Samstag, 28. Februar 2009
Ordnungspolitik, 10°C, Energiedichte, Schelsky
Erstmals seit November steigt das Thermometer wieder auf 10°C !
Quelle: www.eike-klima-energie.eu/
- "Wer weniger hat, als er begehrt, muß wissen, daß er mehr hat, als er wert ist." Lichtenberg
- "Hans Willgerodt
Von der Wertfreiheit zur Wertlosigkeit
Gute Wirtschaftspolitik wird von Systemdenken geleitet. Ihm dient die Lehre von der allgemeinen Wirtschafts- und Ordnungspolitik. Sie aber wird ..." 27.2. FAZ
- - Energiedichte: 5,7 l Diesel entsprechen im Energiegehalt einem Kofferraum voll Batterien oder : 400 kg Li-Ionen-Akkus entsprechen 5 kg Diesel (Auf Wiedersehen - in 20 Jahren, Autos mit Elektromotor, Focus 9/2009, S. 99)
- " Auf den Gipfeln, hinter den Kulissen.
VON WOLF LEPENIES24. Februar 2009 WELT online
Vor 25 Jahren starb der Soziologe Helmut Schelsky, der Denker einer skeptischen Generation
Moralische Reibung kann intellektuelle Energie erzeugen. In der jungen Bundesrepublik war dies der Fall. Hier trafen Emigranten und Mitläufer aufeinander, Gegner des Naziregimes und seine Nutznießer, deutsche Juden, die aus ihrem Vaterland vertrieben wurden, und Deutsche, die dafür verantwortlich waren. In Politik, Kultur und Wissenschaft bildeten sich Milieus von hoher innerer Spannung. Als im Oktober 1960 die Soziologen im Jagdschloss Niederwald zusammenkamen, stritten nach Deutschland zurückgekehrte Emigranten wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und René König mit Hans Freyer und Arnold Gehlen, die in der Nazizeit Karriere gemacht hatten.
Zu den Teilnehmern des Treffens gehörte auch Helmut Schelsky, der Anfang der Dreißiger bei Gehlen in Leipzig studiert hatte und 1938 mit ihm als Assistent an die Universität Königsberg gewechselt war. Für Schelsky war sein Lehrer, Kollege und Freund Arnold Gehlen im Niederwald "als eindeutiger Sieger vom Platz gegangen". Er sagte voraus, dass Gehlen in Zukunft aus Frankfurt keinen politischen Angriff mehr zu erwarten haben werde. Im Gegenteil: Er werde sogar die "beschränkte Patronage" der Frankfurter Schule genießen. Diese Prophezeiung traf ein. In der Öffentlichkeit benahmen sich, wie Adorno mit Blick auf Gehlen schrieb, die beiden Kontrahenten wie zwei riesige Doggen, die ohne zu beißen ihres Weges zogen. Privat gratulierten Gehlen und Adorno sich dazu, unabhängig voneinander exklusive Wahrheiten gefunden zu haben. In der "Aversion gegen das existenzielle Geschwafel" und in der Einsicht in die "Verdummung und Verdunkelung" der Gegenwart gab es zwischen ihnen keine Differenzen.
Zwischen Arnold Gehlen und seinem früheren Schüler Helmut Schelsky dagegen kam es Ende der Sechzigerjahre zur Entfremdung und zur Aufkündigung einer langen Freundschaft. 1933 war der 21jährige Schelsky dem "Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund", 1937 der NSDAP beigetreten. Für sich und seine Lehrer Hans Freyer und Arnold Gehlen nahm er in Anspruch, aus ideellen Motiven gehandelt zu haben. Ein "Bekenntnis zur Straßen- und Parteikampfbewegung der Nationalsozialisten" sei damit nicht verbunden gewesen. 1940 ging Schelsky mit seinem Doktorvater Freyer nach Budapest, der dort zum Leiter des deutschen Kulturinstituts ernannt worden war. Dann wurde er als Offizier einer Sturmtruppe an die Ostfront versetzt, nahm an den Endkämpfen in Ostpreußen teil, wurde schwer verwundet und erlebte das Kriegsende in Schleswig-Holstein. Von 1945 bis 1948 half Schelsky, den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes mit aufzubauen - eine Tätigkeit, die er im Rückblick als besonders befriedigend beschrieb.
