Mittwoch, 18. Februar 2009

Hysterische Gesellschaft

STRIZZ, Reiche, FAZ


- " Essay von Matthias Horx : Die Hysterische Gesellschaft
Warum unsere apokalyptische Weinerlichkeit alles andere als harmlos ist
Die Welt ist schlecht, und sie wird täglich immer schlechter. Man muss nur morgens die Zeitung aufschlagen oder das Radio andrehen, Kollegen fragen oder die Hundertschaften von „Experten“, die das wachsende Elend, die ständig steigenden Gefahren für Leib, Leben, Seele, Menschheit verwalten. Die düsteren Herren, die uns von jedem Bildschirm aus tief in die Augen sehen. Es wird übel enden! Nehmen wir die jüngste Angstparole des medialen Alarmismus: VERARMUNG. „Immer mehr Menschen sind arm!“ – „Immer mehr Kinder sind arm“ -„Die Mittelschicht bröckelt“ -„ANGRIFF AUF DEN WOHLSTAND!!!“ Mitten im Wohlstand machen wir uns vor lauter Wohlstandsangst in die Hose. Und alle klatschen frenetisch Beifall.
Die EU definiert Armut nach einer Prozentsatz-Regel: Wer unter 60 Prozent des statistisch mittleren Nettoeinkommens verdient, ist arm. Bei Singles sind dies 781 Euro verfügbares Nettoeinkommen. Wenn der generelle Wohlstand steigt, wie er es auch bei uns tut (die Globalisierung hilft dabei kräftig mit), entstehen automatisch immer mehr Arme, per definitionem. In der Tat spreizen sich Einkommen in der globalisierten Ökonomie etwas mehr auf. Erstens wird der ökonomische Wirkradius der Qualifizierten größer. Wer früher als Angestellter sein Gehalt nur nach nationalen Marktmaßstäben erhielt, ist nun bisweilen ein Global Player. Das erklärt die enormen Zuwächse bei den höheren Einkommen. Probleme mit ihrem sozialen Fortkommen und ihrem Status bekommen diejenigen, deren unqualifizierte Arbeit plötzlich auf dem Weltmarkt Konkurrenz erfährt. Die Wissens-ökonomie, in die unsere Wirtschaft langsam hineinmutiert, verlangt nach anderen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten. Dies ist, vor allem, eine Frage des Bildungssystems – und seiner Veränderung.
Wir müssen DAS GANZE BILD begreifen, wenn wir tatsächlich etwas verändern wollen. Aber wollen wir das eigentlich? „Letztlich wollen wir nicht wissen, ob Erkenntnisse wahr sind, sondern wohin sie gehören.“ So schrieb der im letzten Jahr gestorbene Meister-Melancholiker und Soziologe Karl Otto Hondrich.
Als unsere Urvorfahren im Überlebenskampf der Urzeit von Primaten zu Menschen wurden, entwickelten sie ein vielfach nützliches Alarm-system. Im limbischen System entstand ein effektiver Flucht-Kampf-Mechanismus, mit dessen Hilfe wir in kurzer Zeit große körperliche und geistige Energien zu mobilisieren vermögen. Achtung, Säbelzahntiger! Später entwickelte die menschliche Kultur Sprache, Emotion, soziales Verhalten als Erweiterung dieses Vorwarnsystems. So konnten Höhlen befestigt, Waffen erfunden, Kleidung hergestellt werden. Die kognitive Fähigkeit des Menschen, „in die Zukunft zu schauen“, erzeugte schließlich Zivilisation, Technologie und den modernen Menschen. Unsere anthropologische Fähigkeit, Gefahren schon zu orten, wenn sie sich erst ankündigen, hatte allerdings einen Preis. Sie machte uns empfindlich für Übertreibungen – und für falsche Alarme. ..." Focus 28/08

- Madonna mit 242 Mio. $ Umsätzen.

- " Akribisch . Arbeiter-Historiker: Zum Tode von Helmut Hirsch. Helmut Hirschs Vater besaß vor dem Zweiten Weltkrieg in Wuppertal das führende deutsche Damenputzgeschäft, zu dessen Kundinnen auch Else Lasker- ..." 27.1.09 // Als Ex-Metallarbeiter darf ich vielleicht anmerken: Damenputzgeschäft, Arbeiter-Historiker, das paßt. Ich lernte Helm. Hi. in der Heinrich-Heine-Initiative von Otto Schönfeldt und Manfred Windfuhr kennen, einem DKP-U-Boot, 1974 etwa. Die Initiative verlangte die Benennung der Uni D'dorf nach Heinrich Heine (weil Heine ein Linksradikaler war). Heute heißt die Uni D'dorf nach Heinrich Heine, ich kann es nur bedauern, weil Dichtung und Wissenschaft nichts miteinander zu tun haben, und auch, weil Heine in wissenschaftlicher Hinsicht ein dämlicher Maulheld war, der von wissenschaftlichem Arbeiten keinerlei Vorstellung besaß. Seine oft brillanten Gedichte kamen gut ohne aus. So wie Wissenschaft sehr gut ohne Lyrik auskommt.- Hirsch: akribisch? Nein, parteiisch. Der sozialistische DamenputzVater hatte ihm ein Bild August Bebels ins Kinderzimmer gehängt, dieser Nasenring zog ihn durchs Leben.

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