Samstag, 31. Juli 2010
Napoleon III. macht den 18. Brumaire
Napoleon III., begann im Juli 1870 den Deutsch-Französischen Krieg.
- JULIMONARCHIE 1830 bis 1848 des Ludwig Philipp I. (Louis-Philippe I., 1773-1850), danach die Etappe des Neffen Napoleons, Charles-Louis-Napoléon Bonapartes als Napoleon III., der am 2.12.1851 putscht:
"Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten; sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. ...
Wie die Bourbons die Dynastie des großen Grundeigentums, wie die Orléans die Dynastie des Geldes, so sind die Bonapartes die Dynastie der Bauern, d.h. der französischen Volksmasse. Nicht der Bonaparte, der sich dem Bourgeoisparlamente unterwarf, sondern der Bonaparte, der das Bourgeoisparlament auseinanderjagte, ist der Auserwählte der Bauern. Drei Jahre war es den Städten gelungen, den Sinn der Wahl vom 10. Dezember zu verfälschen und die Bauern um die Wiederherstellung des Kaiserreichs zu prellen. Die Wahl vom 10. Dezember 1848 ist erst erfüllt worden durch den coup d'état vom 2. Dezember 1851.
Die Parzellenbauern bilden eine ungeheure Masse, deren Glieder in gleicher Situation leben, aber ohne in mannigfache Beziehung zueinander zu treten. Ihre Produktionsweise isoliert sie voneinander, statt sie in wechselseitigen Verkehr zu bringen. Die Isolierung wird gefördert durch die schlechten französischen Kommunikationsmittel und die Armut der Bauern." Marx, Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, 1851/2
Schön, wie er das immer weiß und so griffig sagt. Er wäre ja sonst auch kein Prophet geworden. Die Menschen machen ihre Geschichte selbst, ja, klar, die Hühner machen sie nicht für sie. Aber was bei der Geschichte herauskommt, das wissen die Menschen beim Geschichtemachen eben nicht. Oder nur solche Großtrompeter wie Marx, die einfach aus dem Ärmel schütteln: "sind die Bonapartes die Dynastie der Bauern, d.h. der französischen Volksmasse."
Dann kamen aber nach dem Putsch Napoleons III. militärische Maßnahmen gegen die Bauern? Kein Problem, Marx weiß immer bescheid:
"Aber man verstehe wohl. Die Dynastie Bonaparte repräsentiert nicht den revolutionären, sondern den konservativen Bauern, nicht den Bauern, der über seine soziale Existenzbedingung, die Parzelle hinausdrängt, sondern der sie vielmehr befestigen will, nicht das Landvolk, das durch eigne Energie im Anschluß an die Städte die alte Ordnung umstürzen, sondern umgekehrt, dumpf verschlossen in dieser alten Ordnung sich mitsamt seiner Parzelle von dem Gespenste des Kaisertums gerettet und bevorzugt sehen will."
Ja, es gibt eben verschiedene Bauern, und von London aus konnte er das genau sehen.
Als junger Student durchschaut man diese Mischung aus Scharfsinn, Blödsinn und griffiger Formulierung nicht.
- Prima: "Windbranche klagt über Flaute.
Anlagenbauer wie Nordex, Siemens und Repower beklagen eine weltweit verhaltene Nachfrage. Der Export ist drastisch eingebrochen." FAZ
Wenn schon der IQ der Bevölkerung sinkt, dann soll doch das Land wenigstens schöner werden - stellt zwei, drei, zwanzig Windmühlen an jede Ecke! Selber schuld, wenn die Aluminium-Hütten so wenig Geschmack haben und schließen.
- Prima: Keine "Verschmutzungsrechte" in den USA
- Prima: E-Auto VOLT von GM kommt zu 41.000 Dollar, fährt aber nur 150 km am Stück
Freitag, 30. Juli 2010
Schillers Räuber, dickes Eis in Grönland
Herbsteshauch
13-21°C
- Schillers Räuber wird am 30. Juli 1760 hingerichtet: der Räuber Johann Friedrich Schwan.
"Er gilt als Erzbösewicht, dem kein Pardon zu gewähren ist: Ein Mann voller „Rachsucht, Stolz und Wollust“ – wie ein Zeitgenosse schreibt. Ein Mörder, dessen kriminelle Karriere bereits im Kindesalter beginnt, als er erst den eigenen Vater, dann die Nachbarschaft bestiehlt. Sein Weg führt früh ins Zuchthaus. Aber nicht gebessert, nein „zehnmal schlimmer“ kommt er wieder heraus." (Zz, Marko Rösseler)
Schiller reimt sich daraus eine Geschichte zusammen, die nicht nur nichts mit der Verbrecherkarriere des Räubers Schwan zu tun hat, sondern auch sonst aller Empirie ermangelt und im idealistischen Menschenbild Schillers wurzelt. Sein Räuber Christian Wolf, bezeichnenderweise ein Halbwaise, stolpert in die Kriminalität, wobei er zwischen den Polen seines Namens hin und her schwankt, zwischen dem braven Christian und dem bösen Wolf. Er bleibt bis zu seiner Verhaftung ein Mensch mit Gewissensregungen, die in eine sentimentale Generalbeichte münden, da sich Wolf von dem befragenden Oberamtmann als ein Christian angesprochen fühlt.
Im Seminar haben wir die Erzählung milieutheoretisch gelesen, meistenteils wird sie auch heute noch so verstanden. Rösseler gebührt daher Dank, auf den tatsächlichen Hintergrund der Schillerschen Erzählung aufmerksam zu machen, besonders, da Schiller sie im Untertitel fälschlich als "Eine wahre Geschichte" bezeichnet.
Ich habe in meiner Ausgabe damals notiert: "Schiller als Psychologe und Empirist"; es hätte heißen müssen: Schiller als phantasievoller Roßtäuscher.
- Der Dichter steht immer im Verdacht, viel zu sagen und wenig zu wissen.
- Parade der Liebe alias Drogenmassentreffen mit Technogedröhn: Alle mögliche Menschen werden beschuldigt, die jedoch alle nur eine Teilschuld haben können, etwa, weil sie diesen Drogenzirkus organisiert haben. Sie haben nicht andere brutal geschoben, auf andere Menschen geschoben. Das waren mutmaßlich junge Männer unter Drogeneinfluß.
- Dickes Eis in Grönland: "NEEM-Eiskernbohrung in Grönland erreicht Felsbett – Forscher wollen Rückschlüsse auf Klimabedingungen und Höhe des Meeresspiegels in der letzten Warmzeit ziehen.
AWI, Bremerhaven, den 30. Juli 2010. Am 27. Juli 2010 hat die Eiskerntiefbohrung NEEM (North Greenland Eemian Ice drilling) auf dem grönländischen Eisschild das Felsbett in einer Tiefe von 2537,36 Metern erreicht. Wissenschaftler aus 14 Ländern sind am NEEM-Projekt beteiligt. Ein großes Ziel bestand darin, erstmals grönländisches Eis aus der kompletten letzten Warmzeit zu erbohren, dem Eem-Erdzeitalter, das von etwa 130.000 bis 115.000 Jahren vor heute dauerte. Dies ist dem internationalen Forscherteam jetzt nach fünf Jahren Projektlaufzeit gelungen. Sie konnten darüber hinaus sogar Material der davor liegenden Eiszeit bergen. In den beiden untersten Metern direkt über dem Felsbett enthielt der Eiskern Gesteins- und anderes Material aus einer Zeit, in der Grönland eisfrei war. ..." PRESSEMITTEILUNG
Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
In der Eem-Warmzeit war es drei bis fünf Grad C wärmer als heute.
Donnerstag, 29. Juli 2010
Arktis, WOLKEN u. WETTER
Die Graphik zeigt den Verlauf der arktischen Eisausdehnung im Jahresverlauf, die rote Kurve ist die diesjährige
(www.ijis.iarc.uaf.edu/seaice/extent/AMSRE_Sea_Ice_Extent_L.png ; hier auch noch andere Graphen anderer Stationen)
Prof. Werner Kirstein, Geoinformatik Leipzig
(Bild studiolounge.tv/veranstaltungen)
- Arktis: Müller-Jung, amtierender Klima-Apokalyptiker der FAZ, hat wieder Angst um die Arktis (FAZ 28.7.10). Unter dem Bild-Zeitungs-Titel "Im heißen Norden: Kommt das Leben ans Limit?" vermeldet er, daß "nur noch knapp sieben Millionen Quadratkilometer und damit wenig mehr als 2007 um diese Zeit von der Eisdecke im Polarmeer geblieben (sind)". Mehr! Nicht weniger. Das scheint kein Grund zur Klage zu sein. Die Sibiriaken hätten es gerne etwas wärmer. An die denkt der herzlose Müller nicht. Die blutrünstigen Robbenfresser zieht er offenbar vor.
- "Der Weltklimarat (IPCC) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kündigen immer lautstärker an, dass der Meeresspiegelanstieg in den letzten Jahrzehnten sich deutlich beschleunigt habe und dass die polaren Eismassen und die Gebirgsgletscher dramatisch kleiner würden. Die Fakten sprechen allerdings eine ganz andere Sprache.
In seinem Vortrag zeigt Prof. Werner Kirstein, wie mit der Unwissenheit des Laien umgegangen wird und wie mit Halb- und Unwahrheiten gezielt und ganz bewusst ein völlig falsches Bild von der Wirklichkeit projiziert wird."
Prof. Dr. Werner Kirstein, Geoinformatik Universität Leipzig, Vortrag 4.6.10 (www.studiolounge.tv/veranstaltungen)
- WOLKEN u. WETTER, S. Crewell, Institut für Geophysik u. Meteorologie Uni Köln: "Bereits seit vielen Jahren ist die Rolle von Wolken als größter Unsicherheitsfaktor in Klimamodellen weit bekannt. Wechselwirkungen zwischen Aerosol, Wolken und Niederschlag sind maßgebliche Prozesse im Klimasystem. Der durch Aerosolpartikel, und insbesondere ihre Interaktion mit Wolken, hervorgerufene Strahlungsantrieb stellt die größte Unsicherheit unter allen Antrieben des Klimawandels dar. Wolken-Klima-Rückkopplungen sind die hauptschliche Quelle für bezüglich der Klimasensitivität. Niederschlag ist eine wesentliche Klima-Variable, trotzdem sind sowohl seine geographische Verteilung als auch seine Entstehungsprozesse unzureichend bestimmt. Die Ursache des Problems liegt in der Kopplung verschiedenster Prozesse von der Mikrometerskala bis zur großskaligen Dynamik der Atmosphäre (>10.000km). Der Vortrag erläutert den derzeitigen Wissenstand und beschreibt, wie neuartige Beobachtungen und detaillierte Prozeßmodelle in Zukunft zu verbesserten Klimamodellen führen könnten." Vortrag 13.7.10 Uni Köln
Mittwoch, 28. Juli 2010
TEILS - TEILS, gebildeter Blech-, Plüsch- und Pleureusenkomponist
In der Abendsonne - auch Libellen sind sterblich
- Mein lieber Schwan! Wer sagt denn der Elsa mal, daß sie ihre Probleme selbst lösen muß? Da hilft ihr kein Lohengrin und kein
Wagner.
- Man vergleiche doch einmal den blechern auftrumpfenden Hochzeitsmarsch im LOHENGRIN mit dem von Mendelssohn zu Shakespeares SOMMERNACHTSTRAUM.
Ganz ohne geht es natürlich noch besser.
- TEILS - TEILS oder noch ein Wörtchen zur sog. Bildung. Da war die ganze gebildete Bagage in Bayreuth und hat sich stundenlang den LOHENGRIN angehört. Zeit haben die. Na gut.
Ich denke ja bei Wagner meist an das Churchill zugeschriebene Wort, that Wagner's music is not so bad as it sounds. Mir reicht das Vorspiel zum TRISTAN mit dem interessanten, gleichnamigen Akkord. Geschmack ist eben Geschmackssache.
Das Dumme bei solchen Wahnfried-Bewohnern ist ihre Behauptung, etwa im LOHENGRIN, die Kunst heile den bösen Materialismus und überhaupt die Welt. Und die deutsche, also Wagners Musik, rette auch noch vor der "verjudeten" Musik, wie der bekennende Antisemit Wagner schrieb ("Das Judenthum in der Musik"). Nun braucht niemand die Juden zu lieben, oder das, was er dafür hält, schon der Jude Marx hat in seiner einschlägigen Schrift ZUR JUDENFRAGE seiner hetzerischen Phantasie freien Lauf gelassen, aber es bleibt ein Blödsinn, ein übler dazu, weil Unfrieden stiftend. Und da sieht man, daß die sog. BILDUNG nichts beiträgt zur Überwindung auch einfach gestrickter Dummheiten, wie die Beispiele der wahrlich gebildeten Herren Marx und Wagner zeigen.
