Samstag, 31. Mai 2008
Hz.öl 95, Regeln werden zu Gesetzen
14°-17° b, R/G Auch im Regen weidet der Dompfaff den Schlangenknöterich ab, während das erste Kohlmeisengehecke sein Herumschwirren lieber unterbricht. Keine Maikäfer in diesem Mai in Odenthal.
# 7096 12663
- UN-Biodiversitätskonferenz in Bonn
„Es geht ums blanke Überleben“. Unsinn. Die Vervielfachung der Menschheit in den letzten 150 Jahren mit dem entsprechend großen Flächenverbrauch hat andere Tiere zurückgedrängt. Die Bevölkerung der Industriestaaten wächst nicht mehr und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Tierwelt, dem die anderen Länder folgen sollten.
- "... Anstandsregeln werden durch Gesetzesnormen ersetzt
Aber was, wenn die umfangreichen Datensätze der Behörden einer Regierung zur Verfügung stünden, die es mit der Rechtsstaatlichkeit nicht so genau nimmt? Wenn ihre intensive Auswertung nicht mehr nur bei schweren Verbrechen, sondern auch schon bei kleineren Normabweichungen erlaubt würde? Diese Sorge muss auch Konservative umtreiben, denn immer häufiger begegnen uns die Verteidiger der Freiheit mit Denk- und Handlungsverboten. Schon gibt es Stimmen, die Leugnung des „menschengemachten“ Klimawandels ebenso zu kriminalisieren wie die Leugnung nationalsozialistischer Verbrechen, obwohl die Erfahrungen mit dem Auschwitz-Paragraphen nicht zur Vervielfältigung dieses Mittels einladen. Gesetzlich mundtot gemacht, wachsen sich Irrlehren zu Verschwörungstheorien aus, die viel schwerer zu bekämpfen sind als ihre meist unbedarften Urheber.
Das Diskriminierungsverbot, einst Kennzeichen des Rechtsstaats, ist schleichend von einem „positiven Diskriminierungsgebot“ – Gender Mainstreaming genannt – ausgehöhlt worden. Und während die Politik sich damit von einem der Grundprinzipien des Rechtsstaats teilweise dispensierte, beschnitt sie die Freiheit der Bürger, ihren persönlichen und geschäftlichen Umgang zu wählen, also auch zu diskriminieren. Beides fiel nicht vom Himmel, sondern wuchs auf dem Boden eines Denkens, das die Machtmittel des Staates wieder zur Verbesserung des Menschengeschlechts einsetzen möchte. Wo solche Vorstellungen Gesetzeskraft erlangen, wird die Luft für Freigeister dünn.
Letztlich bezahlen wir mit der Verrechtlichung privater Freiräume dafür, dass wir die sogenannten bürgerlichen Tugenden über Bord geworfen haben. Wo Rücksichtnahme auf Nichtraucher nicht mehr selbstverständlich ist, muss eben ein Nichtraucherschutzgesetz her. Der Verfassungsrichter di Fabio fand dafür die Faustformel: „Nach dem Verlust einer Anstandsregel ist die Bilanz für die Freiheit negativ.“ Müssen Anstandsregeln erst durch Gesetzesnormen ersetzt werden, schneiden sie viel schärfer ein als sittliche Gebote. Ein so ausgestatteter Wohlfahrtsstaat kann Züge annehmen, die von Saint-Justs Wohlfahrtskomitee nicht mehr weit entfernt sind. Das ist es, was Konservative fürchten." Wehrhafte Demokratie. Von Stefan Dietrich. FAZ 31.5.
- 4,1 Prozent: Wo keine Sozi-Hände im Spiel sind: "... So ist in keiner Region Deutschlands die Arbeitslosenquote so niedrig wie in und um Eichstätt mit 1,5 Prozent. Vier Arbeitsagenturbezirke liegen in Bayern unter drei Prozent. Insgesamt ist nur in Baden-Württemberg die Quote so niedrig wie in Bayern. Beckstein rechnet damit, dass der Wert im Freistaat von 4,1 Prozent im Mai bald unter vier Prozent sinkt. Vorzeigen lässt sich auch das Wirtschaftswachstum in Bayern, das seit 1996 den Bundesdurchschnitt übertrifft. Seit 1991 ist die Region im Südosten das wachstumsstärkste aller elf westdeutschen Bundesländer. ... " 30.5. FAZ, Bayern meldet Vollbeschäftigung .
- Kriminalstatistik: Aufklärungsquote in Bayern 64,3% (höchste in D), 40,6% in Bremen (niedrigste in D) . "Täter in Bremen am sichersten", Focus 22/08, S. 14
- Inflation nimmt zu auf 3%.
- " Auf der Suche nach der Wirkung der Entwicklungshilfe
Trotz vieler erfolgreicher Projekte ist gesamtwirtschaftlich kein Effekt nachweisbar
mas. BERLIN, 29. Mai. Viele Entwicklungsprojekte sind erfolgreich, aber auf gesamtwirtschaftlicher Ebene verpufft die Hilfe. Mit diesem nicht ..." 30.5. FAZ
- Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
Freitag, 30. Mai 2008
US-Konjunktur + 0,9% Jahresrate für Q 1
Johannesburg, die Keimzelle der Gewalt: Seit zwölf Tagen machen dort bewaffnete Gruppen mit Buschmessern und Pistolen Jagd auf Ausländer
17-20° G/b Blaumeise unterm Dach - zwischen Pfanne und Holzunterfütterung.
US-Konjunktur + 0,9% Jahresrate für Q 1
- "Verdacht auf Manipulation beim Ölpreis.
30. Mai 2008, 08:20 Uhr
Nach kräftigen Kursschwankungen am Vortag ist der US-Ölpreis am Freitag leicht gesunken. Zudem wollen US-Behörden prüfen, ob Marktmanipulationen für den zuvor starken Anstieg beim Ölpreis verantwortlich sind. ... " Handelsblatt
- "„Es steckt viel dummes Geld im Öl“.
26. Mai 2008 Rohstoffhändler werten die jüngste Ölpreisentwicklung zunehmend als Signal zum Ausstieg. Der Ölpreis durchlaufe momentan die letzte Phase einer spekulativen Blase. Seit dem Überwinden der Marke von 100 US-Dollar seien viele unerfahrene Teilnehmer auf den Ölmarkt gedrängt, die meinten, der Markt kenne nur eine Richtung. Momentan fehle nur noch der Auslöser für eine Verkaufspanik. ... " Handelsblatt
- "Ölreserven reichen noch für 40 Jahre. 6. Mai 2008
Die Menge der bestätigten Ölreserven liegt laut Mineralölwirtschaftsverband (MWV) bei etwa 181 Mrd. Tonnen, was bei heutigem Verbrauch etwa zwischen 40 und 50 Jahre reicht. Die derzeit hohen Preise machen die Förderung von schwer zu erschließendem Öl wieder attraktiv. Dazu sind allerdings technische Innovationen erforderlich. ... " Handelsblatt
- Weltmineralölverbrauch: 2001: 3,55 Mrd. Tonnen; 02:3,59 ; 03:3,66 ; 04:3,81 ; 05:3,86 ; 06:3,90 ; 07:3,94 ;; in diesem Zeitraum stieg der Ölpreis pro 159 L von 27,20 US-$ auf 96 $ für das schwefelarme Spitzenöl WTI. (Focus 21/08)
- "Der Schwan'sche Erlass.
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan fügte, kaum dass sie Präsidentschaftskandidatin der SPD geworden war, dem Gebirge der Demokratietheorie ... " FAZ 29.5./PK 26.5. : Demokrat sei, wer sie wähle. Von der Schwatzwissenschaft Politik, mehr ist es meist leider nicht, erwartet man in der Regel nicht viel; Schwan aber gibt ein besonders dümmliches Beispiel ab.
- Gysi: " ... Im dritten Text, er stammt vom 5. Oktober 1979, trägt die Überschrift „Über weitere Aktivitäten im Zusammenhang mit Robert Havemann“. Darin heißt es: „Der IM nahm ... mit in die Stadt und erfuhr zur Person folgendes“. Die anonymisierte Person ist Thomas Erwin, damals oppositioneller Schüler in der DDR, heute Künstler, der unter dem Namen Klingenstein arbeitet. Er sei, so stellt er es dar, damals nach einem Besuch bei Havemann in Grünheide von Gysi im Auto zurück nach Berlin gefahren worden. Was er an dem Tag sagte, wusste das MfS fast sofort. Wer war also der IM? In dem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht sollte Erwin als Zeuge auftreten.
Ungelegener Zeitpunkt. Da der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag seine Berufung wenige Tage vor dem ersten Parteitag seiner Partei in Cottbus zurücknahm, Erwin also nicht mehr aussagen konnte, belebte sich die alte Frage, ob Gysi IM gewesen sei, was dieser seit vielen Jahren vehement bestreitet, zu einem äußerst ungelegenen Zeitpunkt. ... " Havemanns „Postbote zum ZK“, FAZ 29.5.
- Schwan wird damit Wahlkampf machen: ""Kein Grundeinkommen". Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium rät von Bürgergeldmodellen ab, die auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinauslaufen. Diese seien mit nicht zu bewältigenden fiskalischen Risiken und ungewissen Beschäftigungseffekten verbunden, warnt er in einem Gutachten. Zur Stimulierung von Arbeitsangebot und -nachfrage im Niedriglohnbereich setzt der Beirat dagegen auf den Workfare-Ansatz und Lohnsubventionen für Geringqualifizierte in einem eng begrenzten Rahmen. Beim Workfare-Modell wird das soziale Mindesteinkommen nur als Gegenleistung für Beschäftigung gewährt. mas." 30.5. FAZ
- Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
Donnerstag, 29. Mai 2008
Soziale Gerechtigkeit
- Sie säen nicht, sie arbeiten nicht, aber die Kirchensteuer kommt trotzdem herein: "Wenig Solidarität mit dem Markt. Auf dem 97. Deutschen Katholikentag in Osnabrück haben sich am Wochenende katholische Laienverbände und Bischöfe kontrovers, aber überwiegend ..." 26.5.
- "Standpunkt: Manfred E. Streit. Soziale Gerechtigkeit - ein ordnungspolitisches Ärgernis
Ein Schlagwort geistert durch die Sprechblasen von Politikern und die Wahlkampfpamphlete von Parteien: soziale Gerechtigkeit. Wer fragt, was ... " 28.5.08 FAZ // Siehe http://docs.google.com/Doc?docid=dfxbprhp_11dcfj88&hl=de
- "Stahlkonzerne fürchten Klimaplan. Industrie droht mit Verlagerung in andere Regionen. St. DÜSSELDORF, 27. Mai. Europas Stahlindustrie sieht sich im Widerstand gegen die als existenzbedrohend empfundenen Klimapläne der Europäischen ..." FAZ 28.5.
- Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
Mittwoch, 28. Mai 2008
Staus, Südafrika, Benzin: 70€-Cent
STRIZZ, Reiche, FAZ
15-25° schwül. Neuzugang Bachstelze.
- "Staus kosten 102 Milliarden Euro. Merkel für private Projekte / BDI will mehr Investitionen. km. BERLIN, 26. Mai. Nach der Privatisierung von Telekom und Bahn sieht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Spielraum für private Initiative auch im Straßenverkehr. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir über Tunnel- und Brückenprojekte hinaus auch bei Straßen private Investoren bekommen", sagte sie auf einer Infrastrukturkonferenz des Industrieverbandes Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin. Die Kanzlerin reagierte auf Klagen der Wirtschaft, dass in Straßen, Kraftwerke, Stromleitungen und Datennetze zu wenig investiert werde. "Konsolidierung schließt Investitionen nicht aus", sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann. "Zumal dann nicht, wenn dem Staat bis 2012 Mehreinnahmen von 107 Milliarden Euro winken." Da sollte man doch die Verkehrsadern auf den neuesten Stand bringen können.
Der BDI verlangte, die Investitionen in die Verkehrswege des Bundes um jährlich 2 auf 12 Milliarden Euro zu erhöhen. Diesen Betrag habe vor acht Jahren eine Regierungskommission als Investitionsbedarf festgelegt, doch tatsächlich würden vom Bund nicht einmal 10 Milliarden Euro investiert. Man verlange nicht große Neubauten, versicherte BDI-Geschäftsführer Werner Schnappauf, sondern wolle lediglich eine bessere Unterhaltung und einen maßvollen Ausbau.
Der BDI präsentierte eine Studie, wonach 41 Prozent der Bundesstraßen und 20 Prozent der Autobahnen inzwischen erhebliche Mängel aufwiesen. Im Schienennetz der Bahn gebe es 1600 Langsamfahrstellen. Die volkswirtschaftlichen Kosten der Straßen-Staus bezifferten die Ökonomen auf jährlich 102 Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel davon seien auf Engpässe im Netz zurückzuführen. "Jeden Tag werden mehr als 30 Millionen Liter Kraftstoff im Stau verschwendet - im Wert von rund 50 Millionen Euro", sagte Schnappauf. In der Energiepolitik stimmte die Kanzlerin der Forderung der Industrie nach neuen Kohlekraftwerken zu. "Wer glaubt, gleichzeitig aus der Atom- und der Kohlekraft aussteigen zu können, der handelt verantwortungslos."
- 70€-Cent kostet der Liter Benzin in den USA. In D 1,50€. Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
- "Südafrika in Aufruhr. FAZ 27. Mai 2008. Seit nunmehr zwei Wochen toben in Südafrika fremdenfeindliche Ausschreitungen, wie man sie noch nie gesehen hat. 43 Menschen wurden getötet, mehrere zehntausend Ausländer aus ihren Behausungen vertrieben. Die Polizei war stellenweise völlig überfordert. Erstmals seit dem Ende der Apartheid 1994 mussten die Streitkräfte im Innern eingesetzt werden. Im Grunde hätte die Regierung den Notstand verkünden müssen. ... Ständig ein neuer politischer Skandal. Die Bilanz im Innern sieht nicht besser aus. Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass ein neuer politischer Skandal bekannt würde. Die Stromkrise etwa: Monatelang litt das Land unter Stromausfällen, weil der staatliche Energiekonzern Eskom angeblich nicht mehr genügend Kapazität hatte, die sprunghaft gestiegene Nachfrage zu decken. Der wahre Grund aber war ein anderer: Das Eskom-Management hatte seine Kohlelager nicht mehr aufgefüllt, um zum Jahresende eine glänzende Bilanz präsentieren und sich selbst horrende Bonuszahlungen sichern zu können. Unter normalen Umständen hätten die Manager sofort ausgetauscht werden müssen. Doch in Mbekis Reich wird niemand gefeuert, der dem Herrscher treu ergeben ist. Das gilt für die Gesundheitsministerin, die den Verzehr von Roter Bete gegen Aids empfiehlt, und das gilt für Jackie Selebi, den korrupten Polizeichef des Landes, an dem Mbeki so lange festhielt, bis er ihn beinahe mit in den Abgrund gerissen hätte.
Für Kritik ist die Regierung absolut unempfänglich. Die von ihr betriebene „Transformation der Gesellschaft“ war ein Schuss nach hinten. Der Rassenproporz bei der Besetzung wichtiger Verwaltungsämter hat dazu geführt, dass ganze Provinzverwaltungen wegen geballter Inkompetenz und Korruption zu kollabieren drohen. Abseits der Banktürme von Sandton und den Flaniermeilen von Kapstadt, ist Südafrika auf dem besten Wege, wie der Rest Afrikas zu werden.
..."
Dienstag, 27. Mai 2008
WTI 128,5; 12548
STRIZZ, Reiche, FAZ
Generation Golf und Quickly
15-25° b
Der Rhododendron blüht sehr unprotestantisch.
Das FAZ-Titelbild zeigt den Schwanskitsch; Demokratie auf der Stufe der Verhunzung.
- Clement rät von Schwans Kandidatur ab
25. Mai 2008 Der frühere stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hat vor einer Nominierung Gesine Schwans für das Amt des Bundespräsidenten gewarnt und sich damit abermals gegen eine breite Strömung in seiner Partei gestellt. Kurz vor der Entscheidung des SPD-Vorstands am Montag über die Präsidentschaftskandidatur kritisierte Clement in der Zeitung „Welt am Sonntag“ den Plan seiner Partei, die Universitätspräsidentin und Sozialdemokratin Schwan für die Wahl im Mai 2009 aufzustellen.
Die SPD würde damit ein Signal für ein rot-rot-grünes Bündnis auf Bundesebene setzen, schrieb Clement. Denn nur mit den Stimmen von Grünen und Linken hätte Frau Schwan Aussichten auf einen Wahlerfolg in der Bundesversammlung. „Für die SPD wäre das der Beginn einer Wende - gemeinsam mit PDS-Rot, weg aus der politischen Mitte.“ FAZ
- "Linksruck der SPD. Münteferings Dialektik. Der Streit zwischen den Flügeln der SPD über deren Verhältnis zur Linkspartei wird durch den früheren Parteivorsitzenden und Vizekanzler weiter geschürt. Bislang hatte sich Müntefering zumindest nach außen zurückgehalten, nun verärgert und provoziert er Kurt Beck."
- Arbeit am Sozi-Projekt: " 25.05.2008
"Ich bin kein Verräter". Thomas Steg über die Kunst, in der SPD und dennoch Regierungssprecher für Angela Merkel zu sein - und über Eitelkeit.
FRAGE: Vor zehn Jahren wurde Gerhard Schröder Kanzlerkandidat. Sie waren ganz nah dabei als Vertrauter und enger Mitarbeiter. Wenn Ihnen jemand vorausgesagt hätte, Sie würden acht Jahre später die Politik einer CDU-Kanzlerin Angela ...
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 25.05.2008
Montag, 26. Mai 2008
OELpreis, Ölfunde, Da schwant mir Unheil
STRIZZ, Reiche, FAZ
- "Ich tue es mit Lust", sagt die Schwänin und meint ihre Kandidatur; eine sehr profunde Aussage; sonst nur Gummiwörter: für "Demokratie und Gemeinwohl", außer: ein "Delegitimationsmechanismus" wäre eine Direktwahl des Bundespräsidenten, d. h., sie will die Fäden bei den Partei-Funktionären belassen; durchgehendes Grinsen und Dauer- Zähneblecken bei der Pressekonferenz.
- - "OEL. Spekulativer Handel seit 1997 LB Fionn Huber (fionn)
Es gibt zwei Weltwirtschaften heute: die reale und die virtuelle. Re Oel : Weltölnachfrage . Entwicklung seit 2006 1. Qtl 2006 Mio. Fass pro Tag 85,4 1. Qtl 2008 Mio. Fass pro Tag 86,6 (Veränderung in % : + 1,2) (Sparer: Europa, Nordamerika Anheizer: Asien (ohne China), China, Naher u. Mittlerer Osten) Quelle: IEA Spekulativer Handel (in der virtuellen Welt) ------------------------------------------------------- 1997 Handelsvolumen von Future-Kontrakten : 4 x Globale physische Erdölnachfrage 2002 Handelsvolumen von Future-Kontrakten : 6 x Globale physische Erdölnachfrage 2007 Handelsvolumen von Future-Kontrakten: 16 x Globale physische Erdölnachfrage 2008 übersteigt das Volumen der gehandelten Oel-Kontrakte die physische Nachfrage um das 17-Fache. Quelle: Chevron Corporation (Aus der NZZ am Sonntag / Zürich 18. Mai) Spekulativer Handel lohnt sich, vorausgesetzt man sich aus dem Markt verabschiedet - before the party is over?
