Samstag, 29. September 2018
Darwin zu Moral und Religion
“Darwin fasste 1871 den evolutionären Ursprung der Moral wie folgt zusammen: »Schließlich entsteht unser moralisches Gefühl, oder unser Gewissen; ein äußerst kompliziertes Empfinden, entsprungen den sozialen Instinkten, geleitet von der Anerkennung unserer Mitmenschen, geregelt von Verstand, Eigennutz und, in späteren Zeiten, von tiefen religiösen Gefühlen, und befestigt durch Erziehung und Gewohnheit.« 4 (Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen. Frankfurt a. M. 2009, S. 165 f.)
Diese seherische Einschätzung ist auch heute noch gültig. Genetisch vorgegeben sind die Tatsache moralischer Gefühle und ihr Spektrum. Ihre Gewichtung wird auch durch Erziehung und Gewohnheit bestimmt. So werden Unterschiede zwischen Kulturen und Gesellschaften und Änderungen im Zeitablauf erklärlich. Die Existenz des moralischen Gefühls ist also keineswegs religiös bedingt und setzt auch keinen religiösen Glauben voraus. Deshalb braucht die Gesellschaft auch keine Religion, um die Moral zu stützen, eher im Gegenteil: Die allergrößten Grausamkeiten wurden und werden immer wieder im Namen von Religion begangen. Das liegt auch daran, dass der religiöse Glaube jenseits der Vernunft steht. Seine Inhalte können mit den Mitteln des Geistes weder bewiesen noch widerlegt und so aus der Sicht des wahrhaft Gläubigen auch nicht kritisch hinterfragt werden. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins sagt dazu: »Glaube ist genau deshalb bösartig, weil er keine Rechtfertigung braucht und keine Diskussion duldet. Wenn man Kindern beibringt, dass unhinterfragter Glaube eine Tugend ist – und wenn dann noch einige andere Faktoren hinzukommen, die nicht schwer zu verwirklichen sind –, dann schafft man ihnen die Voraussetzung, um sie in künftigen Dschihads oder Kreuzzügen zu tödlichen Waffen zu machen. (…) Selbstmordattentäter begehen ihre Taten, weil sie wirklich das glauben, was ihnen in ihren Religionsschulen beigebracht wurde: dass die Pflichterfüllung für Gott gegenüber allem anderen Priorität hat und dass das Märtyrertum im Dienste Gottes im Paradiesgarten belohnt wird. Diese Lektion allerdings haben sie nicht unbedingt von extremistischen Fanatikern gelehrt, sondern von anständigen, sanftmütigen, zur Mehrheit gehörenden Religionslehrern, in deren Koranschulen sie in Reih und Glied gesessen haben, um mit rhythmischem Auf und Ab der arglosen kleinen Köpfe jedes Wort aus dem heiligen Buch auswendig zu lernen wie schwachsinnige Papageien.« 6
Sarrazin, Thilo. Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht (German Edition) (Kindle-Positionen7865-7884). FinanzBuch Verlag. Kindle-Version.
Freitag, 28. September 2018
Oase Medina
Ganz am Anfang stand schon eine Verdrängung. Juden bewohnten die Oase von Medina und betrieben dort Ackerbau. Dann kamen die südarabischen Stämme Aus und Chazrag und verdrängten die Juden aus ihrem Besitz.
Nach dem Sieg von Bedr rechnete Mohammed mit seinen Gegnern in Medina ab. Der jüdische Goldschmiedestamm der Quainuqa mußte unter Zurücklassung ihrer Güter die Stadt verlassen.
Dem letzten Judenstamm erging es später sehr viel schlechter: alle Männer wurden auf Befehl Mohammeds ermordet, die Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft.
Vgl. Richard Hartmann, Die Religion des Islam, 1944/87, S. 16ff.
