Donnerstag, 11. August 2016

Die Freuden des Alters



Reinhold Messner: das Alter ist ein Massaker.”

Was für ein Satz! Messner ist Jahrgang 1944, also 72. Da sind manche schon verstorben, gut, Luhmann etwa starb mit 71. Messner mag seine fortgeschrittenen Jahre so empfinden.
Keine Klagen, kein Massaker. Geradezu prächtig fühle ich mich geistig, wenn ich heute einen Text lese, den ich vor fünfzig Jahren schon einmal gelesen habe, aber damals gar nicht recht verstanden habe bzw. nicht einordnen konnte. Heute lese ich zwar langsamer, aber mit einer großen Bibliothek im Kopf, die zum Abgleich bereitsteht.
Nie wieder 20, denke ich da oft. Und das gilt auch für die Lesbarkeit des Lebens, die durch die Lebenserfahrung ungemein gewinnt. Man hat im Laufe der Jahrzehnte so viel gesehen, daß man viele Phänomene besser einordnen kann und weniger täuschbar ist. Als junger tumber Tor habe ich das ganze Wochenende SPIEGEL und ZEIT gelesen und diese halbgaren Gazetten ernstgenommen - so blöd ist die Jugend.

“Das Alter ein Massaker”? Pech, wer es so erlebt. Messner hat mit seiner dubiosen Bergsteigerei in jedem Fall der Gesundheit geschadet. Vielleicht leidet er heute an diesem Raubbau. Er sollte das dazusagen.

Schopenhauer sagt auch was dazu:

“Bei diesen Herren muß in der Jugend die Muskelkraft und die Zeugungskraft herhalten. Aber späterhin bleiben nur die Geisteskräfte: fehlt es dann an diesen oder an ihrer Ausbildung und dem angesammelten Stoffe zu ihrer Tätigkeit, so ist der Jammer groß.”
Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, Von dem, was einer ist, S. 31 (Aus “Parerga und Paralipomena”)

















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