Und diese Reihe ließe sich endlos erweitern. Bildung ist schön, aber auch schön nutzlos. Sozusagen etwas opernhaft. Skepsis, Empirie und die Bemühung um präzise Begrifflichkeit führen auch nicht automatisch weiter, aber sie können es. Es gibt ein primitives Denken, das man überwinden kann. Primitiv im Sinne von vorangehend (primitivus - der erste in seiner Art) und nachfolgend, später. Der Retter, der Prophet, der Messias, der Gott, die ewige Kraft etc. sind primitive, global verbreitete Vorstellungen, die man durch Wissen und Überlegung hinter sich lassen kann zugunsten von Wissenschaft und Technik und durch Verzicht auf Denkmodelle der Ganzheit, auf globale, holistische Vorstellungen. Es rettet uns wirklich kein höheres Wesen, kein Kommunismus und keine wissenschaftliche Weltanschauung. Mit begrenztem Denkwerk muß man sich durch Leben, Gesellschaft und Geschichte wursteln, sehr bescheiden und zufrieden mit Stückwerk, mit dem TEILS - TEILS.
- Mennoniten: "Die Vollversammlung der Lutheraner hat sich in einer bewegenden Zeremonie bei den Mennoniten entschuldigt, die im 16. Jahrhundert Opfer grausamer Verfolgungen geworden waren. Der Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz nahm die Bitte um Vergebung an."
/// Das könnten Sunniten und Schiiten einfach nachmachen.
- Erfreulich: "Vor Schottland. Großer Ölfund in der Nordsee. Ein britisches Unternehmen hat ein großes Ölfeld in der Nordsee entdeckt. Das Feld vor der schottischen Küste sei eine der größten Entdeckungen der vergangenen Jahre in der Nordsee, sagt die Firma. Jetzt stehen weitere Untersuchungen an." FAZ
Tullow Oil entdeckt neues Ölfeld mit leichtem, einfach zu verarbeitendem Öl (Grad 33-36) vor Ghana.
Dienstag, 27. Juli 2010
Etwa doppelt so alt
Auf dem Sprung
- Lob, Preis und Ehr' oder Die Marktwirtschaft macht's: "Die Menschen in Deutschland werden heute im Durchschnitt etwa doppelt so alt wie vor mehr als hundert Jahren. Für die meisten von uns hat sich durch die Veränderungen in den letzten hundert Jahren die Spanne des Lebens deutlich verlängert. Und da der erste Lebensabschnitt, die Ausbildung, länger geworden ist, muss auch die zweite Phase, die Berufstätigkeit, länger andauern, damit die dritten Phase, der Ruhestand, finanziert werden kann. Angesichts einer rasch alternden und schrumpfenden Bevölkerung ist das eine unausweichliche Einsicht."
Die Revolution der Lebenserwartung, Vasold, FAZ 26.7.10; Jungen 77,2 / Mädchen Mädchen 82,4 Jahre.
/// Es ist eine eigene Sache, wenn in den Todesanzeigen immer einmal wieder die eigenen Jahrgänge auftauchen; sollte man selbst auch sterblich sein?
So sicher das ist, so wenig kann man es sich vorstellen. "Das ist ein Ding, das keiner ganz aussinnt" heißt es bei Rilke in den "Duineser Elegien", "seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen"; aber ob "das Totsein" auch "mühsam ist"? Zumindest wird einem die Zeitung fehlen, wird man die Bücher vermissen ...
- Aggressiv-primitive Technomusik, vollgedröhnte Raver, besoffene junge Männer, hemmungslose Jugendliche - dafür steht die "Love Parade" seit Anbeginn und zahlreiche Filmaufnahmen belegen diese Ekelhaftigkeiten. Daß WDR-Pleitgen als Propagandist der Barbarei auftrat und der WDR sich mit einem Wagen und mit Übertragungen beteiligte, spricht jedem Kulturbegriff Hohn.
„Wir wenden uns entschieden an junge Menschen, auch mit sogenanntem Migrationshintergrund“, sagt Pleitgen heute dazu. „Die Loveparade erschien uns als hilfreiches Mittel, um jungen Menschen zu zeigen: Das Ruhrgebiet hat auch für sie etwas Interessantes zu bieten.“ Wenn er gefragt worden sei, habe er gesagt: „Jawoll, das wollen wir haben.“ ...
„Hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um dieses Fest der Szenekultur mit seiner internationalen Strahlkraft auf die Beine zu stellen“, sekundierte Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ruhr 2010, seinem Spartenleiter Gorny. ... ' FAZ 27.7.
- „Es gab keine Massenpanik", sagte Duisburgs stellvertretender Polizeipräsident Detlef von Schmeling. Die bisherigen Filmaufnahmen bestätigen seine Aussage: es war mutmaßlich Druck aus der Menge - man darf vermuten, es waren brutale, besoffene Barbaren - die gewalttätig von hinten schoben und so schwache Personen vor ihnen zu Fall und zu Tode brachten (bisher 20 Tote - alle starben an Brustquetschungen, überwiegend Frauen, 511 Verletzte).
Montag, 26. Juli 2010
"Sehnsucht nach Bildung"
Thomas Gainsborough (1727-1788), The Blue Boy (Bild Wiki.)
- " Es geht um die Sehnsucht nach Bildung .
Die Analyse von Heike Schmoll, in keinem Land sei der Bildungserfolg so sehr von der sozialen Herkunft abhängig wie in Deutschland ('Schulpolitisch ein Irrweg', 20.7.10), möchte ich zu begründen versuchen. Der Knackpunkt aus meiner Sicht ist die Bildungs- und Lernbereitschaft ..." LB FAZ 26.7. Peter Patt, MdL, Chemnitz
/// "Sehnsucht nach Bildung"! Welche Formulierung! Von einem Politiker! Kaum zu glauben. Das sind in der Regel mehr und mehr geltungssüchtige Polit-Laffen wie die NRW-Ministerpräsidentin Kraft und ihre Stellvertreterin Löhrmann, die teures Geld für noch mehr schlechte Gesamtschulen ausgeben wollen, um sich weiter in die "Bildungs-" Tasche zu lügen. "Sehnsucht nach Bildung". Seltsames Wort aus fernen Zeiten. Sehnsucht nach Bildung. Wo gedeiht sie? Links grölt das Fußballpublikum, rechts hämmert der Techno-Musik-Mob. Vorn lockt die Sex-Propaganda. Hinten rast die Formel 1. Sehnsucht nach Bildung. Man müßte ein Naturschutzgebiet für dieses von allen Seiten bedrohte Phänomen einrichten, diese zarte Blume, die Klamauk und Firlefanz schlecht verträgt.
- "Bildungserfolg so sehr von der sozialen Herkunft abhängig wie in Deutschland" - das ist wahrscheinlich ein statistisch getürktes Kunstprodukt. Der Kern ist natürlich gegeben, oder vielmehr sind es zwei Kerne: einmal das Genom. Dann die Bildungsanregung im Elternhaus. In meinem Elternhaus hingen auch keine Gainsboroughs, kann ich mit Gottfried Benn feststellen :
Teils - teils
In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs
wurde auch kein Chopin gespielt
ganz amusisches Gedankenleben
mein Vater war einmal im Theater gewesen
Anfang des Jahrhunderts
Wildenbruchs »Haubenlerche«
davon zehrten wir
das war alles.
...
Das war schon einiges.
In meiner Familie gab es nicht nur keine Gainsboroughs, es gab auch kein Gedankenleben, trotzdem verspürte ich, offenbar genetisch programmiert, diese merkwürdige, aus der Familienart geschlagene "Sehnsucht nach Bildung".
Und da in diesem Land viele Bildungsgänge offenstehen, lassen sich viele zweite Bildungswege beschreiten.
Im Zeitalter des Internets ist das auch noch bequem und fast kostenlos.
Sylvia Löhrmann, die neue Schulministerin, studierte Englisch und Deutsch. Ich habe nicht den Eindruck, daß es sich bei ihr um eine gebildete Person handelt. Diese Fächer, ich habe es selbst erfahren, kann man auf unglaublich niedrigem Niveau studieren. Und dann auch lehren.
Ich habe da mehr Respekt vor Metallbauern, die intelligent sind und ihr Handwerk verstehen. Gerne nehme ich beispielsweise die Dienste einer Firma in Anspruch, die in dritter Generation ordentliche Arbeit leistet. Vielleicht würde eine Schwatzfächertante wie Löhrmann das als einen Beleg dafür nehmen, daß hier der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft bestimmt wurde, wobei ein Schwätzbegriff von Bildung zur Anwendung käme, der germanistische Schwafelei höher bewertet als die Kenntnis von Metallen und ihrer Bearbeitung. Das ist natürlich Unsinn. Wenn die Söhne einer Familie den Beruf des Vaters übernehmen, diese Bildungsanregung also aufnehmen, ihren Meister machen und die Firma erfolgreich weiterführen, dann ist das aller Ehren wert. So ein Unternehmen leistet nicht nur für die Kunden Wertvolles, sondern stabilisiert und bereichert auch das soziale Umfeld.
Von der Schulministerin Löhrmann dagegen muß man eine weitere Verschlechterung des Schulsystems in NRW erwarten und die daraus resultierende soziale Destabilisierung.
- Kommt ein Achtjähriger am Gartenzaun vorbei und fragt, ob mein Langarmschneider ein Flammenwerfer sei, der sehe genau so aus.
Sonntag, 25. Juli 2010
Universität Marburg, "Love Parade"
bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/00983/index-3.html.de
- "In Marburg waren wir weltberühmt.
Wie war es, unmittelbar nach 1968 an einer Universität zu studieren, die als tiefrot galt?" Raulff, FAZ 24.7.10
/// Raulff plaudert so locker über Marburg und den Ideologen Abendroth, als habe er nicht damals diesen verhängnisvollen marxistischen Einfluß auf junge Studenten gehabt (ich war damals noch Metallarbeiter).
Z. B. Kühnl. Kurz nach seiner Habilitation 1971 wurde Reinhard Kühnl im selben Jahr als Professor der Politikwissenschaft an die Universität Marburg berufen. 1969 erschien bei Hanser sein “Deutschland zwischen Demokratie und Faschismus” . Dort heißt es auf S. 161 : “Es ist also offensichtlich, daß in der Gesellschaft der Bundesrepublik faschistische Tendenzen vorhanden sind ... daß die Exekutive sich in wachsendem Maße verselbständigt, also dem Typus einer autoritären Diktatur nähert. ...”
Das meinte Kühnl so ernst wie sein Chef Abendroth, der der SED zum Tode des Diktators Ulbricht 1973 sein großes Beileid aussprach, s.o. Deppe und Fülberth promovierten bei Abendroth, Habermas habilitierte sich bei ihm.
Abendroth lernte ich durch die “Blätter” kennen:
Herausgeberkreis der "Blätter für deutsche und internationale Politik"
Norman Birnbaum | Micha Brumlik | Dan Diner | Jürgen Habermas | Detlef Hensche | Rudolf Hickel | Walter Jens | Reinhard Kühnl | Claus Leggewie | Ingeborg Maus | Klaus Naumann | Jens Reich | Rainer Rilling | Irene Runge | Karen Schönwälder | Friedrich Schorlemmer | Gerhard Stuby | Rosemarie Will
- "Love Parade" in Duisburg: 19 Tote und 340 Verletzte, FAZ.net: ' „Es gab keine Massenpanik", Duisburgs stellvertretender Polizeipräsident Detlef von Schmeling sagte, es seien „keine Menschen im Tunnel zu Tode gekommen“, sondern an der Zugangsrampe davor.' (Um den Weg abzukürzen, WD) "Die Loveparade galt im Vorfeld als eine der wichtigsten und größten Veranstaltungen zur „Ruhr.2010“ im Kulturhauptstadtjahr."
/// Wem fiele da nicht Neil Postmans "Wir amüsieren uns zu Tode" ein. Es sollen, so eine Sanitäterin auf n-tv, die Sanitäter und Ärzte von den "Ravern" angegriffen worden sein, so daß sie nur mit Polizeischutz zum Einsatzort kommen konnten. Hinter berichtenden Reportern drängten feixende Jugendliche ins Bild und zeigten ein Victory-Zeichen.