Donnerstag, 27. September 2018
Mittwoch, 26. September 2018
Dienstag, 25. September 2018
Diesen Kuß der ganzen Welt
Ich hege keinen Zweifel, daß die Psychoanalyse viele eingehende Beiträge geliefert haben wird, die alle haarscharf danebenliegen, teilweise vielleicht völlig daneben. „Mann, wohin gehst du?“, zählt kaum zu den ernsthaften Fragen, denn im Gedränge der Adoleszenz und im Gemenge der Gesellschaft mit ihren bunten Szenen weiß niemand so genau, wohin es geht. Und natürlich gibt es recht unterschiedliche Männer, je nach Testosteronspiegel und Sozialisation. Solche wie der Sänger Küblböck, und solche wie Diskuswerfer Harting. Und alles mögliche dazwischen. „Viele Männer sind stark verunsichert. Migration von außen, soziale Segregation von innen, Globalisierung, wachsende Umweltzerstörung, Digitalisierung der Arbeitswelt – all das befördert individuelle und kollektive Ängste.“ (Franz)
Angesichts einer solch weichgeföhnten Ansage fällt einem doch glatt der Buchtitel van Crevelds ein: “Wir Weicheier”.
Ein Körnchen Realität findet sich aber immer bei der Psychoanalyse, hier versteckt in die “Migration”. Sie macht vermutlich das Schlechteste daraus, vermute ich. Sie wird allerdings die Halbwilden mit den Messern, die seit einiger Zeit auf unseren Straßen und Bahnhofsvorplätzen auftreten, meist wie die Schimpansen in Gruppen, nicht thematisieren. Das wäre nicht psychoanalytisch genug. Die Konferenz wird - sie endete inzwischen - ganz im Sinne des Konferenztitels “Männer. Macht. Therapie.” eine mindestens zehnjährige Psychoanalyse empfohlen und als Schlußlied “Seid umschlungen, Millionen. Diesen Kuß der ganzen Welt” intoniert haben.
06.09.18
Männerkongress 2018: „MÄNNER. MACHT. THERAPIE.“
Was steckt hinter der Rückkehr zu archaischen Männlichkeitsbildern?
Von: Victoria Meinschäfer
Am 21. und 22. September findet an der Heinrich-Heine-Universität der nunmehr fünfte Männerkongress statt. 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich zwei Tage lang mit dem Thema „MÄNNER. MACHT. THERAPIE.“ beschäftigen. Prof. Dr. Matthias Franz vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erklärt den aktuellen Anlass für die Themenwahl: „Viele Männer sind stark verunsichert. Migration von außen, soziale Segregation von innen, Globalisierung, wachsende Umweltzerstörung, Digitalisierung der Arbeitswelt – all das befördert individuelle und kollektive Ängste.“
Verschiedene Strategien, diesen Ängsten zu begegnen, werden von den Referenten untersucht. „Wir möchten auf dem Kongress nach den Kontroversen, Konflikten, Tabus und Ängsten fragen, die die unübersehbare Retraditionalisierung von Macht und Männlichkeit bedingen“, erklärt Franz. „Wir fragen auch welche Beiträge die Psychosomatische Medizin und eine psychoanalytisch inspirierte Sichtweise zum Verständnis und zum Umgang mit diesen Prozessen liefern können.“
Auch außerhalb der Politik lässt sich die Rückkehr zu archaischen Männlichkeitsbildern beobachten, so etwa in der Jugendkultur. Damit wird sich Prof. Dr. Michael Günter (Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Stuttgart) in seinem Vortrag „Macht und Ohnmacht, Sexualität und Gewalt. Angstabwehr und Beziehungswünsche in der männlichen adoleszenten Entwicklung“ beschäftigen ebenso wie Gunter Neubauer (Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen) in dem Vortrag „Muskelmännlichkeit. ‚Archaische‘ Körperbilder und Körpermodifikationen von Jungen und jungen Männern“. Er betrachtet die Körperbezüge und -ideale von männlichen Jugendlichen sowohl in einer Tradition männlicher Körperlichkeit wie als auch Zugang zu gegenwärtigen Lebensthemen.
Christiane Bakhit wird sich in ihrem Vortrag „Mann, wohin gehst du?“ mit den unterschiedlichen Männlichkeitsbildern in Jugendkulturen beschäftigen: „Da traditionelle Vorbilder von Staat und Kirche an Bedeutung verlieren, eröffnet sich durch die Zugehörigkeit zu Gruppen in Sport (Fußball), Musik (Hip-Hop) und Politik ein kultureller ‚Zwischenraum‘, quasi als Schnittstelle zwischen Individuellem und Sozialem, Unbewusstem und Bewusstem. In diesem subkulturellen Kontext können wechselnde Teilidentitäten inszeniert und ‚im Spiel‘ ausprobiert werden, was soziale Konflikte nach sich zieht und auch Halt und Sicherheit mit sich bringt“, so die Münchner Psychoanalytikerin.