- "Ölfeld gefunden.Ölfunde stärken Brasilien.
FAZ 15. April 2008 Die Informationen über einen möglicherweise riesigen Ölfund vor der Atlantikküste Brasiliens sind mit Vorsicht zu genießen. Es muss noch viel geforscht werden, um das tatsächliche Volumen der Vorkommen genauer beziffern zu können.
Dass vor der Küste Brasiliens gigantische Vorkommen an Erdöl und Erdgas lagern, vermuten Geologen seit langem. Diese Vermutungen werden nun tröpfchenweise bestätigt. Im November wurde ein Fund bekannt, der die Ölreserven Brasiliens um 50 Prozent erhöhen würde, der jetzt vermutete würde sie fast verdreifachen. Auch ein riesiges Gasfeld wurde kürzlich entdeckt. ..."
FAZ 5.5.07: Der größte chinesische Ölkonzern Petro China hat das möglicherweise größte Erdölvorkommen in Ostasien seit rund 50 Jahren entdeckt ...")
" Norwegen . Auf Hochtouren . Das Ende des Energiereichtums ist nicht absehbar / Neue Reserven in der Arktis / Noch vor kurzem dachten die Norweger, dass ihre Quellen des Reichtums - Öl und Gas - allmählich versiegen werden. Neue riesige Gasreserven im Norden künden aber vom Gegenteil ..." 21.05.07 FAZ
"Vereinigten Staaten vermuten bis zu 4,3 Milliarden Barrel Öl in Ölschiefer." 11.4.08 AP
Sonntag, 25. Mai 2008
94,30 Hz.öl; Ölpreis; Intelligenz, Genetik, Plomin; Politiker
16-24° s/schwül Bachstelzenneuzugang; Wasseramsel flügge. 6944
- Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
- Politiker sind meistens das Problem, selten die Lösung: "Italiens Reue. Italien diskutiert über die Nutzung der Kernkraft. ... Umso mehr üben sich die Italiener deshalb darin, die Vorteile der Kernkraft wiederzu- entdecken. ... Atomkraftgegner alten Stils gibt es in Italien kaum, mehr schon die Bedenkenträger ... Tatsächlich hatte sich in Italien eine ganze Generation der besten Ingenieure der Atomkraft zugewandt. Sie stand dann nach dem Ausstieg ihres Landes aus der Atomtechnik ohne Berufs- und Lebensperspektiven da. Italien baute seine Atommeiler ab und importierte stattdessen lieber Atomstrom aus Frankreich. Der größte italienische Energiekonzern Enel hat mittlerweile im Ausland Atomkraftwerke gekauft. Für Italien wurde der Ausstieg aus der Kerntechnik damit zu einem teuren und überflüssigen Abenteuer." F.A.Z., 24.05.2008, Nr. 119 / Seite 11
- Intelligenz Genetik Plomin Es gibt kein Zentrum für unsere Intelligenz FAZ 24. Mai 2008 Robert Plomin war einer der Ersten, die der genetischen Basis von Intelligenz nachforschten. Die Entdeckung eines dominanten „Intelligenz-Gens“ darf man sich freilich nicht erwarten.
Seit Jahrzehnten suchen Sie im Erbgut des Menschen nach den Quellen menschlicher Intelligenz. Das Humangenom ist längst entschlüsselt. Haben Sie die Gene für Intelligenz und Lernfähigkeit inzwischen gefunden?
Wir sprechen hier über ein extrem komplexes Merkmal. Bleiben wir einen Moment noch bei den einfacheren Fragen. Wir kennen mindestens 282 monogenetische Krankheiten, die zu Entwicklungsstörungen, oft auch nur leichten Verzögerungen der geistigen Entwicklung führen. Ein einzelner Gendefekt ist da der Auslöser. Die Störungen sind meistens auch mit einer eingeschränkten Intelligenz verbunden. Was die Gendefekte in diesen Fällen anrichten, ist, dass sie das Gehirn ein klein wenig ineffizienter machen, als es sein könnte. Solche monogenetischen Krankheiten sind einfach zu verstehen, wir wissen, dass sie vererbt sind. Quantitative Genetik, die sich mit komplexen Merkmalen beschäftigt, muss jedoch viele Gene gleichzeitig berücksichtigen. Sie geht eigentlich zurück in das frühe neunzehnte Jahrhundert, als die Menschen bei Tieren bestimmte Merkmale herauszüchteten. Die Leute wussten, dass die Milchleistung vererbt wird, aber sie hatten natürlich keine Ahnung von den Genen. ..."
- "Auf einen Espresso.
Von Liberalen und Präsidenten. Heike Göbel.
Amtswürde hin oder her, kampflos will Bundespräsident Horst Köhler das Feld nicht einer möglichen SPD-Präsidentin Gesine Schwan überlassen. Köhler riskiert den demokratischen Wettstreit. Gut. Gruselig ist allerdings die Vorstellung, dass er ein Jahr lang um die Linken in der Bundesversammlung buhlen könnte, als Streiter wider Marktmonster oder Monstermärkte. Politikwissenschaftlerin Schwan hat die Linke bisher auf ihrer Seite. Kein Wunder, punktet sie offenbar mit Warnungen vor "Überkapitalismus", was immer das heißen mag. Zum Verständnis für das Wirtschaftssystem, dem Deutschland seinen Wohlstand verdankt, trägt solcher Wettlauf bestimmt nicht bei. Wohl dem Veranstalter, der für seine Feier zum 60. Geburtstag der Marktwirtschaft im Juni überzeugendere Redner im Programm hat.
ERST EINMAL haben andere gefeiert: Der FDP-nahe Liberalismus vergewisserte sich seiner selbst im früheren Bundestag in Bonn. Das 50. Jubiläum der "Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit" kam am Montag aber nicht ergraut daher, sondern bunt gemischt, Rang und Namen, Alte und Enkel. So ging der Blick mehr nach vorn als zurück. Wie ermutigt man Menschen zur Freiheit, die als Ideal hierzulande eine Minderheitsposition hält? Wie arrangiert sich die Freiheit mit Gleichheit und Gerechtigkeit?
LORD RALF DAHRENDORF, den die Stiftung um Orientierung und Deutung gebeten hatte, verwarf den Linken Karl Marx und den Liberalen Friedrich A. von Hayek gleichermaßen als Dogmatiker. Der Politiker, Soziologe und Publizist mit deutschen Wurzeln und britischem Pass forderte eine Gesellschaft, die Chancengleichheit auch materiell versteht. Jeder soll darin eine Grundausstattung erhalten. Sei ein "garantiertes Grundeinkommen für alle, ein marktunabhängiges Existenzgeld" gewährleistet, gebe es darüber hinaus prinzipiell keinen Grund, Unterschiede einzuebnen. Summen nennt das Mitglied des britischen Oberhauses nicht. Zu profan? Der Wahrheitsfindung wäre es möglicherweise dienlich. Der Sachverständigenrat hat schließlich ausgerechnet, dass sich schon bei einem Grundeinkommen von 800 Euro eine staatliche Finanzierungslücke von 230 Milliarden Euro ergäbe. FDP-Chef Guido Westerwelle ist daher gut beraten, seine Partei von Dahrendorf'scher Traumtänzerei abzuhalten, wenn sie in die Regierung zurückwill.
OB 800 EURO für jeden vom Staat reichen, um Neiddebatten verstummen zu lassen? Nähmen die Wähler Diätenerhöhungen, wie die nun abgeblasene um 15 Prozent in zwei Jahren, sportlich gelassen? Oder stiege das Grundeinkommen dann im selben Ausmaß? Die Bundestagsabgeordneten und Minister haben sich jedenfalls entschlossen, die Basis im Wahlkreis vorerst durch den geordneten Rückzug vom Diätenplan zu befrieden.
APROPOS BEFRIEDEN: Zur Frage, ob man dem Wähler lieber geringere Steuern oder niedrigere Beiträge versprechen soll, hat das CSU-geführte Bundeswirtschaftsministerium einen erhellenden Beitrag gestreut: Danach haben Regierungen in den vergangenen zehn Jahren Steuererhöhungen von 37 Milliarden Euro begründet mit dem Ziel, Sozialbeiträge zu senken. Das wären fünf Beitragspunkte. Tatsächlich liegen die Sätze aber nur 1,9 Prozentpunkte niedriger als 1998. Was das lehrt? Mit der Mehrwert-, Strom- und Tabaksteuer sind die Beitragssätze rasch gedrückt. Genauso rasch steigen sie aber wieder, wenn Leistungen nicht gekürzt werden.
NICHT ÜBERZEUGEND, doch in Deutschland kann man die Politik am Wahltag wenigstens zur Verantwortung ziehen. In der EU, die immer weitere Teile unseres Lebens gesetzlich regelt, ist das nicht möglich. Der Lissabon-Vertrag, dem Deutschland am Freitag zugestimmt hat, ändere an der "demokratischen Deformation" Europas nichts Grundlegendes, urteilte Verfassungsrichter Udo di Fabio in einem Vortrag in Frankfurt. Geeignete Gegengewichte gegen den Zentralisierungssog in Europa biete der Vertrag nicht. Die Legitimationswege seien zu lang und verschlungen. Er kritisiert die "Herrschaft ohne ein Gesicht, das der Wähler mit seinem Stimmzettel zur Verantwortung ziehen kann". Jeder echte Verfassungsvertrag müsse daher entweder das Zuständigkeitsdikat der EU beenden oder Demokratisierung - etwa einen europäischen Präsidenten, vom Volk gewählt - bringen. Seine Präferenz: Als Liberaler wünsche er sich den ersten Weg, die Rückverlagerung von Kompetenzen. Aber "liberal" sei fast zum Schimpfwort geworden. Vom Feiern allein dürfte sich das nicht ändern." FAZ 24.5.
- "Barbara Meyer-Bukow, Mineralölwirtschaftsverband
„Vor allem die Finanzmärkte treiben den Ölpreis“
24. Mai 2008 FAZ. Der Preis für Öl lief in den vergangenen Wochen an den Terminmärkten so nach oben, als ob morgen das Öl ausgehen würde. Der deutsche Mineralölwirtschaftsverband hält dagegen.
Der Markt habe sich längst von der fundamentalen Entwicklung abgekoppelt, erklärt Barbara Meyer-Bukow, vom Mineralölwirtschaftsverband.
An den Terminmärkten schießt der Preis für Rohöl schon seit Wochen immer weiter nach oben. Spielt diese Preisentwicklung die Realität des Marktes wider?
Nein, ich denke die Preise haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend von den Fundamentaldaten des Marktes entfernt. Wir konnten in den vergangenen Wochen verstärkt beobachten, dass gar nicht mehr Nachrichten aus dem Ölmarkt die Preise bewegen, sondern dass er unabhängig davon auf Aussagen von Brokern und Investmentbanken reagiert. Das heißt, er ist sehr viel stärker vom Finanzmarkt getrieben als von der fundamentalen Lage.
An den Börsen werden auch nur die Meldungen nach vorne gebracht und kommentiert, die den Ölmarkt negativ beeinflussen. Alle Mitteilungen, die beruhigend wirken könnten, werden derzeit im Markt ignoriert.
Das heißt, fundamental hat sich wenig verändert, im Vergleich zu dem, was die Preisentwicklung offensichtlich unterstellt?
Die OPEC, also die Organisation Erdöl exportierender Länder, sagt nach wie vor, wir haben eine ausreichende Versorgung, eine Mehrförderung würde überhaupt keine Abnehmer finden. Sie hat im vergangenen Herbst die Förderung erhöht, ohne dass es den Markt in irgendeiner Weise beeindruckt hätte. Normalerweise würde er auf so eine Aussage reagieren.
Wie reagieren die Kunden der Mineralölindustrie auf die Preisentwicklung? Sehen Sie eine Kaufzurückhaltung?
Das ist kurzfristig sehr schwierig zu sagen. Wir haben ja beispielsweise im deutschen Kraftstoffmarkt schon seit vielen Jahren eine rückläufige Nachfrage. Wir sind in der Nachfrage heute ungefähr dreißig Prozent unter dem vor zehn Jahren beim Benzin. Erst einmal sind die neueren Autos alle deutlich sparsamer als alte, die stillgelegt werden. Dann reagieren die Verbraucher ohnehin mit sparsamerem Verhalten auf die Preisentwicklung. Das heißt, die Tipps, die immer wieder gegeben werden, wie man seinen Verbrauch senken kann, werden gerade angesichts so hoher Preise von den Konsumenten auch berücksichtigt.
Auf der anderen Seite gibt es Statistiken und Berichte, nach denen die deutschen Heizöltanks ziemlich leer sind. Kommt von dieser Seite in den kommenden Monaten nicht zusätzliche Nachfrage in den Markt?
Wahrscheinlich wird beim Heizöl Nachfrage einsetzen. Wir konnten in den ersten Monaten des Jahres gegenüber dem vergangenen schon ein deutliches Plus verzeichnen. Wobei das auch darin begründet ist, dass die Heizölnachfrage im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel nach unten gegangen war. Das heißt, schon im vergangenen Jahr haben die Verbraucher sehr wenig Heizöl nachgekauft und sitzen nun deswegen auf sehr niedrigen Beständen. So kann man davon ausgehen, dass spätestens im Herbst eine Nachfrage einsetzen muss, da sich wieder eindecken müssen für den nächsten Winter.
Würden sie den Leuten zum Kauf raten auf diesem Preisniveau?
Da wir keine Preisprognosen machen ist es ungemein schwierig, darauf zu antworten. Aber die Verbraucher verhalten sich schon so, dass sie relativ kleine Mengen kaufen in der Hoffnung darauf, dass die Preise wieder nach unten gehen. Wenn man die Erwartung hat, dass sich die Preisgestaltung an den Börsen wieder stärker an den Fundamentaldaten des Marktes orientiert, dann kann man auch davon ausgehen, dass die Preise wieder zurückgehen. Auf der anderen Seite wirken Äußerungen von Brokern und Investmentbanken, dass die Preise auf 150 oder gar 200 Dollar je Barrel steigen könnten, Preis treibend. So ist es schwierig einzuschätzen, wie lange dieser Aufwärtstrend anhält.
Auf der anderen Seite sind solche Äußerungen nicht selten ein Anzeichen dafür, dass der Markt reif ist und dass er bald „kippt“.
Richtig. Darauf kann man hoffen, dass es bald passiert.
Ein interessanter Diskussionspunkt ist zur Zeit das Preisverhältnis zwischen Benzin und Diesel. Was sagen Sie dazu?
Wir beobachten schon seit Jahren, dass die Nachfrage nach so genannten Mitteldestillaten - das sind Diesel, Heizöl und Kerosin - deutlich stärker steigt als die nach Benzin. Das hat schon in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Diesel am Weltmarkt teurer war als Benzin. Das hat in den vergangenen Jahren auch an den deutschen Tankstellen dazu geführt, dass der Preisabstand zwischen Benzin und Diesel vor allem auch in den Herbst- und Wintermonaten immer enger geworden ist. Im Moment ist es so, dass der Preisunterschied, den wir am deutschen Markt aufgrund der unterschiedlichen Besteuerung hatten, völlig aufgebraucht worden ist.
Das heißt, wenn die fundamentale Nachfrage am Markt im Moment irgendwo richtig spielt, so ist es im Verhältnis zwischen Diesel und Benzin?
Die Frage ist, ob nur Diesel oder Mitteldestillate. Vermutlich ist es aber nur Diesel im Weltmarkt, weil vor allen Dingen in China sehr viel Diesel importiert wird.
Technologischer Fortschritt verlängert die Reichweite der Ölreserven
Die wirtschaftlich förderbaren Ölreserven sind nach Angaben der Ölwirtschaft mit 181 Milliarden Tonnen so hoch wie noch nie. „Berechnungen zum nahenden Ende der Ölreserven gibt es seit Jahrzehnte, wären sie richtig gewesen, wäre uns das Öl längst ausgegangen,“ sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard, am Mittwoch in Hamburg.
Die häufig statische Betrachtung der Endzeit-Szenarien lasse außer Acht, dass der technologische Fortschritt die Reichweite der Ölreserven um viele Jahrzehnte verlängert werde. Mit verbesserter Technik würden neue Felder entdeckt, vorhandene Felder effektiver ausgefördert und schwer zugängliche Vorkommen erschlossen."
Das Gespräch führte Christof Leisinger. FAZ 24.5.
- Weg mit der Mineralölsteuer! 19% Mst. sind genug!
- Politiker sind meistens das Problem, selten die Lösung: "Italiens Reue. Italien diskutiert über die Nutzung der Kernkraft. ... Umso mehr üben sich die Italiener deshalb darin, die Vorteile der Kernkraft wiederzu- entdecken. ... Atomkraftgegner alten Stils gibt es in Italien kaum, mehr schon die Bedenkenträger ... Tatsächlich hatte sich in Italien eine ganze Generation der besten Ingenieure der Atomkraft zugewandt. Sie stand dann nach dem Ausstieg ihres Landes aus der Atomtechnik ohne Berufs- und Lebensperspektiven da. Italien baute seine Atommeiler ab und importierte stattdessen lieber Atomstrom aus Frankreich. Der größte italienische Energiekonzern Enel hat mittlerweile im Ausland Atomkraftwerke gekauft. Für Italien wurde der Ausstieg aus der Kerntechnik damit zu einem teuren und überflüssigen Abenteuer." F.A.Z., 24.05.2008, Nr. 119 / Seite 11
- Intelligenz Genetik Plomin Es gibt kein Zentrum für unsere Intelligenz FAZ 24. Mai 2008 Robert Plomin war einer der Ersten, die der genetischen Basis von Intelligenz nachforschten. Die Entdeckung eines dominanten „Intelligenz-Gens“ darf man sich freilich nicht erwarten.
Seit Jahrzehnten suchen Sie im Erbgut des Menschen nach den Quellen menschlicher Intelligenz. Das Humangenom ist längst entschlüsselt. Haben Sie die Gene für Intelligenz und Lernfähigkeit inzwischen gefunden?
Wir sprechen hier über ein extrem komplexes Merkmal. Bleiben wir einen Moment noch bei den einfacheren Fragen. Wir kennen mindestens 282 monogenetische Krankheiten, die zu Entwicklungsstörungen, oft auch nur leichten Verzögerungen der geistigen Entwicklung führen. Ein einzelner Gendefekt ist da der Auslöser. Die Störungen sind meistens auch mit einer eingeschränkten Intelligenz verbunden. Was die Gendefekte in diesen Fällen anrichten, ist, dass sie das Gehirn ein klein wenig ineffizienter machen, als es sein könnte. Solche monogenetischen Krankheiten sind einfach zu verstehen, wir wissen, dass sie vererbt sind. Quantitative Genetik, die sich mit komplexen Merkmalen beschäftigt, muss jedoch viele Gene gleichzeitig berücksichtigen. Sie geht eigentlich zurück in das frühe neunzehnte Jahrhundert, als die Menschen bei Tieren bestimmte Merkmale herauszüchteten. Die Leute wussten, dass die Milchleistung vererbt wird, aber sie hatten natürlich keine Ahnung von den Genen. ..."