- Es sind noch Lehrstellen da, das ist die gute Nachricht. Viele Betriebe müßten aber Nachhilfe für eingestellte Lehrlinge organisieren.
Samstag, 24. Juli 2010
Neues aus China, Luftreinhaltung
Angenehme Temperatur! 5. Zecke.
- Neues aus China: " Das 1982 aus der chinesischen Verfassung gestrichene Streikrecht soll auf Provinzebene wieder eingeführt werden. Nach den Arbeitsniederlegungen und den Selbstmorden von Wanderarbeitern in Kanton (Guangdong) will die gleichnamige Provinz das erste Gesetz des Landes zur Regelung von Arbeitskämpfen und Lohnvereinbarungen erlassen. Der Gesetzentwurf sehe direkte Tarifgespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor, die es bisher so nicht gegeben habe, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. " FAZ 23.7.10
/// Es ist bemerkenswert, daß die positive wirtschaftliche Entwicklung selbst auf die KP China ihre Wirkung nicht verfehlt. Im Hintergrund stehen natürlich Personalprobleme: viele Wanderarbeiter kehren nicht aus ihrer Heimatregion zurück, weil sie dort langsam ebenfalls Arbeit finden. Höhere Löhne bewirken außerdem, daß mehr Kaufkraft im Inland entsteht, Investitionen dort lohnender werden, was wiederum den riesigen chinesischen Kapitalexport nach Amerika reduziert, der dort die Anleiherenditen seit Jahren drückt, was halbstaatliche Hypothekenfinanzierer und Immobilienkreditnehmer auf leichtfertige Gedanken brachte. Auch der US-Geldmarkt und die Leitzinsen hätten es leichter, sie dürften mit den chinesischen Löhnen steigen, denn die niedrigen Löhne halten auch über den Preisdruck die Zinsen niedrig und blähen die Geldmenge auf. Schließlich würden auch die Arbeitsmärkte der Hochlohnländer berührt, wo die Langfristarbeitslosigkeit seit Jahren steigt, auch in Amerika.
Also laßt knacken, chinesische Kumpels!
Die globalen Effekte werden allerdings erst sehr langsam spürbar sein, denn die Diktatur paßt über die Zentralgewerkschaft scharf auf, daß nichts zu schnell geht.
Zudem könnten Lohnzuwächse in die Sparquote gehen, denn ähnlich wie Japan, Serbien, Rußland und Deutschland erwartet die Chinesen ein demographisches Problem. Wohin dann mit dem Gesparten? Kann ein Chinese der KP China trauen? Oder doch mehr den US-Anleihen? Es könnte sich wenig ändern ...
- 24. Juli 1985: Die Bundesregierung unter Kanzler Kohl beschließt die neue ‚Technische Anleitung Luft’ zur Verbesserung der Luftqualität . Der Herr Kay Bandermann hat heute im WDR-Zeitzeichen daran erinnert, hat daraus aber eine Propagandasendung mit einem Grünen gemacht. Außerdem wurde eine Langzeitstudie mit Frauen zitiert, die eine Verbesserung der gesundheitlichen Beeinträchtigung der Lunge von Landbewohnerinnen (Borken) und Ruhrgebietsbewohnerinnen feststellt.
Keine Erwähnung fand dabei der Hausbrand, denn der Autor scheint ein klares Feindbild zu besitzen: die Schweine sind immer die Unternehmer. (Vielleicht würden die sich auch lieber von GEZ-Zwangsgebühren ernähren?) Auch heute noch ist der Hausbrand im Winter der größte Luftverschmutzungsfaktor in einer Großstadt wie Köln. Der Einfluß sank jedoch stark, weil die Kohle, mit der 1955 noch überall geheizt wurde, immer schwefelärmer und daher das für die Lungen gefährliche Schwefeldioxid SO2 geringer wurde (Schwefeldioxid wird bei der Kohleverbrennung frei). Es genügt ein Milligramm Schwefeldioxid in einem Kubikmeter Luft, um einen Menschen zu töten. 1952, als alle Haushalte noch mit schwefelreicher Kohle heizten, starben in London bei einem starken Dauersmog 4000 (!) Menschen. Mit der weitgehenden Umstellung auf Heizöl entschärfte sich das Problem weiter, und auch das Heizöl ist inzwischen noch schwefelärmer geworden.
Auch ohne die begrüßenswerte TA Luft hätte die Lungenlangzeitstudie also eine Verbesserung in den weiblichen Lungen festgestellt, zumal auch das Heizverhalten sich zwischen Borken und Ruhrgebiet annäherte: viele Ruhrgebietshaushalte heizten mit der kostenlosen Deputatkohle der Zechen außerordentlich verschwenderisch, die Kumpel saßen im Unterhemd auf dem Sofa, sie emittierten also reichlich SO2, während die Landbewohner ihre Heizkohle selbst bezahlen mußten und sich einen Pullover anzogen, um Kohle zu sparen; womit sie auch ihren Lungen einen Gefallen taten. Mit dem Rückgang des Steinkohlebergbaus entfiel auch die Deputatkohle. Aber im Weltbild des Herrn Bandermann sind wahrscheinlich Kohlekumpel immer edel, hilfreich und gut, auch wenn sie viel SO2 in die Luft eintragen, weswegen wohl diese Luftbelastung ganz weggelassen wurde bei der Zitierung der Lungenlangzeitstudie.
Aktuell ist das SO2-Problem in seiner ganzen Gefährlichkeit bis auf den heutigen Tag noch in China; es hat große Luftprobleme durch SMOG (eine Wortkreuzung aus dem engl.: smoke + fog): Giftig ist Schwefeldioxid insbesondere bei schlechter, schwefelreicher Kohle, die in China dominiert. Hinzu kommen die jahrelang brennenden Tagebauflöze und die Brandrodung des indonesischen Regenwalds.
Freitag, 23. Juli 2010
Tacitus: "Es hat nämlich noch keiner, der die Macht durch Verbrechen erlangte, sie zu guten Zwecken ausgeübt."
Ludwig August Theodor Beck (* 29. Juni 1880 in Biebrich; † 20. Juli 1944 in Berlin)
Vor 1938 und vor dem Münchener Diktat vom 30. September 1938, das die Appeasementpolitiker Chamberlain und Daladier unterschrieben, während England und Frankreich zuvor der Weimarer Republik alles versagten:
"Was die Generale Halder, Witzleben, Hoeppner, Beck, Oster samt ihren zivilen Helfern vorbereiteten, war der militärische Staatsstreich, die Verhaftung Hitlers und aller seiner Helfershelfer ... Sendboten, die sie nach London schickten, wurden von dem Premierminister mit äußerster Kälte behandelt; man müsse, meinte Chamberlain, mit der deutschen Regierung arbeiten, nicht mit privaten Hassern ... Das Ausmaß des in München errungenen Sieges der deutschen Erpressungsdiplomatie machte jedes Handeln unmöglich. ... brach der innerdeutsche Widerstand zusammen."
Golo Mann, Dt. Geschichte, S. 887f.
Beck wurde entmachtet, blieb aber im Zentrum des Widerstands, bis auch das letzte Attentat auf Hitler fehlschlug.
Kann man Verbrecher beschwichtigen? Oder werden Verbrecher durch Nachgiebigkeit ermuntert zu neuen Verbrechen? Kannte Chamberlain den römischen Geschichtsschreiber Tacitus? Hätte Chamberlain als Vertreter der Großmacht England mit den zur Revolte gegen Hitler bereiten Generälen zusammengearbeitet, die europäische Geschichte wäre anders verlaufen.
Donnerstag, 22. Juli 2010
Das Auge, das Sehhirn und der Augenzeuge
Schnitt durch das Gehirn, etwa in der Mitte, Sicht von unten, vereinfachte Darstellung: Das rechte Auge liefert überwiegend nach links hinten und umgekehrt
Die Lichtstrahlen treffen auf die Netzhaut, werden dort in elektrische Impulse umgewandelt und über den Sehnerv auf der Sehbahn weitergeleitet in den Hinterkopf; erst dort, nach dem Weg durch den ganzen Kopf, werden die Rohdaten interpretiert und mit Bedeutung versehen. Die Bedeutungsmuster liegen bereit und werden den eintreffenden Rohdaten zugeordnet - oft teilweise oder gar ganz falsch - daher weichen die Aussagen von Augenzeugen in der Regel voneinander ab, besonders in emotional aufregenden Situationen.
Die im Gedächtnis gespeicherten Bilder sind keine fixierten Fotografien, sondern den normalen Gedächtnisvorgängen unterworfen. Bei jeder Erinnerung können sie modifiziert werden, Einzelheiten verblassen oder werden gänzlich vergessen, andere Bedeutungen können sich einschleichen und mitunter ändern sich nach vielen Bildaufrufen sogar die Hauptbedeutungen .
Goethe hat den Vorgang prägnant formuliert: "man sieht nur, was man weiß". In diesem Sinne ist es hauptsächlich die Sehrinde (Videocortex) im Hinterkopf (dort, wo es ganz dunkel ist), die etwas "sieht", indem sie nämlich aus den physikalischen Impulsen ein bedeutungshaltiges Bild erstellt, also konstruiert.
- Das Auge, das Sehhirn und der Augenzeuge:
"Mordfall Brunner
„Ich bring dich um, ich bring dich um!“
Traten sie gegen den Kopf? Oder gegen den Oberkörper? Alle beide? Im Brunner-Prozess haben die Richter viele Fragen an die Augenzeugen - nur weichen die allesamt von ihren ursprünglichen Aussagen ab. ..." FAZ 21.7.10
- Die sexuelle Revolution von 1968 ist überall angekommen:
"Brutale Übergriffe in einer Ferienfreizeit
nbel. Frankfurt, 21. Juli. In einer zweiwöchigen Ferienfreizeit des Stadtsportbundes Osnabrück auf einer westfriesischen Insel soll es zu mehreren Fällen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung gekommen sein. "
Mittwoch, 21. Juli 2010
Angela Friederici und 300 ms, Kernkraft, Jeanne Hersch
Über 430 Kernkraftwerke liefern weltweit in 30 Ländern Strom (rote Punkte, Bild International Nuclear Safety Center at ANL) (www.kernenergie.de/kernenergie/Themen/Kernkraftwerke/Kernkraftwerke_weltweit/)
- Angela Dorkas Friederici ( Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften) ist eine deutsche Neuropsychologin und fand mit ihren Mitarbeitern heraus, daß Frauen in der Kommunikation 300 Millisekunden früher die Mimik wahrnehmen und verarbeiten, erst danach die Bedeutung einer Mitteilung. Der Arbeitstitel des Projekts lautete: Warum Frauen und Männer sich nicht verstehen. (Podcast hr2 "Doppelkopf", etwa Ende Juni 10 gesendet)
Heute in hr2 "Doppelkopf" ebenfalls interessant: der Berliner Psychologe und Hirnforscher Professor John-Dylan Haynes, der sich u.a. mit unbewußten Gedanken des Gehirns beschäftigt.
- Gut ist das! Immer!: "man muss wissen, wovon man redet": Ein alter, kleiner Druckwasserreaktor von 1967 wird in der Normandie zerlegt. " Auf dem Rückweg ins Freie verrät Werksleiter Dziopa, worauf es bei seiner Tätigkeit ankomme: „Man benötigt ein bisschen Professionalismus, und man muss wissen, wovon man redet.“ Wenig zuvor hat er ängstliche Besucher mit dem Hinweis beruhigt, dass die Radioaktivität hier niedriger als vielerorts in der Natur sei. Tatsächlich zeigt das Messgerät bei der abschließenden Kontrolle am Ausgang keine erhöhte Strahlenbelastung an. " FAZ 5.7.10
- Frankreich betreibt derzeit 58 Druckwasserreaktoren an 19 Standorten. 85% (! 85% !) des Stroms erzeugt Frankreich nuklear. Das ist ein riesiger Wettbewerbsvorteil. In Faymonville in der Normandie entsteht der erste, mit dt. Beteiligung entwickelte EPR (europäische Druckwasserr.) mit einer Leistung bis 1650 Megawatt. (Prestigeobjekt, FAZ 3.7.10)
- Kanada: New Brunswick hat mit dem französischen Kernkraftwerksbauer Areva eine Absichtserklärung zum Bau eines neuen Kernkraftwerks geschlossen. (FAZ 10.7.)