Wie viele Deutsche glaubte Helmut Schelsky, mit den Gefährdungen seiner Soldatenzeit für die Verirrungen seiner Jugend ausreichend bezahlt zu haben. Hinzu kam die trotzige Befriedigung darüber, dass der "verspätete, aber sein Leben einsetzende und scheiternde Widerstandskampf gegen Hitler" von Männern angeführt worden war, die zu den moralischen Eliten der nationalen Jugendbewegung gehört hatten. Ihnen fühlte sich Schelsky zeitlebens verbunden. Den von ihm so genannten "Parteidemokraten", die Deutschland nach der Machtübernahme Hitlers verlassen hatten, begegnete er stets mit gutem Gewissen und manches Mal fast mit Verachtung. Emigration war für ihn Flucht gewesen, nicht Vertreibung.
Nach 1945 nahm Schelsky das Recht auf demokratisches Selbstbewusstsein für sich in Anspruch. Die Solidarität mit seinen Lehrern, die sich unter der nationalsozialistischen Diktatur herausgebildet hatte, blieb vom Übergang in die Demokratie unberührt. Von Freyer, den ein Kritiker als "typischen Radau-Nationalsozialisten" bezeichnete, sagte Schelsky, er sei ein "totaler Nicht-Aktivist" gewesen und habe ihn demokratisch leben gelehrt. Besonders eng gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Arnold Gehlen, mit dem zusammen er 1955 ein Lehr- und Handbuch der Soziologie herausgab. Als Gehlens Buch "Urmensch und Spätkultur" in einer "unreifen" Besprechung kritisiert wurde, riet Schelsky dem Rezensenten Jürgen Habermas, sorgfältiger zu lesen und sich mit vorschnellen Urteilen zurückzuhalten.
Nicht zuletzt als Reaktion auf die Studentenrevolte veröffentlichte Gehlen 1969 sein Pamphlet "Moral und Hypermoral". Schelsky war enttäuscht und entsetzt. Für ihn hatte Gehlen mit seinem aggressiven und aufgeregten Buch nicht nur die Wissenschaft verlassen - er hatte auch moralisch-politische Überzeugungen dem Spott preisgegeben, zu denen sich Schelsky als gelernter Demokrat bekannte. "Moral und Hypermoral" war eine Abrechnung mit dem von Gehlen so genannten "Humanitarismus", der aus dem Binnenethos der Familie entwickelten, "unterschiedslosen Menschenliebe". Gehlen spottete über die Verweichlichung und Verweiblichung, die dieses Ethos zur Folge hatte. Als Konsequenz, so klagte er, degeneriere auch der Staat; in der Bundesrepublik beschränke er sich mehr und mehr auf die Rolle als "Exekutive von Verbandskompromissen und Auszahlungskasse". Demgegenüber formulierte Gehlen im Anklang an Bismarck sein Institutionenethos: "Sich von den Institutionen konsumieren zu lassen, gibt einen Weg zur Würde für jedermann frei, und wer seine Pflicht tut, hat ein Motiv, das von jedem anderen her unbestreitbar ist." Im Nachkriegsdeutschland hätten die Institutionen längst die Kraft und den Mut verloren, den Einzelnen zu disziplinieren. Daher suchte Gehlen seine Vorbilder andernorts: Mao und die amerikanischen und sowjetischen Falken gehörten dazu. Er lobte die skrupellose Entschlossenheit, mit der in China und in der UdSSR der Staat auf Protest und Provokationen reagierte. Die Niederschlagung des weitgehend von Intellektuellen getragenen Prager Frühlings im August 1968 nannte Gehlen "ein Ereignis ersten Ranges" und sprach schadenfroh von einem Trauma, das den Dissidenten damit bereitet worden war.
"Woher kommt Deine Aggression?", war die Frage, die Schelsky nach der Lektüre des Buches an Gehlen richtete. Schelsky bestritt das Vorhandensein eines allgemeinen Institutionenethos. Gehlen warf er vor, keine wissenschaftliche Analyse, sondern eine Herrschaftsphilosophie für die Starken und Eroberer geliefert zu haben. Machtverklärung aber könne sich ein westdeutscher Professor 25 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus nicht leisten. Am schlimmsten: Gehlen habe mit seiner Attacke einen politisch realistischen Konservatismus, der auf Ordnung, Rechtsstrenge und Würde beruhte, in Misskredit gebracht. Schelsky stellte sich in die Reihe derer, die Gehlen angegriffen hatte. Er verteidigte den humanitären Intellektualismus als die einzige "weltpolitische Waffe", die den Schwachen in der Gegenwart geblieben war. Gehlen ließ sich davon nicht beeindrucken.