- "Auf einen Espresso.
Von Liberalen und Präsidenten. Heike Göbel.
Amtswürde hin oder her, kampflos will Bundespräsident Horst Köhler das Feld nicht einer möglichen SPD-Präsidentin Gesine Schwan überlassen. Köhler riskiert den demokratischen Wettstreit. Gut. Gruselig ist allerdings die Vorstellung, dass er ein Jahr lang um die Linken in der Bundesversammlung buhlen könnte, als Streiter wider Marktmonster oder Monstermärkte. Politikwissenschaftlerin Schwan hat die Linke bisher auf ihrer Seite. Kein Wunder, punktet sie offenbar mit Warnungen vor "Überkapitalismus", was immer das heißen mag. Zum Verständnis für das Wirtschaftssystem, dem Deutschland seinen Wohlstand verdankt, trägt solcher Wettlauf bestimmt nicht bei. Wohl dem Veranstalter, der für seine Feier zum 60. Geburtstag der Marktwirtschaft im Juni überzeugendere Redner im Programm hat.
ERST EINMAL haben andere gefeiert: Der FDP-nahe Liberalismus vergewisserte sich seiner selbst im früheren Bundestag in Bonn. Das 50. Jubiläum der "Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit" kam am Montag aber nicht ergraut daher, sondern bunt gemischt, Rang und Namen, Alte und Enkel. So ging der Blick mehr nach vorn als zurück. Wie ermutigt man Menschen zur Freiheit, die als Ideal hierzulande eine Minderheitsposition hält? Wie arrangiert sich die Freiheit mit Gleichheit und Gerechtigkeit?
LORD RALF DAHRENDORF, den die Stiftung um Orientierung und Deutung gebeten hatte, verwarf den Linken Karl Marx und den Liberalen Friedrich A. von Hayek gleichermaßen als Dogmatiker. Der Politiker, Soziologe und Publizist mit deutschen Wurzeln und britischem Pass forderte eine Gesellschaft, die Chancengleichheit auch materiell versteht. Jeder soll darin eine Grundausstattung erhalten. Sei ein "garantiertes Grundeinkommen für alle, ein marktunabhängiges Existenzgeld" gewährleistet, gebe es darüber hinaus prinzipiell keinen Grund, Unterschiede einzuebnen. Summen nennt das Mitglied des britischen Oberhauses nicht. Zu profan? Der Wahrheitsfindung wäre es möglicherweise dienlich. Der Sachverständigenrat hat schließlich ausgerechnet, dass sich schon bei einem Grundeinkommen von 800 Euro eine staatliche Finanzierungslücke von 230 Milliarden Euro ergäbe. FDP-Chef Guido Westerwelle ist daher gut beraten, seine Partei von Dahrendorf'scher Traumtänzerei abzuhalten, wenn sie in die Regierung zurückwill.
OB 800 EURO für jeden vom Staat reichen, um Neiddebatten verstummen zu lassen? Nähmen die Wähler Diätenerhöhungen, wie die nun abgeblasene um 15 Prozent in zwei Jahren, sportlich gelassen? Oder stiege das Grundeinkommen dann im selben Ausmaß? Die Bundestagsabgeordneten und Minister haben sich jedenfalls entschlossen, die Basis im Wahlkreis vorerst durch den geordneten Rückzug vom Diätenplan zu befrieden.
APROPOS BEFRIEDEN: Zur Frage, ob man dem Wähler lieber geringere Steuern oder niedrigere Beiträge versprechen soll, hat das CSU-geführte Bundeswirtschaftsministerium einen erhellenden Beitrag gestreut: Danach haben Regierungen in den vergangenen zehn Jahren Steuererhöhungen von 37 Milliarden Euro begründet mit dem Ziel, Sozialbeiträge zu senken. Das wären fünf Beitragspunkte. Tatsächlich liegen die Sätze aber nur 1,9 Prozentpunkte niedriger als 1998. Was das lehrt? Mit der Mehrwert-, Strom- und Tabaksteuer sind die Beitragssätze rasch gedrückt. Genauso rasch steigen sie aber wieder, wenn Leistungen nicht gekürzt werden.
NICHT ÜBERZEUGEND, doch in Deutschland kann man die Politik am Wahltag wenigstens zur Verantwortung ziehen. In der EU, die immer weitere Teile unseres Lebens gesetzlich regelt, ist das nicht möglich. Der Lissabon-Vertrag, dem Deutschland am Freitag zugestimmt hat, ändere an der "demokratischen Deformation" Europas nichts Grundlegendes, urteilte Verfassungsrichter Udo di Fabio in einem Vortrag in Frankfurt. Geeignete Gegengewichte gegen den Zentralisierungssog in Europa biete der Vertrag nicht. Die Legitimationswege seien zu lang und verschlungen. Er kritisiert die "Herrschaft ohne ein Gesicht, das der Wähler mit seinem Stimmzettel zur Verantwortung ziehen kann". Jeder echte Verfassungsvertrag müsse daher entweder das Zuständigkeitsdikat der EU beenden oder Demokratisierung - etwa einen europäischen Präsidenten, vom Volk gewählt - bringen. Seine Präferenz: Als Liberaler wünsche er sich den ersten Weg, die Rückverlagerung von Kompetenzen. Aber "liberal" sei fast zum Schimpfwort geworden. Vom Feiern allein dürfte sich das nicht ändern." FAZ 24.5.
- "Barbara Meyer-Bukow, Mineralölwirtschaftsverband
„Vor allem die Finanzmärkte treiben den Ölpreis“
24. Mai 2008 FAZ. Der Preis für Öl lief in den vergangenen Wochen an den Terminmärkten so nach oben, als ob morgen das Öl ausgehen würde. Der deutsche Mineralölwirtschaftsverband hält dagegen.
Der Markt habe sich längst von der fundamentalen Entwicklung abgekoppelt, erklärt Barbara Meyer-Bukow, vom Mineralölwirtschaftsverband.
An den Terminmärkten schießt der Preis für Rohöl schon seit Wochen immer weiter nach oben. Spielt diese Preisentwicklung die Realität des Marktes wider?
Nein, ich denke die Preise haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend von den Fundamentaldaten des Marktes entfernt. Wir konnten in den vergangenen Wochen verstärkt beobachten, dass gar nicht mehr Nachrichten aus dem Ölmarkt die Preise bewegen, sondern dass er unabhängig davon auf Aussagen von Brokern und Investmentbanken reagiert. Das heißt, er ist sehr viel stärker vom Finanzmarkt getrieben als von der fundamentalen Lage.
An den Börsen werden auch nur die Meldungen nach vorne gebracht und kommentiert, die den Ölmarkt negativ beeinflussen. Alle Mitteilungen, die beruhigend wirken könnten, werden derzeit im Markt ignoriert.
Das heißt, fundamental hat sich wenig verändert, im Vergleich zu dem, was die Preisentwicklung offensichtlich unterstellt?
Die OPEC, also die Organisation Erdöl exportierender Länder, sagt nach wie vor, wir haben eine ausreichende Versorgung, eine Mehrförderung würde überhaupt keine Abnehmer finden. Sie hat im vergangenen Herbst die Förderung erhöht, ohne dass es den Markt in irgendeiner Weise beeindruckt hätte. Normalerweise würde er auf so eine Aussage reagieren.
Wie reagieren die Kunden der Mineralölindustrie auf die Preisentwicklung? Sehen Sie eine Kaufzurückhaltung?
Das ist kurzfristig sehr schwierig zu sagen. Wir haben ja beispielsweise im deutschen Kraftstoffmarkt schon seit vielen Jahren eine rückläufige Nachfrage. Wir sind in der Nachfrage heute ungefähr dreißig Prozent unter dem vor zehn Jahren beim Benzin. Erst einmal sind die neueren Autos alle deutlich sparsamer als alte, die stillgelegt werden. Dann reagieren die Verbraucher ohnehin mit sparsamerem Verhalten auf die Preisentwicklung. Das heißt, die Tipps, die immer wieder gegeben werden, wie man seinen Verbrauch senken kann, werden gerade angesichts so hoher Preise von den Konsumenten auch berücksichtigt.
Auf der anderen Seite gibt es Statistiken und Berichte, nach denen die deutschen Heizöltanks ziemlich leer sind. Kommt von dieser Seite in den kommenden Monaten nicht zusätzliche Nachfrage in den Markt?
Wahrscheinlich wird beim Heizöl Nachfrage einsetzen. Wir konnten in den ersten Monaten des Jahres gegenüber dem vergangenen schon ein deutliches Plus verzeichnen. Wobei das auch darin begründet ist, dass die Heizölnachfrage im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel nach unten gegangen war. Das heißt, schon im vergangenen Jahr haben die Verbraucher sehr wenig Heizöl nachgekauft und sitzen nun deswegen auf sehr niedrigen Beständen. So kann man davon ausgehen, dass spätestens im Herbst eine Nachfrage einsetzen muss, da sich wieder eindecken müssen für den nächsten Winter.
Würden sie den Leuten zum Kauf raten auf diesem Preisniveau?
Da wir keine Preisprognosen machen ist es ungemein schwierig, darauf zu antworten. Aber die Verbraucher verhalten sich schon so, dass sie relativ kleine Mengen kaufen in der Hoffnung darauf, dass die Preise wieder nach unten gehen. Wenn man die Erwartung hat, dass sich die Preisgestaltung an den Börsen wieder stärker an den Fundamentaldaten des Marktes orientiert, dann kann man auch davon ausgehen, dass die Preise wieder zurückgehen. Auf der anderen Seite wirken Äußerungen von Brokern und Investmentbanken, dass die Preise auf 150 oder gar 200 Dollar je Barrel steigen könnten, Preis treibend. So ist es schwierig einzuschätzen, wie lange dieser Aufwärtstrend anhält.
Auf der anderen Seite sind solche Äußerungen nicht selten ein Anzeichen dafür, dass der Markt reif ist und dass er bald „kippt“.
Richtig. Darauf kann man hoffen, dass es bald passiert.
Ein interessanter Diskussionspunkt ist zur Zeit das Preisverhältnis zwischen Benzin und Diesel. Was sagen Sie dazu?
Wir beobachten schon seit Jahren, dass die Nachfrage nach so genannten Mitteldestillaten - das sind Diesel, Heizöl und Kerosin - deutlich stärker steigt als die nach Benzin. Das hat schon in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Diesel am Weltmarkt teurer war als Benzin. Das hat in den vergangenen Jahren auch an den deutschen Tankstellen dazu geführt, dass der Preisabstand zwischen Benzin und Diesel vor allem auch in den Herbst- und Wintermonaten immer enger geworden ist. Im Moment ist es so, dass der Preisunterschied, den wir am deutschen Markt aufgrund der unterschiedlichen Besteuerung hatten, völlig aufgebraucht worden ist.
Das heißt, wenn die fundamentale Nachfrage am Markt im Moment irgendwo richtig spielt, so ist es im Verhältnis zwischen Diesel und Benzin?
Die Frage ist, ob nur Diesel oder Mitteldestillate. Vermutlich ist es aber nur Diesel im Weltmarkt, weil vor allen Dingen in China sehr viel Diesel importiert wird.
Technologischer Fortschritt verlängert die Reichweite der Ölreserven
Die wirtschaftlich förderbaren Ölreserven sind nach Angaben der Ölwirtschaft mit 181 Milliarden Tonnen so hoch wie noch nie. „Berechnungen zum nahenden Ende der Ölreserven gibt es seit Jahrzehnte, wären sie richtig gewesen, wäre uns das Öl längst ausgegangen,“ sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard, am Mittwoch in Hamburg.
Die häufig statische Betrachtung der Endzeit-Szenarien lasse außer Acht, dass der technologische Fortschritt die Reichweite der Ölreserven um viele Jahrzehnte verlängert werde. Mit verbesserter Technik würden neue Felder entdeckt, vorhandene Felder effektiver ausgefördert und schwer zugängliche Vorkommen erschlossen."
Das Gespräch führte Christof Leisinger. FAZ 24.5.
Samstag, 24. Mai 2008
Arbeitslosigkeitszahlen, Unser Kampf
mo 16° heiter, mi 20°
- - "Mein Jahrhundertirrtum. Bekenntnisse zweier Politischer: Günter Grass und Joschka Fischer in Lübeck.
Dass Götz Aly sein Abrechnungsbuch mit den Achtundsechzigern "Unser Kampf" genannt hat, muss man im Lichte des Gesprächs zwischen Günter Grass ..." 23.5.
// Schwer zu sagen, ob Grassens Lernunfähigkeit größer ist als seine Verblendung, oder ob seine Eitelkeit jeden klaren Gedanken verhindert.
- Arbeitslosigkeitszahlen: NL 2,7%, Dk 3,1%, Österreich 4,1%, GB 5%, also weitgehend Vollbeschäftigung; asozial: D 7,4%, F 7,8% (EU Durchschnitt asoziale 7,1%, USA 5%); Deutschland zählt außerdem nicht die Zwangsverrenteten und diejenigen, die sich in "Maßnahmen der Bundesagentur" befinden.
- - "Mein Jahrhundertirrtum. Bekenntnisse zweier Politischer: Günter Grass und Joschka Fischer in Lübeck.
Dass Götz Aly sein Abrechnungsbuch mit den Achtundsechzigern "Unser Kampf" genannt hat, muss man im Lichte des Gesprächs zwischen Günter Grass ..." 23.5.
// Schwer zu sagen, ob Grassens Lernunfähigkeit größer ist als seine Verblendung, oder ob seine Eitelkeit jeden klaren Gedanken verhindert.
- Arbeitslosigkeitszahlen: NL 2,7%, Dk 3,1%, Österreich 4,1%, GB 5%, also weitgehend Vollbeschäftigung; asozial: D 7,4%, F 7,8% (EU Durchschnitt asoziale 7,1%, USA 5%); Deutschland zählt außerdem nicht die Zwangsverrenteten und diejenigen, die sich in "Maßnahmen der Bundesagentur" befinden.
Freitag, 23. Mai 2008
Bardeen, Transistor; PhilFakEinfall: Mein lieber Schwan, Gehälter
STRIZZ, Reiche, FAZ
Hat er doch verdient! Für die Mühe mit Strizz legen wir noch 5 Mio. drauf. Man muß die Motivation der Leistungsträger stützen, sonst behalten die Sparkassenpräsidenten und Platonisten/Feuilletonisten die Oberhand.
12-18-14° s/Sch
- " John Bardeen 1972, Geburtstag des amerikanischen Physikers John Bardeen, 23. Mai 1908. Physik war John Bardeens Leben. Ohne ihn würde es keine Handys geben, keine Herzschrittmacher und auch kein Radio – zumindest nicht so, wie wir es kennen. Denn John Bardeen ist einer der Erfinder des Transistors. Eines kleinen Bauelements, das elektrische Signale verstärkt Für diese Entdeckung erhielt der Wissenschaftler 1956 den Nobelpreis in Physik. Eigentlich die Krönung eines Wissenschaftler-Lebens. Doch Bardeen machte einfach weiter und erforschte auch in den folgenden Jahren die elektrischen Signale. Dabei ging er der Frage nach, warum einige Metalle besonders gut leiten, wenn sie besonders kalt sind. Ein rätselhaftes Phänomen. Doch Bardeen konnte auch das erklären und schaffte erneut den Durchbruch – mit seiner Theorie der Supraleitfähigkeit. Davon war das Nobel-Komitee so beeindruckt, dass es 1972 etwas tat, was es bis dahin noch nie gegeben hatte. Es verlieh John Bardeen noch einmal einen Nobelpreis in derselben Kategorie: in Physik. " WDR5 Zeitzeichen
- "Gesine Schwan. Wer, wenn nicht sie? Eine politisch denkende Philosophin, eine geschmeidige Nonkonformistin, die die Herzen im Sturm erobert: Mit ihrer menschlichen Autorität wäre Gesine Schwan ein Naturtalent als Bundespräsidentin - und ein Segen für das Land. Von Christian Geyer, Feuilleton FAZ : // Noch mehr Sozialdemokratismus? Keine schöne Vorstellung.
- Öffentlicher Dienst, Gehälter: http://docs.google.com/Doc?id=dfxbprhp_444gjgx4sdr
Donnerstag, 22. Mai 2008
Methan: Vegetation als Quelle
Methan: Vegetation als Quelle für ein Treibhausgas
Von Reinhard Wandtner, FAZ 21.5.08
FAZ 21. Mai 2008 Vor gut zwei Jahren hat sich Frank Keppler auf gefährliches Terrain begeben. Mit seiner Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg war ihm der Nachweis gelungen, dass Pflanzen das stark als Treibhausgas wirkende Methan freisetzen können. Für jene Botaniker und Klimaforscher, die „bewährte“ Thesen lieber bestätigt als in Frage gestellt sehen, muss das einer wissenschaftlichen Kriegserklärung gleichgekommen sein. Denn das aus der belebten Natur stammende Methan, so die Lehrmeinung, wird nur von Mikroben erzeugt, und zwar enzymatisch unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff. Als wichtigste Quellen gelten Sümpfe und andere Feuchtgebiete, überflutete Reisfelder sowie der Verdauungstrakt von Wiederkäuern und Termiten.
Der Befund der Heidelberger Forscher, dass Methan auch von Pflanzen und sogar trotz des Sauerstoffs der Luft gebildet werden kann, „hat die Welt der Pflanzenphysiologie erschüttert“, wie die niederländischen Botaniker Tom Dueck und Adrie van der Werf jetzt in dem Fachjournal „New Phytologist“ schreiben. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Beobachtungen wurden laut, und auch Dueck hegte sie damals. Nun haben die Wissenschaftler um Keppler, der inzwischen am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz arbeitet, ihre früheren Befunde untermauert.
Proben ausschließlich von Pflanzenmaterial
Ausgangssubstanzen für die Entstehung des Treibhausgases sind Pektine – Vielfachzucker, die in den Zellwänden von Pflanzen als Gerüstmaterial dienen. Diese enthalten Methoxy-Gruppen als Vorläufer des Methans. Vermutet haben das Keppler und andere Forscher zwar schon vor Jahren, aber erst jetzt konnte der Prozess zweifelsfrei nachgewiesen werden, und zwar anhand einer Isotopen-Analyse. Die Wissenschaftler hatten dafür gesorgt, dass Pektin und Polygalacturonsäure als weiterer potentieller Ausgangsstoff anstelle gewöhnlichen Wasserstoffs das Wasserstoff-Isotop Deuterium enthielten. Und dieses tauchte in dem aus den Pflanzen entweichenden Methan wieder auf.