- 50% abzocken ohne Gegenleistung und das Geld zum Fenster hinauswerfen: Brüderle will bei Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke Schutzgeld erpressen und es für teuren, unberechenbaren und umweltschädlichen Wind- und Solarstrom vergeuden.
- Solarzellen: Jede dritte chinesische Zelle geht nach Deutschland (FAZ 20.7.10) und wird hier subventioniert verbaut. Da freut sich Rotgrünschwarz.
- Finnland will 2 neue Kernkraftwerke bauen mit einer Leistung zwischen 1250 und 1700 Megawatt, Stromproduzenten genießen Steuervorteile (Atomstrom auf Finnisch, FAZ 3.7.10)
- Uranvorräte: Robert Stadler:
"Obwohl die Konzentration von Uran im Meerwasser (ca 0.003ppm (part per million)) natürlich verschwindend gering ist im Vergleich zu der in Uranminen, ist die Gesamtmenge mit > 10^9 (größer 10 hoch 9) Tonnen deutlich groesser als alle bekannten (und geschaetzten) Uranvorraete im Boden und reicht länger als 1000 Jahre (bei heutigem Verbrauch). Verfahren zur Extraktion von Uran aus Meerwasser sind bekannt (siehe, zB, I. Tabushi et al, Nature 280 (1979) 665) und deren großtechnische Realisierung lohnt sich bei Preisen ab ca 250 $/kg fuer Uran (M. Tamada et al, Nippon Gensh. Gakkai. Wabun Ronb. 5 (2006) 358). Des weiteren sind verbesserte Extraktionsmethoden in der Erforschung und Entwicklung (für interessante neuere Resultate cf. zB S. Beer et al, Chem. Sci. 1 (2010) 43)."
+ Horst Trummler: "Die Reichweite der Uranvorraete ist nahezu unbegrenzt.
Gegenwärtig kostet 1 Kg Uran etwa 70 €, entsprechend 0.1c/Kwh. Wenn man 1c/Kwh als Preis für das erforderliche Uran akzeptieren würde, entsprechend etwa 750 €/Kg, der Preisaufschlag enspricht 1/39 der Solarsubvention, so könnte man beispielsweise die 4 Mrd to Uran, die die Meere enthalten, nutzen, u.v.m. Das heisst man könnte die heutigen Reaktoren ein paar 1000 Jahre lang betreiben.
Wenn man Reaktoren mit hoher Brutrate installiert, kann man das Uran 100 x besser nutzen. Damit könnte man Uranvorkommen bis hin zum durchschnittlichen Gehalt des Urans in der Erdkruste nutzen. Das Nuklearzeitalter kann demzufolge viele Millionen Jahre währen, wenn man bis dahin nichts Besseres gefunden hat.
Meines Erachtens werden sich in den kommenden Jahrzehnten Flüssigkernbrennstoffreaktoren, als Schnelle Brüter, oder moderierte Reaktoren mit Thorium Brennstoff, durchsetzen.
Dies ist gewiss keinem Uranmangel geschuldet, sondern der Tatsache, daß diese ein erhebliches Kostensenkungspotential versprechen. Ich habe auf meiner Homepage - http://oekoreligion.npage.de/ - einen Artikel zu den Zukunftskonzepten der Kernenergie geschrieben. Technisch steht die Kernenergie am Anfang. Das Entwicklungspotential ist gewaltig. "
+ Thomas Berger " In Hoch-Temperatur-Reaktoren, die sich bei fallender Temperatur automatisch abschalten, lässt sich aus Thorium Uran erbrüten. Damit hätten wir für die nächsten Jahrtausende hinreichend Energie. Aber den Deutschen reicht es ja, wenn man Facebook bei Sonnenschein und leichtem Wind nutzen kann ..."
Anm. WD: Der HochTemperaturReaktor (HTR) ist eine deutsche Entwicklung (Jülich), nach der politischen Aufgabeentscheidung wurde die Lizenz nach Südafrika und China verkauft, wo Reaktoren entstehen.
+ Harry Hain: "In den 1970ern wurde uns in der Schule ernsthaft erklärt, daß das Erdöl kaum über das Jahr 2000 reichen würde. War alles nur geschätzt. Sorry, so ist das mit den Schätzungen und sogenannten Dunkelziffern. Durch nichts, aber auch rein gar nichts belegbar, sondern nur willkürliches Geschwätz von Weltuntergangspropheten, die mit Ihren Fahrrädern und Umwelttickets die Welt retten wollen. KKW sind die einzige preiswerte, technisch hocheffektive und "ökologisch" sinnvolle "Stromenergieerzeugungsmaschine". Vor allem wenn wir uns bald mit Stromautos beglücken sollen. Die Franzosen machen es richtig (und nicht nur die). Sie rüsten schon für die 5. Generation der KKW, während wir mit dem Windmühlen- und Solarschrott die Deindustrialisierung Deutschlands weiter vorantreiben. 30 Jahre grüne Antiatomideologie hat nüchternes Denken und sachliche Faktenanalyse an den Rand gedrängt. In dieser Hinsicht erinnert mich dieses "grüne Getue" sehr an das Mittelalter, als die Erde noch eine Scheibe war."
Kommentare auf faz.net zu "Wie Frankreich einen Reaktor zerlegt", FAZ 5.7.10.
- Jeanne Hersch: «Wer hat je versprochen, dass Menschsein leicht ist? In unserer Zeit hat eine Mehrheit von Menschen das Gefühl, sie hätten ein Recht darauf, nicht zu leiden, keine Probleme zu haben (. . .). Wer hat das je versprochen? (. . .) Niemand hat uns das versprochen. (. . .) Es ist so, Menschsein ist schwierig. (. . .) Ich weiss nicht, warum wir dieses Gefühl haben, dass wir ein Recht auf Leichtigkeit hätten. Wir haben kein Recht darauf! (. . .) Wenn wir nicht fähig sind, (die Beschwerlichkeiten unseres Existierens) anzunehmen, dann (verdoppeln sie sich). Menschsein heisst, seine Freiheit zu üben an dem, was man so schwer erträgt.» "Jeanne Hersch, die am kommenden 13. Juli hundert Jahre alt würde, war als Philosophin nicht nur am Katheder engagiert, sondern auch in der politischen Öffentlichkeit." NZZ 10.7.10
Dienstag, 20. Juli 2010
Vermeidungslernen durch Strafe bei Säugetieren
- Auch Alice Schwarzer hat einmal recht: Sie fordert heute im Feuilleton der FAZ ein Burka-Verbot. ("Der Schleier der Fundamentalisten. Die muslimische Totalverschleierung ist nicht nur zutiefst menschenverachtend, sie bedeutet auch den endgültigen Sieg des politisierten Islam. ...")
Als das französische Parlament am Vorabend des 14. Juli das Verbot der Burka in der Öffentlichkeit beschloß, enthielten sich - bis auf zwanzig Abweichler - die Sozialisten, Kommunisten und Grünen der Stimme.
- Vermeidungslernen durch Strafe bei Säugetieren: "... daß sich die Erwachsenen unter Umständen gegen den Willen eines Kindes durchsetzen müssen: dies ist unvermeidlich, wenn das Kind einen Machtkampf von sich aus provoziert oder wenn es zu seinem eigenen Schutz ... Eine Grundlehre der Menschenkenntnis, angewandt auf Kinder, lautet: Schlechte Erfahrungen und Strafen wirken durch ihr SOFORT und nicht durch ihre Härte. ..." Bernhard u. Helma Hassenstein, Verhaltensbiologie des Kindes, S. 109f. Dann nämlich verknüpft sich im Gehirn ein bestimmtes Verhalten mit einer Endhandlung, die über eine Lust- oder Unlustempfindung abgespeichert wird. Durch Wiederholung wird die neuronale Verbindung gestärkt, hier liegt die große Bedeutung einer konsequenten Erziehung. Für lernschwache Kinder gilt, daß eine Vielzahl von Wiederholungen nötig ist, wo eventuell zwei Wiederholungen bei sensiblen Kinder schon ausreichen.
Vgl. auch "Fordern statt fördern" , Felix von Cube und Dietger Alshuth (Piper 1989), S. 83ff.
Montag, 19. Juli 2010
Volksbegehren zur Grundschule in Hamburg
Ob er ein guter Didaktiker war? Lehrer Lämpel von Wilhelm Busch (Bild Wiki.)
- Volksbegehren zur Grundschule in Hamburg: Die Verlängerung der Grundschulzeit auf 6 Jahre wurde mit einer klaren Mehrheit abgelehnt (276T zu 218T).
Das ist gut so, auch wenn sich Erziehungswissenschaftler wie Micha Brumlik darüber beschweren.
Für meine beiden Staatsexamen habe ich auch Scheine in Erziehungswissenschaft erwerben müssen. Mit Texten von Rousseaus EMILE bis Klafkis "Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung."
Während Rousseau für den größten Blödsinn steht, läßt sich mit Klafki sicher etwas Konkreteres anfangen. Allerdings kranken alle diese geisteswissenschaftlichen Texte an einem großen Mangel an Empirie, obwohl aus der empirischen Psychologie (Hans Jürgen Eysenck) und inzwischen auch aus der Neurowissenschaft (Henning Scheich, Niels-Peter Birbaumer) konstruktive und belastbare Hinweise vorliegen, wie das Gehirn lernt. Extrovertierte und Introvertierte zB lernen unterschiedlich, davon hat Klafki noch nie etwas gehört, wie überhaupt die Erziehungswissenschaftler von Hellmuth Becker über Heinrich Roth bis zum Sexkriminellen Gerold Becker sich durch Ignoranz hinsichtlich empirischer Psychologie auszeichnen.
Natürlich kommt auch Luhmann bei ihnen nicht vor, der vor seiner Soziologenkarriere in der Schulverwaltung arbeitete und daher immer einen Blick auf die Paradoxien der Schule behielt und der das Dilemma des schulischen Lernens für unauflösbar hielt. So sollen etwa alle Schüler in der Klasse das Gleiche lernen, obwohl jeder Schüler unterschiedlich ist in Bezug auf genetische Begabung, Vorwissen, Lerntyp, Disziplin, Aufmerksamkeitsvermögen, akute Empfänglichkeit, Seh- und Hörvermögen, Schreibfähigkeiten, Parallelverarbeitung, Interessenlage etc.
Ich erinnere mich an einen mathematisch besonders begabten Mitschüler, der im Mathematikunterricht nur wach wurde, wenn ihm andere Lösungsmöglichkeiten als die von dem Lehrer angebotenen einfielen. Dieser arme Mensch mußte viele Jahre mit mathematischen Schnecken zubringen, während er den Stoff in der hundertfachen Geschwindigkeit und wahrscheinlich auch ohne Lehrer und ohne Qualen der Langeweile hätte absolvieren können. Und sollen. Tüchtige Leute sollen schnell an ihren Platz kommen und der Gesellschaft ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Das gilt für alternde Gesellschaften besonders, da der Anteil der aktiv Beschäftigten sinkt.
Daher sollten die Schulzeiten ganz allgemein sinken, noch wichtiger aber ist, das Lernen individuell zu flexibilisieren. Die Schüler sind unterschiedlich begabt und können nicht nur in den verschiedenen Fächern verschieden schnell lernen, sie lernen auch in machen Fächern trotz jahrelangen Unterrichts fast nichts. Sie versitzen ihre Lebenszeit in der Schule, während sie mit ihrem Begabungsprofil draußen im Leben etwas Sinnvolles leisten und die entsprechenden Erfolgserlebnisse erzielen könnten.
Das dreigliedrige Schulsystem ist ein Kompromiß, die in ihrem Lernverhalten ähnlichen Schüler besser ansprechen zu können in didaktischer Analyse und in angepaßten Unterrichtsformen. Darüberhinaus muß zusätzlich eine Binnendifferenzierung erfolgen, denn auch die Lerngruppen innerhalb eines Schultyps differieren stark, auch in der Hauptschule, auch im Gymnasium unterscheiden sich die einzelnen Schüler. Jede Auflösung dieser Schulformen schadet allen, den schwachen Schülern wie den starken, während das Unterrichten für den Lehrer schwieriger wird. Das Lehren wurde bereits sehr viel schwieriger durch mangelnde Erziehung im Elternhaus.