Die entschiedene Antwort gab Jürgen Habermas in seiner Kritik an Gehlens Buch, die im April 1970 im "Merkur" erschien: "Humanität ist die Kühnheit, die uns am Ende übrig bleibt..." Gehlens Begeisterung für das Institutionenethos bezeichnete Habermas als "einen absichtsvollen Rückschritt in der Humanität" und fügte hinzu: "Revolution von rechts nannte man das zu einer Zeit, als man noch Illusionen hegen konnte über solche Empfehlungen." Damit war der Nerv getroffen, der Schelsky an Gehlens Pamphlet so irritiert hatte. Er hatte nie verleugnet, dass die politischen Überzeugungen seiner Jugend vom Gedankengut der "Revolution von rechts" bestimmt wurden. Aber ebenso entschieden hatte er sich davon später distanziert. In Gehlens Nähe zu bleiben, hätte Zweifel aufkommen lassen, ob Schelskys Distanzierung von den politischen Irrungen seiner Jugend aufrichtig war.
Schelsky machte sich die Einwände von Habermas weitgehend zu eigen. Gleichzeitig kritisierte er ihn aber auch und unterschob ihm eine Verwandtschaft, die Habermas kaum willkommen sein konnte: Was war die "Kommunikationsgemeinschaft", die bei Habermas eine zentrale Rolle spielte, anderes als Freyers "Volksgemeinschaft"? An die Stelle der Gehlen-Seminare, die Schelsky einst veranstaltet hatte, traten jetzt Habermas-Seminare. Bereits davor hatte er Habermas eingeladen, Mitglied in einer "Kleinstgesellschaft für Soziologie auf Zeit" zu werden, in der sich erhöhte Chancen der Kooperation und Kommunikation böten.
Gehlen hatte in "Moral und Hypermoral" die Intellektuellen aufs Korn genommen, die er als "Gegen-Aristokratie" verspottete. Sechs Jahre nachdem Schelsky Gehlen kritisiert hatte schrieb er selbst einen Traktat, in dem er mit "Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen" abrechnete. Er hatte die Genugtuung, dass sein Buch "Die Arbeit tun die anderen" ein Bestseller wurde. Ähnlich wie Gehlen, dem er "literarische Spielerei" vorgeworfen hatte, entfernte sich nun auch Schelsky von seinem eigenen Fach. Er stilisierte sich zum Anti-Soziologen, der seine Fachkollegen zu den Sinnproduzenten rechnete, die in der modernen Gesellschaft eine unproduktive, "ihrerseits die Güter-Produzenten ausbeutende Klasse" bildeten. Schelsky konnte sich freilich nicht entschließen, ob er die Soziologie, diese "Bewusstseinsführungswissenschaft", für gefährlich oder für langweilig hielt. Als die Deutsche Gesellschaft für Soziologie einmal fälschlich als DSG bezeichnet wurde - dem Kürzel für die Deutsche Schlafwagen-Gesellschaft - sah er darin wohl eine gewisse Berechtigung.
Mitläufer und Sympathisanten der 68er-Bewegung, schrieb Schelsky, verfolgten eine "kühle und realistische Strategie der Systemüberwindung", die den Bestand der Bundesrepublik bedrohte. Schelsky reagierte zunehmend verbittert, wenn an seine Zeit unter der Diktatur erinnert wurde, um ihm die Berechtigung abzusprechen, die Demokratie gegen Angriffe von links zu verteidigen. Er suchte nach Möglichkeiten, eine große Koalition über ideologische Grenzen hinweg zu bilden, um der Strategie der Systemüberwindung eine Strategie der Systemerhaltung entgegenzustellen.
Im August 1975 formulierte Schelsky einen Appell an Heinrich Böll, mit dem er die zweite Auflage von "Die Arbeit tun die anderen" abschloss. Bölls Aufruf für Ulrike Meinhof hielt Schelsky für einen Skandal. Er charakterisierte den Nobelpreisträger als "Kardinal und Märtyrer" zugleich, als einen "mit seinem Leid wuchernden Egozentriker der publizistischen Macht". Bölls Klage vom Verfall der öffentlichen Meinung in der Bundesrepublik wies er mit soziologischer Autorität zurück. Der Ursprung moralischen Handelns und Urteilens liege stets im vor-öffentlichen, im privaten Bereich.