Die Forscher verwendeten frisches oder getrocknetes Material von unterschiedlichen Pflanzen, zum Beispiel Blätter. Sie verzichteten dieses Mal auf Versuche mit ganzen Pflanzen, um möglichen störenden Einflüssen vorzubeugen. Die Proben setzten sie Wärme und ultravioletter Strahlung aus, wie sie im Sonnenlicht vorkommt. Einmal beschränkte man sich auf eine Erwärmung auf 20 bis 100 Grad, in einer weiteren Versuchsreihe kombinierte man Wärme und Strahlung, und in der dritten Variante ließ man nur die ultraviolette Strahlung einwirken.
Satelliten ermitteln hohe Methankonzentrationen
Wie Keppler zusammen mit Forschern aus Belfast und Utrecht nun in der Zeitschrift „New Phytologist“(Bd. 178, S. 808) berichtet, erwies sich vor allem das ultraviolette Licht als Motor für die Methanproduktion. Jedesmal, wenn die Lampe eingeschaltet wurde, entwich das Gas aus den Proben. Fehlte das ultraviolette Licht, musste das Material auf mindestens 80 Grad erwärmt werden, bis ähnlich viel Methan entstand. Offenbar handelt es sich um unterschiedliche Reaktionsmechanismen. Ganz geklärt sind die Prozesse aber noch nicht. So hat sich gezeigt, dass unter dem Einfluss von ultravioletter Strahlung auch Methan ohne Deuterium entsteht, was auf eine andere Ausgangssubstanz hinweist. Dass Gewächse zwar Methan abgeben, es aber nicht aktiv produzieren, dürfte nach den Worten von Dueck bei Pflanzenphysiologen mit gewisser Erleichterung aufgenommen werden.
Welchen Beitrag das Methan aus Pflanzen zum globalen Budget dieses Treibhausgases leistet, ist schwer abzuschätzen. Von Satelliten aus hat man jedenfalls über tropischen Regenwäldern erstaunlich hohe Methankonzentrationen ermittelt. Die in Pflanzen unter Einfluss des Sonnenlichts ablaufenden Reaktionen, denen man jetzt auf die Spur gekommen ist, scheinen eine Erklärung dafür zu liefern.
----------------
Methan - ein Stück normale Natur!
Klaus Ermecke (kermecke) LB faz.net
Methan: ein Wort mit "M" - wie Märchenstunde! Denn eine ganze Reihe von Legenden wurden in den letzten Jahren gebildet, um den CO2-Märchen vom "anthropogenen Treibhauseffekt" noch eins obendrauf zu setzen. Tatsache ist, und der Artikel bestätigt das, daß es eine ganze Reihe natürlicher Quellen für das Methan in der Atmosphäre gibt. Tatsache ist auch - und der Hinweis fehlt hier - daß das Methan auf natürliche Weise zügig abgebaut wird. Dies geschieht durch Ozon, vor allem aber durch das Hydroxyl-Radikal (-OH). Strahlenphysikalisch stellt sich die Situation so dar: Methan ist ein infrarotaktives Gas (vulga "Treibhausgas") bei Wellenlängen etwa zwischen 7 und 8 Mikrometer. Aufgrund von Messungen der Satelliten der NIMBUS-Reihe wissen wir, daß in diesen Frequenzen in einer Höhe von ca. 4 km die Abstrahlung ins Weltall stattfindet. Darunter ist die Atmosphäre "optisch dicht". Strahlung in den Methan-Frequenzen, die vom Erdboden ausgeht, wird also in jedem Fall in der bodennahen Atmosphäre von Methan-Molekülen absorbiert. Weiter oben aber strahlt das Methan ins Weltall ab, es ist also ein Teil des KÜHLSYSTEMS der Atmosphäre. Änderungen im Spurengasanteil würden diese Mechanismen nicht ändern, also keine Aufheizung hervorrufen.
-----------------------
Bei einer viel ausgedehnteren Bewaldung in früheren, schon geschichtlichen Zeiten gab es offenbar keine irdisch-atmosphärischen "Methan-Probleme". WD
Von Reinhard Wandtner, FAZ 21.5.08
FAZ 21. Mai 2008 Vor gut zwei Jahren hat sich Frank Keppler auf gefährliches Terrain begeben. Mit seiner Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg war ihm der Nachweis gelungen, dass Pflanzen das stark als Treibhausgas wirkende Methan freisetzen können. Für jene Botaniker und Klimaforscher, die „bewährte“ Thesen lieber bestätigt als in Frage gestellt sehen, muss das einer wissenschaftlichen Kriegserklärung gleichgekommen sein. Denn das aus der belebten Natur stammende Methan, so die Lehrmeinung, wird nur von Mikroben erzeugt, und zwar enzymatisch unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff. Als wichtigste Quellen gelten Sümpfe und andere Feuchtgebiete, überflutete Reisfelder sowie der Verdauungstrakt von Wiederkäuern und Termiten.
Der Befund der Heidelberger Forscher, dass Methan auch von Pflanzen und sogar trotz des Sauerstoffs der Luft gebildet werden kann, „hat die Welt der Pflanzenphysiologie erschüttert“, wie die niederländischen Botaniker Tom Dueck und Adrie van der Werf jetzt in dem Fachjournal „New Phytologist“ schreiben. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Beobachtungen wurden laut, und auch Dueck hegte sie damals. Nun haben die Wissenschaftler um Keppler, der inzwischen am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz arbeitet, ihre früheren Befunde untermauert.
Proben ausschließlich von Pflanzenmaterial
Ausgangssubstanzen für die Entstehung des Treibhausgases sind Pektine – Vielfachzucker, die in den Zellwänden von Pflanzen als Gerüstmaterial dienen. Diese enthalten Methoxy-Gruppen als Vorläufer des Methans. Vermutet haben das Keppler und andere Forscher zwar schon vor Jahren, aber erst jetzt konnte der Prozess zweifelsfrei nachgewiesen werden, und zwar anhand einer Isotopen-Analyse. Die Wissenschaftler hatten dafür gesorgt, dass Pektin und Polygalacturonsäure als weiterer potentieller Ausgangsstoff anstelle gewöhnlichen Wasserstoffs das Wasserstoff-Isotop Deuterium enthielten. Und dieses tauchte in dem aus den Pflanzen entweichenden Methan wieder auf.
Die Forscher verwendeten frisches oder getrocknetes Material von unterschiedlichen Pflanzen, zum Beispiel Blätter. Sie verzichteten dieses Mal auf Versuche mit ganzen Pflanzen, um möglichen störenden Einflüssen vorzubeugen. Die Proben setzten sie Wärme und ultravioletter Strahlung aus, wie sie im Sonnenlicht vorkommt. Einmal beschränkte man sich auf eine Erwärmung auf 20 bis 100 Grad, in einer weiteren Versuchsreihe kombinierte man Wärme und Strahlung, und in der dritten Variante ließ man nur die ultraviolette Strahlung einwirken.
Satelliten ermitteln hohe Methankonzentrationen
Wie Keppler zusammen mit Forschern aus Belfast und Utrecht nun in der Zeitschrift „New Phytologist“(Bd. 178, S. 808) berichtet, erwies sich vor allem das ultraviolette Licht als Motor für die Methanproduktion. Jedesmal, wenn die Lampe eingeschaltet wurde, entwich das Gas aus den Proben. Fehlte das ultraviolette Licht, musste das Material auf mindestens 80 Grad erwärmt werden, bis ähnlich viel Methan entstand. Offenbar handelt es sich um unterschiedliche Reaktionsmechanismen. Ganz geklärt sind die Prozesse aber noch nicht. So hat sich gezeigt, dass unter dem Einfluss von ultravioletter Strahlung auch Methan ohne Deuterium entsteht, was auf eine andere Ausgangssubstanz hinweist. Dass Gewächse zwar Methan abgeben, es aber nicht aktiv produzieren, dürfte nach den Worten von Dueck bei Pflanzenphysiologen mit gewisser Erleichterung aufgenommen werden.
Welchen Beitrag das Methan aus Pflanzen zum globalen Budget dieses Treibhausgases leistet, ist schwer abzuschätzen. Von Satelliten aus hat man jedenfalls über tropischen Regenwäldern erstaunlich hohe Methankonzentrationen ermittelt. Die in Pflanzen unter Einfluss des Sonnenlichts ablaufenden Reaktionen, denen man jetzt auf die Spur gekommen ist, scheinen eine Erklärung dafür zu liefern.
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Methan - ein Stück normale Natur!
Klaus Ermecke (kermecke) LB faz.net
Methan: ein Wort mit "M" - wie Märchenstunde! Denn eine ganze Reihe von Legenden wurden in den letzten Jahren gebildet, um den CO2-Märchen vom "anthropogenen Treibhauseffekt" noch eins obendrauf zu setzen. Tatsache ist, und der Artikel bestätigt das, daß es eine ganze Reihe natürlicher Quellen für das Methan in der Atmosphäre gibt. Tatsache ist auch - und der Hinweis fehlt hier - daß das Methan auf natürliche Weise zügig abgebaut wird. Dies geschieht durch Ozon, vor allem aber durch das Hydroxyl-Radikal (-OH). Strahlenphysikalisch stellt sich die Situation so dar: Methan ist ein infrarotaktives Gas (vulga "Treibhausgas") bei Wellenlängen etwa zwischen 7 und 8 Mikrometer. Aufgrund von Messungen der Satelliten der NIMBUS-Reihe wissen wir, daß in diesen Frequenzen in einer Höhe von ca. 4 km die Abstrahlung ins Weltall stattfindet. Darunter ist die Atmosphäre "optisch dicht". Strahlung in den Methan-Frequenzen, die vom Erdboden ausgeht, wird also in jedem Fall in der bodennahen Atmosphäre von Methan-Molekülen absorbiert. Weiter oben aber strahlt das Methan ins Weltall ab, es ist also ein Teil des KÜHLSYSTEMS der Atmosphäre. Änderungen im Spurengasanteil würden diese Mechanismen nicht ändern, also keine Aufheizung hervorrufen.
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Bei einer viel ausgedehnteren Bewaldung in früheren, schon geschichtlichen Zeiten gab es offenbar keine irdisch-atmosphärischen "Methan-Probleme". WD
Armut, Weniger Wirbelstürme
FAZ 20.5.08
Das ist nicht mehr die Armut der Bettelorden, der Dominikaner und Benediktiner, deren niederkalorische Ernährung sie intellektuell illuminierte und zu stattlicher Reihe führte: Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Duns Scotus, Meister Eckart. Die Absolventen der Phil. Fak. nach 68, die in den SPD-Medien von Armut schwafeln, verwenden einen statistischen, völlig substanzlosen Armutsbegriff. Das paßt zu ihrer intellektuellen Hutgröße, die die Nachrichten bei WDR&Co. weitgehend zu Unterhaltungs- und Propagandanachrichten macht.
- - "Gute deutsche Sozialpolitik hiesse gute Arbeitsmarktpolitik.
pra. (Berlin) Der am Montag veröffentlichte Bericht der deutschen Regierung über die Armut im Lande hat wieder einmal die Sozialpolitiker aller Parteien auf den Plan gerufen, um noch mehr Umverteilung und staatliche Regulierung zu fordern. Dabei wurden zwei zentrale Fakten übersehen. Erstens zeigt der Bericht, dass der deutsche Staat bereits überdurchschnittlich wirksam Armut bekämpft. Zweitens wird deutlich, dass die beste Politik zur Armutsbekämpfung eine solche wäre, welche möglichst viele Menschen in Arbeit bringt. Während gemäss dem Bericht im Jahre 2005 43% der Arbeitslosen vom dort höher als die staatliche Hilfe für Langzeitarbeitslose definierten Armutsrisiko betroffen waren, waren es von den Erwerbstätigen bloss 6%, weniger als die Hälfte des Durchschnitts aller «Armen». Die Regierungskoalition müsste deshalb alles unternehmen, um möglichst viele Arbeitslose, von denen es immer noch 3,4 Mio. gibt, möglichst rasch in dauerhafte Arbeitsbeziehungen zu führen. Das hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel auch bei Amtsantritt im Jahre 2005 versprochen. Doch die Politik der grossen Koalition von Union und SPD hat seither das Gegenteil bewirkt. Die Steuern wurden markant erhöht, wodurch das Wirtschaftswachstum gebremst wurde. Die Transfers an Arbeitslose wurden erhöht, wodurch die Arbeitsanreize wieder abgebaut wurden. Verschiedene Sozialtransfers wurden ausgebaut, wodurch eine potenziell stärkere Absenkung der Arbeitskosten torpediert wurde. Dadurch wird Arbeit vernichtet und potenzielle Armut gesät." NZZ 19.5.
- "Auch ein Armutsbericht: Thomas Godoj: Mann ohne Plan B. Thomas Godoj, der wie RTL jetzt bekannt gab, von Anfang an der unangefochtene Sympathieträger der Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ war, hat nie einen Hehl daraus gemacht, Hartz IV-Empfänger zu sein. Sein Beispiel zeigt, wie heterogen und weit gefasst die Gruppe der Bedürftigen ist. ..." FAZ 20.5.
- "- Steuern: Herbert Hainer reagierte prompt. Nicht mal eine Woche nachdem der Adidas-Chef einen Brief von Capital mit der Bitte erhalten hatte, die Höhe seiner Einkommensteuer zu verraten, war die Zahl schon eingetroffen. "Die Aktion ist sicher ungewöhnlich", schrieb Hainer zurück. "Doch ich habe in den vergangenen Monaten die Diskussion über Managergehälter mit großem Unbehagen verfolgt, da sie einseitig geführt wurde. Deswegen bin ich gerne bereit, meine Steuern öffentlich zu machen, und hoffe, dass es damit gelingt, die Diskussion in eine neue Richtung zu lenken. Ich habe im Jahr 2006 in Deutschland 2,5 Millionen Euro Steuern gezahlt." Capital 21.5. // Wurde damit auch die Sozialhilfe für den Foltervater Kevins und den Holzklotzmörder Nikolai H. bezahlt?
- Linguistik. Die Fehler der Anderen. Lieber weglassen als unterlassen: Die trügerische Sicherheit beim Umgang mit Sprachnormen
Richtig oder falsch? In dieser Dichotomie spielen sich viele Diskussionen zur Sprache ab. Dabei interessiert die Öffentlichkeit vor allem die Frage, ob eine Wortform korrekt ist ... (GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK) (Klugscheißer Chomsky! WD) ebenso theoretisch ambitioniert wie praktisch erfolglos ist ..." FAZ 20.5. //
- "Weniger Wirbelstürme nach Klimawandel?
Die Klimaerwärmung könnte anders als vielfach erwartet nicht zu einer Häufung von tropischen Wirbelstürmen im Atlantik, sondern eher sogar zu ... die Zahl der Stürme aber verringerte sich ... leicht." FAZ 21.5.08
Mittwoch, 21. Mai 2008
Quickly, Markt und Moral sind keine Gegensätze
STRIZZ, Reiche, FAZ
Jei, jei, jei, muß eine Spezialanfertigung gewesen sein; die Proletarierkinder hatten eine Quickly, dann eine Kreidler - der Bürgernachwuchs fuhr Fahrrad mit der a-Deklination - bitter.
12-18° s; Maikäfer ausstehend, Spinnen zulegend. WTI 134 12601 7041
ÜBRIGENS: - 17.05.08 Markt und Moral sind keine Gegensätze
Das Verhältnis zwischen globalem Kapitalismus und lokalen Werten und Strukturen beschäftigt die Gemüter schon seit einigen Jahren. Am zweiten Tag des St. Galler Symposiums wurde jedoch deutlich, dass sich der Fokus der öffentlichen Diskussion zu diesem Thema über die Zeit verschoben hat. Stand vor zehn Jahren noch die Angst vor einer allzu starken ... Als Gegenstand von Moral eignet sich der Markt nicht, weil er nach einer eigenen Gesetzmäßigkeit funktioniert und jeden noch so gut gemeinten Eingriff (Stichwort Umverteilung) dadurch bestraft, daß er weniger produktiv ist und de 'Kuchen' schrumpfen läßt. In gewisser Hinsicht ist der Markt auch Moralersatz, weil er manche Funktionen übernimmt, die früher die Moral innehatte. Einerseits wirkt er zivilisierend (die Kkonkurrenz löst den Kampf ab), andererseits institutionalisiert er die Goldene Regel (Erfolg im Geschätsleben hat nur, wer sich in seinen Kunden hineinversetzt) ..." NZZ Neue Zürcher Zeitung
- "Schüsse in den Nacken. Der holländische Zeichner Nekschot wurde verhaftet
VENEDIG, 19. Mai / / Die Verhaftung des niederländischen Zeichners Gregorius Nekschot hat eine Welle des Protestes ausgelöst. Der in Amsterdam ... anderthalb Tage in polizeilichem Gewahrsam verhört, sein Computer sowie Schriften beschlagnahmt ..." 20.5. // Die Tugenddiktatur läßt grüßen ...
- "Mehr Selbstbestimmung und weniger staatliche Bevormundung, keine kritiklose Hinnahme von Autoritäten"(FAZ 21.5.), meinte Frau Zypries, sei das Ergebnis von 68.
Dienstag, 20. Mai 2008
Dalai Lama, Südafrika
12°-15° s
Frühstück mit dem Fürsten des Friedens
Das Bild des Westens vom Dalai Lama könnte Risse bekommen / Von Reinhard Bingener
FRANKFURT, 19. Mai 08. Der Besuch in Deutschland hat es bestätigt: Der 14. Dalai Lama bewegt sich auf dem Humus allgemeinen Wohlwollens, nicht auf dem harten Parkett kühler Realpolitik. Auch wenn die Begeisterung gegenüber Tenzin Gyatso, dem jetzigen Dalai Lama, in den letzten Jahren nachgelassen hat, kann er weiter auf das Wohlwollen der westlichen Öffentlichkeit setzen. Das ist sein größtes politisches Kapital - und es beeinflusst die Handlungen von Politikern. Ein Frühstück mit dem Dalai Lama lässt Machtpolitiker als Gewissensmenschen erscheinen. Die Weigerung, ihn zu empfangen, gilt dagegen als rechtfertigungsbedürftig.
Auffällig ist, dass der Dalai Lama im Westen, wo Religionen auf politischem Terrain mit Skepsis begegnet wird, anders wahrgenommen wird als andere Religionsführer. Gegenüber den östlichen Religionen scheinen geringere Vorbehalte zu bestehen.
Warum kann ein vergleichsweise abseitiger Regionalkonflikt in Fernost über so lange Zeit die Emotionen der westlichen Beobachter auf sich ziehen? Im Dalai Lama vermuten viele die authentische Personifikation östlicher Religiosität. Und die gilt im Vergleich zu den monotheistischen Religionen als pluralistisch und tolerant. Diese Vermutung wurde in jüngerer Zeit etwa durch Arbeiten des Kulturwissenschaftlers Jan Assmann befördert. Ihm zufolge verstrickt sich der Gott des Monotheismus durch die dem Eingottglauben zugrundeliegende "mosaische Unterscheidung", also die strikte Ablehnung anderer Götter, in die Sprache von Intoleranz und Gewalt. Polytheistische oder nicht-theistische Religionen haben dagegen mit dem Gewaltpotential der Unterscheidung zwischen falschen Göttern und wahrem Gott nicht zu kämpfen.