Der Kongress ist eine von der Ärztekammer Nordrhein zertifizierte Fortbildungsveranstaltung und richtet sich auch an die interessierte Fachöffentlichkeit, nur wenige Plätze sind noch frei, Anmeldungen sind unter www.maennerkongress-duesseldorf.de möglich.
Montag, 24. September 2018
Sonntag, 23. September 2018
Krawallbrüder werden angezogen
Allen Demos wünsche ich dieses Wetter!
Regen mit Kühle!
Demonstrationen können durchaus legitim sein, aber sie sagen wenig aus. Für jeden Unsinn und jeden Mist lassen sich Demos organisieren und werden durch die Medien in ihrer sensationsgierigen Art verstärkt. Es mischen sich oft primitives Verlangen nach Krakeel und Krawall mit geistiger Minderleistung. Da kann eine große Zahl nur erschrecken.
Mit Massendemonstrationen haben KPD und NSDAP die Weimarer Republik ruiniert, mit dem Pariser Mob hat Robespierre gemordet, mit dem Moskauer Abschaum hat Lenin die Regierung Kerenski gestürzt.
Samstag, 22. September 2018
Das "Rechte" und die Rechtleitung
Tilman Nagel (Uni Göttingen) sieht den Islam nicht “abrahamitisch”, sondern fremd gegenüber dem Alten Testament der Juden und Christen. Dem Abraham (Ibrahim) sei “Rechtleitung” versprochen worden (Sure 4,125), und diese Rechtleitung sei immerwährend aktiv in einem rechtlichen Sinne.
Damit kündigt er offenbar die Zusammenschau der “abrahamitischen Religionen” zugunsten einer radikal andersartigen Ideologie.
Den Zugang zu dieser Sicht ebnete Nagel nicht die traditionelle Islamwissenschaft, sondern die Erfahrung mit den Muslimen selbst. “Wer Rechtes tut” (4,125) bestimmt sich aus dem großen Zusammenhang des Korans und seinen Geboten. Die Gesetze Europas sind dort nicht verzeichnet. So erklärt sich manches, das auf den ersten Blick widersprüchlich anmutet. “Der aus dem Libanon stammende Islamwissenschaftler und Migrationsforscher Ralph Ghadban hat als Sozialarbeiter viele Jahre lang arabische Berliner betreut. Immer wieder hörte er von Kriminellen die Beteuerung: »Ich bin ein frommer Muslim« und sah gleichzeitig das lange Vorstrafenregister.”
Sarrazin, Thilo. Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht (German Edition) (Kindle-Positionen6592-6594). FinanzBuch Verlag. Kindle-Version.
Freitag, 21. September 2018
Donnerstag, 20. September 2018
Fantasy mit Freud
"Logik der Nachträglichkeit
Sigmund Freud, Anna O. und Erfindungen der Psychoanalyse
Für Sigmund Freud gehorcht das Unbewußte einer eigenen kausalen und zeitlichen Logik. Sie folgt nicht der Chronologie, sondern der sogenannten Nachträglichkeit, die sich aus der "Pubertätsverspätung" in der menschlichen Sexualitätsentwicklung ergibt. ..." FAZ 8.5.96 Martin Stingelin
Der Fall Anna O. bzw. Bertha Pappenheim diente Charcot, Breuer und Freud zu ausladenden Phantasmagorien. Henry F. Ellenberger entdeckte 1972 die "Krankengeschichte" Pappenheims.
Die Herren beschäftigten sich gern mit Damen, hier eine “Gelegenheitsschauspielerin” mit Prof. Charcot als Regisseur, Bild von André Brouillet, 1887, Wikip. Freud war bei Charcot in Paris, daraus wurde die Erfindung der Psychoanalyse in: Sigmund Freud, Josef Breuer: Studien über Hysterie (1895)
Mittwoch, 19. September 2018
Ohne Freud kein Neid
Was Freud alles fand, geht auf keine Kuhhaut. So befand er zum Beispiel:
“Frauen haben … wenig anderes erfunden und entdeckt als das Flechten und Weben. Und warum gerade das? Das ‘unbewußte Motiv’ dazu war, daß sie ihre peinlich penislose Blöße verhüllen wollten, so, wie die Natur es ihnen vorgemacht hatte, indem sie ihnen Schamhaare wachsen ließ; wenn Frauen ‘flochten und webten’, dann eigentlich eine zweite Schambehaarung … ‘Wenn Sie (meine Hörer) diesen Einfall als phantastisch zurückweisen, … bin ich natürlich wehrlos.’”