Folgerichtig machte Schelsky den Vorschlag, Böll möge ihm helfen, "ein privat bleibendes Experiment auf zwei Jahre" zu verwirklichen. Zwölf bis zwanzig deutsche Schriftsteller, Journalisten und Wissenschaftler sollten sich, hinter den Kulissen der Publizität, regelmäßig treffen. Eine "stillschweigende Verständigung von Literatur und Wissenschaft" könne zu einem Konsens über strittige gesellschaftspolitische Fragen führen. Schelsky fragte Böll, den er als Doyen der bundesdeutschen Literatur anerkannte, ob damit "für die geistige, moralische und politische Einheit der Menschen in unserem Staat nicht mehr gewonnen werden könnte als durch eine gewollte oder ungewollte Parteinahme für die SPD oder die CDU".
In einem Vortrag vor dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger zog Helmut Schelsky Anfang der Siebzigerjahre eine trübe Bilanz: Die politisch-geistigen Grundlagen der Ära Adenauer seien verschlissen. Wieder einmal habe sich gezeigt, dass die Erfahrungen einer Generation sich nicht auf die nächste übertragen lassen. Auf einmal gelte der "Wiederaufbau" des westdeutschen Staates, an dem er sich entschlossen beteiligt hatte, als "Restauration". Die politischen Parteien schienen nicht in der Lage, entgegenzusteuern. So erklärte sich Schelskys späte Skepsis gegenüber dem "demokratischen Öffentlichkeitsgebot des Sozialstaates" (Habermas). Was ihm blieb, war die Hoffnung auf die politische Wirkung privater Gesprächskreise. Mit Stolz und Selbstironie berichtete er, dass ihn in seinem Alterssitz im Burgenland "radikalsozialistische Assistenten" und "ratlose Bundeswehroffiziere" aufsuchten."
Freitag, 27. Februar 2009
EZB soll Banken beaufsichtigen, Zwei Köpfchen für den Sozialismus
FAZ-Titelbild 26.2.09: So ein junger Nachwuchspolitiker kann doch noch nicht alles wissen!
Auch Opel war kein Amerikaner; er hat gewußt, anders als dieser Opel-Arbeiter, daß man nur die Autos verkaufen kann, die nicht mit viel zu hohen Löhnen gebaut wurden.
- Sinn (H.-W.) ist auch dabei: " EZB soll Banken beaufsichtigen . Ökonomen fordern Reformen an den Finanzmärkten. Die zwangsweise Bildung zusätzlicher Reserven in wirtschaftlich guten Zeiten kann künftige Krisen abmildern. Vorbild sollen die spanischen Banken sein ... " // Kann ich mir als Verbesserung vorstellen, auf keinen Fall eine Stelle bei EU-Kommission!
- Jochen Hörisch hat's gewußt: " Aber alles und noch die dialektischsten Organisationsformen von Banken haben ihren Preis. Man muß für alles und noch dafür, daß Geld und Zeit liquide bleiben, zahlen. Es gibt eben nichts umsonst. ..." J. H., Beschleunigen oder Bremsen, in: Im Rausch der Geschwindigkeit, hg. vom Heidelberger Club f. Wirtschaft u. Kultur e.V., 1999
- Comroad, Schnabel, Serie Finanzskandale Nr. 6 : Die Luftnummern des Herrn Schnabel, 26.2.09 FAZ : "In der Öffentlichkeit sind die Namen verblasst: Balsam, Metallgesellschaft, Enron, Flowtex, Comroad, Worldcom, Parmalat. Um die Jahrtausendwende standen sie für Unternehmen, die in Bilanzskandale verwickelt oder in existenzgefährdende Schieflagen geraten waren. Wirtschaftsprüfer zucken heute noch bei Nennung dieser Namen zusammen. FAZ.NET 05. Mai 20
Ballwieser, Wolfgang: Wirtschaftsprüfung im Wandel // Comroad und der Techniker Bodo Schnabel steuern eine große Lektion bei in Betriebswirtschaft, Finanzwissenschaft, Marketing, Börsenwesen, Anlegerpsychologie und Anthropologie, eine, die Stoff für ein Hauptseminar bietet, ad saeculum saeculorum.