Andere Religionswissenschaftler schlagen einen gänzlich anderen Weg ein. Der Wesensschau von Religionen stehen sie skeptisch gegenüber, da diese sich gegenüber empirischen Überprüfungen als zu abstrakt erweist. Stattdessen suchen sie den Grund westlichen Wohlwollens für Buddhisten oder den Hinduismus Mahatma Gandhis nicht im vermeintlich friedfertigen Wesen dieser Religionen, sondern untersuchen die Geschichte der westlichen Sympathie für diese Religionen.
Als Vorbild für diesen Zugang dient das 1978 erschienene Buch "Orientalism" Edward Saids. Der Literaturwissenschaftler führte darin die westliche Repräsentation des Orients auf das Bedürfnis des Westens nach einem kulturellen Gegenüber zurück. Nach Said imaginierten Bildungsbürger des Westens den Orient als schwachen, weiblichen und unpolitischen Kontrast zur eigenen Kultur und Religion.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die westliche Wahrnehmung von Buddhismus und Hinduismus. Die Konstruktion der östlichen Religionen als der rationaleren, friedfertigeren und spirituelleren hat ihren Vorläufer im Religionskritiker David Hume, der zuerst den Monotheismen eine strukturelle Intoleranz zuschrieb - dem Polytheismus dagegen Toleranz. Die idealistischen Denker an der Wende zum 19. Jahrhundert schätzten die Sanftheit und Langmut der östlichen Religionen. Sie etablierten das Stereotyp des sanften Buddhismus. Hegel lobte die "einfache und milde" Politik buddhistischer Gesellschaften, deren Mönche "in stiller Beschauung des Ewigen leben, ohne an weltlichen Interessen teilzunehmen". Seinen Höhepunkt erreichte der Enthusiasmus für die "erfundene" Friedfertigkeit der östlichen Religionen um 1900 in den theosophischen Netzwerken.
Durch widersprechende Befunde lässt sich die westliche Begeisterung kaum irritieren: Weder die gewaltsame Unterdrückung des mongolischen Schamanismus in der Zeit der ersten Dalai Lamas noch religiös motivierte Morde an Vertretern konkurrierender buddhistischer Strömungen veränderten die ungleiche Verteilung der Sympathien. Die Vermischung von Religion und Politik in der Person des Dalai Lamas oder seine Reden vor indischen Hindu-Nationalisten, die zur Zerstörung von Moscheen aufrufen, werden kaum notiert.
Erstaunlich ist, wie das westliche Bild von den östlichen Religionen auf deren eigene Selbstdarstellung zurückwirkt. Ein Briefwechsel zwischen Mahatma Gandhi von 1931 belegt, dass noch der Vorgänger des jetzigen Dalai Lamas mit der von Gandhi ihm gegenüber als Grundsatz der Gewaltlosigkeit des Buddhismus erwähnten Ahimsa-Lehre nichts anzufangen wusste. Auch lehnte der 13. Dalai Lama bewaffneten Kampf nicht grundsätzlich ab. Der jetzige Dalai Lama, der zwar schon an einen "Weg der Gewaltlosigkeit" glaubte, schrieb 1962, er könne Widerstandskämpfern "nicht mehr ehrlichen Herzens raten, Gewalt zu vermeiden". Solche Äußerungen sucht man in der Autobiographie von 1990 vergeblich. Immer stärker rückte Tenzin Gyatso die Gewaltlosigkeit in die Mitte des Buddhismus und passte damit seinen Buddhismus der Erwartungshaltung des Westens an.
Kratzer könnte dieses Bild durch die lautstarken, auch innertibetischen Proteste gegen den Dalai Lama bekommen, die beim Besuch in Deutschland unüberhörbar waren. Sie kamen von einer Minderheit tibetischer Buddhisten, welche der Gottheit Shugden anhängt. Shugden ist der umstrittene Schutzgott der mächtigsten Gruppierung im tibetischen Buddhismus, aus der auch die Dalai Lamas hervorgehen. Dieser kriegerischen Gottheit werden bis heute Tieropfer gebracht. Seit den siebziger Jahren versucht der jetzige Dalai Lama, der anfänglich selbst diesen Kult praktizierte, Shugden zu beseitigen. Er betreibt die Entfernung seiner Statuen, weil der Kult seiner Vorstellung des Buddhismus nicht entspricht." FAZ
- Ausschreitungen in Südafrika
Armee soll Polizei zu Hilfe eilen.
20. Mai 2008 In der südafrikanischen Metropole Johannesburg wird angesichts der anhaltenden rassistische Gewalt der Ruf nach Eingreifen des Militärs immer lauter. Am Dienstag schlossen sich Vertreter von Hilfsorganisationen und Experten sozialwissenschaftlicher Institute einer Forderung der Opposition an. Auch der Ministerpräsident der Johannesburg und Pretoria umfassenden Provinz Gauteng sprach sich indirekt dafür aus.
Die Gewalt hatte am Dienstagmorgen erstmals auch den Südwesten der Stadt erfasst. Im Joe Slovo-Armenviertel wurden mindestens ein Mensch getötet und zwei weitere bei Plünderungen schwer verletzt.
Dutzende Festnahmen
Marodierende Banden hatten systematisch ganze Viertel durchsucht, Ausländer verjagt und die Behausungen angezündet. Die Polizei nahm Dutzende Menschen wegen Raubes, Vergewaltigungen und anderer Delikte fest. Bei der außerhalb Johannesburgs gelegenen Stadt Springs kam es im Gugulethu-Everest-Armenviertel zu rassistischer Gewalt.
Am Montag im Reiger Park in Johannesburg Ein Mann rettet sein Hab und Gut am Montag am Ostrand von Johannesburg Südafrikanische Polizisten verhandeln mit Bewohnern von Ramaphosa Ramaphosa am Montag Bewaffnete Männer am Dienstag am Rande von Johannesburg
„Die Leute dort wurden angegriffen - obwohl es aber nicht so schlimm war wie in anderen Gebieten. Viele flohen zur Polizeiwache“, sagte ein Sprecher. Nicht bestätigen konnte er einen Bericht der Zeitung „The Mercury“, wonach es auch in der Provinz KwaZulu-Natal an der Ostküste zu ausländerfeindlichen Attacken auf Mosambikaner gekommen ist.
Die Ausschreitungen sind ein Signal für den wachsenden Zorn derjenigen, die sich von der wirtschaftsfreundlichen Politik des Präsidenten Thabo Mbeki vernachlässigt fühlen. Die aus anderen afrikanischen Staaten eingewanderten Ausländer werden vor allem in den armen Schichten Südafrikas immer mehr abgelehnt.
Vor allem Zimbabwer Ziel der Angriffe
Unter den Einwanderern sind schätzungsweise drei Millionen Zimbabwer, die vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch in ihrer Heimat geflüchtet sind. Sie wurden ebenso wie andere Immigranten durch eine sehr liberale Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik ins Land gelockt. Sie arbeiten vor allem in Bergwerken, auf Feldern und in Haushalten.
Die Flucht hunderter Ausländer in Polizeiwachen, Kirchen und Gemeindesäle hielt unvermindert an. Dort drängen sich rund 11.000 verängstigte Menschen, die vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen notdürftig versorgt werden. Seit dem Ausbruch der Gewalt vor rund einer Woche im Township Alexandra sind mehr als zwei Dutzend Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden. Die Kapazität der Krankenhäuser reichte nach Angaben der Zeitung „The Star“ nicht mehr für die Aufnahme der Verletzten aus.
Die Tageszeitung „The Sowetan“ berichtete am Dienstag, dass ein wütender Mob das Haus eines Unternehmers aus dem Johannesburger Vorort Actonville in Brand gesetzt hat. Der Bauunternehmer habe im Verdacht gestanden, ausländische Arbeiter zu beschäftigen. Er sei am Montag in den Flammen ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers kamen die Täter aus nahe gelegenen Armenvierteln.
Polizei fordert Verstärkung von Eliteeinheiten an
Unterdessen hat die Polizei - die von sich selbst behauptet, die Lage unter Kontrolle zu haben - Verstärkung von Eliteeinheiten angefordert. Die Ausschreitungen richten sich gegen Zuwanderer aus Nachbarländern. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki hatte am Montag in einem dringenden Appell zur Einstellung der Gewalt aufgerufen.
In einer Erklärung sprach er von einer nicht zu akzeptierenden Anarchie und betonte: „Bürger anderer Staaten des afrikanischen Kontinents und darüber hinaus sind Menschen wie wir und verdienen es, von uns mit Respekt und Würde behandelt zu werden.“ Umweltminister Marthinus van Schalkwyk warnte in Kapstadt vor nachhaltigen Schäden für die Tourismusindustrie.
Frühstück mit dem Fürsten des Friedens
Das Bild des Westens vom Dalai Lama könnte Risse bekommen / Von Reinhard Bingener
FRANKFURT, 19. Mai 08. Der Besuch in Deutschland hat es bestätigt: Der 14. Dalai Lama bewegt sich auf dem Humus allgemeinen Wohlwollens, nicht auf dem harten Parkett kühler Realpolitik. Auch wenn die Begeisterung gegenüber Tenzin Gyatso, dem jetzigen Dalai Lama, in den letzten Jahren nachgelassen hat, kann er weiter auf das Wohlwollen der westlichen Öffentlichkeit setzen. Das ist sein größtes politisches Kapital - und es beeinflusst die Handlungen von Politikern. Ein Frühstück mit dem Dalai Lama lässt Machtpolitiker als Gewissensmenschen erscheinen. Die Weigerung, ihn zu empfangen, gilt dagegen als rechtfertigungsbedürftig.
Auffällig ist, dass der Dalai Lama im Westen, wo Religionen auf politischem Terrain mit Skepsis begegnet wird, anders wahrgenommen wird als andere Religionsführer. Gegenüber den östlichen Religionen scheinen geringere Vorbehalte zu bestehen.
Warum kann ein vergleichsweise abseitiger Regionalkonflikt in Fernost über so lange Zeit die Emotionen der westlichen Beobachter auf sich ziehen? Im Dalai Lama vermuten viele die authentische Personifikation östlicher Religiosität. Und die gilt im Vergleich zu den monotheistischen Religionen als pluralistisch und tolerant. Diese Vermutung wurde in jüngerer Zeit etwa durch Arbeiten des Kulturwissenschaftlers Jan Assmann befördert. Ihm zufolge verstrickt sich der Gott des Monotheismus durch die dem Eingottglauben zugrundeliegende "mosaische Unterscheidung", also die strikte Ablehnung anderer Götter, in die Sprache von Intoleranz und Gewalt. Polytheistische oder nicht-theistische Religionen haben dagegen mit dem Gewaltpotential der Unterscheidung zwischen falschen Göttern und wahrem Gott nicht zu kämpfen.
Andere Religionswissenschaftler schlagen einen gänzlich anderen Weg ein. Der Wesensschau von Religionen stehen sie skeptisch gegenüber, da diese sich gegenüber empirischen Überprüfungen als zu abstrakt erweist. Stattdessen suchen sie den Grund westlichen Wohlwollens für Buddhisten oder den Hinduismus Mahatma Gandhis nicht im vermeintlich friedfertigen Wesen dieser Religionen, sondern untersuchen die Geschichte der westlichen Sympathie für diese Religionen.
Als Vorbild für diesen Zugang dient das 1978 erschienene Buch "Orientalism" Edward Saids. Der Literaturwissenschaftler führte darin die westliche Repräsentation des Orients auf das Bedürfnis des Westens nach einem kulturellen Gegenüber zurück. Nach Said imaginierten Bildungsbürger des Westens den Orient als schwachen, weiblichen und unpolitischen Kontrast zur eigenen Kultur und Religion.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die westliche Wahrnehmung von Buddhismus und Hinduismus. Die Konstruktion der östlichen Religionen als der rationaleren, friedfertigeren und spirituelleren hat ihren Vorläufer im Religionskritiker David Hume, der zuerst den Monotheismen eine strukturelle Intoleranz zuschrieb - dem Polytheismus dagegen Toleranz. Die idealistischen Denker an der Wende zum 19. Jahrhundert schätzten die Sanftheit und Langmut der östlichen Religionen. Sie etablierten das Stereotyp des sanften Buddhismus. Hegel lobte die "einfache und milde" Politik buddhistischer Gesellschaften, deren Mönche "in stiller Beschauung des Ewigen leben, ohne an weltlichen Interessen teilzunehmen". Seinen Höhepunkt erreichte der Enthusiasmus für die "erfundene" Friedfertigkeit der östlichen Religionen um 1900 in den theosophischen Netzwerken.
Durch widersprechende Befunde lässt sich die westliche Begeisterung kaum irritieren: Weder die gewaltsame Unterdrückung des mongolischen Schamanismus in der Zeit der ersten Dalai Lamas noch religiös motivierte Morde an Vertretern konkurrierender buddhistischer Strömungen veränderten die ungleiche Verteilung der Sympathien. Die Vermischung von Religion und Politik in der Person des Dalai Lamas oder seine Reden vor indischen Hindu-Nationalisten, die zur Zerstörung von Moscheen aufrufen, werden kaum notiert.
Erstaunlich ist, wie das westliche Bild von den östlichen Religionen auf deren eigene Selbstdarstellung zurückwirkt. Ein Briefwechsel zwischen Mahatma Gandhi von 1931 belegt, dass noch der Vorgänger des jetzigen Dalai Lamas mit der von Gandhi ihm gegenüber als Grundsatz der Gewaltlosigkeit des Buddhismus erwähnten Ahimsa-Lehre nichts anzufangen wusste. Auch lehnte der 13. Dalai Lama bewaffneten Kampf nicht grundsätzlich ab. Der jetzige Dalai Lama, der zwar schon an einen "Weg der Gewaltlosigkeit" glaubte, schrieb 1962, er könne Widerstandskämpfern "nicht mehr ehrlichen Herzens raten, Gewalt zu vermeiden". Solche Äußerungen sucht man in der Autobiographie von 1990 vergeblich. Immer stärker rückte Tenzin Gyatso die Gewaltlosigkeit in die Mitte des Buddhismus und passte damit seinen Buddhismus der Erwartungshaltung des Westens an.
Kratzer könnte dieses Bild durch die lautstarken, auch innertibetischen Proteste gegen den Dalai Lama bekommen, die beim Besuch in Deutschland unüberhörbar waren. Sie kamen von einer Minderheit tibetischer Buddhisten, welche der Gottheit Shugden anhängt. Shugden ist der umstrittene Schutzgott der mächtigsten Gruppierung im tibetischen Buddhismus, aus der auch die Dalai Lamas hervorgehen. Dieser kriegerischen Gottheit werden bis heute Tieropfer gebracht. Seit den siebziger Jahren versucht der jetzige Dalai Lama, der anfänglich selbst diesen Kult praktizierte, Shugden zu beseitigen. Er betreibt die Entfernung seiner Statuen, weil der Kult seiner Vorstellung des Buddhismus nicht entspricht." FAZ
- Ausschreitungen in Südafrika
Armee soll Polizei zu Hilfe eilen.
20. Mai 2008 In der südafrikanischen Metropole Johannesburg wird angesichts der anhaltenden rassistische Gewalt der Ruf nach Eingreifen des Militärs immer lauter. Am Dienstag schlossen sich Vertreter von Hilfsorganisationen und Experten sozialwissenschaftlicher Institute einer Forderung der Opposition an. Auch der Ministerpräsident der Johannesburg und Pretoria umfassenden Provinz Gauteng sprach sich indirekt dafür aus.
Die Gewalt hatte am Dienstagmorgen erstmals auch den Südwesten der Stadt erfasst. Im Joe Slovo-Armenviertel wurden mindestens ein Mensch getötet und zwei weitere bei Plünderungen schwer verletzt.
Dutzende Festnahmen
Marodierende Banden hatten systematisch ganze Viertel durchsucht, Ausländer verjagt und die Behausungen angezündet. Die Polizei nahm Dutzende Menschen wegen Raubes, Vergewaltigungen und anderer Delikte fest. Bei der außerhalb Johannesburgs gelegenen Stadt Springs kam es im Gugulethu-Everest-Armenviertel zu rassistischer Gewalt.
Am Montag im Reiger Park in Johannesburg Ein Mann rettet sein Hab und Gut am Montag am Ostrand von Johannesburg Südafrikanische Polizisten verhandeln mit Bewohnern von Ramaphosa Ramaphosa am Montag Bewaffnete Männer am Dienstag am Rande von Johannesburg
„Die Leute dort wurden angegriffen - obwohl es aber nicht so schlimm war wie in anderen Gebieten. Viele flohen zur Polizeiwache“, sagte ein Sprecher. Nicht bestätigen konnte er einen Bericht der Zeitung „The Mercury“, wonach es auch in der Provinz KwaZulu-Natal an der Ostküste zu ausländerfeindlichen Attacken auf Mosambikaner gekommen ist.
Die Ausschreitungen sind ein Signal für den wachsenden Zorn derjenigen, die sich von der wirtschaftsfreundlichen Politik des Präsidenten Thabo Mbeki vernachlässigt fühlen. Die aus anderen afrikanischen Staaten eingewanderten Ausländer werden vor allem in den armen Schichten Südafrikas immer mehr abgelehnt.
Vor allem Zimbabwer Ziel der Angriffe
Unter den Einwanderern sind schätzungsweise drei Millionen Zimbabwer, die vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch in ihrer Heimat geflüchtet sind. Sie wurden ebenso wie andere Immigranten durch eine sehr liberale Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik ins Land gelockt. Sie arbeiten vor allem in Bergwerken, auf Feldern und in Haushalten.
Die Flucht hunderter Ausländer in Polizeiwachen, Kirchen und Gemeindesäle hielt unvermindert an. Dort drängen sich rund 11.000 verängstigte Menschen, die vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen notdürftig versorgt werden. Seit dem Ausbruch der Gewalt vor rund einer Woche im Township Alexandra sind mehr als zwei Dutzend Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden. Die Kapazität der Krankenhäuser reichte nach Angaben der Zeitung „The Star“ nicht mehr für die Aufnahme der Verletzten aus.
Die Tageszeitung „The Sowetan“ berichtete am Dienstag, dass ein wütender Mob das Haus eines Unternehmers aus dem Johannesburger Vorort Actonville in Brand gesetzt hat. Der Bauunternehmer habe im Verdacht gestanden, ausländische Arbeiter zu beschäftigen. Er sei am Montag in den Flammen ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers kamen die Täter aus nahe gelegenen Armenvierteln.
Polizei fordert Verstärkung von Eliteeinheiten an
Unterdessen hat die Polizei - die von sich selbst behauptet, die Lage unter Kontrolle zu haben - Verstärkung von Eliteeinheiten angefordert. Die Ausschreitungen richten sich gegen Zuwanderer aus Nachbarländern. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki hatte am Montag in einem dringenden Appell zur Einstellung der Gewalt aufgerufen.