Die willkürliche Verlängerung einer Schultypetappe wie die Verlängerung der Grundschulzeit muß in diesem Licht als völlig absurd erscheinen. Der Hamburger Ideologenangriff auf das individuelle Schülerlernen fand die richtige Elternantwort.
- Helfen unter Schülern: Oft wird angegeben, daß eine stark unterschiedlich zusammengesetzte Lerngruppe den schwachen Schülern den Vorteil biete, daß ihnen von stärkeren Schülern geholfen werden könne, während die stärkeren Schüler von der Wiederholung und Formulierung profitierten. Das kommt im Einzelfall vor, insbesondere bei einfachen Sachverhalten. Doch sind Schüler zu einer didaktischen Analyse des Lehrstoffes nicht in der Lage und ebensowenig zu einer Zerlegung desselben in didaktische Schritte. Ein Eindenken in das spezifische Problem eines Schülers, die Analyse seiner Fehler sind Anforderungen, die auch für einen Lehrer schwierig zu erfüllen sind, Schüler aber werden damit völlig überfordert.
Für die Lehr-Erfahrung gilt zudem, was auch für die Lebenserfahrung insgesamt zutrifft: nach einer guten Ausbildung muß man die Hauptsache in einer Reihe von Jahren in der Praxis lernen.
Und manche lernen es nie. Es fällt immer wieder auf, daß hervorragende Forscher sehr schlechte Lehrer sind, daß mancher Nobelpreisträger keinen didaktisch strukturierten Vortrag erstellen kann. Nicht, weil sie keine Lust dazu hätten, sondern weil es ihnen ganz einfach an der didaktischen Begabung fehlt. So wie einem didaktisch guten Lehrer eine starke Fachbegabung fehlen kann und oft tatsächlich fehlt.
Sonntag, 18. Juli 2010
"O sprich mir nicht von jener bunten Menge"
Noch nicht 500, aber schon säuisch wohl: Auerbachs Keller
(Foto WD aus Anmerkung 61, Faustbilder 8.4.1990, Goethe-Museum Düsseldorf)
- Alleinsein ist erst möglich, wenn die Einsamkeit überwunden ist, formulierte Krishnamurti. Las ich zufällig in einer Todesanzeige.
Was immer er damit gemeint haben mag, es steht heute nicht als Motto über der A40. Die ist heute auf 60 km gesperrt für ein "Megaevent der Kulturhauptstadt Essen", so ein bekannter, in Köln ansässiger Kultureventsender "für Vordenker", wie er sich selbst sieht. Sein ehemaliger Chef Pleitgen, ein rühriger Platitüdenproduzent, hat als Chefschaumschläger allerhand Wörter abgelassen zur Werbung für das A40-Spektakel. Mehr als 1 Mio. Besucher werden erwartet, so der Werbesender WDR. Das wird bestimmt sehr gemütlich und sehr kulturell. Nur einem SPD-unfreundlichen Barbaren wie Goethe könnte da einfallen:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
(Faust I, Vorspiel)
Wer so etwas schreibt, kann natürlich nicht ordentlich von einer ordentlichen nordrheinwestfälischen Gesamtschule für kulturelle "Megaevents" konditioniert worden sein. "Wir in NRW", so Joh. Raus SPD seinerzeit als Langfrist-Programm verkündend, wir arbeiten am Ameisenmenschen, der sich so richtig wir-wohlfühlt, wenn die Masse dicht gepackt ist und man den Achselschweiß der Nebenameise als Wir-Wohlduft wohlig wahrnimmt. Das ist dann der höchste Augenblick, zu dem die Ameise dann sagen darf: "Verweile doch, du bist so schön".
Und für die Politik sind solche Ameisen natürlich auch sehr schön. Man schickt sie in die Gesamtschule, möglichst lange, damit ihre natürliche Intelligenz etwas abgebaut wird und sie das richtige, solidarische Johannes-Rau-Wir-Gefühl konditionieren, das sie dann auch echt und authentisch megaeventfähig macht, auf daß sie nicht auf dumme, individuelle Gedanken kommen. Individuelle Gedanken sind einfach nicht solidarisch. Und machen nicht glücklich. Das weiß auch die neue rotgrüne Minderheitsregierung von Gnaden der Linksextremisten. Ihre Untertanen sollen nicht viel herumdenken, sie sollen sich amüsieren und wohlfühlen wie in "Auerbachs Keller" oder auf der A40:
"Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie fünfhundert Säuen!"
Dann klappt auch bestens die Verwendung als GEZ-Zwangsgebühren- und, noch wichtiger, als Stimmvieh.
Samstag, 17. Juli 2010
Theodor Storm, Juli
Die Biene hat was an den Beinen, des süßen Stoffes wunderbar
Juli
Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?
Theodor Storm (1817-1888)
Der Reviergesang schweigt seit einer knappen Woche, der Herbst rückt näher. Es soll mir recht sein nach diesen heißen Tagen mit Temperaturen bis 33°C. In Köln mehr. Als ich vorgestern um 21h aus der Stadt herausfuhr, zeigte das Thermometer 28°C, in O. waren es dann um 21.30h 21°C. Die Wärmeaufnahme von Stein, Beton und besonders Asphalt ist viel größer als die von Wald und Wiese. Urbanisierung heißt auch Temperaturerhöhung. Heute sind es nur 23°, wie schön. Bisher zog es nur 4 Zecken zu mir - es scheinen viele in dem langen, harten Winter erfroren zu sein. Dagegen gibt es viele Blattläuse.
Freitag, 16. Juli 2010
Literatur und Erbauungsliteratur oder von einem, der auszog und Päckchen packte
- Literatur und Erbauungsliteratur: " In einem Lazarett an der Ostfront wurde der Soldat Heinrich Böll im Dezember 1943 von Kolonialphantasien übermannt. Oft denke er, heißt es in seinen Briefen ..." (11.9.07 FAZ). Auch aus Frankreich schrieb der junge Böll anmaßende Zeug über "die Franzosen"; daß er zeitlebens recht bescheiden gebildet blieb, erklärt nicht, daß ein junger Mann aus rheinisch-katholischem Milieu nationalistisch überheblich dachte. Der Katholizismus blieb auf Distanz zum nationalen Sozialismus. Der katholische Hintergrund hätte ihn schützen müssen gegen das braune Zeug, wieso tat er das nicht? Die Frage läßt sich noch vertiefen. Götz Aly wies in einem Leserbrief “Paketsendungen von der Front . Zu "Adolf Normalverbraucher?" (F.A.Z. vom 10. Juli): Die Statistiken zur deutschen Kriegsernährung, die Rainer Blasius nach einem postum veröffentlichten ...” FAZ 14.7.10, darauf hin, daß Böll seiner Annemarie aus Frankreich über emsiges Packen von 11 Paketen schreibt, in denen er Waren nach Deutschland schickt. Der junge Böll präsentiert sich als abstoßender, überheblicher Mensch. Merkwürdig. Wie paßt das mit dem Moralisten zusammen, als der er sich später darstellt?
Zweifellos wird er dazugelernt haben. Schon öfter wurde aus einem Nationalisten das Gegenteil. Möglicherweise war die Scham darüber der Grund, warum seiner Moralisiererei etwas Triefendes anhaftete. Oder war es eine Selbsttherapie im Sinne des Kommentars, der auf der Rückseite von Bölls “Billard um halbzehn” (dtv 1974) prangt? Dort wird Reich-Ranicki zitiert: “Wenn die Geschichten von Schicksalen, die um der Wahrheit willen erfunden wurden, noch heutzutage auf die Leser einen Einfluß ausüben können, dann ist wohl der Roman Heinrich Bölls dazu angetan, den Menschen besser zu machen. Was könnte man von einem Moralisten mehr sagen?”
Sehr naiv hört sich das an: “den Menschen besser zu machen”. Leute, die Erbauungsliteratur lesen, gehören wohl kaum zu den Schurken.
Jedenfalls hätte Reich-Ranicki durchaus noch empfehlen können, besser zu schreiben, die Figuren differenziert zu zeichnen, den Stoff komplexer und weniger eindimensional zu bearbeiten.
Vielleicht hätte das gewirkt. Nach “Billard um halbzehn” wurde er immer holzschnittartiger, sprachlich immer ärmer. Da spricht er von “einer bewohnbaren Sprache in einer bewohnbaren Welt”. Eine bewohnbare Welt gab es schon bei den Neanderthalern, eine “bewohnbaren Sprache” gibt es bis heute nicht, damit meint er wohl Erbauungsliteraturdiktion. Allerdings darf man nicht vergessen, daß Böll stets gegen Arbeitsmoral agitiert, seinen Robert Fähmel aus “Billard um halbzehn” läßt er nur eine Stunde täglich Büroarbeit verrichten, dann geht die Hauptfigur Billard spielen, morgens halbzehn. Den Fischer in seiner in Schul-Lesebüchern weit verbreiteten “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” läßt er gleich am Strand liegen.
Zweifellos wird er dazugelernt haben. Schon öfter wurde aus einem Nationalisten das Gegenteil. Möglicherweise war die Scham darüber der Grund, warum seiner Moralisiererei etwas Triefendes anhaftete. Oder war es eine Selbsttherapie im Sinne des Kommentars, der auf der Rückseite von Bölls “Billard um halbzehn” (dtv 1974) prangt? Dort wird Reich-Ranicki zitiert: “Wenn die Geschichten von Schicksalen, die um der Wahrheit willen erfunden wurden, noch heutzutage auf die Leser einen Einfluß ausüben können, dann ist wohl der Roman Heinrich Bölls dazu angetan, den Menschen besser zu machen. Was könnte man von einem Moralisten mehr sagen?”
Sehr naiv hört sich das an: “den Menschen besser zu machen”. Leute, die Erbauungsliteratur lesen, gehören wohl kaum zu den Schurken.
Jedenfalls hätte Reich-Ranicki durchaus noch empfehlen können, besser zu schreiben, die Figuren differenziert zu zeichnen, den Stoff komplexer und weniger eindimensional zu bearbeiten.
Vielleicht hätte das gewirkt. Nach “Billard um halbzehn” wurde er immer holzschnittartiger, sprachlich immer ärmer. Da spricht er von “einer bewohnbaren Sprache in einer bewohnbaren Welt”. Eine bewohnbare Welt gab es schon bei den Neanderthalern, eine “bewohnbaren Sprache” gibt es bis heute nicht, damit meint er wohl Erbauungsliteraturdiktion. Allerdings darf man nicht vergessen, daß Böll stets gegen Arbeitsmoral agitiert, seinen Robert Fähmel aus “Billard um halbzehn” läßt er nur eine Stunde täglich Büroarbeit verrichten, dann geht die Hauptfigur Billard spielen, morgens halbzehn. Den Fischer in seiner in Schul-Lesebüchern weit verbreiteten “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” läßt er gleich am Strand liegen.
Donnerstag, 15. Juli 2010
WDR5, deutsche Geschichte und die neue, rotgrüne Minderheitsregierung in Düsseldorf
Friedrich Wilhelms Presseklub - seiner Zeit voraus
Bild Wiki.
- WDR5, Geschichte und die neue, rotgrüne Minderheitsregierung in Düsseldorf.
Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. regierte 1713-1740 und sanierte das Land nach dem verschwenderischen und prunksüchtigen Friedrich I. ("Bernsteinzimmer") durch calvinistisch-pietistische Sparsamkeit, Staatsraison und Fleiß. Weltweit war er der erste König, der sich als Diener des Staates verstand. Er führte die allgemeine Volksschulpflicht für die Bediensteten der staatlichen Domänengüter ein, in seinem Presse-Lesezirkel ("Tabakskollegium", vgl. Eintrag 19.3.09) wurden die führenden Blätter zwischen Paris und Wien gelesen und diskutiert, wobei ein freies Wort nicht nur erlaubt, sondern auch gefordert wurde. Besonders auffällig bei ihm, auch im Hinblick auf seinen kriegslüsternen Sohn Friedrich II. (der sog. "Große"), war seine Kriegsablehnung, obwohl er die Marotte der "Langen Kerls" pflegte. Gut, sich daran zu erinnern.
Nicht so gut, daß der WDR5 sich bei seinen Geschichtsunkenntnissen im ZEITZEICHEN am 14.7.10 wieder selbst übertrifft, indem Hildburg Heider erklärt: "Friedrich Wilhelm I. interessierte sich mehr für Krieg" und habe daher das Bernsteinzimmer an den russischen Zaren Peter verschenkt.
