- "Staat, Nation und Föderation in der europäischen Geschichte", schöner Vortrag von Dieter Langewiesche; Machtsteigerung durch Zentralisierung, Staat und Nationalismus als "Machtsteigerungsmaschine" waren die Stichworte. Ernest Renand zitierte er als Vertreter des föderalistischen Gedankens. Gut so. Es fehlte vielleicht bei L. der Hinweis, daß es sich bei dem Begriff "Nation" um eine geisteswissenschaftliche Konstruktion handelt aus dem kollektivistischen Vorstellungsbereich. Und warum erwähnte der deutsche Historiker L. auch nicht den deutschen Föderalisten Frantz?
- Joseph Ernest Renan (1823-1892), französischer Schriftsteller, Historiker, Archäologe, Religionswissenschaftler und Orientalist. Mitglied der Académie française.
Renan gab 1855 eine historisch-systematische Konkordanz der semitischen Sprachen heraus. Verschiedene Reisen vor allem in den Nahen Osten führten zur Entstehung seines Hauptwerkes ‚Das Leben Jesu’, dessen erster Band 1863 erschien. In diesem Buch versucht Renan, das Leben, die Gestalt und den Weg Jesu aus den antiken Verhältnissen seiner Zeit heraus zu erklären.
Für sein Werk wurde Renan zunächst scharf angegriffen und 1863 sogar vorübergehend als Professor entlassen, allerdings bereits ein Jahr später rehabilitiert und 1878 zum Mitglied der Académie Française gewählt.
Definition der Nation
Bekannt ist Renan auch für seine Rede vom 11. März 1882 in der Sorbonne: ‚Was ist eine Nation?’, in der er folgende, moderne Definition gibt:„Die Nation ist eine große Solidargemeinschaft, die durch das Gefühl für die Opfer gebildet wird, die erbracht wurden und die man noch zu erbringen bereit ist. Sie setzt eine Vergangenheit voraus und läßt sich dennoch in der Gegenwart durch ein greifbares Faktum zusammenfassen: die Zufriedenheit und den klar ausgedrückten Willen, das gemeinsame Leben fortzusetzen. Die Existenz einer Nation ist (man verzeihe mir diese Metapher) ein tägliches Plebiszit, wie die Existenz des Individuums eine ständige Bekräftigung des Lebens ist.“ (häufig verkürzt zu Die Nation ist ein tägliches Plebiszit). In dieser Rede nahm der schon 1882 die Idee der Europäischen Gemeinschaft vorweg: Die Nationen sind nichts Ewiges. Sie haben einmal angefangen, sie werden enden. Die europäische Konföderation wird sie wahrscheinlich ablösen.» (Wikipedia)
- Constantin Frantz (1817-1891) stammte aus einem protestantischen Pfarrhaus. Er studierte in Halle (Saale) und Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und arbeitete dann im preußischen Staatsdienst, aus dem er 1862 ausschied, um sich nur noch dem Schreiben politischer Denkschriften zu widmen. In seinen Schriften kritisierte er den Nationalliberalismus, dem er kriegerische Tendenzen unterstellte, er war aber auch kein Konservativer im damaligen Sinn des Wortes. Sein Gegenentwurf zum nationalistisch motivierten deutschen Nationalstaat aus ehemals selbständigen deutschen Staaten, in dem er eine Gefahr für den Frieden in Europa sah, bestand in einer mitteleuropäischen Föderation unter deutscher Führung, unter Einschluß Polens und anderer osteuropäischer Länder. Sein oberstes Prinzip war die Freiwilligkeit und Gewaltlosigkeit, die Schaffung eines Nationalstaats mit militärischen Mitteln lehnte er ab. Constatin Frantz geistesgeschichtliche Bedeutung liegt in seinem Einfluss auf Richard Wagner und anderen dem Wilhelminismus kritisch gegenüber stehenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Er baute den Föderalismus zu einer eigenen Weltanschauung neben Sozialismus und Liberalismus aus. (Wikipedia)
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