- Zwei Köpfchen für den Sozialismus oder Briefwechsel: Enzensberger - Hacks , FAZ 27.2.09 : Die Briefe sprechen für sich ("adenauer und ulbricht verkörpern das übelste, was heute auf beiden hälften der welt zu finden ist." Enzensberger) "Wie, glauben Sie, sähe Ungarn heute aus, wenn die Sowjetunion nicht eingegriffen hätte?" (Hacks)
Man kann noch ergänzen:
Die Sprache der Kanaille oder Hacks liest Goethe und hackt Gretchen sowie Philemon und Baucis kurz und klein: "Ich finde an Gretchen nicht das Positive ... aufgehoben durch ihren eigenen Unwert. Sie ist nichts und hat also nichts hinzugeben ... Aber das deutsche Kleinbürgerweib ist eben nicht präsozial, sondern es ist, im Gegenteil, stärker als jeder andere Mensch zerstört und gesellschaftlich invalid ... Philemon und Baucis sind mehr lächerlich als rührend. ... 'Traue nicht dem Wasserboden', das ist einfach die Haltung des DDR-Bauern zum Mais. Das muß weg. Das kommt auch weg, auf sündhafte Weise; aber Fausts Sünde ist des Fortschritts Sünde. Faust handelt positiv. ..." FAUST-NOTIZEN des Peter Hacks, in: P.H., Das Poetische, es 1972, S. 58 ff.
Bei Enzensberger erinnere ich mich zudem an "die verteidigung der wölfe gegen die lämmer" (1957), an die Aufforderung, die Fahrpläne zu lesen, statt der Oden ("Ins Lesebuch für die Oberstufe") : "Wut und Geduld sind nötig, in die Lungen der Macht zu blasen den feinen, tödlichen Staub" . Zwei tolle Burschen, die da präsentiert werden.
Donnerstag, 26. Februar 2009
Pausenloses Krisengerede mit starken Vokabeln
ANEMONE
Erschütterer -: Anemone,
die Erde ist kalt, ist nichts,
da murmelt deine Krone
ein Wort des Glaubens, des Lichts.
Der Erde ohne Güte.
der nur die Macht gerät,
ward deine leise Blüte
so schweigend hingesät.
Erschütterer -: Anemone,
du trägst den Glauben, das Licht,
den einst der Sommer als Krone
aus großen Blüten flicht.
Gottfried Benn
Nichts gegen Anemonen! Aber gegen Schneeglöckchen können sie nur ihre dunkle Vokalmelodie ins Feld führen.
- Pausenloses Krisengerede mit starken Vokabeln: Das Problem der sich selbst erfüllenden Prophezeiung ist ein sehr ernsthaftes, besonders in einer Krise auf höchstem Wohlstandsniveau. Daher sollten alle Diskutanten sehr sorgfältig auf ihre Wortwahl achten. Wer will denn noch investieren, wenn alle Posaunen vor Jericho geblasen werden? Da wir alle im Nebel stehen, nicht genau erkennen, sondern mutmaßen, gilt das Gebot der Vermeidung aller alarmistischen Töne besonders. Wir leiden nicht unter der massenhaften Zerstörung von Gütern und Leben durch Krieg, sondern unter vielfachen Phänomenen des Leichtsinns, wie sie der Wohlstand geradezu gesetzmäßig hervorbringt, allen voran ging der Leichtsinn und bedenkliche Unsinn der Liquiditätsausweitung durch andauernde Niedrigzinspolitik der Notenbankbeamten, zunächst in Japan, dann auch folgend in den USA. Der Kredithebel muß also jetzt verkürzt werden; die Party war schön, aber sie ist jetzt erst einmal vorbei. Die nächste Party kommt allerdings bestimmt, lassen wir uns überraschen , wann. Aber auch für die wird gelten: es wird wieder viele geben, die zu viel trinken und mit vernebelten Sinnen erneut irgendwelchen Unsinn stiften werden. Auf staatlicher Seite und auch auf privater. Auch das wird sich wieder korrigieren. Seit Lucy ging es ...
- "Das faule System der Landesbanken
Von Hanno Mußler FAZ 25. Februar 2009 Nach West LB und Bayern LB bewahren die Eigner, Bundesländer und regionale Sparkassen, nun mit der HSH Nordbank zum dritten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise eine Landesbank mit Milliardensummen vor der Schließung. Auch Sachsen LB und Landesbank Rheinland-Pfalz waren nicht überlebensfähig und sind in den vergangenen Monaten in der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aufgegangen. Und auch die einst starke LBBW wird die Finanzkrise nur überstehen, wenn sie in den kommenden Wochen zusätzliches Eigenkapital erhält. Das erscheint zwar sicher; aber ist es auch sinnvoll? ... Zwischen 2001 und 2005 waren nur wenige Landesbanken in der Lage, dieses Geld im Überfluss sinnvoll zu verwenden. Die meisten haben bis heute wenige feste Kunden. Die HSH Nordbank zum Beispiel hat bei einer Bilanzsumme von 200 Milliarden Euro je 5 Milliarden Euro Kredite an Mittelständler in Schleswig-Holstein und in Hamburg ausgereicht. Dagegen liegen 30 Milliarden Euro in Kreditderivaten. Selbst in der vermeintlich bodenständigen LBBW beträgt das Kreditersatzgeschäft, wie die Landesbanker ihre waghalsigen Geschäfte euphemistisch nennen, 90 Milliarden Euro. Landespolitiker und Sparkassenfunktionäre stimmten im Aufsichtsrat dem Treiben lange zu. ..."