Zweifach wird Friedrich Wilhelm I. damit verkannt: seine persönliche Bescheidenheit wird unterschlagen, und, noch viel wichtiger, seine politische Friedfertigkeit, die Preußen sich großartig entwickeln ließ. (Vgl. u.a. Golo Mann, Dt. Geschichte, Gerh. Prause, Tratschkes Lexikon für Besserwisser)
Hildburg Heider hat vielleicht schon ihr Abitur auf einer nordrheinwestfälischen Gesamtschule gemacht, das kann natürlich nicht ohne Folgen bleiben.
Als Referendar mußte ich übrigens Anfang der 80er Jahre erleben, wie stark das Niveau am Gymnasium abgesenkt wurde, eine Kollegin berichtete Gleiches von ihrer Schulform, ihre gute Kölner Hauptschule wurde in eine schlechte Gemeinschaftsschule umgewandelt. Dieser Weg soll jetzt forciert weiter beschritten werden. Die neue, rotgrüne Minderheitsregierung in Düsseldorf will die Gesamtschule als dominierende Schulform durchdrücken.
Da wird Hildburg Heider vielleicht demnächst im WDR Lesekurse für Gemeinschaftsschulabiturienten anbieten können. Da braucht sie dann auch keine Kenntnisse in deutscher Geschichte.
Mittwoch, 14. Juli 2010
Iran Islam Steinigung Scharia
- " Die ausgesetzte Steinigung
Eine iranische Witwe wird womöglich nicht mit dem Foltertod bestraft. Der droht aber zwei weiteren Frauen.
Von Rainer Hermann
ABU DHABI, 11. Juli2010, FAZ. Ginge es nach dem Gesetz der Islamischen Republik Iran, würde Sakineh Mohammadi Ashtiani zu einem Zeitpunkt, den sie nicht kennt, ohne Vorwarnung aus ihrer Zelle im Gefängnis von Tabriz geführt werden. In einem Hof würde sie mindestens bis zur Hüfte eingegraben. Dann würden Männer Steine auf sie schleudern. Die Steine sollen nicht größer sein als eine Faust, denn die Steinigung soll nicht gleich zum Tod führen. Die Verurteilte soll wehrlos sein und einen qualvollen Tod sterben, der sich in die Länge zieht. ..."
/// Saudi-Arabien ist da viel menschenfreundlicher: sie machen es mit dem arabischen Schwert.
Natürlich ist die HAMAS in Gaza-Streifen auch für die Steinigung. Im Nahen Osten gibt es allein Israel als zivilisierten Staat.
Eine iranische Witwe wird womöglich nicht mit dem Foltertod bestraft. Der droht aber zwei weiteren Frauen.
Von Rainer Hermann
ABU DHABI, 11. Juli2010, FAZ. Ginge es nach dem Gesetz der Islamischen Republik Iran, würde Sakineh Mohammadi Ashtiani zu einem Zeitpunkt, den sie nicht kennt, ohne Vorwarnung aus ihrer Zelle im Gefängnis von Tabriz geführt werden. In einem Hof würde sie mindestens bis zur Hüfte eingegraben. Dann würden Männer Steine auf sie schleudern. Die Steine sollen nicht größer sein als eine Faust, denn die Steinigung soll nicht gleich zum Tod führen. Die Verurteilte soll wehrlos sein und einen qualvollen Tod sterben, der sich in die Länge zieht. ..."
/// Saudi-Arabien ist da viel menschenfreundlicher: sie machen es mit dem arabischen Schwert.
Natürlich ist die HAMAS in Gaza-Streifen auch für die Steinigung. Im Nahen Osten gibt es allein Israel als zivilisierten Staat.
Dienstag, 13. Juli 2010
Aerosol-Wolken-Niederschlag-Klima-Wechselwirkung, Uni Köln
Prof. Susanne Crewell, Institut für Geophysik und Meteorologie Uni Köln, spricht zu:
Aerosol-Wolken-Niederschlag-Klima-Wechselwirkung: Schlüsselprozesse im Klimasystem
"Bereits seit vielen Jahren ist die Rolle von Wolken als größter Unsicherheitsfaktor in Klimamodellen weit bekannt. Wechselwirkungen zwischen Aerosol, Wolken und Niederschlag sind maßgebliche Prozesse im Klimasystem. Der durch Aerosolpartikel, und insbesondere ihre Interaktion mit Wolken, hervorgerufene Strahlungsantrieb stellt die größte Unsicherheit unter allen Antrieben des Klimawandels dar. Wolken-Klima-Rückkopplungen sind die hauptschliche Quelle für bezüglich der Klimasensitivität. Niederschlag ist eine wesentliche Klima-Variable, trotzdem sind sowohl seine geographische Verteilung als auch seine Entstehungsprozesse unzureichend bestimmt. Die Ursache des Problems liegt in der Kopplung verschiedenster Prozesse von der Mikrometerskala bis zur großskaligen Dynamik der Atmosphäre (>10.000km). Der Vortrag erläutert den derzeitigen Wissenstand und beschreibt, wie neuartige Beobachtungen und detaillierte Prozeßmodelle in Zukunft zu verbesserten Klimamodellen führen könnten."
Aerosol-Wolken-Niederschlag-Klima-Wechselwirkung: Schlüsselprozesse im Klimasystem
"Bereits seit vielen Jahren ist die Rolle von Wolken als größter Unsicherheitsfaktor in Klimamodellen weit bekannt. Wechselwirkungen zwischen Aerosol, Wolken und Niederschlag sind maßgebliche Prozesse im Klimasystem. Der durch Aerosolpartikel, und insbesondere ihre Interaktion mit Wolken, hervorgerufene Strahlungsantrieb stellt die größte Unsicherheit unter allen Antrieben des Klimawandels dar. Wolken-Klima-Rückkopplungen sind die hauptschliche Quelle für bezüglich der Klimasensitivität. Niederschlag ist eine wesentliche Klima-Variable, trotzdem sind sowohl seine geographische Verteilung als auch seine Entstehungsprozesse unzureichend bestimmt. Die Ursache des Problems liegt in der Kopplung verschiedenster Prozesse von der Mikrometerskala bis zur großskaligen Dynamik der Atmosphäre (>10.000km). Der Vortrag erläutert den derzeitigen Wissenstand und beschreibt, wie neuartige Beobachtungen und detaillierte Prozeßmodelle in Zukunft zu verbesserten Klimamodellen führen könnten."
Montag, 12. Juli 2010
Schweigt der Menschen laute Lust; Schuldenstaat und Bürgerdynamik
Meine angejahrte Eichendorff-Ausgabe
Gilt besonders in warmen Sommernächten:
Abend
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
Eichendorff
(1788 Schloß Lubowitz bei Ratibor/Oberschlesien - 1857 Neisse/Schlesien
- Schuldenstaat und Bürgerdynamik:
Schulden werden vererbt, wie alles andere auch vererbt wird; beim Gläubiger sind die Schulden Vermögenstitel. Daher können Staatsschulden endlos immer neu aufgenommen werden. Es gibt leider kein feststehendes Maß für Staatsschulden. Fest steht nur, daß eine solide Sparpolitik, wie sie der brave Ökonom und Reichskanzler Heinrich Brüning um 1930 verfocht, grundfalsch war und ist. Deswegen muß man im Hinblick auf die griechische Sparpolitik außerordentlich skeptisch sein.
Fest steht auch, daß Kredite für den Konsum Grenzen haben müssen, daß der Sozialstaat, für den vor allem die Staatsschulden aufgenommen werden (die Banken zahlen ihre Stützungsleistungen zurück, wenn es keine maroden Landesbanken sind), Grenzen haben muß. Aber welche? Zum Beispiel wäre eine (von noch anderen) Grenze die Höhe der Arbeitslosigkeit, speziell die der besonders wichtigen Jugendarbeitslosigkeit. Ob diese Grenze jetzt bei 1% anzusiedeln wäre oder bei 2%, darüber ließe sich trefflich streiten. Mehr jedenfalls bringt soziale Verwilderung hervor, wie sie in allen deutschen und europäischen Großstädten bereits etabliert ist.
Wie kann man Arbeitslosigkeit in Europa niedrig halten? Recht einfach: durch sinkende Löhne für Geringqualifizierte. Durch Abschaffung von Mindestlöhnen. Durch Aufhebung des völlig überzogenen Kündigungsrechts. Durch Wiederzulassung von Aussperrungen bei Streiks. Etc. Das würde gute europäische Produkte gegenüber Fernost wieder wettbewerbsfähig machen, Beispiel OPEL. Der Opel ist gut, aber zu teuer gegeüber Toyota und Kia. Daimler, BMW und zunehmend auch VW setzen daher auf Spitzentechnik in Mittel- und Oberklasse. Wahrscheinlich wird in Europa und den USA wegen der zu hohen Löhne nur die automobile Oberklasse überleben. General Motors ist zwar wieder in der Gewinnzone, mußte aber selbst die erstklassige Marke Hummer aufgeben. Nur der Marke CADILLAC kann man eine langfristige Perspektive zutrauen. Allerdings sind die Löhne in Amerika flexibler, und die chinesischen Arbeiter haben schon einige Lohnerhöhungen durchgesetzt, so daß die Situation für "alte" Industrien in den USA nicht so hoffnungslos aussieht wie in Deutschland, das zudem regierungsamtlich die Energiepreise treibt.
Warum sinken die Löhne für Geringqualifizierte nicht? Warum werden sogar immer neue Mindestlöhne eingeführt? Gibt es die langjährige Massenarbeitslosigkeit von 8-9% bzw. um die 4 Millionen gar nicht? Doch, die gibt es, aber weite Teile der Bevölkerung und der Politik drücken sich um klare Einsichten herum und reden sich ein, daß es irgendwie auch anders gehe. Die Politik nimmt für die Beibehaltung und Finanzierung der Massenarbeitslosigkeit lieber immer neue Kredite auf (zwischendurch verschuldet sie sich auch gerne mit 40 Mio. für Museumsrenovierungen wie das K20 und K21 in Düsseldorf).
Diese Art von Schuldenverwendung jedenfalls ist unproduktiv, das steht fest. Eine Subventionierung von unberechenbaren und teuren Wind- und Solaranlagen durch Schulden ist ebenfalls sehr übel, das belastet zusätzlich Haushalte und Betriebe. Die Schuldenfinanzierung eines neuen Kernkraftwerks wäre dagegen hinnehmbar, weil es die Stromkosten für alle senken und die Abwanderung von energieintensiven Betrieben (6000 Arbeitsplätze fielen allein bei der Aluhütte in Stade weg) aufhalten würde.
Da die Versorger das selbst besser könnten, wäre hierfür eine Staatsverschuldung allerdings gar nicht nötig und nur die zweitbeste Lösung. Schulden für Investitionen sind jedenfalls anders zu beurteilen als Schulden für den Konsum.
Das allerbeste wäre allerdings, den Bürgern weniger wegzunehmen und alle Subventionen ohne Ausnahme zu kürzen. Der Staat ist immer ein schlechter Unternehmer, man sieht es an den Landesbanken, von denen keine ohne Staatshilfe auskam, obwohl sie durch die Gewährsträgerhaftung bereits bevorteilt waren.
Insgesamt kann nur ein Bündel von Maßnahmen den schleichenden Niedergang insbesondere Deutschlands zum Stillstand bringen: Eine Besinnung auf eine Wettbewerbskultur, die die Besten bereits im Kindergarten auszeichnet, insbesondere in Naturwissenschaft und Technik, auf denen der Wohlstand beruht; eine Zurücknahme der Staatstätigkeit und der moralistischen Regulierung (Beispiel Klima-Politik und grüne Technik); die Befreiung der starren Arbeitsmärkte und der Rückbau des Wohlfahrtsstaates, was auch die Staatsverschuldung wesentlich senken würde; und schließlich der Umbau der Rentenversorgung mit zunehmender privater Vorsorgeverantwortung und freier Wahl des Renteneintrittsalters.
Sonntag, 11. Juli 2010
Haribo macht Schüler froh
Bild: hans-riegel-stiftung.de
- Der spaßige Thomas Gottschalk beschwerte sich in Markworts Stammtisch, daß bei einer Fachpreis-Verleihung an gute Schüler, die er im Auftrag seines Bonner Gummibärchen-Fabrikanten Hans Riegel (hans-riegel-stiftung.de/core/deDE/engagement/fachpreis.php) vornahm, keine Medienvertreter erschienen seien, obwohl sonst bei jeder Afferei die Kameras anrollten.