Freud, Neue Vorlesungen, 1933; zit. bei Dieter E. Zimmer, Tiefenschwindel, 1990, S. 216
Dienstag, 18. September 2018
Sonntag, 16. September 2018
Als man noch in Prag an der deutschen Universität studierte
“Mein Urgroßvater ist ein weitberühmter Doctor und Heilkünstler gewesen, sonst auch ein gar eulenspiegliger Herr, und wie sie sagen, in manchen Dingen ein Ketzer. Das alles ist er auf der hohen Schule zu Prag geworden, von wo er aber, da er kaum den neuen Doctorhut auf hatte, seinem eigenen Ausdrucke nach wie ein geschnellter Pfeil fortschießen mußte, um sein Heil in der Welt zu suchen. Die Ursache, warum er so schnell fort gemußt hatte, hat er, der Erzählung meines Großvaters zu Folge, nie dazu gesetzt. Welche sie auch gewesen ist, so hat sie ihn doch zu jener Zeit in die schöne Waldeinsamkeit seiner Heimat geführt, wo er sofort viele Meilen in der Runde kurirte. Vor wenigen Jahren erzählte von ihm noch manche verhallende Stimme des Thales, ja in meiner Knabenzeit kannte ich noch manchen verspäteten Greis, der ihn noch gekannt, und mit seinen zwei großen Rappen herum fahren gesehen hatte. Als er uralt und wohlhabend geworden war, ging er endlich auch den Weg von manchem seiner einstigen Pflegebefohlenen, und hinterließ meinem Großvater Ersparnisse und Hausrath. Das Ersparte ist zuerst fort gekommen, und zwar im Preußenkriege; der Hausrath aber ist noch stehen geblieben. Von der Art und Weise des Doctors, die sehr abweichend von der der andern gewesen sein soll, haben sich nach seinem Tode noch lange die Bruchstücke im Munde der Leute erhalten; aber die Bruchstücke schmolzen wie Eisschollen, die im Strome hinab schwimmen, zu immer kleineren Stücken, bis endlich der Strom der Ueberlieferungen allein ging, und der Name des Geschiedenen nicht mehr in ihm war. Die Geräthe und Denkmale sind auch immer verkommener und trüber geworden. Von diesen Denkmalen möchte ich sprechen, da sie einst meine schauerliche innere Freude waren.”
Stifter, Adalbert. Die Mappe meines Urgroßvaters (German Edition) (Kindle-Positionen36-46). Kindle-Version.
Der Großvater wurde sogar reich! Und Stifter kritisiert das nicht!
Wie anders der Kollege und Zeitgenosse Heine (1797-1856). Der wurde reich und kaufte von Onkel Salomon Eisenbahnaktien, kritisierte aber alle Wohlhabenden und wollte seine Gedichte für den Kommunismus opfern. Da kann Stifter natürlich nicht auf Schonung durch die Feuilleton-Hengste rechnen. Die loben den roten Heine und verdammen Stifter als biedermeierlich. Tja, so geht’s eben in der Welt, könnte man stifterisch anmerken.
Der “Preußenkrieg” war der Siebenjährige Krieg (1756–1763), alle Groß- und Mittelmächte machten mit bis Nordamerika und Indien, aber hier hat Stifter den deutschen Dualismus Preußen - Österreich im Sinn, Stifter lebte ja im Habsburgerreich; Prag gehörte dazu, wo der Urgroßvater an der deutschen Universität studiert hatte. Medizinisch scheint der erfolgreich gewesen zu sein, wahrscheinlich war er aber auch nur ein Scharlatan, denn die Medizin befand sich noch in den Kinderschuhe und brachte die Patienten durch den schamanischen Aderlaß um, wie seinerzeit Mozart.
