Donnerstag, 29. August 2013

Lamprecht und der Nahe Osten


1909 waren die Grenzen der vielen Stammessiedlungsgebiete noch recht fließend (Andrees Handatlas 1909, 5 kg)


Der Schauspieler Günter Lamprecht und seine Freundin Amm wurden 1999 von einem 16jährigen Amokschützen als Zufallsopfer unter weiteren anderen schwer verletzt. Der Schlosserlehrling hatte zuerst seine Schwester erschossen, zielte dann, wie im Videospiel, wahllos auf Passanten und tötete sich nach Stunden selbst. 

Lamprecht zeigte sich in einem Interview bis heute belastet von dem Angriff. Nach solchen Taten wird nach den Motiven gesucht, obwohl doch auf der Hand liegt, daß es motivlose Taten sind. Sehr aggressive junge Männer werden durch Zufälle angestoßen und geraten dann außer Kontrolle. Sie können sich nicht ausreichend disziplinieren. Bei den Taten wird eine gewisse Lust empfunden, wie sie auch bei längeren Wutausbrüchen zu beobachten ist (autokatalytische Wut). Nicht ganz so motivlos sind Kriege, manche sind sogar sinnvoll, aber für die allermeisten gilt, daß ältere Ideologen Vorgaben ausstreuen (La Grande Nation, Wahrer Glaube, Kommunismus, Lebensraum etc.), die dann aggressiven jungen Männer ein Alibi verschaffen, Abenteuer und Angriff zu suchen. In Sparta war der Krieg die allgemeine Lebensform der Männer; am Ende des 30jährigen Krieges wußte niemand mehr, worum es eigentlich gegangen war. Ständig hatten die Koalitionen und Gegner gewechselt. Freud nahm daher einen “Todestrieb” an: “Die Schicksalsfrage der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer Kulturentwicklung gelingen wird, der Störung des Zusammenlebens durch den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden.” (Freud, Das Unbehagen in der Kultur, 1929/30, Stud.ausg. Bd. 9, S. 270)

Konrad Lorenz hat dann die Aggressionsfähigkeit  als allgemeines zoologisches Phänomen geklärt und die Hormonforschung tat ein übriges. Einen “Todestrieb” gibt es nicht, aber eine gesteigerte Aggressionsbereitschaft bei jüngeren Tieren, bei Amseln wie bei Männern. Es kommt darauf an, diese allgemeine Strebung in sinnvolle Bereiche zu lenken, in Arbeit und Ehrgeiz etwa, in Wissenschaft und Forschung. Für weniger intelligente Jungs wie Mike Tyson kann auch das Boxen ein Ventil sein. Dort ist insgesamt ein höherer Erziehungsaufwand nötig (s. H.J. Eysenck, Kriminalität u. Persönlichkeit). Gleiches gilt für die problematische Zeit der Pubertät. Daß es viele “Ballerspiele” gibt, die sich an aggressive junge Männer richten, und die bei neurotischen und psychotizistischen Jugendlichen zum Auslöser blutiger Attentate (wie oben dargestellt) werden können, ist jedenfalls als anti-zivilisatorisch zu werten. Dies besonders in traditionell kriegsverherrlichenden Kulturen wie im Orient. Daß es dort auch besonders viele männliche Jugendliche und viel wirtschaftsfeindliche Kultur gibt, läßt erwarten, daß der Nahe Osten weiterhin eine Konfliktregion bleiben wird.  

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