Mittwoch, 12. Oktober 2011

Nicht paradiesisch






Wann treffen wir drei uns das nächstemal
Bei Regen, Donner, Wetterstrahl?

Shakespeare, Macbeth, 1. Szene




- Ägypten, Christenverfolgung:
“Wir wissen bislang von 35 Toten und 200 Verletzten.
...
KNA: Blicken wir trotz alledem auf die politische Großwetterlage - wie hat sich die Lage für die Kopten seit dem Sturz von Hosni Mubarak im Frühjahr verändert?
Damian: Im arabischen Frühling haben wir das schöne Gesicht der Revolution gesehen, nun zeigt sich die hässliche Fratze dahinter. Unter Mubarak hatten die Kopten zwar auch keinen gesetzlich garantierten Schutz - aber er hat mit seinem persönlichen Einsatz jene Kräfte in Schach gehalten, die nun nach vorne drängen und den Kopten gefährlich werden können.

KNA: Welche sind das?
Damian: Es gibt derzeit drei wichtige Kräfte im Land: die Übergangsregierung, das Militär und die Islamisten. Im Militär gewinnen die religiösen Extremisten immer mehr die Oberhand. Und uns fehlt zugleich ein seriöser Ansprechpartner, der unsere Interessen vertritt. Solange man nicht ehrlich über die Probleme redet und die Täter unbehelligt bleiben, ist ein Ende der Gewalt nicht in Sicht. “
domradio.de/aktuell/77028/die-haessliche-fratze-der-revolution-gesehen.html

- In Syrien hat sich der Chef der Orthodoxen Christen auf die Seite der Regierung gestellt und darauf hingewiesen, daß in Damaskus und Aleppo alles ruhig sei; die westlichen Medien verbreiteten ein einseitiges Bild; er fürchte beim Sturz der Regierung Christenverfolgungen. (DLF 10.11.11)

Bei der Reportage auf arte gestern abend fielen immer wieder islamische Bezüge auf: “Allah, Paradies, Märtyrer”; die wenigen Frauen, die ins Blickfeld gerieten, trugen Kopftuch. Die stärkste Oppositionsgruppe dürften die sunnitischen Muslimbrüder sein, die die regierenden Alewiten (eine schiitische Richtung) und andere Ungläubige gerne schnell ins Paradies exekutieren würden.

- Koran: „Wahrlich, in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab“ Sure 8,12

Dienstag, 11. Oktober 2011

Euro-Vater Issing: Griechenland zurück zur Drachme







Unter tausend Abnickern: Euro-Held Richard Sulík, Präsident des Slowakischen Parlaments, nimmt den Maastricht-Vertrag ernst, der die Transfer-Union verbietet

(Bild: Pavol Frešo / Wiki.)




- ! - Issing, einer der Väter des Euro: “Die Griechen müssen raus,
sagt Ottmar Issing, ehemaliger EZB-Chefvolkswirt. Schäuble und Issing im Streitgespräch. Sollen die Griechen raus aus dem Euro?

Finanzminister Schäuble hält im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung dagegen. … Issing: Wir brauchen einen Schuldenschnitt von mindestens fünfzig Prozent. Was nicht geht, ist, dass Griechenland sich dann weiter bei der EZB refinanzieren kann.
“ 8.10.11 FAS

Der Euro steht heute bei 1,3604 zum US-Dollar, er startete bei 0,86 . Bisher hat er die Staatsschuldenkrise gut bestanden. Gelitten hat das Vertrauen in die EU-Politik, die die betrügerischen Statistiken Griechenlands deckt.

- - Slowakei legt sich quer
Parlament lehnt Staatsschuldenfonds ab!
Nachdem die Slowakei alle Anstrengungen unternommen hat, den eigenen Haushalt solide zu finanzieren und ohne Schulden auszukommen, lehnt das Parlament eine Unterstützung für die griechischen Betrüger und ihre Unterstützer in Paris, Berlin, Brüssel und anderswo ab. Bravo.

Montag, 10. Oktober 2011

Wohl zu viel Soziologie geraucht





Lenins Bolschewiki machen Revolution - Oktober 1917 in Moskau
("Da haben die Proleten Schluß gesagt" (youtube.com/watch?v=L4k30VF5eAE))



- Zu viel Reaktion, zu wenig Revolution, meinte SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück neulich in der FAZ, diese Deutschen hätten nie eine Revolution zu Ende gebracht, daran leide Deutschland. (22.9.11)
Keine Revolution hat die Reaktion in Deutschland davongejagt. Nicht richtig. Sowas.
“Reaktion” steht für Konservatismus, die Reaktionäre sind die Konservativen. Und die Rechten noch dazu. Das Rechts-Links-Schema stammt aus der französischen Nationalversammlung der Revolutionszeit. Links saßen die revolutionären Jakobiner, rechts die revolutionären Girondisten.