Auch Faust und sein Vater waren hochgelobte Ärzte:
"Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit höllischen Latwergen
In diesen Tälern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muß erleben,
Daß man die frechen Mörder lobt."
Faust 1, Vor dem Tor (Osterspaziergang)
Samstag, 15. September 2018
The times they are a-changing
Programmatisch mit Vater: Joachim Fest
“Ja ich denke oft jetzt schon, da ich selber alt zu werden beginne, mit einer Gattung Vorfreude auf jene Zeit hinab, in der mein Enkel oder Urenkel unter meinen Spuren herum gehen wird, die ich jetzt mit so vieler Liebe gründe, als müßten sie für die Ewigkeit dauern, und die dann doch, wenn sie an den Enkel gerathen sind, erstorben und aus der Zeit gekommen sein werden. Das hastige Bauen des Greises, die Störrigkeit auf seine Satzungen zu halten, und die Gierde auf den Nachruhm zu lauschen sind doch nur der dunkle ermattende Trieb des alten Herzens, das so süße Leben noch über das Grab hinaus zu verlängern. Aber er verlängert es nicht; denn so wie er die ausgebleichten geschmacklosen Dinge seiner Vorgänger belächelt und geändert hatte, so wird es auch der Enkel thun, nur mit dem traurig süßen Gefühle, mit dem man jede vergehende Zeit ansieht, wird er noch die Andenken eine Weile behalten und beschauen. Diese Dinge empfindend erschien es mir nicht zwecklos, den Spruch des Egesippus an die Spitze eines Gedenkbuches zu stellen, das von meinem Urgroßvater und seiner Mappe handelt. Ich will die Erzählung von ihm beginnen.”
Stifter, Adalbert. Die Mappe meines Urgroßvaters (German Edition) (Kindle-Positionen25-34). Kindle-Version.
Ich habe den Stifter nie gelesen und beginne erst jetzt damit in ganz kleinen Stücken. In meiner Jugend las man den kleinkarierten Böll, den verschwätzten linken Grass und den auch heute noch schreibenden Walser (u.a.) Nur Walser hat sich schreibend entwickelt und seine SPD- und DKP-Phase überwunden. Nach der Hitler-Katastrophe war die Jugend in Gärung und ein wohlwollender Blick auf die Großväter- und Vätergeneration schwer möglich, wenn sie nicht auf festem Grund stand wie in der Familie Fest. Der FAZ-Herausgeber und Feuilleton-Chef Fest wollte den Riß zwischen den Generationen heilen, was ihm aber nicht sehr weitgehend gelang.
Stifter, Jahrgang 1805, kannte solche Probleme nicht, seine Vatergeneration hatte auf der richtigen Seite gestanden und den Besatzer und Diktator Napoleon aus den deutschen Ländern erfolgreich vertrieben und den Jungen eine stabile Friedenszeit errungen, unterbrochen nur durch die Verfassungsaufstände von 1848. Stifter soll sich - wie Wagner - daran beteiligt haben, doch war diese politische Phase von nur kurzer Dauer. Stifter sieht sich in der Generationenabfolge, er reiht sich ein in den Zeitenfluß als einer der weiß, daß die nächste Generation wie alle anderen vorher auch eine etwas andere Sichtweise besitzen wird. Stifter fühlt sich aufgehoben in dieser Reihe “mit dem traurig süßen Gefühle, mit dem man jede vergehende Zeit ansieht”. Das ist eine anthropologische Ebene, der sich jeder versichern sollte, will er Distanz zu den Aufgeregtheiten, Marotten und Albernheiten der Gegenwart halten.