- NA / Aurubis: "Norddeutsche Affi mit hohem Quartalsverlust.
Kupferprodukte sind weniger gefragt, der Preis für das Metall ist eingebrochen. In der Folge ist Europas größte Kupferhütte, die Norddeutsche Affinerie, Ende 2008 tief in die roten Zahlen geraten. Weitere Kurzarbeit ist nicht ausgeschlossen. ... " abendblatt.de/Reuters
- Arbeitlosenrate steigt in Deutschland auf 8,5% ; Amerika ist in der Hauptsache sozialer: im Januar betrug die Arbeitslosigkeit in den USA 7,6 Prozent (nennt der "Stern" eine "Horrorzahl", ohne die deutsche Zahl zu nennen.)
- Die roten Juristen von 1968 : "Lohnwucher unzumutbar .
Auch Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) müssen nicht für sittenwidrige Löhne arbeiten. Als "Lohnwucher" bezeichnete das Sozialgericht ... einen Stundenverdienst von 4,50 € ..." 25.2. // Da sitzt die Dame doch lieber auf dem Sofa, knabbert Erdnüsse, raucht Marlboro, trinkt Bier und schaut Pornos. Sie könnte etwa 1100 € verdienen (plus Wohngeld etc.), das wäre zudem auch gesünder.
- "... Den gültigen Hartz-IV-Satz von 351 Euro finden die Experten zu hoch. ... Friedrich Thießen, Professor für Finanzen an der Technischen Universität Chemnitz, und sein Kollege Christian Fischer halten laut ihrer Studie dagegen 132 Euro Arbeitslosengeld II im Monat für das Minimum einer Existenzsicherung. Infrage stellen die beiden Wissenschaftler die Berechnung der geltenden Hartz-IV-Sätze. „Tatsächlich erhalten die Sozialleistungsempfänger aber mehr als das Existenzminimum, nämlich einen Lebensstandard, der sich an dem der arbeitenden Bevölkerung orientiert“, schreiben Thießen und Fischer. ... Sie nehmen für ihre Studie den Fall eines arbeitslosen, gesunden erwachsenen Mannes („Körpergröße 1,70 m, Gewicht 70 kg“) mit „deutschen Verbrauchsgewohnheiten“ an. Dann gehen sie mit diesem Modellmann einkaufen: Sie simulieren einen durchschnittlichen Monat, in dem der Hartz-IV-Empfänger ausschließlich seinen notwendigen Bedarf deckt. ... Das Fazit: Die Sozialleistungen in bisheriger Höhe halten die Forscher für ungerechtfertigt. Sie fordern eine Debatte in Deutschland über die Höhe der Regelsätze. Insbesondere stellen sie den Begriff „kulturelles Existenzminimum“ infrage. Dieser definiert den Finanzwissenschaftlern zufolge mehr Bedürfnisse, als nötig wären – wie die Teilhabe an Kulturgenüssen. Dafür muss der Staat, so die These, den Arbeitslosen kein Geld bereitstellen. ..." (http://nachrichten.aol.de/)
- Ich selbst habe übrigens nach dem 2. Staatsexamen mit 10 DM / 5€ pro selbst acquirierter Nachhilfestunde bei zunächst 2-3 Stunden täglich gearbeitet.
- Allianz: Dresdner Bank hat die Allianz ca. 50 Mrd. Euro gekostet.
- Erfreulich: Condoleezza Rice wird ihre Memoiren in drei Bänden veröffentlichen. Zunächst ist für 2011 ein Buch über die Zeit als Sicherheitsberaterin und Außenministerin von Präsident George W. Bush geplant. Sie werde "freimütige Schilderungen ... " FAZ 25.2.
Mittwoch, 25. Februar 2009
Keynes: Radiovorträge, Immunsystem
STRIZZ, Reiche, FAZ
"Ordnung führt zu allen Tugenden! Aber was führt zur Ordnung?" Lichtenberg
Auch die Graureiher treten jetzt wieder paarweise auf. 2-5°C . Großer Kranichkeil nach Norden!