In einer Erklärung sprach er von einer nicht zu akzeptierenden Anarchie und betonte: „Bürger anderer Staaten des afrikanischen Kontinents und darüber hinaus sind Menschen wie wir und verdienen es, von uns mit Respekt und Würde behandelt zu werden.“ Umweltminister Marthinus van Schalkwyk warnte in Kapstadt vor nachhaltigen Schäden für die Tourismusindustrie.
Montag, 19. Mai 2008
CO2, Inflation, Religion
STRIZZ, Reiche, FAZ
mo 12° w , mi 13° h
- Wie wunderbar diskret sind gelegentliche Chemiegerüche von Bayer im Vergleich zur Wiesendüngung des Bauern mit Schweinemist.
- Montags diese übergroßen Fußballervisagen in der Zeitung - die ganze Primitivität des Berufssports scheint darin auf.
- Ob denn der Philosoph Konersmann ("Atmosphären, Gefühle, Seelenstimmung", NZZ 12.4.08), Kind eines eindimensionalen Bildungssystems, das die Hauptfächer Biologie und Ökonomie meist nur vorkommen läßt, weiß, was
- "Es droht eine Inflationswelle. Von Thorsten Polleit
Die westlichen Volkswirtschaften stehen vermutlich vor dem größten Inflationsschub seit Anfang der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Doch nicht die fulminanten Preissteigerungen für Rohstoffe werden die Inflation in die Höhe treiben. Viel-mehr werden die Geldpolitiker dafür sorgen, dass aus einem bloßen Kostenschub eine fortgesetzte Geldentwertung wird - ganz ähnlich wie in den siebziger und achtziger Jahren. Während jedoch damals die Keynesianische Irrlehre die Saat für die Inflation legte, ebnet heute das eigenmächtig auferlegte Ziel der Geldpolitiker, die Folgen der Kreditkrise für den Bankensektor abzumildern, den Weg in die Geldentwertung.
Die aktuelle Finanzmarktkrise ist im Wesentlichen das Ergebnis einer jahrelangen Niedrigzinspolitik, die knappe Ressourcen in die falsche Verwendung gelenkt und die Verschuldung der Volkswirtschaften in die Höhe getrieben hat. Um den angerichteten Schaden so gering wie möglich erscheinen zu lassen, nehmen die Zentralbanken den Geschäftsbanken jetzt auch noch risikobehaftete Wertpapiere im Tausch gegen frisches Geld oder Staatsanleihen ab.
Auf diese Weise soll ihre Bereitschaft und Fähigkeit aufrechterhalten werden, das Kredit- und Geldmengenangebot auszuweiten. Doch der Versuch, die unerwünschten Politikfolgen von zu viel Kredit und Geld mit noch mehr Kredit und Geld lösen zu wollen, verspricht nichts Gutes für den Geldwert. Schließlich offenbart die Kreditkrise, dass einem erheblichen Teil des Geldes, das im Zuge des geplatzten Kreditbooms in Umlauf gebracht wurde, kein Produktivitätskapital gegenübersteht. Dieser Inflationsimpuls trifft auf steigende Rohstoffpreise und verschärft den allgemeinen Preisauftrieb. Dabei entsteht der Eindruck, dass nicht etwa die Geldpolitik, sondern die Energie- und Nahrungsmittelpreise verantwortlich sind für die Inflation. Es wird sogar die Meinung vertreten, die Zentralbanken seien machtlos gegenüber der Inflation.
Doch das ist eine irreführende Schlussfolgerung. Inflation hat nur eine Ursache: Es ist zu viel Geld im Umlauf. Ohne das übermäßige Anwachsen der Geldmengen, für das die Notenbanken die Verantwortung tragen, ist Inflation nicht denkbar. Die erhebliche Ausweitung der Kredit- und Geldmengen hat nicht nur die Solidität des Bankenapparates erschüttert, sondern es führt nun auch zu einer steigenden Geldentwertung.
Die drohende Inflation scheint sich noch nicht in den Langfristzinsen niedergeschlagen zu haben. Nach wie vor sind die Inflationserwartungen sehr gering. Doch unter den herrschenden Bedingungen - rasches Anwachsen der Überschussgeldmengen, der Rohstoffpreisschub und die steigenden Nominallöhne - deuten die Inflationsaussichten in den kommenden Jahren eher auf eine Bandbreite von 5 bis 10 Prozent als von 0 bis 5 Prozent. Die langfristigen Zinsen werden früher oder später drastisch ansteigen.
Der Autor ist Chefvolkswirt bei Barclays Capital.
Text: F.A.Z., 19.05.2008, Nr. 115 / Seite 24
- "Amerikanische Verhältnisse bei Siemens. Die Summe ist gigantisch. 650 Millionen Euro hat Siemens bisher an das Heer der Anwälte und Wirtschaftsprüfer überwiesen, die intern wegen der Korruptionsaffäre des Münchner Konzerns ermitteln. Das übertrifft sogar die Geldbuße von ..."
F.A.Z.18. Mai 2008
- "Träge afrikanische Union in Darfur. Die AU hat zwar Truppen in Darfur stationiert. Aber sie werden nicht effizient eingesetzt, wie das Massaker in Khor Abeche vom 7.4.05 zeigt. ..." NZZ 28.5.2005 // Das ist 2008 nicht anders. Afrikaner interessieren sich nicht für Afrikaner. Das zeigt auch das Beispiel Mugabe.
- Walter Gropius, 1883-1969: Wie sich auch im Bauhaus / Der Stijl Ideologeme der Weltbeglückung hineinmischten. (Behrens-Schüler, Kulturelle Einheit, bourgeois/non-bourgeois : Doesburg, Wandervogel, Indienkult, Dammerstock: total gut für alle.
- Religion, Blockade: Wieczorek-Zeul trifft Dalai Lama: Die Wirtschaftsverachtung besonders des tibetischen Buddhismus als eines esoterischen Lamaismus ist die schlimmste Entwicklungsblockade für Tibet.
"Die, welche Zins verzehren, sollen nicht anders dastehen als einer, den der Satan erfaßt und niedergeschlagen hat." Sure 2, 275
Sonntag, 18. Mai 2008
Hz.öl 92,55; das Gute, Westliche Lebensweise als Tatmotiv
mo 13°, mi 16° b : Sonne hinter dicker Bewölkung, Nordwind = lausig kühl (ob die Spezialphysiker wie Schellnhuber und Latif schon einmal darüber nachgedacht haben? Politfunktionäre wie Gore und Merkel haben dazu ja keine Zeit.)
7157 12987 1,5587 WTI 126,6 Hz.öl 92,55 / D 93,15
- "Gemeinhin wünscht der psychisch etwas entwickelte Mensch nicht das Gute, sondern eine Karriere oder eine attraktive Frau", meinte Karl Heinz Bohrer 2002 im Merkur 643. ( Bohrer, Karl Heinz, Auf deutschen Wegen, Merkur S. 1042 - 1046, 11/02) Na, na na!
- "Mord an Schwester
Westliche Lebensweise als Tatmotiv. 18. Mai 2008 Der 23 Jahre alte Mann, der in der Nacht zu Freitag in Hamburg seine sechzehn Jahre alte Schwester mit zwanzig Messerstichen getötet hat, sitzt inzwischen mit Haftbefehl in Untersuchungshaft. Dem aus Afghanistan stammenden Mann, der einen deutschen Pass hat, wird Mord vorgeworfen. Er hat die Tat gestanden und nannte auch das Motiv: Die Schwester habe sich von der Familie und deren traditionellen Vorstellungen abgewandt. Sie habe eine westliche Lebensweise bevorzugt.
Schon macht das Wort vom Ehrenmord in Hamburg die Runde. Allerdings ermittelt die Polizei derzeit noch, ob die Familie von den Plänen des Bruders wusste und sie gar gebilligt hat. Die Eltern des Mädchens jedenfalls waren beim Anblick der Leiche zusammengebrochen. Der Bruder hatte seine Schwester per Telefon zu einem Parkplatz im Hamburger Stadtteil St. Georg bestellt und dort umgebracht. Auf die verzweifelten Schreie des Mädchens hin hatten Passanten die Polizei gerufen. Alle Versuche des Notarztes, das Mädchen zu retten, blieben ohne Erfolg.
Bruder galt als „Intensivtäter“
Der Bruder und ein Freund, der Zeuge der Tat geworden war, flohen. Der Freund jedoch stellte sich kurze Zeit später der Polizei, so dass bald auch der Bruder durch Zivilfahnder der Polizei in einer Wohnung festgenommen werden konnte. Er leistete keinen Widerstand. Der Polizei war der Mann durch verschiedene Schlägereien bekannt. Er galt als „Intensivtäter“ und hätte, so berichtete die „Hamburger Morgenpost“, eigentlich sogar im Gefängnis sein sollen. Anfang des Monats war ihm mitgeteilt worden, dass er eine Strafe von anderthalb Jahren wegen schwerer Körperverletzung jetzt absitzen sollte.
Er hatte aber um Aufschub gebeten, der Antrag wurde abgelehnt - kurz vor der Tat. Im vergangenen Jahr hatte er auch schon einmal seine Schwester angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Das Mädchen erstattete Anzeige. Auf eigenen Wunsch zog das Mädchen daraufhin in ein Jugendhaus in der Feuerbergstraße. Es hatte zuvor auch schon in anderen Einrichtungen gelebt, war von dort aber immer wieder geflohen.
Vor anderthalb Jahren erhielt es einen Preis der Toepfer-Stiftung für Toleranz und respektvolles Miteinander. Das Mädchen fühlte sich als Deutsche und war dies auch seit fünf Jahren. Der vollständige Bruch mit ihrer Familie, die seit zwölf Jahren in Deutschland lebt, gelang ihr jedoch offenbar nicht. Bei „Ehrenmorden“ oder vergleichbaren Fällen sind in den vergangenen zwölf Jahren in Deutschland mehr als vierzig Frauen getötet worden." FAZnet // Wer läßt diese Leute einreisen? Wer schiebt sie nicht ab? Wer verleiht ihnen die Staatsbürgerschaft?
- Dalai Lama: "Die Plage der Gurus ist im diamantenen tibetischen Lamaismus noch gesteigert zu einem abstoßenden Führerkult. Ich erinnere mich an eine Szene aus einer arte-Dokumentation, in der sich der 11jährige tibetische Knabe, den seine Familie aus Armut ins Kloster schickt, sich vor dem Ober-Lama so lange zu Boden wirft, etwa zehnmal, bis dieser ihm sagt, er solle sich setzen.
7157 12987 1,5587 WTI 126,6 Hz.öl 92,55 / D 93,15
- "Gemeinhin wünscht der psychisch etwas entwickelte Mensch nicht das Gute, sondern eine Karriere oder eine attraktive Frau", meinte Karl Heinz Bohrer 2002 im Merkur 643. ( Bohrer, Karl Heinz, Auf deutschen Wegen, Merkur S. 1042 - 1046, 11/02) Na, na na!
- "Mord an Schwester
Westliche Lebensweise als Tatmotiv. 18. Mai 2008 Der 23 Jahre alte Mann, der in der Nacht zu Freitag in Hamburg seine sechzehn Jahre alte Schwester mit zwanzig Messerstichen getötet hat, sitzt inzwischen mit Haftbefehl in Untersuchungshaft. Dem aus Afghanistan stammenden Mann, der einen deutschen Pass hat, wird Mord vorgeworfen. Er hat die Tat gestanden und nannte auch das Motiv: Die Schwester habe sich von der Familie und deren traditionellen Vorstellungen abgewandt. Sie habe eine westliche Lebensweise bevorzugt.
Schon macht das Wort vom Ehrenmord in Hamburg die Runde. Allerdings ermittelt die Polizei derzeit noch, ob die Familie von den Plänen des Bruders wusste und sie gar gebilligt hat. Die Eltern des Mädchens jedenfalls waren beim Anblick der Leiche zusammengebrochen. Der Bruder hatte seine Schwester per Telefon zu einem Parkplatz im Hamburger Stadtteil St. Georg bestellt und dort umgebracht. Auf die verzweifelten Schreie des Mädchens hin hatten Passanten die Polizei gerufen. Alle Versuche des Notarztes, das Mädchen zu retten, blieben ohne Erfolg.
Bruder galt als „Intensivtäter“
Der Bruder und ein Freund, der Zeuge der Tat geworden war, flohen. Der Freund jedoch stellte sich kurze Zeit später der Polizei, so dass bald auch der Bruder durch Zivilfahnder der Polizei in einer Wohnung festgenommen werden konnte. Er leistete keinen Widerstand. Der Polizei war der Mann durch verschiedene Schlägereien bekannt. Er galt als „Intensivtäter“ und hätte, so berichtete die „Hamburger Morgenpost“, eigentlich sogar im Gefängnis sein sollen. Anfang des Monats war ihm mitgeteilt worden, dass er eine Strafe von anderthalb Jahren wegen schwerer Körperverletzung jetzt absitzen sollte.
Er hatte aber um Aufschub gebeten, der Antrag wurde abgelehnt - kurz vor der Tat. Im vergangenen Jahr hatte er auch schon einmal seine Schwester angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Das Mädchen erstattete Anzeige. Auf eigenen Wunsch zog das Mädchen daraufhin in ein Jugendhaus in der Feuerbergstraße. Es hatte zuvor auch schon in anderen Einrichtungen gelebt, war von dort aber immer wieder geflohen.
Vor anderthalb Jahren erhielt es einen Preis der Toepfer-Stiftung für Toleranz und respektvolles Miteinander. Das Mädchen fühlte sich als Deutsche und war dies auch seit fünf Jahren. Der vollständige Bruch mit ihrer Familie, die seit zwölf Jahren in Deutschland lebt, gelang ihr jedoch offenbar nicht. Bei „Ehrenmorden“ oder vergleichbaren Fällen sind in den vergangenen zwölf Jahren in Deutschland mehr als vierzig Frauen getötet worden." FAZnet // Wer läßt diese Leute einreisen? Wer schiebt sie nicht ab? Wer verleiht ihnen die Staatsbürgerschaft?
- Dalai Lama: "Die Plage der Gurus ist im diamantenen tibetischen Lamaismus noch gesteigert zu einem abstoßenden Führerkult. Ich erinnere mich an eine Szene aus einer arte-Dokumentation, in der sich der 11jährige tibetische Knabe, den seine Familie aus Armut ins Kloster schickt, sich vor dem Ober-Lama so lange zu Boden wirft, etwa zehnmal, bis dieser ihm sagt, er solle sich setzen.
Freitag, 16. Mai 2008
Sartre, Religion, Biokraftstoffe
STRIZZ, Reiche, FAZ
... und wenn es köstlich gewesen ist, so war es Mühe und Arbeit.
mo 14°, mi 20° b
- Gemeingefährliche Spinner-Riege von 68: "Der Tote der Maoisten. Wen Sartre und andere auf dem Gewissen haben.
PARIS, 13. Mai / / Den ersten Toten gab es erst vier Jahre danach. Die Autos brannten, von den Barrikaden flogen die Pflastersteine ... war July Maoist wie Sartre, Foucault, Courtois ... Dutzende von mißbrauchten Mitstreitern, die sie in die ideologische Irre führten und die sich im normalen Leben nicht mehr zurechtgefunden hätten. ... " Morgan Sportes, SIE HABEN PIERRE OVERNEY UMGEBRACHT, 2008 / FAZ
- " Viele meiner Patienten leiden unter Höhenkrankheit und Arthrose. Sie haben in 5000m Höhe den heiligen Berg Kailash umrundet. Manchmal ist Religion auch nicht so gut." Sagt die junge tibetische Ärztin, die in China westliche Medizin studiert hat und jetzt in ihrer Heimat als ambulante Ärztin von der chinesischen Verwaltung bezahlt wird. (Tibet-Doku Teil 1, 3sat 15.5.08) // So etwas interessiert den DL natürlich nicht.
- " Standpunkt: Horst Siebert. Die verfehlte Subvention der Biokraftstoffe. Nur wenige Jahre ist es her, da wurden Biosprit und Biodiesel als umweltpolitische Lösungsansätze auf das Wärmste begrüßt. Ihre steuerliche Vorzugsbehandlung und der Beimischungszwang - so war die Erwartung - sollte die Industrieländer von den Erdölimporten unabhängiger machen, Kohlendioxidemissionen vermeiden helfen und damit einen wichtigen Beitrag zur Abschwächung der Klimaerwärmung leisten. Es schien so, als ließen sich mit diesem gut gemeinten Eingriff zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Inzwischen stellt sich heraus, dass erhebliche Folgewirkungen eintreten, und zwar äußerst unerwünschte. Die steuerliche Vorzugsbehandlung, bei der der Finanzminister auf Steuereinnahmen verzichtet, und der Beimischungszwang, bei dem der Autofahrer die Kosten trägt, stellen einen kräftigen Produktionsanreiz für die Landwirte dar, der eine Umwidmung der Anbauflächen zur Folge hat. Biokraftstoffe verdrängen die Erzeugung von Nahrungsmitteln. In den OECD-Ländern werden die Subventionen für Biosprit und Biodiesel im Jahr 2006 auf mindestens 11 Milliarden Dollar veranschlagt, davon knapp 6 Milliarden in den Vereinigten Staaten und 4,5 Milliarden Dollar in der EU. ..." FAZ (http://docs.google.com/Doc?id=dfxbprhp_437f3krs8c3)
- - "Südafrika. Einheimische gegen Fremde.
16. Mai 2008 Der ganze Besitz von Busisiwe besteht aus zwei billigen Koffern. Das ist alles, was die junge Frau hatte retten können, als in dem Johannesburger Slum Alexandra Schwarze begannen, Jagd auf Schwarze zu machen, die nicht Südafrikaner sind. Als gebürtige Zimbabwerin war Busisiwe eines der ersten Opfer. „Die Zulus haben mir alles abgenommen, meine Möbel und mein Geld, und dann haben sie mich zur Tür meiner eigenen Wohnung hinausgejagt“, erzählt sie, während das fünf Monate alte Mädchen, das sie sich mit einem Handtuch auf den Rücken gebunden hat, unaufhörlich schreit. „Was wollen die eigentlich von mir?“
Seit vergangenem Montag toben in dem Armenviertel in der Nähe des von reicheren Südafrikanern bewohnten Stadtteils Sandton Straßenschlachten zwischen Einheimischen und Fremden. Die London Road ist ein Schlachtfeld, die Vasco da Gama Road übersät von zerfleddertem Hausrat, faustgroßen Steinen und den Überresten verbrannter Reifen. Was genau die Ursache der Unruhen war, vermag niemand zu sagen. Die Südafrikaner sagen, die Fremden nehmen ihnen die Arbeit weg, deshalb müssen sie gehen. Vier Menschen kamen bislang ums Leben, vielleicht auch zehn. Genau weiß das keiner. Die Zahl der Vergewaltigungen geht in die Dutzende. Die Polizei tat zwar ihr Bestes und rückte in Bataillonsstärke an. Aber wenn es Nacht wird, traut sie sich nur noch mit gepanzerten Fahrzeugen auf die Straßen.
