Montag, 15. Juli 2013

Wenn man Alexander frühzeitig aus dem Verkehr gezogen hätte, ach, hätten sich die Thebaner gefreut!






Abraham Bosse, Leviathan, Frontispiz von: Thomas Hobbes, Leviathan 1651. 
(Bild: Wiki.)









Die Neue Zürcher erinnert heute an das Attentat auf Utöya vor zwei Jahren. Die Bilder des Attentats auf den Boston-Marathon stehen noch ganz frisch vor Augen. Jeden Tag passieren in vielen Ländern tagtäglich die schlimmsten Gewalttaten und geben Anlaß zum Rückblick auf die Geschichte. Die Jahrtausende sind geprägt durch ständige Gewalt aller Art auf allen Ebenen. Jede Schimpansengruppe liegt seit jeher im Krieg mit Nachbargruppen. Stets versuchten die Perser das antike Griechenland zu erobern, und auch ein friedfertiger Mensch wie Sokrates nahm als Soldat an den Perserzügen teil. Der von Aristoteles erzogene Alexander der Grobe zerstörte Theben und verkaufte die nichtgetöteten Thebaner in die Sklaverei, bevor er in beispiellosen Gewaltzügen bis Afghanistan vorstieß. Schon davor tauchte aber der Gedanke auf, daß Klugheit und Gewalt Gegenspieler sein können: 
"Wo es Klugheit gibt, da schafft die Gewalt nichts.” 
Das Zitat wird Herodot zugeschrieben, dem Vater der Geographie, Ethnologie und Geschichtsschreibung. Er wurde 484 in Halikarnassos geboren, einer dorischen Kolonie. Die Griechen gründeten mit den aggressivsten ihrer jungen Männer Kolonien und eroberten den gesamten östlichen Mittelmeerraum. Alle Koloniegründungen verfahren nach diesem Muster. Die Entsendegesellschaften haben dadurch, neben dem Machtzuwachs, auch den Vorteil, die schlimmsten Unruhestifter entfernt und damit ein Stück Friedlichkeit gewonnen zu haben. Auch Alexander wurde man auf diese Weise los. Doch traten immer neue und neue Gewalttäter in die alten Fußstapfen, denn die gewalttätigsten Männer hatten die meisten Nachkommen. Erst vor kurzem konnte sich Europa aus der traditionellen männlichen Gewaltfreundlichkeit befreien. Durch Gewalt. Die Staatsmacht, zunächst der kriegerischste und brutalste Monarch, monopolisierte die Gewalt in seinen Händen, wie dies die Graphik des Hobbes’schen LEVIATHANS zum Ausdruck bringt. 
Es gelang sogar in der allerletzten Zeit, aber nur in Europa und dem amerikanischen Neu-Europa, die furchtbare Macht der Zentralgewalt zu zähmen und die Individualrechte durch den Rechtsstaat zu sichern. Doch die genetisch fundierte männliche Gewalt bricht sich auch in Europa und den USA  wieder vermehrt eine Bahn durch Einzelne und Gruppen, durch individuelle Attentate der Attas, Breivigs und Tarnajews. Diese furchtbaren Gewalttäter vor ihren Verbrechen aufzuspüren und die potientiellen Opfer vor Tod und Verstümmelung zu schützen, wird nur auf dem Wege gelingen, wie die alltägliche Gewalt in Europa und Amerika schon einmal zurückgedrängt wurde: durch die Staatsgewalt. So sind die Männer, andere sind nicht da. Seit Herodot. Und da ein Teil der jungen Männer besonders unklug, aggressiv und leicht beeinflußbar ist, muß man sie möglichst früh erfassen. Der NSA macht das prima und kann auf verhinderte Attentate verweisen. Weiter so. Man hat immer nur die Wahl des kleineren Übels. Wenn man überhaupt die Wahl hat. Weniger Tote, weniger Verstümmelte, weniger abgerissene Arme und Beine sind die bessere Wahl. Wo es vorsorgende Klugheit gibt, so kann man Herodot verstehen, da fällt die Gewalt aus.     

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