- - 5 (!) Tage im Februar: Zeitverschwenderei, Sauferei, schulfrei. Aber es wird pausenlos von Bildung geschwafelt.
- Keynes, Radiovorträge 1932, FAZ : " ... Ich habe zuvor gesagt, daß eine prosperierende Automobilindustrie eine nationale Notwendigkeit sei, und sei es nur, um einem bestimmten Typ von Engländer Gelegenheit zur Entfaltung zu geben. ... " // Nie las ich ein überzeugenderes Argument für den Protektionismus alias die Hochzollpolitik! Dank der FAZ, Dank R. Hank für diesen Abdruck! Wunderbar!
Inzwischen gehört RR zu BMW, Bentley zu VW und Aston Martin sowie Jaguar zu FORD . Außer Lotus, soweit mir bekannt, es mag noch einige Seifenkistenhersteller geben, gibt es keine eigenständigen britischen Autoproduzenten mehr. Schlimm, Herr Keynes? Sie waren doch nur zu dumm zu sehen, daß das Commonwealth eine weit wirksamere Bedrohung für die englische Lebensart enthielt, und nicht nur für die Lebensart, sondern auch für die Lebenssicherheit der Engländer mitten in London, die jeden Tag von möglichen furchtbaren islamistischen Attentaten bedroht sind.
- Gut unterwegs: Dr.-Wolff-Gruppe, Intershop (erster Gewinn überhaupt!), Soc. Generale, Lego .
- Totalitarismus : "Der böse Stasi-Hirte
Onkel war ein Verräter: Susanne Schädlich, die Tochter des vom eigenen Bruder, einem Historiker, bespitzelten Schriftstellers Hans Joachim Schädlich, hat ein unversöhnliches Erinnerungsbuch geschrieben. Im Gedenkjahr 2009 sollte man es lesen. ..." FAZ 25.2.
- Totalitarismus: Noch einmal LUXEMBURG, ROSA : PARLAMENTARISMUS : 'Ein überlebtes Erbstück bürgerlicher Revolutionen
Unter der Überschrift "Fassungslos im Foyer" berichtet die F.A.Z. am 7. Februar über drei Veranstaltungen in Weimar anlässlich des Jubiläums der Deutschen Nationalversammlung, die dort vor neunzig Jahren zusammengetreten war.
Dass sich außer der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Thüringer Landtag und der Stadt Weimar ausgerechnet die Rosa-Luxemburg-Stiftung berufen fühlte, einen "Festakt zur Geburtsstunde unserer Demokratie" zu veranstalten, ist an Dreistigkeit wirklich nicht zu überbieten, hatte sich doch die als fanatische Feindin der parlamentarischen Demokratie ausgewiesene Namensgeberin dieser Stiftung am 20. November 1918 in einem Artikel in der Zeitung "Die Rote Fahne" über die Nationalversammlung wie folgt ausgelassen: "Die Nationalversammlung ist ein überlebtes Erbstückbürgerlicher Revolutionen, eine Hülse ohne Inhalt, ein Requisit aus den Zeiten kleinbürgerlicher Illusionen vom ,einigen Volk'. Wer heute zur Nationalversammlung greift, . . . ist ein verkappter Agent der Bourgeoisie oder ein unbewusster Ideologe des Kleinbürgertums . . . Keine Ausflüchte, keine Zweideutigkeiten - die Würfel müssen fallen. Der parlamentarische Kretinismus war gestern eine Schwäche, ist heute eine Zweideutigkeit, wird morgen ein Verrat am Sozialismus sein."
HEINZ SCHOLZ, LICH, LB FAZ 23.2.09
- Sammlung Albert Kahn: Foto eines vietnamesischen Schriftgelehrten mit bis 5 cm langen Fingernägeln; das muß wohl eine Tradition sein?
- "Evtl. ist hier eine Beschäftigung mit dem biologischen Immunsystem
hilfreich. Varela gibt dazu eine instruktive Erklärung in seinem Aufsatz
"Das zweite Gehirn unseres Körpers" (in: Das Ende der großen Entwürfe,
stw. 1032) ab.
