etwa, was die Lorelei so trieb - sondern auch die Umstände der Erzählsituation, sie stößt die verbale Interaktion der Anwesenden an und knüpft und festigt Beziehungen. Das leistet das Fernsehen nicht, insbesondere präsentiert es fertige Bilder, die in der Erzählsituation von den Zuhörern selbst entworfen werden, dadurch ist die Vorstellungskraft stark angeregt.
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