Südafrikanische Regierung versucht Gewalt herunterzuspielen
Busisiwe gehört zu den drei Millionen zimbabwischen Flüchtlingen, die sich mittlerweile in Südafrika aufhalten; diese Zahl ist jedoch nur eine Schätzung. Fünf Jahre ist es her, dass sie durch den Grenzfluss Limpopo geschwommen ist, um dem Hunger in ihrem Land zu entgehen. Sie hatte Arbeit als Hausangestellte gefunden und ein Kind zur Welt gebracht. Sie dachte, ihr Leben werde nun besser sein. Seit Montag aber hockt sie mit 2000 anderen Ausländern aus Zimbabwe, Malawi und Moçambique in einer hastig errichteten Notunterkunft auf dem Gelände der Polizeistation von Alexandra und weiß nicht mehr weiter. Das Rote Kreuz bringt zwar Lebensmittel, es gibt ausreichend Wasser und sogar ärztliche Versorgung. Aber der Blick über den Zaun der festungsartigen Polizeistation hinaus lehrt sie, dass es kein Zurück gibt: Die Sicherheitskräfte mussten gleich Dutzende der „Hippos“ genannten gepanzerten Truppentransporter aufbieten, um zu verhindern, dass die Polizeistation gestürmt wird. ... Genaugenommen rächt sich in Alexandra gerade der fahrlässige Umgang der südafrikanischen Regierung mit den Flüchtlingsmassen aus Zimbabwe. Drei Millionen Menschen sollen es sein, die aus schierer Not nach Südafrika geflohen sind. Gleichwohl weigert sich die Regierung von Präsident Thabo Mbeki hartnäckig, Flüchtlingslager etwa auf Militärstützpunkten einzurichten. Denn die Existenz solcher Lager wäre das Eingeständnis, dass Zimbabwe unter einer schweren Krise leidet. Genau das will Mbeki verhindern, weil er ansonsten gezwungen wäre, den zimbabwischen Präsidenten Robert Mugabe öffentlich zu kritisieren. Daher überließ man das Problem der Flüchtlinge der eigenen Bevölkerung in der Hoffnung, dass die drei Millionen Zimbabwer in der Masse unsichtbar werden." FAZ 16.5.
Donnerstag, 15. Mai 2008
CO2, Kiefern, Stickoxid, Schnabeltier, Das realexistierende Monster
STRIZZ, Reiche, FAZ
Mehr Gas ins Blut!
Schauer u. Gewitter, mo 22°, na 14°. Die Kiefern stauben heuer stark. Keine Maikäfer.
- "... Kohlendioxid als entscheidender Faktor?
Wie die beiden Forscher jetzt in der Zeitschrift „Geosphere“ (Bd. 4, S. 401) schreiben, sinkt die globale Durchschnittstemperatur, wenn man bei den Rechnungen eine vollständige Vereisung unterstellt, auf unter minus 68 Grad. Selbst in Äquatornähe herrschen noch Temperaturen von unter minus 40 Grad. Die beiden Forscher halten diese Werte nicht für realistisch. Sie meinen, dass damals auf der Erde weniger extreme Bedingungen geherrscht haben müssten, die nicht zu einer vollständigen Vereisung des Planeten geführt hätten. In dem Fall wäre den Modellrechnungen zufolge zumindest ein enges Band um den Äquator eisfrei geblieben.
Überraschend ist noch ein anderes Ergebnis. In den verschiedenen im Computer berechneten Szenarien setzte die weitgehende Vereisung nämlich unabhängig von der Konzentration des Kohlendioxids in der Atmosphäre ein. Sowohl unter dem vorindustriellen Wert von 280 ppm (Teilen pro Million) als auch mit einer hohen Kohlendioxid-Konzentration von 510 ppm führten die Modellrechnungen stets zu einer weitgehend vereisten Erde. Ob daraus geschlossen werden kann, dass der Anteil an Kohlendioxid in der Luft möglicherweise doch nicht der entscheidende Faktor im Klimawandel ist, lassen die Forscher offen." Erdklima: Die Erde ist wohl nie ein Schneeball gewesen, Horst Rademacher, FAZ 14.5. (http://docs.google.com/Doc?id=dfxbprhp_435hh5fvrhj)
- Hätten die Brüsselkraten 50 Jahre geprüft und dann doppelt nicht zugelassen: "Erbgut des Schnabeltiers analysiert. Ein recht verrücktes Tier.
Das Schnabeltier ist ein Säugetier, zeigt aber auch Eigenschaften der Reptilien und Vögel. Mit der Analyse seines Erbguts ist einer internationalen Forschergruppe nun ein wichtiger Schritt für das Verständnis der Säugetier-Evolution gelungen." FAZ 14.5.
- Mehr Gas ins Blut. Sport unterstützt Stickoxid und schützt so die Gefäße
Ein schlichtes Gas, Stickmonoxid, gilt mittlerweile als einer der wichtigsten Botenstoffe im Körper. Ein Gas mit Heilungspotential. Inzwischen ist klar, dass es sogar noch wirksamer vor der Gefäßverkalkung - Arteriosklerose - schützen kann als lange vermutet. Das schließen japanische Wissenschaftler aus neueren Beobachtungen an Mäusen. Sie haben Hinweise darauf erhalten, dass ein Mangel an diesem die Blutgefäße erweiternden Signalmolekül nicht nur zu arteriosklerotischen Veränderungen und deren Folgen wie Herzinfarkt und Nierenversagen führt, sondern darüber hinaus auch ein sogenanntes metabolisches Syndrom hervorruft.
Das metabolische Syndrom hängt eng mit einem ungesunden Lebensstil zusammen. Der Begriff beschreibt eine immer weiter verbreitete Stoffwechselstörung, bei der mehrere Risikofaktoren zusammenkommen und so die Arteriosklerose fördern. Hierzu zählen hoher Blutdruck, ein vermindertes Ansprechen der Zellen auf Insulin - eine Insulinresistenz -, zu viel Bauchspeck und übermäßige Mengen an Blutfetten, den Triglyzeriden. Die Kombination dieser vier Risikofaktoren gilt als besonders bedrohlich. Sie mündet häufig in einen auch als "Alterszucker" bezeichneten Typ-2-Diabetes und bereitet Herzinfarkten und anderen arteriosklerotisch bedingten Leiden den Weg.
Für ihre Untersuchungen griffen die Forscher um Sei Nakata und Masato Tsutsui von der Universität für Arbeitsmedizin in Kitakyushu auf Mäuse zurück, deren Organismus genetisch bedingt nur wenig oder gar kein Stickoxid herstellt. Wie die Autoren in der Zeitschrift "Circulation" (Bd. 117, S. 2211) berichten, erkrankten die Tiere mit vollständig brachliegender Stickoxid-Produktion innerhalb weniger Monate. In der Folge kam es zu Herzinfarkten und Nierenschäden. Jene Mäuse, die noch über kleine Mengen des flüchtigen Signalmoleküls verfügten, erlitten weniger starke Störungen. Untersuchungen der Körpergewebe förderten ausgeprägte Ablagerungen und Zellwucherungen in den Gefäßwänden zutage.
In einem nächsten Schritt gingen die Forscher der Frage nach, welche Ursachen den Stoffwechselentgleisungen und den arteriosklerotischen Erkrankungen zugrunde liegen könnten. Bei ihrer Suche stießen sie auf Angiotensin, ein unter anderem an der Entstehung von hohem Blutdruck und dem Fortschreiten einer Herzschwäche beteiligtes Hormon. Dieser die Gefäße verengende Botenstoff lag in umso höheren Konzentration vor, je weniger Stickoxid die Nager zu erzeugen vermochten. In weiteren Versuchen erhielten die Forscher dann Belege für die Mittäterschaft des von ihnen verdächtigten Kreislaufhormons. Behandelten sie Nager nämlich frühzeitig mit einem die Aktivität von Angiotensin unterdrückenden Medikament, konnten sie den Beginn der Erkrankung hinauszögern und deren Fortschreiten verlangsamen. Abwenden ließen sich die Störungen allerdings nicht. Unklar blieb, auf welche Weise der Mangel an Stickoxid die Aktivität von Angiotensin erhöht.
Auch die Erkenntnisse anderer Forscher legen den Schluss nahe, dass Stickoxid ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Schutz gegen arteriosklerotische Einflüsse ist. So scheint körperliche Bewegung unter anderem deshalb einem metabolischen Syndrom und anderen die Gefäßverkalkung beschleunigenden Risikofaktoren entgegenzuwirken, weil sie die Ausschüttung von Stickoxid anregt. Umgekehrt sprechen etliche Beobachtungen dafür, dass das Fortschreiten der Arteriosklerose mit dem Alter auf einem zunehmenden Mangel an Stickoxid beruht.
Wie deutsche Wissenschaftler kürzlich nachgewiesen haben, führt körperliche Aktivität - ein starker Stimulus für die Bereitstellung von Stickoxid in den Gefäßen - bei älteren Personen zu einer weniger starken Freisetzung des schützenden Signalmoleküls als bei jüngeren ("Basic Research in Cardiology", Bd. 103, S. 291). Daher wäre für ältere Menschen ein regelmäßiges körperliches Training besonders angeraten.
NICOLA VON LUTTEROTTI
- - Das realexistierende Monster: "Das fatale Gesetz stetig steigender Staatsausgaben. Die Steuereinnahmen des Staates sollen bis 2012 jedes Jahr um 20 bis 25 Milliarden Euro steigen. Was macht der Staat mit dem Geld? Das fragt ..." 14.5. FAZ
Mittwoch, 14. Mai 2008
Kreditkrise ist eine Regulierungskrise: Nachhilfe für Köhler
STRIZZ, Reiche, FAZ
Da hat Frau Regel Amrain wieder recht
Sonne, bis 25°
- Kapitalismus-Kritik. Köhler kritisiert Weltfinanzsystem als „Monster“ . :
"Die Kreditkrise ist eine Regulierungskrise.
Stabilitätsrisiken einer fatalen Gleichschaltung
Die Kreditkrise hat wesentlich mit falschen Regulierungen des Bankensektors zu tun. Sie setzen falsche Anreize und führen zu einem unerwünschten Parallel-Verhalten der Institute.
Von Yvan Lengwiler*
10. Mai 2008, Neue Zürcher Zeitung
Die Finanzmärkte sind in Aufruhr. Der Markt für die schlechtesten Tranchen der verbrieften Hypothekarkredite ist implodiert. Das hat zu einem Versiegen der Liquidität auch bei den sicheren Tranchen dieses Marktes geführt. In der Folge mussten viele Banken aussergewöhnliche Abschreibungen vornehmen. Heute stehen wir als Folge dieser Verwerfungen vor einer Situation anziehender Inflation und sich abkühlender Konjunktur. Viele Investoren haben viel Geld verloren. Die Folgen sind Verunsicherung und Ärger. Noch wichtiger ist jedoch der Verlust an Vertrauen in die Kompetenz der Risikomanager, in die Nützlichkeit von Ratings und in die Wirksamkeit der Bankenaufsicht und -regulierung.
Vom Put zum Airbag
Die Politik des Fed und der Bank of England (BoE) in dieser Krise ist ungewöhnlich: Sie nehmen illiquide, verbriefte Kreditpapiere als Sicherheit im Austausch gegen Zentralbankgeld an. So soll auf dem Markt, auf dem sich fast nur noch Verkäufer finden, eine Nachfrage manifestiert werden, um die weitere Ausdehnung der Krise zu verhindern. (Daneben gibt es Anzeichen dafür, dass einige Hedge-Funds oder Private-Equity-Gesellschaften inzwischen als Käufer dieser illiquiden Papiere auftreten, weil sie unter dem inneren Wert gehandelt werden.) Die Strategien der beiden Notenbanken sind innovativ; sie offerieren so etwas wie eine «lender of last resort»-Fazilität – nicht für eine notleidende Bank, sondern für die gesamte Branche. Das ist eine wirksame und mutige Massnahme. Aber sie birgt Gefahren.
In den 1990er Jahren ging der Begriff des Greenspan-Put durch die Medien. Damit wurde die Strategie des Fed bezeichnet, die monetären Zügel zu lockern, wenn die Börse stark zu fallen drohte, besonders nach der LTCM-Krise. Dadurch schenkte das Fed in einem gewissen Umfang den Aktieninvestoren eine Gratis-Versicherung (einen Put), ohne eine Prämie darauf zu kassieren. Dieses Vorgehen kann Anleger zu erhöhtem Risiko verleiten. Die heutigen Massnahmen des Fed und der BoE sind im Vergleich dazu spektakulärer — und gefährlicher. Sie kommen einer allgemein verfügbaren «bail out»-Strategie nahe. Das ist nicht nur ein Put, sondern eher eine Art Rundumschutz — ein Airbag, der die Banken in Zukunft zu noch weniger Sorgfalt verleiten könnte. Zudem birgt die Strategie eine makroökonomische Gefahr: Weil das Fed damit beschäftigt ist, dem Markt Liquidität einzuflössen, kann es kaum den Zinssatz anheben, wie es nötig wäre, um die keimende Inflationserwartung zu brechen.
Was produziert eine Bank?
Um die Ursachen der Krise zu verstehen, muss man einen Schritt zurücktreten und die einfache Frage stellen: Was produziert eine Bank? Die klassischen Bankgeschäfte sind die Entgegennahme von Depositen, die Gewährung von Krediten und die Vorfinanzierung öffentlicher Emissionen. Gemeinsam ist diesen Aktivitäten, dass die Bank illiquide Vermögenswerte in liquide umwandelt: Aus verstreuten, kleinen Depositen werden grössere Kredite gezogen, die dann produktiv eingesetzt zu Kapital werden; aus illiquiden, privat gehaltenen Gesellschaften werden öffentlich gehandelte Publikumsgesellschaften. Man kann also sagen, dass Banken eigentlich Liquidität produzieren. Aus diesem Grund stehen in einer klassischen Bankbilanz liquide Verbindlichkeiten illiquiden Forderungen gegenüber. Insofern widerspricht die goldene Bankbilanz-Regel eigentlich dem Geschäftsmodell der Bank. Eine Bank, die auf der Aktiv- und der Passivseite dieselben Laufzeiten, also dieselben Liquiditäten, aufweist, produziert keine Liquidität und ist deshalb keine Bank. Das ist der Grund, weshalb Banken inhärent einem Liquiditätsrisiko ausgesetzt sind.
Die Verbriefung von Krediten bedeutet, dass die Bank die illiquiden Forderungen, die sie gegenüber ihren Kreditkunden hat, in ein Wertpapier verpackt und dieses am Markt verkauft. Typischerweise sind es institutionelle Investoren, die solche Wertpapiere kaufen. Für die Bank ist die Verbriefung das Gegenteil des klassischen Bankgeschäftes, praktisch eine Storno-Buchung des Bankgeschäftes. Wenn eine Bank einen Kredit spricht, ihn aber in verbriefter Form an eine dritte Partei weiterverkauft, ist nicht mehr die Bank selbst der Liquiditätsproduzent; sie fungiert nur als Zwischenhändler zwischen dem Kreditnehmer (dem Liquiditätskäufer) und dem institutionellen Investor (dem Liquiditätsproduzenten). Die Hedge-Funds ihrerseits haben das Geld, mit dem sie den Banken die illiquiden Forderungen abkaufen, zu einem grossen Teil von den Banken selbst erhalten. Diese sind nämlich Teilhaber der Hedge-Funds oder stellen diesen Fremdkapital zur Verfügung. Damit verkaufen sich die Banken faktisch ihre eigenen Kreditportfolios.
Notverkäufe
Ein wichtiger Faktor, der die Banken zu diesem Verhalten bewegt, ist «regulatorische Arbitrage» – man könnte es auch «window dressing» nennen. Weil die Bank nun Forderungen gegen institutionelle Investoren in den Büchern hat und nicht mehr gegen eine Vielzahl kleiner Kreditnehmer zweifelhafter Güte, erscheint die Bilanz schöner. Der Regulator begnügt sich mit einer kleineren (sogenannt risikoadjustierten) Eigenkapitalquote. Faktisch hat sich aber kaum etwas geändert: Die Bank hat die Kredite immer noch in den Büchern, man sieht sie nur nicht mehr. Schlimmer noch, die Bank hat nicht nur jene Kredite faktisch in den Büchern, die sie am besten kennt, weil sie sie selber gesprochen hat, sondern auch viele andere Kredite, die andere Banken den Hedge-Funds verkauft haben. Am Schluss weiss niemand mehr, wer genau welche Risiken trägt, und die Komplexität der Bilanz hat deutlich zugenommen. Dies scheint ein Grund zu sein, weshalb das Risikomanagement mancher Bank so spektakulär versagt hat. Der CEO der UBS, Marcel Rohner, sagte an der GV vom 23. April, das Management der Bank habe vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen. Die Komplexität der eigenen Bank ist den Verantwortlichen offenbar über den Kopf gewachsen. Diese öffentlich vorgetragene Einsicht ist die beste Grundlage für Besserung.
Als Mitte letzten Jahres einzelne Hedge-Funds in finanzielle Schieflage gerieten, zählte dadurch plötzlich ein Teil der Aktiven der Banken nicht mehr zur ersten Bonitätsklasse. Die Banken mussten aufgrund der Regulierung, der sie unterworfen sind, entweder neues Eigenkapital unterlegen oder die Forderungen loswerden. Dadurch wurde eine koordinierte, weltweite Verkaufswelle losgetreten, was die Preise ins Bodenlose stürzen liess. Verbriefte Hypothekarkredite sind heute wohl unter dem inneren Wert zu haben; wer die guten Forderungen von den wirklich schlechten zu unterscheiden vermag und über einen langen Atem verfügt, kann damit viel Geld verdienen. Deshalb sind diese Papiere für die Hedge-Funds interessant. Aber weshalb können die Banken die zurzeit illiquiden Papiere nicht behalten, wo es doch sozusagen zur Natur einer Bank gehört, dass sie nicht-liquide Forderungen in ihrer Bilanz stehen hat? Der Grund ist, dass der Regulator quartalsweise ein «true and fair view»-Reporting verlangt. Weil aber nicht klar ist, was der faire Wert einer Forderung ist, für die es keinen Markt mehr gibt, kommen diese Papiere mit einem grossen Abschreiber in die Bücher. Das Fazit lautet, dass die Hedge-Funds die unterbewerteten Papiere kaufen können, weil sie nicht der Bankenregulierung unterworfen sind, die Banken müssen sie dagegen aus genau diesem Grund verkaufen.
Krisenverschärfende Effekte
Der heutige Regulierungsrahmen weist drei Problembereiche auf:
– Erstens verlangt er zu viel Transparenz in einem Bereich, in dem diese Transparenz gar nicht verfügbar sein kann. Illiquide Assets zu bewerten, ist schwierig, weil keine verlässlichen Marktpreise zur Verfügung stehen. Um die illiquiden Assets alle drei Monate zu bewerten, werden vorhandene Marktdaten mit Modellen (und vielen Annahmen) verbunden. Wenn sich die Liquidität in einem Teilmarkt massiv verschlechtert, müssen die Banken einen grösseren Abschlag vornehmen. Die Bilanz sieht dann schlechter aus, als sie womöglich ist. Das ist alles andere als ein Beitrag zur Überwindung der Krise.
