Sonntag, 18. Juli 2010

"O sprich mir nicht von jener bunten Menge"




Noch nicht 500, aber schon säuisch wohl: Auerbachs Keller
(Foto WD aus Anmerkung 61, Faustbilder 8.4.1990, Goethe-Museum Düsseldorf)





- Alleinsein ist erst möglich, wenn die Einsamkeit überwunden ist, formulierte Krishnamurti. Las ich zufällig in einer Todesanzeige.
Was immer er damit gemeint haben mag, es steht heute nicht als Motto über der A40. Die ist heute auf 60 km gesperrt für ein "Megaevent der Kulturhauptstadt Essen", so ein bekannter, in Köln ansässiger Kultureventsender "für Vordenker", wie er sich selbst sieht. Sein ehemaliger Chef Pleitgen, ein rühriger Platitüdenproduzent, hat als Chefschaumschläger allerhand Wörter abgelassen zur Werbung für das A40-Spektakel. Mehr als 1 Mio. Besucher werden erwartet, so der Werbesender WDR. Das wird bestimmt sehr gemütlich und sehr kulturell. Nur einem SPD-unfreundlichen Barbaren wie Goethe könnte da einfallen:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
(Faust I, Vorspiel)
Wer so etwas schreibt, kann natürlich nicht ordentlich von einer ordentlichen nordrheinwestfälischen Gesamtschule für kulturelle "Megaevents" konditioniert worden sein. "Wir in NRW", so Joh. Raus SPD seinerzeit als Langfrist-Programm verkündend, wir arbeiten am Ameisenmenschen, der sich so richtig wir-wohlfühlt, wenn die Masse dicht gepackt ist und man den Achselschweiß der Nebenameise als Wir-Wohlduft wohlig wahrnimmt. Das ist dann der höchste Augenblick, zu dem die Ameise dann sagen darf: "Verweile doch, du bist so schön".
Und für die Politik sind solche Ameisen natürlich auch sehr schön. Man schickt sie in die Gesamtschule, möglichst lange, damit ihre natürliche Intelligenz etwas abgebaut wird und sie das richtige, solidarische Johannes-Rau-Wir-Gefühl konditionieren, das sie dann auch echt und authentisch megaeventfähig macht, auf daß sie nicht auf dumme, individuelle Gedanken kommen. Individuelle Gedanken sind einfach nicht solidarisch. Und machen nicht glücklich. Das weiß auch die neue rotgrüne Minderheitsregierung von Gnaden der Linksextremisten. Ihre Untertanen sollen nicht viel herumdenken, sie sollen sich amüsieren und wohlfühlen wie in "Auerbachs Keller" oder auf der A40:
"Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie fünfhundert Säuen!"
Dann klappt auch bestens die Verwendung als GEZ-Zwangsgebühren- und, noch wichtiger, als Stimmvieh.

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