Auch das ist eine stabile, um nicht zu sagen: konservative Eigenart des Menschen, daß er am liebsten ein Zweier-Schema verwendet: links/rechts, gut/böse, tauglich/untauglich, für mich/gegen mich, Reaktion/Revolution. Das entspricht der eingeschränkten menschlichen Denkfähigkeit und wird bleiben bis ans Ende der Tage.
Aber wenigstens eine Revolution sollte man zu Ende bringen, meint Steinbrück, sonst leide ein Land.
Wieder die binäre Figur: Länder mit Revolution, Länder ohne. Man könnte das als Geschwätz aus dem Adorno-Habermas-Leggewie-Seminar abtun, aber dieses Seminar beherrscht einen Großteil der Philosophischen Fakultäten und Medien, wo ihre Schüler an meinungsbildender Stelle sitzen.
Frankreich also hat seine Revolution exekutiert, und der Rousseau-Schüler Robbespierre hat mit der Guillotine so lange am volonte generale, am Einheitswillen gearbeitet, bis er selbst unter dem Fallbeil lag. Haben sich die Millionen toter Franzosen, zu denen noch die europäischen Opfer der Napoleonischen Kriege hinzuzuzählen sind, für Frankreich positiv ausgewirkt? Hohe Leichenberge, brutaler Zentralstaat, gieriger Kolonialismus, die weltweit schlimmste Bürokratie mit dem Wasserkopf Paris - sind das Steinbrücks Revolutionsvorteile?
Auch die Russen mußten eine exekutierte Revolution erleben, die die Konservativen und Reaktionäre, aber dann auch, wie in der Französischen Revolution, viele Revolutionäre hinwegfegte. Die Leichenberge wurden noch höher und der Terror noch grauenhafter. Maos Revolution steigerte die Leichenberge noch einmal - vermißt
Steinbrück das allen Ernstes? Er hat wohl, Jahrgang 1947, zu viel Adorno-Habermas-Soziologie in Kiel studiert.
Zudem hatten wir in Deutschland zwei konservative Revolutionen. Luther wollte den alten katholischen Geist konservieren, es wurde eine Reformation daraus, die die religiösen und landesherrlichen Verhältnisse revolutionierte - man kann lange darüber streiten, wie der Saldo dieser Konfessionalisierung zu verbuchen ist, wahrscheinlich liegt er im positiven Bereich, aber doch erst nach dem 30jährigen Krieg, der die deutschen Länder in Schutt und Asche legte und den die Mehrheit der Deutschen (zwei Drittel) nicht überlebte.
Man kann verstehen, warum Goethe revolutionäre Umtriebe haßte.
Auch Hitlers reaktionäre Revolution fand in Deutschland statt, sprengte die Länderordnung, schuf den zentralen Terrorstaat nach Stalins Vorbild und folgte Napoleons Kriegsspuren - diese revolutionären Folgen und Abscheulichkeiten sollten reichen, um Goethes Haltung heute mit noch mehr Berechtigung einzunehmen. Die Beseitigung der revolutionären Ulbricht-Honecker-Diktatur folgte einem anderen Muster: die SED-Macht zerfiel, sie war sich selbst unglaubwürdig geworden, eine vielfältige Opposition wuchs, hatte aber keine starken Figuren, die Macht an sich reißen konnten, die meisten Oppositionellen wollten nur Reisefreiheit und Wohlstand nach Maßgabe Westdeutschlands, so daß die westdeutsche Ordnung in das östliche Vakuum gleichsam hinübergesogen wurde. Weil die SED völlig gelähmt war durch ihren fast völligen Vertrauensverlust, konnte diese tiefgreifende Umwälzung ohne Gewalt vonstatten gehen, aber auch, weil es keine entschlossen-revolutionären, gewaltbereiten Gruppen gab, wie es die Jakobiner, Bolschewiki und Maoisten waren. Die ostdeutsche Umwälzung war höchstens eine Verlegenheits-Revolution, ein Glück des Kairos, die Gunst des passenden Augenblicks und der günstigen Umstände. Ein taugliches Modell stand bereit und konnte einfach übernommen werden.
Viele Genossen hatten sich etwas anderes erwartet, Lafontaine und Günter Grass waren enttäuscht - Steinbrück auch?
Glücklich das Land, das nicht zu viel in “Reaktion” und “Revolution” denkt, in primitiven Polit-Etiketten wie “konservativ” und “progressiv”. Ihr angestammter Platz ist auf dem Markt, wo simple Zweierfiguren und lautes Schreien wirken.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Sechs Finger für den Fortschritt




