Freitag, 18. Februar 2011

Lieber Genosse Norden






Eine intelligente, von Marx und Adorno inspirierte Habilitationsarbeit - aber was für eine elende, hinterrücks in Richtung eines paternalistischen Staates wirkende Ideologie!

Dann doch lieber Abschreiberei! Die tut niemandem weh.



“Der soziale Spielraum der privaten Entscheidungen ist zwar durch objektive Faktoren wie Kaufkraft und Gruppenzugehörigkeit, überhaupt durch den sozioökonomischen Status präjudiziert. Innerhalb dieses Spielraums lassen sie sich aber um so eher beeinflussen, je mehr das ursprüngliche Verhältnis von Intimsphäre und literarischer Öffentlichkeit sich umgekehrt hat und eine publizistische Aushöhlung der Privatsphäre ermöglicht. So tritt denn der Kulturkonsum auch in den Dienst ökonomischer und politischer Werbung.” (Habermas, Strukturwandel, S. 212)

Ja, ja, das Kapital und seine Verbände lauern eben überall und haben eine Kulturindustrie errichtet zur Herrschaft über “die Masse der Nichteigentümer” (Ha.)

“Wolfgang Abendroth in Dankbarkeit” setzte Habermas vornean, denn Abendroth habilitierte Habermas 1962. 1973 schrieb Abendroth:

Lieber Genosse Norden, es drängt mich, Ihnen und der Führung Ihrer Partei zu sagen, daß auch ich und viele alte und junge Genossen, keineswegs nur die Mitglieder von DKP, SDAJ und MSB (Spartakus), beim Tode Walter Ulbrichts das gleiche empfinden und denken wie Sie. Einer der größten aus der Tradition der Arbeiterbewegung ist von uns gegangen, und gleichzeitig einer der größten der Geschichte des deutschen Volkes. …”
(Albert Norden war Mitglied des Politbüros der SED, des obersten Machtorgans der Ulbricht-Diktatur; s. Bundesarchiv, s. Blog 26.7.10)


- “ Vielmehr sollen wir aus dem praktisch erschlossenen Horizont der eigenen Zukunft auf die Potentiale der Vergangenheit zurückgreifen, auf jene Umbruchsphasen, in denen Neues entstanden ist - oder hätte entstehen können. Gleichzeitig läßt sich diese Hermeneutik von ‘den nichtverwirklichten vergangenen Möglichkeiten’ zu einer radikalen Distanzierung von der eigenen Gegenwart anregen. “ Habermas lobt seinen Freund Mishima, FAZ 18.2.11.

Ja, ja, die “radikalen Distanzierung von der eigenen Gegenwart” darf im Habermas-Geseire nicht fehlen. Seit 50 Jahren nichts Wesentliches dazugelernt. Noch immer die rötliche Kritikasterei.
Und nun ist auch noch die Ulbricht-Honecker-Diktatur perdu, aus der so schönes Neues hätte entstehen können.

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