Sonntag, 18. April 2021

Das Geheimnis der Wikinger


Sie tauchten überall auf, auch in der Normandie, und da waren sie auf einmal Normannen und hießen Joinville, Grandmesnil und Sourdeval. Robert de Sourdeval eroberte dann mit Wilhelm 1077 England, das war ja nicht so weit, in Yorkshire riß er viel Land an sich. Aber das war nicht alles. “Die Normannen wurden Herren in England, Wales, Schottland und Irland, in Süditalien und Sizilien, in Spanien und Syrien.” Das war eingebettet in eine große europäische Adelswanderung. Lothringische Ritter kamen nach Palästina, burgundische nach Kastilien, sächsische nach Polen, Preußen und Livland. Flamen und Picarden, Männer aus dem Poitou, der Provence und der Lombardei machten sich zu Lande oder zur See auf den Weg in ferne Länder und konnten sich, wenn sie am Leben blieben, neuer Macht in fremder, exotischer Umgebung erfreuen. Ein normannischer Abenteurer wurde Herr von Tarragona, eine Adelsfamilie aus dem Poitou errang die zyprische Krone. … So sind die Joinvilles also gerade ein Musterbeispiel für die abenteuerlustige, nach Besitz strebende und fromme Adelsschicht, die im Zentrum der Expansionsbewegungen des Hochmittelalters stand.”*

Für den Zeitgenossen mutet der Gebrauch von “fromm” in diesem Zusammenhang merkwürdig an, aber Religionen stehen immer in einem historischen Kontext und werden daher stets in jeder Epoche anders buchstabiert. Der jüngste Sohn der Joinvilles, Guillaume, ein Mann der Kirche, konnte es, wie sein Bischofsonkel, mit seinem Glauben gut vereinbaren, Pfründen in Burgund und Irland zu sammeln. Überall sorgte er für das gleiche römische Gotteslob, um das es auch dem großen Karl ging bei den Sachsenkriegen. So jedenfalls der Benediktinermönch Notker Balbulus (840-912) in seiner Biographie Karls. 


* Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 37ff.

Siehe auch Monty Pythons historisch nicht verbürgten Beitrag "Die Ritter der Kokosnuß": https://www.youtube.com/watch?v=02-Y4oXlwr8


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