In der alten Brühe schwimmt wenig Neues


- Jäger des Konservativen:  “ Genuin konservativ zu sein würde vor allem zweierlei bedeuten:
Ein Gefühl für das Gewicht der Wirklichkeit zu haben; daraus folgt von selbst eine Mäßigung.
Und - nicht weniger wichtig - jedenfalls die Sehnsucht nach Maßstäben, die von oben kommen, vielleicht von Gott. “ (Jäger, Adieu, FAZ 5.10.11)

Man wird auch das Konservative individualisiert betrachten können, und wer denn religiöse Maßstäbe ersehnt, dem gefallen sie eben. Religiöse Texte stellen ohne Zweifel konservative Ansprüche, sie wollen für immer und ewig gelten, und tatsächlich glauben Menschen der Gegenwart an zweitausend Jahre alte Texte, woraus sich der Schluß ziehen ließe, daß der homo sapiens sowohl ein konservatives Glaubensbedürfnis habe als auch in seinen Denkfähigkeiten sehr beschränkt sei.  

Aber muß Denkfaulheit als “genuin konservativ” angesehen werden? Sind Wandel und Wechsel als die einzigen “ewigen” Bezugspunkte nicht allein angemessen für “genuin konservatives” Denken?
Das widerspricht natürlich dem Wortsinne des ERHALTENS, des KONSERVIERENS - aber nur in oberflächlicher Hinsicht. Das Konservative sollte sich fundamental begründen - Leben fluktuiert zwischen verschiedenen Zuständen - Ungleichgewichtszuständen, Fließgleichgewichten.
Schon der Körper läßt sich nur erhalten durch immer erneute Energiezufuhr, durch den Aufbau eines dichten neuronalen Netzes mit immer neuen Verknüpfungen, durch Überschreiben von Inhalten und Bemühung um die Erhaltung der synaptischen Plastizität.  Von außen sieht man das dem Kopf nicht an, sowenig wie ganzen Körper seine unzähligen interzellulären und hormonellen Wandlungen. Von außen erkennt man nur sekundäre Veränderungen wie das Altern der Haut und der Körperformen. Bis zum Tode mag man sich um die Bewahrung und Erhaltung des Körpers und seiner geistigen Emanationen bemühen. Am besten gelingt das durch intelligente Anpassung an die nicht revidierbaren, fundamentalen Wandlungen.
Dies mag für alle Phänomene gelten, und gerade da besitzen die Texte ihre größten Probleme - sie gelten höchstens zeitlich begrenzt. Für Religionstexte gilt das ebenso wie für andere, nur wollen ihre Verfasser die unbeschränkte Geltung festschreiben, wodurch sie große Anpassungsprobleme für die Zukunft heraufbeschwören. Einzeltexte mit konkreten Rechtsvorschriften wie unterschiedliche Erbregeln für Mann und Frau sind schon in kurzer Zeit überholt und fallen der Wertlosigkeit oder der radikalen Umformulierung anheim. Verweigern die Religionsfunktionäre dies, die Umformulierung, so geraten die Anhänger in eine Entwicklungsfalle, die in Erstarrung und Verfall mündet.
Mehrtextreligionen ohne Rechtskonkretionen besitzen dagegen ein größeres Interpretations- und Anpassungspotential, was ihre vitale Lebenszeit verlängert, insbesondere, wenn viele kluge Autoren an der Textsammlung mitgearbeitet haben. (Vgl. die vielen Texte des Alten und Neuen Testaments)  Ohne Ketzer, Schismen und Reformationen geht jedoch auch das nicht ab - wie im sonstigen Leben auch.
Pragmatismus ist da gefragt und Flexibilität, eine grundsätzliche Bejahung des Wandels bei vorsichtiger Bewahrung des Bewährten.
Dazu wird ein kluger Konservativer die Fünfstrahligkeit von Hand und Fuß rechnen, während der Neuerer stets das Rad neu erfinden will. Viel Neues ereignet sich in der Evolution, doch das Allermeiste taugt nicht und scheidet wieder aus.
" Maßstäbe, die von oben kommen", die aber gibt es nicht.

Samstag, 8. Oktober 2011

Auch der Stich ist weniger giftig als der der Biene









Sie sieht nicht so aus mit ihren knapp 3 cm Körperlänge, aber sie ist ein umgängliches Tier und sticht nicht einfach drauflos. Selbst wenn sie abends in die Lampe fliegt, sich dort etwas verbrennt und leicht betäubt in die Soße des Abendessens fällt, rappelt sie sich unaufgeregt wieder auf, Soße an den Füßen. Unwirsch vom Tisch gewischt, nimmt sie auch das nicht übel und krabbelt im Hosenbein aufwärts. Dort ebenfalls nicht geduldet, fügt sie sich und fliegt eben weiter im lauen Frühherbstabend.

Das war Mitte der Woche - inzwischen herrscht naßkaltes Novemberwetter bei 8°C. Schauderhaft.