Donnerstag, 13. September 2018
Tausende Vergewaltigungsopfer von Pfaffen
“Das Moralgefühl der Menschen kann in den Köpfen der Täter jede Gräueltat entschuldigen und stattet sie mit den Motiven für Gewaltakte aus, die ihnen keinen greifbaren Nutzen bringen. Die Folterung von Ketzern und Konvertiten, die Hexenverbrennungen, die Verhaftung von Homosexuellen und die Ehrenmorde an unkeuschen Schwestern und Töchtern sind nur einige von vielen Beispielen. Das nicht zu beziffernde Leid, das der Welt von Menschen mit moralischen Motiven zugefügt wurde, reicht aus, damit man Sympathie mit dem Komiker George Carlin empfindet, der einmal sagte: »Ich glaube, die Motivation wird überschätzt. Zeigen Sie mir einen Faulpelz, der den ganzen Tag nur herumliegt, Spielshows anschaut und seinen Penis streichelt, dann zeige ich Ihnen jemanden, der keinen verdammten Ärger macht!« Unter dem Strich könnte der Beitrag unseres Moralgefühls zum Wohlergehen der Menschen also durchaus negativ sein …”
Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen17529-17535). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
Was Drosophila lehrt
„Mind from Matter?“ – Über Verhalten und Gehirn
Martin Heisenberg / Neuroforum 2/2018
Online erschienen: 22.03.2018 | DOI: https://doi.org/10.1515/nf-2018-0002
Zusammenfassung
Wie hat die Darwin‘sche Evolution aus toter Materie den menschlichen Geist (die Seele; engl. mind) hervorgebracht? Aus diesem langen, komplizierten Prozess nimmt der vorliegende Aufsatz einen wichtigen Abschnitt heraus, den vom tierischen Verhalten zur Tier-Seele (animal mind). Der Lebensprozess hat zwei Domänen: Die Erhaltung der internen Stabilität und die Wechselwirkung zwischen dem Organismus und der Welt. Bei Tieren sind diese Wechselwirkungen als Verhalten organisiert. In der Evolution entsteht nützliches Verhalten, weil dieses der Fitness zugutekommt. Angesichts des Reichtums der Welt und der Offenheit der Zukunft wird die Organisation des Verhaltens immer komplexer und indirekter (Metaorganisation). Dieses Konzept wird in dem vorliegenden Aufsatz mit Verhaltensstudien an der Fliege Drosophila dokumentiert."
Schlüsselwörter: Biologische Evolution; tote Materie; Verhaltensorganisation; Leben; Seele; Geist
Mittwoch, 12. September 2018
Dienstag, 11. September 2018
Afghanische Tradition
“Der junge Winston Churchill diente als britischer Offizier in Indien. 1897 nahm er an einem Feldzug im Grenzgebiet zu Afghanistan teil. Über die dort lebenden Paschtunen schreibt er: Inmitten einer Berglandschaft »von großartiger Wildheit lebt eine Bevölkerung, deren Wesen mit ihrer Umgebung übereinstimmt. Ausgenommen zur Erntezeit, wenn das Gebot der Selbsterhaltung zu zeitweiligem Waffenstillstand zwingt, leben die Pathan-Stämme ständig im Krieg von Mann zu Mann oder Gemeinschaft zu Gemeinschaft. Jeder einzelne ist Krieger, Politiker und Theologe. Jedes größere Haus ist eine Festung für sich, hergestellt zwar nur aus getrocknetem Lehm, aber vollständig ausgebaut mit Zinnen, Türmchen, Schießscharten, Flankierungsgewehren, Zugbrücken usw. Jedes Dorf hat seine Verschanzung. Jede Familie unterhält ihre Vendetta, jeder Clan seine Feinde. Alle die zahlreichen Stämme und Gruppen von Stämmen haben Rechnungen miteinander zu begleichen. Nichts wird vergessen, und höchst selten einmal bleibt eine Schuld unbezahlt. (…) In diese glückliche Welt brachte das neunzehnte Jahrhundert zwei Neuerungen: das Hinterladergewehr und die britische Regierung. Das erste bedeutete einen großen Fortschritt und Segen, das zweite eine Erzplage. (…) Überall längs der Wege verlangte man von der Bevölkerung, sie sollte sich ruhig verhalten, nicht mehr aufeinander schießen und – was das schlimmste war – auch nicht mehr die Reisenden auf diesen Straßen überfallen. Das war zu viel gefordert; und aus dieser Quelle entsprang eine lange Reihe von Zwisten.«
Sarrazin, Thilo. Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht (German Edition) (Kindle-Positionen1986-1997). FinanzBuch Verlag. Kindle-Version.
Krisen sind zwar unvermeidlich, manche kommen allerdings blöd daher
Denken auch über 2008 nach.