Recht hat er. Das ist eines der Hauptprobleme der Spaßgesellschaft Deutschland. Den Schülern werden pausenlos Fußball-Analphabeten als Vorbilder präsentiert.
SPD, Grüne und die Linksextremisten wollen jetzt in Düsseldorf antreten, um die Dummen, Faulen und Unverschämten besonders zu fördern.
- Rösler will eine Rechnung für jeden Patienten: das wäre ein gewaltiger Gesundheitsfortschritt. Eine praktische Ärztin berichtete, daß in ihrer Praxis bestimmte Patienten jeden Tag erschienen - die könne sie nicht hinauswerfen, für die sei eine Gebühr bei jedem Praxis-Besuch nötig. Auch könne sie schlecht Verschreibungswünsche abschlagen, die sie zwar für überflüssig halte, denen sie aber nachkommen müsse, wolle sie die Patienten nicht vor den Kopf stoßen; auch hier helfe nur eine Gebührenbeteiligung. Dann überlege der Patient, ob er bestimmte Medikamente wirklich brauche.
Samstag, 10. Juli 2010
Die Wolken sind's!
- New book from Prof. Dr. Roy Spencer, University of Alabama Huntsville (UAH):
DER GROSSE KLIMAERWÄRMUNGSIRRTUM: Wie Mutter Natur die Spitzenklimaforscher an der Nase herumführte
Von Dr. Roy Spencer
" Etwa die Hälfte des Buchs enthält eine nicht-technische Beschreibung unserer Forschung (erscheint demnächst kollegial überprüft), die die Ansicht unterfüttert, wie sie die meisten Amerikaner bereits vertreten: daß nämlich die Erwärmung der zurückliegenden Dekaden einem natürlichen zyklischen Schwanken im Klimasystem entspringt - und nicht verursacht wurde von einer Zunahme des Kohlendioxids in der Atmosphäre durch Verbrennung fossiler Energieträger.
Kaum glaublich ist, daß diese mögliche natürliche Erklärung bisher nicht von Klimaforschern untersucht wurde. Der Grund für dieses Versäumnis liegt in einer Ratlosigkeit, was diese natürliche Schwankung bewirkt haben könnte. ... Wolken sind der Sonnenrolladen der Erde, und wenn sich aus irgendeinem Grund die Wolkenbedeckung ändert - dann stellt sich eine Erwärmung ein - oder eine globale Abkühlung. ..." (Übersetzung WD)
Siehe den ganzen Beitrag im Wissenschafts-Blog bei dem Meteorologen Anthony Watts : http://wattsupwiththat.com/2010/04/23/new-book-from-dr-roy-spencer/
- By Dr. Roy Spencer: Today (April 20, 2010) is the official release date of my new book entitled: “The Great Global Warming Blunder: How Mother Nature Fooled the World’s Top Climate Scientists“, published by Encounter Books.
About one-half of Blunder is a non-technical description of our new peer reviewed and soon-to-be-published research which supports the opinion that a majority of Americans already hold: that warming in recent decades is mostly due to a natural cycle in the climate system — not to an increase in atmospheric carbon dioxide from fossil fuel burning.
Believe it or not, this potential natural explanation for recent warming has never been seriously researched by climate scientists. The main reason they have ignored this possibility is that they cannot think of what might have caused it. ... NATURE’S SUNSHADE: CLOUDS
The most obvious way for warming to be caused naturally is for small, natural fluctuations in the circulation patterns of the atmosphere and ocean to result in a 1% or 2% decrease in global cloud cover. Clouds are the Earth’s sunshade, and if cloud cover changes for any reason, you have global warming — or global cooling. ..." Siehe den ganzen Beitrag im Wissenschafts-Blog bei Anthony Watts : http://wattsupwiththat.com/2010/04/23/new-book-from-dr-roy-spencer/
- Schwitzen in Deutschland, frieren in Colorado, das Klima ist lokal und regional, nicht global: "Earlier, Anthony reported on a Stanford University report which forecast very hot summers for the four corner states. I found this particularly amusing, because we are having our second cold, rainy July in a row. ..."
Colorado Summer Trends
Posted on July 9, 2010 by Anthony Watts / wattsupwiththat.com
- EU-Parlamentarier Holger Krahmer: "Unbequeme Wahrheiten über die Klimapolitik und ihre wissenschaftlichen Grundlagen.
Kaum eine Debatte hat die politischen Diskussionen der letzten Jahre derart stark beeinflusst wie die über den Umgang mit dem Klimawandel. Eine rationale Debatte war kaum möglich. Es wurden Dogmen geschaffen und Weltuntergangsängste geschürt. Zweifel und kritische Argumente über die Frage, wie gesichert die vom IPCC-Panel (‘Weltklimarat’) verbreiteten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ursachen klimatischer Veränderungen sind, waren einer beispiellosen Stigmatisierung ausgesetzt. In der Folge wurde die Verhältnismäßigkeit vieler politischer Entscheidungen zum Klimaschutz nicht ausreichend diskutiert. ..." http://www.holger-krahmer.de/2010/07/06/unbequeme-wahrheiten-uber-die-klimapolitik-und-ihre-wissenschaftlichen-grundlagen/
- Die Bienen besuchen den Klee in der prallen Sonne - wie kühlen die ihren Körper?
Noch verwunderlicher ist, daß sich die Amseln, die bereits eine höhere Körpertemperatur als Säuger erzeugen, sich mit abgespreizten Flügeln in die Sonne legen.
Freitag, 9. Juli 2010
Gute Sache für fleißige Studenten
Gabelweihe (Rotmilan) im blauen, warmen (17-35°C) Himmel; sie zog vor ein paar Jahren zu und bleibt.
- Den Teufel aber auch: Teufel tot.
Aus gutem Steuerberaterhaus ging der pubertierende Galgenstrick Fritz nach Westberlin, schrieb sich für Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften ein, studierte aber nicht, sondern machte Polit-Theater, bezahlte keine Studiengebühren, ließ sich von Mama aushalten. STERN, SPIEGEL, ZEIT etc. fanden das ganz toll, so daß man als Schüler seinerzeit mit Teufel, Kommune 1, Dutschke und Kumpanen sozialisiert wurde, auch wenn man nicht aus einer wohlhabenden Familie kam.
Man übernahm einfach die Journalistenperspektive, und pubertär war man sowieso. So funktionierte die Apo (sog. Außerparlamentarische Opposition): Mamas Lieblinge aus wohlhabender Familie + Pubertät + geisteswissenschaftliche Einschreibung + Massenmedien.
So funktioniert Gesellschaft, so Politik. Wohlstand kann ein sehr destruktiver Faktor sein.
- Gute Sache für fleißige Studenten, die nicht den Teufel als Vorbild haben: Das Nationale Stipendiengesetz zahlt 300,- Euro monatlich für die Leistung im Studium. Erfreulich. Das hätte mich damals als Abiturient über den Zweiten Bildungsweg vermutlich positiv beeinflußt.
- Man hört gelegentlich, das deutsche Reich sei tausend Jahre stabil gewesen. Aber das deutsche Reich war eher tausend Jahre ein Etikettenreich, das immer mehr zum Etikettenschwindel wurde. Während sich in Westeuropa Flächenherrschaftsstaaten entwickelten, blieb das deutsche Reich, das im 11. Jahrhundert als Reich der Deutschen begann, ein schwacher Personenverband von über 1800 Herrschaften, der im Laufe der Jahre auf gut 300 abnahm. Dieses machtlose deutsche Reich war mit dem Dreißigjährigen Krieg faktisch am Ende, mit der Eroberung durch Napoleon legte der habsburgische Kaiser Franz II. 1806 die Kaiserkrone nieder: das Ende des Reiches. Goethe notiert es lakonisch mit einer Nebenbemerkung in seinem Tagebuch.
Donnerstag, 8. Juli 2010
Die Moral von der Geschicht
Wolf Doleys
Moral ade´ Ein optimistischer Nekrolog auf eine Chimäre
Es gibt sie noch, die Diskussion um die Moral; sie schickt ihre letzten Truppen in die letzten Verbal-Gefechte, wobei sie auch als Ethik auftritt und in ganz säkularen Gefilden gar als Wertekanon.
Doch ist ihre Zeit unwiderruflich abgelaufen, nur die platonische Schminke vermag noch von weitem den ungefähren Eindruck von Lebendigkeit zu erwecken.Sie stirbt schon lange, falls sie je gelebt haben sollte, ein praktisches Leben war das jedenfalls kaum, doch mehren sich nunmehr massiv die finalen Zeichen, so daß auch das Wort vom langen Leben der Totgesagten die Moral nicht mehr retten wird.
Jüngstes und mächtiges Indiz ist der völlige Zusammenbruch des Sozialismus; er war in der Geschichte der letzte Versuch, ein - kantisch gesprochen - Regime der praktischen Vernunft zu errichten.
Nun wissen wir seit Mandeville und Hayek einerseits, Rousseau und Robespierre andererseits, daß die Vernunft sich schwertut mit der Welt, insbesondere, wenn sie sich ihr mit großen Entwürfen nähert; dafür reicht die Denk- und Planungskapazität des homo sapiens sapiens einfach nicht.
Und seit Freud und Lorenz wissen wir außerdem, daß die Vernunft, diese späte kleine, wenn auch feine Neocortex-Frucht, nicht einmal Herr im eigenen Haus des Individuums ist, geschweige denn, daß das Verhalten des einzelnen im Verkehr mit anderen zuverlässig durch sie gelenkt werden könnte.
Das aber war die Prämisse des Sozialismus: daß sich Individuen nach einem Wertekanon beliebig vernünftig verhalten und entsprechend steuern könnten, ja, daß sie ihren Einzelwillen jederzeit dem Allgemeinwohl unterordnen könnten, wie der kategorische Imperativ Kants es befahl.
Der gute Wille an der Macht, man konnte es eigentlich seit dem Tugendmenschen Robespierre und der französischen Revolution wissen, hat die jeweiligen sozia¬listischen Gesellschaften und ihre Menschen aufs schwerste materiell und kulturell geschädigt.
Dabei ist die Einsicht in die Unzulänglichkeit des guten Willens als eines idealistischen Verhaltensregulativs keineswegs neu: ausgerechnet der Moralphilosoph Adam Smith fand in seinem "Wealth of Nations" schon im 18. Jahrhundert heraus, daß gerade das Selbstinteresse des Menschen der Eckstein für das Wohl des Ganzen ist. Die berühmte "unsichtbare Hand" des Marktes und der gesellschaftlichen Austauschbeziehungen integriert die Einzelinteressen zu einem komplexen System gegenseitiger arbeitsteiliger Bedürfnisbefriedigung.
Diese Grundeinsicht gilt es zu bewahren gegen alle moralischen Einreden. Sie befindet sich in Übereinstimmung mit der biologischen Natur des Menschen, und sie ist offen für seine gesellschaftliche und kulturelle Dimension.
Wie alle Lebewesen sucht der Mensch für sich und seine Nachkommen die Optimierung der Lebenschancen; er findet sie aber nur im Austausch mit anderen Menschen, indem er sein Eigeninteresse unter Anwendung gesellschaftlicher Spielregeln verfolgt. Diese bilden sich spontan, wie etwa der Markt oder die Sprache Spontanbildungen sind, und sie entwickeln und verändern sich.
Für den Menschen heißt das, daß er sich die vorhandenen Regeln, ihre Anwendung und ihre Modi der Ergänzung und Veränderung aneignen muß. Das geschieht durch Vermittlung und Einübung in den verschiedensten Ausbildungsbereichen. Das Gelingen hat dabei mehr mit (Eigen-)Motivation und Trainingsqualität zu tun als mit gutem Willen. Jeder Personaltrainer weiß das.
Er weiß auch, daß jede Gruppe auf die Einhaltung der Spielregeln achten muß, damit Regelverletzer keinen Bonus auf Kosten anderer erhalten, die die Regeln beachten. Das gleiche gilt für Gruppen aller Art und für ihre Interaktion bis hin zum Staat, seiner Polizei und Justiz. Nirgendwo ist auf den guten Willen der Moral Verlaß, genausowenig, wie es den guten Menschen als solchen gibt; um so mehr hängt alles daran, daß die jeweiligen Regeln, von der Freundlichkeit bis zum Wahlrecht, von der geeigneten Erziehung bis zum Mietrecht, bekannt sind, meistens, daß sie eingeübt wurden und daß Regelverstöße sanktioniert werden.
