Samstag, 19. Januar 2013

Enäh, diese Abschreiberei






Katholik bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Abschreiben - hoffentlich nicht auf einem alten Archimedes-Pergament



hedelfinger hat einen neuen Kommentar zu Ihrem Post "Fortschritt brauchen wir nicht, wir sind fromm" hinterlassen:

Wenn man ein Exemplar eines Buchs überschreibt, heißt das weder, daß man nichts damit anfangen kann, noch daß es das einzige Exemplar in der Bibliothek ist.
WD: Bei vielen Autoren der Antike wie Archimedes und Epikur haben wir leider einen Mangel an überlieferten Original-Manuskripten, eben, weil byzantinische Mönche oftmals die in ihrem ostgriechischen Bereich vorgefundenen Pergamente für ihre Zwecke mißbraucht haben. Die orthodoxen Christen stellen auch heute noch die Holzköpfe des Christentums.  

Wir können der Katholischen Kirche mit ihren zahllosen Klöstern und Bibliotheken dankbar sein, daß sie das Wissen der Antike über die Völkerwanderung der später/heute vorwiegend protestantischen Germanen gerettet und ausgewertet hat (Scholastik).
WD: Die Scholastik mit Abaelard, Duns Scotus, Robert Grosseteste, Wilhelm von Ockham und anderen war weit intellektueller als die frommen Esel im Osten, doch kamen sie über Aristoteles nicht hinaus. Letzterer war mit seinen “Zweckursachen” (Beispiel: Sklaven sind geschaffen, damit die Hellenen herrschen) ein ganz schlimmes Denkhindernis, ähnlich wie Platon. Das tausendfache hirnlose Abschreiben und Kommentieren dieser beiden destruktiven Autoren, andere wie Galen kommen noch dazu, illustrieren eindrücklich die geistige Beschränkung auch der intelligentesten christlichen Autoren.  

Es ist auch ein nie auszurottendes Märchen, es habe im Mittelalter keinen Fortschritt gegeben. Dieser Anwurf ist lächerlich und läßt sich leicht widerlegen.
WD: In dem Maße, wie der Adel und der aus dem Adel rekrutierte Klerus überwunden wurden durch frühbürgerliche Entwicklungen, besonders die Stadtgründungen in der Mittelalter-Warmzeit, gab es Fortschritt im dumpfen, dunklen, katholischen Mittelalter. Die Epoche ist so erbärmlich, daß sie es eben nicht einmal zu einem eigenen Namen gebracht hat. Handel und Handwerk kamen von Süden und Westen zuletzt auch ins regnum Teutonicum nördlich der Alpen, blieben aber lange nach Oberitalien orientiert.

Zunächst beruht der Wohlstand heute auf Mechanisierung und Automatisierung. Die Römer haben diesbezüglich nichts unternommen, weil sie Sklaven hatten. Wegen des Sklavereiverbots wurden von den Mönchen zigtausende Wasser- und Windmühlen gebaut, mit denen die Mechanisierung begann.
WD: Wohlstand gab es bereits in den sklavenhaltenden griechischen Poleis. Athen war mit seiner Marinetechnik führend. Archimedische Wasserschnecken nicht zu vergessen. Wasser- und Windmühlen haben die Handwerker gebaut, die Mechaniker der Stadt. Die Landwirtschaft war unter anderem durch den Räderpflug so produktiv geworden, daß sie Nichtbauern in der Stadt ernähren konnte (dazu kommen Handel, Geldwesen etc.).


Die Aufklärer haben die Sklaverei dann wieder legitimiert. Ergebnis: der protestantische Süden der USA ist heute noch unterentwickelt. Zum Glück für die Menschheit hat sich die Aufklärung diesbezüglich aber nicht durchsetzen können.
WD: Der “protestantische” Süden der USA besteht aus den alten spanischen und französischen, also katholischen Kolonialgebieten wie New Mexico, Alabama, Florida und Lousiana. Diese Staaten unterscheiden sich bis heute stark von den protestantischen Neuenglandstaaten.
Daß die Aufklärung die Sklaverei neu legitimiert habe, kann nur als blühender Unsinn bezeichnet werden. 


SUMMA: In allen Populationen des Säugetiers homo sapiens sapiens gibt es intelligente Menschen. Zu allen Zeiten wurden manche Dinge an verschiedenen Ecken der Welt unabhängig voneinander erfunden, etwa das Schwarzpulver. Das ändert aber nichts daran, daß das alte chinesische Kaiserreich nicht modernisierungsfähig war, genau so wenig wie das katholische Mittelalter. Erst das empirische Denken, das es schon in der Altsteinzeit rudimentär gab, entwickelt und systematisiert zur experimentellen Methode hat, beginnend in der Renaissance, im 19. Jahrhundert im Westen zur Herausbildung von Industrie und Wissenschaft geführt. Die Moderne fängt also erst sehr spät an.  

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