DLF, Wirtschaft am Mittag: Fünf Minuten dürfen sich die Fanatiker von attac mit ihrer linken Agitation ausbreiten.- Die rotgrünen Journalisten verdecken und verschweigen die Hauptlehren der Finanzkrise:
1) Halbstaatliche Hypothekenbanken (Freddiemac und Fannie Mae) können gefährlich sein!
2) Niemand sollte etwas kaufen, was er nicht versteht! Keine Bank und kein Kunde.
Die Mathematisierung der Ökonomie seit Jahrzehnten spielt hier eine höchst zweifelhafte Rolle.
Im Bereich Wirtschaft und Finanzen versagt nicht nur das deutsche Schulsystem katastrophal.
Montag, 10. September 2018
Humanismus gestern wie heute?
„Wir sind nicht davor gefeit, dass wir einmal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüsste, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzer Prozess. Weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassung... Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil – alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil.“
DDR-Erich Mielke auf einer MfS-Konferenz 1982 (Zitat bei M. Schulte)
Der Humanismus schillert bei Mielke natürlich in dunklen Farben, das ist der kommunistisch usurpierte Humanismus, den die Antifa und andere Linksradikale auch heute noch vertreten. Mit dem historischen Humanismus des Erasmus und Melanchthon hat der linke Humanismus nichts zu tun, denn der leitet sich von den Humaniora her, den antiken Sprachen Griechisch und Latein. Das ist der Renaissance-Humanismus. Die armen Schüler mußten hinfort in der Lateinschule auch Alt-Griechisch lernen, was nicht unbedingt menschenfreundlich war. Das aber - Menschenfreundlichkeit - nimmt der linke DDR-Humanismus für sich in Anspruch und erklärt auch den Schuß in den Rücken des “Klassenfeindes” für human.
Ob der Begriff “Humanismus” heute nur noch historischer Begriffsabfall bzw. Propagandawort für fromme linke Denkungsart ist? Zuviel Widersprüchliches wurde als “human” ausgegeben, was nur irgendwelchen Interessen entsprach. Auch die sexuelle Revolution wurde entsprechend geadelt, und im Bereich des deutschen Humanistenverbandes und seiner Bruno-Stiftung machten sich Kindersex-Propagandisten breit. Der Humanistenverband entstand in der sozialdemokratischen Bewegung, er steht auch heute der SPD und ihrer Ebert-Stiftung nahe. Die aber denkt kollektivistisch und will alles staatlich regulieren. Das ist eine Sackgasse. Vielleicht kann man zukünftig auf solche aufgeblasenen Großbegriffe für den aus “krummem Holz geschnitzten” Menschen (Kant) verzichten zugunsten eines reflektierten Pluralismus. Kant plädierte übrigens für die Todesstrafe, nur sie würdige den Verbrecher als Humanum, als menschliches Wesen und Bürger. Ein Verzicht auf übergriffige Großbegriffe wäre ein Fortschritt.
Sonntag, 9. September 2018
Glück des Frühaufstehers
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
Im warmen Golde fließen.
Mörike
Samstag, 8. September 2018
Freitag, 7. September 2018
Gefühlsspiralen
Von Descartes stammt der Satz “Ich denke, also bin ich”; er war ein tumber Tor in Sachen Psychologie und Anthropologie, wie es die meisten Philosophen sind.
Der Neurologe Antonio Damasio benannte daher eines seiner Bücher “Descartes Irrtum” (1994). Sein Buch von 1999 trägt den Titel “Ich fühle, also bin ich”, darin findet sich:
“Mehr noch, ich denke, daß die Mechanismen, die der Emotion zugrunde liegen, kein Bewußtsein verlangen, selbst wenn sie sich manchmal seiner doch bedienen: Sie können die Kaskade von Prozessen, die zum emotionalen Ausdruck führen, in Gang setzen, ohne sich des emotionalen Auslösers bewußt zu sein, von den Zwischenschritten ganz zu schweigen. Tatsächlich kann ein Gefühl im begrenzten Zeitausschnitt des Hier und Jetzt auftreten, ohne daß der Organismus tatsächlich etwas von seinem Vorkommen weiß.” (A.a.O., S. 58)
Daher kann die Emotion auch handlungstreibend sein, und zum Beispiel solche Elaborate wie des jungen Goethes “Werther” hervorbringen, die wiederum viele junge Männer zur Selbsttötung nach Werthermanier im Wertherkostüm anstiftete.