Der Regelbegriff ist auch die vergessene Essenz in den sakrosankt gewordenen Wörtern Ethik (ethos), Moral (mores) und Sittlichkeit, bevor die Metaphysiker und Moralisten aller Länder und Schattierungen zu abstrakten Gefilden abhoben, aus denen die Konkreta des menschlichen Lebens nicht mehr recht zu fassen sind; in allen drei Sprachbezirken ist die Ausgangsbedeutung: wie es bei uns die Regel ist. Auch das gut von gut und böse bezeichnet etymologisch: was (zu-)paßt.
Was paßt, ermißt sich vor allem nach dem großen Regelspeicher Tradition. Das Passende brauchen wir heute, da wir aus den gröbsten historischen Windeln heraus sind, nicht mehr metaphysisch anzubinden, wie wir ja auch für das Bundeskanzleramt weder die Gunst der Götter noch das Gottesgnadentum in Anspruch nehmen. An die Stelle der Annahme eines eindeutig bestimmbaren Allgemeinwohls ist die Einsicht in die Multiperspektivität komplexer Sachverhalte getreten, und daß die Zeit alles verändert, natürlich auch Regeln und Gebräuche, ist zur Binsenweisheit geworden.
Wir können heute klar genug sehen, daß in pluralistisch verfaßten Gesellschaften naturgemäß verschiedenste Interessen miteinander ringen, ohne daß sich klar und unzweifelhaft ein Allgemeinwohl postulieren ließe, man denke nur an die Luftverschmutzung durch Autoverkehr, an die Tempolimit-Diskussion etc. Sind Regeln gefunden, schreiben wir ihnen keinen Ewigkeitswert mehr zu, mag es sich da um Verkehrsformen, Sexualverhalten, Wettbewerbsrecht oder Produktionsweisen handeln.
Der Regelbegriff eignet sich dafür in seiner Offenheit, für ihn gibt es, statt idealistischer Abgehobenheiten, nur empirisch zugängliche Regeln, die zu finden, zu entwickeln, zu verändern, aber auch zu sanktionieren sind; diese Offenheit beugt der Sklerotisierung der Gesellschaft vor. Dabei kommt man ohne Rückgriffe auf unpraktikable Vorgaben moralischer Provenienz aus, als da sind: guter Wille, gut und böse, Willensfreiheit, moralisches Bewußtsein etc. .
Ein Unternehmen etwa sieht sich eingebunden in die Regelsysteme der Betriebswirtschaft und des Marktes. Hier herrschen deskriptive Größen jenseits von Gut und Böse. Soll sich ein Unternehmen anders verhalten, müssen stets eine Reihe miteinander verbundener Einflußgrößen diskutiert werden, die meist weit über den Bereich des einzelnen Betriebs hinausreichen. Eine solche Diskussion kann durchaus hart geführt werden, sie wird aber schnell unfruchtbar, wenn moralisiert wird. Zudem lassen sich die Kunden nicht auf Diskussionen ein, sie kaufen bei Aldi das billige Produkt, das chinesische oder rumänische Arbeiter montiert haben.
Die Regeln werden praktisch durch Einführung und Training; wenn Zielvorgaben nicht erreicht werden, wie im Falle einer Straftäterrückfallquote von 38% (in der alten Bundesrepublik), dann braucht man nicht in die Tiefen der moralischen Natur des Menschen zu steigen, um etwas zu ändern, man muß, viel konkreter, das Training und die Trainingsbedingungen verbessern, in dem und unter denen Resozialisierung stattfinden soll.
In die Tiefe sollte man höchstens noch steigen, um dort die Moral sicher und gut zu betten, auf daß ihr abgehobener Charakter nicht länger in die Irre führe. Der von der Moral erlöste Mensch hat das Zeug, die Zukunft offen und optimistisch und in einem neuen Geist globaler Fairneß zu gestalten; die Entwicklung in den letzten 40 Jahren jedenfalls läßt Gutes erwarten
fast möchte man sagen: das Beste, wenn es das denn gäbe - sieht man auf den endgültigen Zusammenbruch der sozialistischen Regimes des Guten Willens.
Aus:
Wolf Doleys
Enfant perdu
Vom Wanderrebbe bis Honecker
Essays
u.a.: Auslaufmodell: die Utopie
Da war noch was:
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Erziehung revisited
68er deficit spending
Gemeinsinn: woher nehmen?
edition lichtenberg 1994
ISBN 3-9803732-9-0
Mittwoch, 7. Juli 2010
Ils sont fous, ces allemands: 34 Cent für 20 Jahre
Nachts scheint die Sonne nicht
Solarstrom eingespeist und garantiert für 20 Jahre (!!) kostet die Stromkunden ab Juli 34 Cent (vorher 39) -
Kernkraftstrom kostet in der Erzeugung ca. 3 Cent !
- Sonnenschein hat eine geringe Energiedichte und nachts gar keine: trotzdem wird die unsinnige rotgrünschwarzegelbe Solarfettfütterung durch Zwangseinspeisung später und weniger gekürzt. Das kostet die Stromkunden Milliarden.
- Diehl geht es besser: Aber Thomas Diehl beklagt die hohen deutschen Energiekosten.
- Staatl. Porzellanmanufaktur Meißen entläßt 180 Mitarbeiter. Porzellan brennen ist energieintensiv.
- Ludwig Erhard meinte: " Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Volkes. "
- ANTWORT AUF DIE KOMMENTARE:
3 Cent sind die "speziellen Stromerzeugungskosten", wie sie die "Denkschrift der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften", S. 12f. (www.awk.nrw.de/awk/publikationen/download/denkschrift_energieversorgung_sichern.pdf ) ausweist: ca. 2,5 Cent die Kilowattstunde für bestehende Kernkraftwerke, ca. 3,5 Cent für neu zu errichtende.
Das ist so ähnlich wie in Frankreich, wo 80% des Stroms aus der Kernkraft kommen und der Strompreis nur die Hälfte des deutschen Strompreises beträgt.
Natürlich gibt es keine Vollkaskoversicherung für Kernkraftwerke, weil dafür kein Rechenwerk vorhanden ist: seit 1960 arbeiten die deutschen Anlagen - 50 Jahre!, man muß sich einmal vorstellen, wieviel Bergleute in dieser Zeit ihr Leben verloren haben, jährlich allein in China über 2000 Tote - seit 1960 arbeiten die deutschen Anlagen ohne größere Probleme im Reaktorbereich.
Für die Brennabfälle - nur die geringe Menge von 30 t jährlich Materialfluß für eine Leistung, für die bei der Braunkohle 15.000.000 t (15 Mio.) Material nötig sind - für die kleine Menge haben die Betreiber seit langem Rücklagen gebildet, anders als die Solarzellenproduzenten, deren hochtoxische Abfälle ewig giftig bleiben.
Es gilt übrigens, daß starke Strahler wie Plutonium schnell zerfallen, schwache Strahler wie Uran aber sehr langsam. Uran strahlt so schwach, daß man es in vielen Ländern frei erwerben und zB als Kielballast verwenden kann.
Allerdings habe ich verschiedentlich von Kernphysikern gehört, daß neue Aufbereitungsverfahren zu erwarten seien, die das Restmaterial sehr wertvoll machen könnten. In den USA werde oberirdisch gelagert. Das erlaube einfachen Zugriff.
(Vgl. Eintrag v. 4. Juni 2010)
In Finnland hat das Parlament gerade für den Neubau zweier Kernkraftwerke votiert, die den Kernkraftanteil an der Stromerzeugung auf 50% verdoppeln sollen. Schweden hat die Beibehaltung der Stromerzeugung aus Kernkraft beschlossen, den alten Ausstiegsbeschluß rückgängig gemacht. Dieser Vernunft gilt es zu folgen.
Dienstag, 6. Juli 2010
"Wer nicht von dreitausend Jahren // Sich weiß Rechenschaft zu geben ..."
22°C, wolkig, eine sanfte Brise - so kann der Sommer bleiben!
Führte zwischen 1918 und 1921 sechs Angriffskriege gleichzeitig, daher der blutige Säbel:
Pilsudski (1867-1935)
(Bild aus: Norman Davies, God's Playground, A history of Poland, Volume II)
6. Juli 1950: Ulbricht befolgt den Moskauer Befehl zur Anerkennung der Ostgrenze
"Wer nicht von dreitausend Jahren // Sich weiß Rechenschaft zu geben, // Bleib im Dunkeln unerfahren, // Mag von Tag zu Tage leben." - Goethe, West-östlicher Divan , Buch des Unmuts
- Polen 1918-1939: " John M. Keynes called it 'an economic impossibility whose only industry is Jew-baiting'. Lewis Namier called it 'pathological'. E.H. Carr called it 'a farce'. David Lloyd George talked of 'historic failure', which had 'won her freedom not by her own exertions but by the blood of others', and of a country which 'imposed on other nations the very tyranny' which it had endured itself for years. 'Poland', he said, 'was drunk with the new wine of liberty supplied to her by the allies', and 'fancied herself as the resistless mistress of Central Europe'. In 1919, Lloyd George was reported as saying that he would no more give Upper Silesia to Poland 'than he would give a clock to a monkey'. In 1939, he announced, that Poland had 'deserved its fate'. "
Norman Davies, God's Playground, A history of Poland, Volume II, Columbia University Press 1982, S. 393 (Norman Davies, Boże Igrzysko. Historia Polski. Tom II. s, 494. rozdział 19, Niepodległość - Dwadzieścia lat niepodległości (1918-1939))
(" Keynes nannte es 'eine ökonomische Unmöglichkeit, dessen einzige Industrie die Judenverfolgung sei'. Lewis Namier nannte es 'krankhaft'. Carr nannte es 'eine Farce'. David Lloyd George sprach von 'historischem Versagen', es habe 'seine Freiheit nicht durch eigene Anstrengungen gewonnen, sondern durch das Blut anderer', sprach von einem Land, das 'anderen Nationen die genau gleiche Tyrannei auferlege', welche es selbst viele Jahre ertragen mußte. 'Polen', sagte er, 'sei betrunken vom neuen Wein der Freiheit, die seine Alliierten gewährten', und es 'halte sich für eine unaufhaltbare Herrin Zentraleuropas'. 1919 wurde von David Lloyd George berichtet, er würde nicht noch einmal Oberschlesien an Polen geben, 'ebensowenig, wie er einem Affen eine Uhr geben würde'. 1939 erklärte er, Polen habe 'sein Schicksal verdient'. " Übersetzung WD)
Anmerkung: Es geht hier um den bekannten Ökonomen Keynes, der an den Verhandlungen in Versailles teilgenommen hatte und der einer der frühesten Kritiker des Vertrages von Versailles war, ebenso wie sein Chef, der englische Premierminister Lloyd George, der einen Kurs zwischen dem weitsichtigen US-Präsidenten Wilson und dem französischen Chauvinisten Clemenceau verfolgte, und dessen Forderung an die Grenzziehung war, klug abwägend zu verfahren: " The new map of Europe must be so drawn as to leave no cause for disputation which would eventually drag Europe into a new war. "
Carr und Namier waren englische Historiker, letzterer ein geborener Ludwik Niemirowski aus Wola Okrzejska.
In Europa enstanden der Staat und der Nationalstaat, Frankreich und England gingen voran, und er wird seitdem überall auf der Welt nachgeahmt, einschließlich der blutigen Widerwärtigkeiten, die beides im Gefolge gehabt hat. Insbesondere der von Historikern, Literaten und akademischer Jugend erfundene und propagierte Nationalismus war eine Geißel Europas und ist es bis heute in vielen Ländern, sei es in Rußland, in China oder in Venezuela. Man darf es sich mit diesem Phänomen nicht zu einfach machen, wie dies die Spezialhistoriker des WDR regelmäßig tun. Der Nationalstaat hat sich als eine feste Größe etabliert, aber man kann ihn nur akzeptieren, wenn er die individuellen Freiheitsrechte gewährt, besonders die Eigentumsrechte, die es Minderheiten erlaubt, im angestammten Gebiet ohne Vertreibung zu bleiben, möglichst unter einem Autonomiestatut. Die winzigen Balkanstaaten werden noch viele Jahre mit dem Problem eines fanatischen Nationalismus zu kämpfen haben, das gilt auch für die Türkei.
Ein Patentrezept gibt es dabei nicht, leider.
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