– Zweitens ist die Bankenregulierung insofern kartellfördernd, als sie die Eigenkapitalerfordernisse der ganzen Branche koordiniert. Sie zeigt den Banken, bis wohin sie gehen dürfen. Der Wettbewerb bringt dann die Banken dazu, tatsächlich in die Nähe dieser Grenze zu gehen. Früher, als es noch keine derart detaillierte Bankenaufsicht und -kontrolle gab, waren sowohl der Anteil der Privatbanken als auch die Eigenkapitalquote viel höher als heute. Ich behaupte daher, dass die Regulierung faktisch zu einer Senkung des Eigenkapitals geführt hat, nicht umgekehrt.
– Drittens werden die Banken in ihrem Verhalten in einer Krise gleichgeschaltet, was das Systemrisiko verschärft. Der Regulator verlangt von allen Banken, die ein notleidendes oder illiquid gewordenes Papier in der Bilanz haben, dieses mit einem höheren Disagio zu bewerten und mit mehr Eigenkapital zu unterlegen. Dies führt zu koordinierten Notverkäufen und verschärft den Preiszerfall. Ich behaupte deshalb, dass die Regulierung das System als Ganzes nicht sicherer, sondern unsicherer gemacht hat.
Nach den massiven Verlusten, die viele Anleger erlitten haben, ist der Ruf nach strengerer Regulierung in aller Munde. Das ist verständlich, aber fatal. Womit haben die Regulatoren unser Vertrauen verdient? Ich schlage stattdessen vor, die Krise für eine Lockerung der Regeln zu nutzen. Vermutlich würden die Banken ohne die Koordination, die ihnen die Vorschriften auferlegen, mehr Eigenkapital halten, weniger verbriefen und mit Risiken sorgsamer umgehen. Damit würde das System als Ganzes an Stabilität gewinnen.
* Prof. Dr. Yvan Lengwiler ist an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel tätig.
Europa: St. Veit am Flaum, Fiume und Rijeka: Europa ohne Kommissare
Wolf Doleys
St. Veit am Flaum, Fiume und Rijeka: Europa ohne Kommissare
oder: der Euro reicht als europäische Verfassung
Man fragt sich, wie die das früher in Europa gemacht haben - ohne 50.000 Brüsselkraten, Gipfelspesentreffen, Subventionsdschungel und sanfte Agrardiktatur - die machten das offenbar einfach. Und die alte Kirche St. Veit stellt die neue, herrschaftliche Bundeskanzlei, wieder in Berlin, trotzdem in den Schatten. An Dezenz, nicht an Bombast.
Die machten das einfach, und es wob sich im Laufe der Jahrhunderte eine wunderschöner Flickenteppich, wie ihn Architekt Schultes nicht in der Berliner Bombastkanzlei geduldet hätte und wie man ihn im Brüsseler Euro-Kommissionsquartier nicht finden wird. Da hängt vielleicht Warhols Mao schön rosa in sinnfälligem Einheitskittel. Natürlich nur in der Etage der Kommissare, unten gibts Campbell’s Tomatensuppe aus der Dose.
Die machten das einfach, weil es in Venedig schon zu teuer war, weil das Mittelmeer bis Kairo reicht, weil es gerade in Landschaft, Konstellationen und Absichten paßte. Ohne Zertifizierungsbehörde. Und sie konnten es ohne die Milliarden des Regionalstrukturfonds, ohne Baugenehmigung für die neue Mole, ohne Besetzung der Baustelle durch grüne Wegelagerer - es muß ein Heldengeschlecht im Goldenen Zeitalter gewesen sein; allerdings mußten sie ihre Schulen selbst und sogar die Schnupfenmittel aus eigener Tasche bezahlen.
Dann kam der Fortschritt und der Nationalismus, die Eroberer und Interventen wechselten nun schneller als die Hemden, den letzten Zuschlag bekam Kroatien und demnächst gehört St. Veit am Flaum, pardon, dieser Name wurde inzwischen aus dem Brockhaus gestrichen, demnächst gehört Rijeka wohl gar zum richtigen Europa, zur Europäischen Union, und kann dann den Milliardenweg des Mezzogiorno beschreiten in einem Reich von Kommissaren, Zahlern und Zahlungsempfängern.
Es kann sich einstellen in einen großen, schönen Stall, für den eine große, einheitliche Stallhasenordnung im Gespräch ist.
Ob St. Veit Lust dazu hat? Der Regionalstrukturzaster lockt. So eine Kommissarsabfütterung ist pünktlich und zuverlässig, der Stall hat stattliche Ausmaße und auf dem Dach weht eine Fahne mit goldenen Partikeln auf blauem Grund.
Die goldenen Partikel glänzen sehr verlockend. Die rechten oberen Stallkammern zahlen für die links unten. Rund ums Mittelmeer sitzt man tagsüber gern im Kaffeehaus. Das ist menschlich.
Andererseits ist der Klub der Kommissare noch unschlüssig. Der Erhöhung der Zahl der Untertanen steht natürlich nichts entgegen, Cyril Northcote Parkinson läßt grüßen, doch ungesittetes Verhalten wie zollfreier Bananentausch und die Unterbietung sozialer, moderner und vernünftiger Karottennormen treffen bei ihnen auf große Feinfühligkeit. Und sind neue Kolonien nicht oft unbotmäßig, wollen alles besser wissen, bringen nicht genügend Plandisziplin mit und richten gar manchmal nicht einmal ihre Wahlergebnisse nach der Brüsseler Mildtätigkeit aus? Gut, daß der Dienst- und Aufnahmeweg lang und verschlungen ist und dergestalt die Entscheidungen ihrer Reife langsam auf jedem zu passierenden Schreibtisch entgegenlagern können.
Dies hat allerdings den Nachteil, daß Frondeure und übelwollende Elemente Zeit für Subversionen gewinnen und Gelegenheit entsteht, unsinnige und unharmonische Forderungen auszubrüten wie Steuerwettbewerb, (Arbeits-) Vertragsfreiheit, Subsidiarität, direkte Demokratie sowie Abstimmungen über Währungswechsel und ähnliche Kinkellitzchen.
Der neue Zentral-Euro, obwohl auf dem Verwaltungswege geboren und zur Nivellierung auserkoren, könnte solche unamtlichen Überlegungen und Bewegungen in der unübersehbaren europäischen Ebene auf Graswurzelniveau sogar begünstigen, macht er doch zwischen Portugal und Schweden alle Faktorpreise, Steuern und Subventionen direkt vergleichbar und stärkt damit den Wettbewerbsgedanken. Solche fadenscheinigen Vergleiche haben bereits Unsummen an Investitionen nach Irland und Spanien gelenkt, statt in ordentlichen Hochsteuerländern die soziale Harmonie der Bequemlichkeit und die Verwaltungsherrschaft zu fördern. Der Euro könnte so gefährlich segensreich werden wie die römische Zentral-Sesterze, mit der dann ohne Zentralerlaubnis auf Teufel komm’ heraus gehandelt und gewandelt wurde. Das schwächt die Zentralbürokratie, die mit mehr Regulierung antwortet, erstarrt und so ihr eigenes Grab schaufelt. Am Ende ging es ganz ohne Rom, nur ein Römchen blieb übrig, das sich heute von Mailand aushalten läßt.
Aus solchen ungeordneten Entwicklungen im vereinfachenden Rahmen der Einheitswährung könnten noch einmal viele St. Veits am Flaum, Fiumes und Rijekas entstehen. Von Brüssel blieben dann als fast einzig positive Erinnerung die Pralinen übrig. Und vom nicht mehr weggesteuerten Wohlstand ließe sich ein zentrales Büro für Allgemeines der Europäischen Föderation bezahlen, nicht zu groß natürlich, nicht zu nah - vielleicht in Liechtenstein, damit der Sinn für solides Rechenwerk erhalten bleibt und die Aufsicht leichter fällt. Eine Hauptstadt wie in Zeiten des Nationalismus ist nicht mehr nötig im Zeichen der dezentralen Weltvernetzung; das Geschacher um Stimmenblöcke, um anderen Ländern den eigenen Willen aufzuzwingen, erscheint übel anachronistisch. Die Freiheit des kleinen Dänemarks ist als eher kostbarer einzuschätzen als die der großen Massenländer. Der alte Staat stellt sich als Spinnennetz dar, in dem die Staatsbürokratie in der Hauptstadt die klebrigen Fäden zieht, in denen die Bürger gefangen sind. Das neue Europa sollte frei schweben zwischen Bundesstaat und europäischem Völkerbund und so deutsch sein wie italienisch, so kroatisch wie ungarisch, bei freiem Eintritt für alle Freunde der Gewaltenteilung, der Freiheit des Individuums und der Marktwirtschaft. Die Euro-Kriterien verstehen sich für verantwortliches und solides Finanzgebaren von selbst. Sie sind für die verantwortungslosen Schuldenmacher und Konkursverschlepper Athen, Rom, Berlin und Brüssel verbindlicher zu formulieren. Eintritt spesenfrei, ohne Warteschlange und ohne Subventionsknechtschaftsverheißung. Das hieße ein Europa. Frei schwebend zwischen Bundesstaat und europäischem Völkerbund - so ähnlich schlug es Constantin Frantz (Deutschland u. der Föderalismus) schon einmal vor, bevor die Nationalismen Europa verheerten und zerstörten. (Frantz wurde inzwischen ebenfalls zugunsten eines zeitgeistigen Musikanten aus dem „großen“ Brockhaus gestrichen.)
Da könnte auch die Schweiz mitmachen, das einzige europäische Land mit ungebrochener freiheitlicher Tradition und deswegen kontinuierlicher Prosperität und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Europas.
Das Büro fürs Allgemeine, vielleicht in Anlehnung an den Schweizer Bundesrat zu gestalten, könnte dann das koordinieren, was die einzelnen Freistaaten wirklich nur zusammen unternehmen wollen, z. B. eine gemeinsame Raketenabwehr. Die Büroordnung sollte mit ganz wenigen Paragraphen auskommen. Dann lasten sie nicht zu schwer auf dem europäischen Geist und lassen sich schlechter für die ungeschlechtliche Vermehrung von Beamten verwenden.
Und jedes Land des Bundes könnte weiterhin sagen: Es lebe Frankreich! Es lebe Deutschland! Etc.
(2001; es gab bis 1998 den Außenminister Klaus Kinkel, der, wie sein vormaliger Chef Genscher, offenbar nicht sah, daß man Jugoslawien/Serbien unbedingt an Westeuropa anbinden mußte.)
St. Veit am Flaum, Fiume und Rijeka: Europa ohne Kommissare
oder: der Euro reicht als europäische Verfassung
Man fragt sich, wie die das früher in Europa gemacht haben - ohne 50.000 Brüsselkraten, Gipfelspesentreffen, Subventionsdschungel und sanfte Agrardiktatur - die machten das offenbar einfach. Und die alte Kirche St. Veit stellt die neue, herrschaftliche Bundeskanzlei, wieder in Berlin, trotzdem in den Schatten. An Dezenz, nicht an Bombast.
Die machten das einfach, und es wob sich im Laufe der Jahrhunderte eine wunderschöner Flickenteppich, wie ihn Architekt Schultes nicht in der Berliner Bombastkanzlei geduldet hätte und wie man ihn im Brüsseler Euro-Kommissionsquartier nicht finden wird. Da hängt vielleicht Warhols Mao schön rosa in sinnfälligem Einheitskittel. Natürlich nur in der Etage der Kommissare, unten gibts Campbell’s Tomatensuppe aus der Dose.
Die machten das einfach, weil es in Venedig schon zu teuer war, weil das Mittelmeer bis Kairo reicht, weil es gerade in Landschaft, Konstellationen und Absichten paßte. Ohne Zertifizierungsbehörde. Und sie konnten es ohne die Milliarden des Regionalstrukturfonds, ohne Baugenehmigung für die neue Mole, ohne Besetzung der Baustelle durch grüne Wegelagerer - es muß ein Heldengeschlecht im Goldenen Zeitalter gewesen sein; allerdings mußten sie ihre Schulen selbst und sogar die Schnupfenmittel aus eigener Tasche bezahlen.
Dann kam der Fortschritt und der Nationalismus, die Eroberer und Interventen wechselten nun schneller als die Hemden, den letzten Zuschlag bekam Kroatien und demnächst gehört St. Veit am Flaum, pardon, dieser Name wurde inzwischen aus dem Brockhaus gestrichen, demnächst gehört Rijeka wohl gar zum richtigen Europa, zur Europäischen Union, und kann dann den Milliardenweg des Mezzogiorno beschreiten in einem Reich von Kommissaren, Zahlern und Zahlungsempfängern.
Es kann sich einstellen in einen großen, schönen Stall, für den eine große, einheitliche Stallhasenordnung im Gespräch ist.
Ob St. Veit Lust dazu hat? Der Regionalstrukturzaster lockt. So eine Kommissarsabfütterung ist pünktlich und zuverlässig, der Stall hat stattliche Ausmaße und auf dem Dach weht eine Fahne mit goldenen Partikeln auf blauem Grund.
Die goldenen Partikel glänzen sehr verlockend. Die rechten oberen Stallkammern zahlen für die links unten. Rund ums Mittelmeer sitzt man tagsüber gern im Kaffeehaus. Das ist menschlich.
Andererseits ist der Klub der Kommissare noch unschlüssig. Der Erhöhung der Zahl der Untertanen steht natürlich nichts entgegen, Cyril Northcote Parkinson läßt grüßen, doch ungesittetes Verhalten wie zollfreier Bananentausch und die Unterbietung sozialer, moderner und vernünftiger Karottennormen treffen bei ihnen auf große Feinfühligkeit. Und sind neue Kolonien nicht oft unbotmäßig, wollen alles besser wissen, bringen nicht genügend Plandisziplin mit und richten gar manchmal nicht einmal ihre Wahlergebnisse nach der Brüsseler Mildtätigkeit aus? Gut, daß der Dienst- und Aufnahmeweg lang und verschlungen ist und dergestalt die Entscheidungen ihrer Reife langsam auf jedem zu passierenden Schreibtisch entgegenlagern können.
Dies hat allerdings den Nachteil, daß Frondeure und übelwollende Elemente Zeit für Subversionen gewinnen und Gelegenheit entsteht, unsinnige und unharmonische Forderungen auszubrüten wie Steuerwettbewerb, (Arbeits-) Vertragsfreiheit, Subsidiarität, direkte Demokratie sowie Abstimmungen über Währungswechsel und ähnliche Kinkellitzchen.
Der neue Zentral-Euro, obwohl auf dem Verwaltungswege geboren und zur Nivellierung auserkoren, könnte solche unamtlichen Überlegungen und Bewegungen in der unübersehbaren europäischen Ebene auf Graswurzelniveau sogar begünstigen, macht er doch zwischen Portugal und Schweden alle Faktorpreise, Steuern und Subventionen direkt vergleichbar und stärkt damit den Wettbewerbsgedanken. Solche fadenscheinigen Vergleiche haben bereits Unsummen an Investitionen nach Irland und Spanien gelenkt, statt in ordentlichen Hochsteuerländern die soziale Harmonie der Bequemlichkeit und die Verwaltungsherrschaft zu fördern. Der Euro könnte so gefährlich segensreich werden wie die römische Zentral-Sesterze, mit der dann ohne Zentralerlaubnis auf Teufel komm’ heraus gehandelt und gewandelt wurde. Das schwächt die Zentralbürokratie, die mit mehr Regulierung antwortet, erstarrt und so ihr eigenes Grab schaufelt. Am Ende ging es ganz ohne Rom, nur ein Römchen blieb übrig, das sich heute von Mailand aushalten läßt.
Aus solchen ungeordneten Entwicklungen im vereinfachenden Rahmen der Einheitswährung könnten noch einmal viele St. Veits am Flaum, Fiumes und Rijekas entstehen. Von Brüssel blieben dann als fast einzig positive Erinnerung die Pralinen übrig. Und vom nicht mehr weggesteuerten Wohlstand ließe sich ein zentrales Büro für Allgemeines der Europäischen Föderation bezahlen, nicht zu groß natürlich, nicht zu nah - vielleicht in Liechtenstein, damit der Sinn für solides Rechenwerk erhalten bleibt und die Aufsicht leichter fällt. Eine Hauptstadt wie in Zeiten des Nationalismus ist nicht mehr nötig im Zeichen der dezentralen Weltvernetzung; das Geschacher um Stimmenblöcke, um anderen Ländern den eigenen Willen aufzuzwingen, erscheint übel anachronistisch. Die Freiheit des kleinen Dänemarks ist als eher kostbarer einzuschätzen als die der großen Massenländer. Der alte Staat stellt sich als Spinnennetz dar, in dem die Staatsbürokratie in der Hauptstadt die klebrigen Fäden zieht, in denen die Bürger gefangen sind. Das neue Europa sollte frei schweben zwischen Bundesstaat und europäischem Völkerbund und so deutsch sein wie italienisch, so kroatisch wie ungarisch, bei freiem Eintritt für alle Freunde der Gewaltenteilung, der Freiheit des Individuums und der Marktwirtschaft. Die Euro-Kriterien verstehen sich für verantwortliches und solides Finanzgebaren von selbst. Sie sind für die verantwortungslosen Schuldenmacher und Konkursverschlepper Athen, Rom, Berlin und Brüssel verbindlicher zu formulieren. Eintritt spesenfrei, ohne Warteschlange und ohne Subventionsknechtschaftsverheißung. Das hieße ein Europa. Frei schwebend zwischen Bundesstaat und europäischem Völkerbund - so ähnlich schlug es Constantin Frantz (Deutschland u. der Föderalismus) schon einmal vor, bevor die Nationalismen Europa verheerten und zerstörten. (Frantz wurde inzwischen ebenfalls zugunsten eines zeitgeistigen Musikanten aus dem „großen“ Brockhaus gestrichen.)
Da könnte auch die Schweiz mitmachen, das einzige europäische Land mit ungebrochener freiheitlicher Tradition und deswegen kontinuierlicher Prosperität und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Europas.
Das Büro fürs Allgemeine, vielleicht in Anlehnung an den Schweizer Bundesrat zu gestalten, könnte dann das koordinieren, was die einzelnen Freistaaten wirklich nur zusammen unternehmen wollen, z. B. eine gemeinsame Raketenabwehr. Die Büroordnung sollte mit ganz wenigen Paragraphen auskommen. Dann lasten sie nicht zu schwer auf dem europäischen Geist und lassen sich schlechter für die ungeschlechtliche Vermehrung von Beamten verwenden.
Und jedes Land des Bundes könnte weiterhin sagen: Es lebe Frankreich! Es lebe Deutschland! Etc.
(2001; es gab bis 1998 den Außenminister Klaus Kinkel, der, wie sein vormaliger Chef Genscher, offenbar nicht sah, daß man Jugoslawien/Serbien unbedingt an Westeuropa anbinden mußte.)
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