Es ist dergestalt sehr einfach, Gefühle zu anzufüttern und hochzudrehen zu lassen. Psycho-Milieus praktizieren so etwas.
Donnerstag, 6. September 2018
Mit Gefühl
Emotionale Intelligenz sei “die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu reflektieren und nicht von ihnen überwältigt zu werden, sondern sie situationsabhängig zu beherrschen, zu integrieren oder zu instrumentalisieren, sowie die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können (Empathie).” So das Lexikon der Neurowissenschaft einleitend zu mehreren Seiten des Eintrags.
Die Mode unserer Tage läßt vom komplexen Thema nur die Empathie übrig.
“Wir leben in einem Zeitalter der Empathie. Das verkündet ein Manifest des angesehenen Primatenforschers Frans de Waal, eines aus einer ganzen Welle von Büchern, die sich am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends für diese Fähigkeit der Menschen einsetzen. Die folgende Auswahl von Titeln und Untertiteln gehören zu Werken, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind: The Age of Empathy [dt. Prinzip Empathie], Why Empathy Matters, The Social Neuroscience of Empathy, The Science of Empathy [dt. Woher wir wissen, was andere denken und fühlen], The Empathy Gap, Why Empathy is Essential (and Endangered), Empathy in the Global World.”
Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen16012-16018). Ich füge noch “Emotionale Intelligenz” von Daniel Goleman hinzu, der allerdings nicht so salopp daherschwätzt wie Frans de Waal oder Jeremy Rifkin.
Gegen Empathie hat niemand etwas, auch Pinker nicht, aber sie ist nicht immer etwas Gutes.
Wenn ein spezieller Richter aus empathischen Gründen einen Sexualstraftäter aus der Sicherungsverwahrung entläßt, weil ein empathischer Gutachter das empfahl, und dieser Sexualverbrecher kurz danach ein Nachbarsmädchen überfällt (vgl. FAZ 14.7.11), dann zeigt sich Empathie von ihrer ganz üblen Seite. Ähnliches gilt für den Polizisten Nivel, der sich von dem Hooligan Frank Renger zum Invaliden schlagen läßt, statt zur Pistole zu greifen.
Emotionen - die positiven wie die negativen - bedürfen der rationalen Kontrolle, sie sollten ihren Produzenten nicht überschwemmen und fortreißen.
Unten: Neuronale Grundlagen primärer und sekundärer Emotionen (nach A.R. Damasio) 1) Signalleitungswege bei der Entstehung primärer Emotionen
Mittwoch, 5. September 2018
Dienstag, 4. September 2018
Montag, 3. September 2018
Sonntag, 2. September 2018
Hirsi Alis Schwester oder das Problem Europas
“Im Oktober 2014 war ich Zuhörer, als Ayaan Hirsi Ali, die als junges Mädchen mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus Somalia in die Niederlande eingewandert war, das Problem in einem Vortrag an der Universität Leiden beschrieb: Sie habe das kulturelle Angebot des Westens angenommen, verinnerlicht und davon profitiert. Ihre nahezu gleichaltrige Schwester habe es aber abgelehnt und gehöre nun zu jenen eingewanderten Muslimen, die der Kultur des Westens feindlich gegenüberstehen und sich in ihrem Muslimsein verschanzen. Zwischen den beiden Reaktionsweisen gebe es keine rationale Brücke, das mache auch sie ratlos. Sie warnte vor den Gefahren eines zunehmenden fundamentalen Islam, weil ein sehr großer und wachsender Teil der Muslime sich wie ihre Schwester verhalte.”
Sarrazin, Thilo. Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht (German Edition) (Kindle-Positionen254-259). FinanzBuch Verlag. Kindle-Version.
Samstag, 1. September 2018
Proust und Speck. Nicht nur Würmer offenbaren gelegentlich ihr Herz und ihr Leben, nein, auch Urologen tun dies ab und zu. Wobei - wie bei Morgensterns Wurm - auch der Hauch einer Beichte bei Rainer Speck mitschwingt, als nämlich die Höhe von Urologenrechnungen zart verschleiert ganz im Hintergrund ahnbar wird. /// Die unstillbare Sehnsucht des Dr. Speck
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