Das Wesentliche am Immunsystem ist, dass es in sich heterogen vernetzt
ist. Die Partikel des Immunsystem reagieren untereinander und zwar nicht
in der landläufig typischen Vorstellung einer Immunreaktion, sondern
durch "Markierungen" und "Markierungen von Markierungen". Varela kommt
zu der so weitreichenden Behauptung, dass das Immunsystem zuallererst
identitätsschaffend und identitätserhaltend sei, in diesem Fall die
Körperidentität (was man nicht mit ähnlich lautenden Bewusstseinsleistungen verwechseln darf). Die Immunreaktion selbst sei nur noch eine periphere Leistung, wenn die Körperidentität bedroht sei. Abstrahierend einige Kennzeichen des Immunsystems: heterogene Elemente;
Markierungen von Identitätspartikel und Markierungen dieser Markierungen;
Konstruktion und Erhalt einer "Identität";
Abwehrreaktionen als periphere Leistung. " Luhmann-Liste
Dienstag, 24. Februar 2009
KAMBODSCHA, Geld regiert die Welt, das WZB singt
Lichtenberg
Protest: Pakistanische Muslime protestieren in Karachi gegen den Valentinstag
- Lichtenberg : 24. Februar 1799 Todestag (geb. 1742) : Er war nicht nur ein gescheiter Physiker, sondern auch, was noch seltener ist, ein gescheiter Philosoph. Ein Doppelkopf. "Allzeit: wie kann dieses besser gemacht werden. "
- " Integration in Berlin: Im Schatten der Al-Nur-Moschee
Schwiegertöchter und Schwiegersöhne holt man immer noch aus der Türkei. Wer ausschert, wird schikaniert. Nur die Islamisten feiern immer größere Erfolge: Integration in Berlin-Neukölln. ... " Güner Y. Balci, FAZ 24.2.
- KAMBODSCHA hat es nicht eilig: "Sie töteten Menschen wie die Hühner. (Um Munition zu sparen, WD)
Dem grausamen Regime der Roten Khmer wird endlich der Prozess gemacht. In Kambodscha aber bezweifeln viele, ob das Land das Tribunal braucht. Von Jochen Buchsteiner.
Phnom Penh. Zwei Bäume überragen die ausgehobenen Massengräber im "Genozid-Zentrum Choeung Ek". Der wuchtigere diente den Roten Khmer als Mordstätte für Kinder; sie wurden am Stamm zerschmettert. Der ausladendere heißt heute "Musikbaum"; Lautsprecher hingen im Geäst und sollten die Angst- und Schmerzensschreie der Opfer übertönen. Im Schatten der beiden Bäume ist eine Vitrine aufgebaut, in der Gebeine ausgestellt sind. Auch auf der Vitrine liegen Knochen; sie wurden erst vor kurzem geborgen.
Dreißig Jahre sind keine lange Zeit, und doch scheint die Anziehungskraft des Gedenkortes schon zu verblassen. Nur einige wenige Besucher schleichen durch das bekannteste "Killing Field" Kambodschas, eine halbe Autostunde südlich von Phnom Penh. Sie bestaunen die fast 9000 Schädel, die in einem Glasturm gestapelt sind. Auf Tafeln lesen sie, dass in den Jahren 1975 bis 1979 vermutlich zwei Millionen Menschen dem kommunistischen Regime Pol Pots zum Opfer fielen - allein 17 000 auf dem kleinen Feld von Choeung Ek. Die Informationen sind zweisprachig, Englisch und Khmer. Aber die Sprache Kambodschas versteht hier keiner, denn die Besucher sind Ausländer. ...
Die meisten Lastwagen, die Delinquenten vor dem Todesfeld von Choeung Ek abgeladen haben, wurden im Süden Phnom Penhs losgeschickt - aus dem berüchtigten Foltergefängnis "S-21", das Duch als Direktor leitete. Gleich nach ihrer Machtübernahme hatten die Roten Khmer das ehemalige Schulgebäude von Tuol Sleng zum Verhörzentrum umfunktioniert und dem gelernten Mathematiklehrer die Verantwortung übertragen. "Wer verhaftet wurde, musste sterben - das war die Linie der Partei", sagte Duch einmal in einem Interview.
Die Staatsanwalt sieht ihn aber nicht nur in der Rolle des Befehlsempfängers. "Duch entschied, wie lange ein Häftling lebte, er ordnete die Hinrichtung an", heißt es in der Klageschrift. Mindestens 12 380 Menschen seien von ihm in den Tod geschickt worden. Vorher wurden die Insassen unter seiner Regie gefoltert, sofern sie nicht vorher bei medizinischen Versuchen ums Leben kamen. Die grausamen Werkzeuge der oft minderjährigen Folterknechte sind heute Teil des "Tuol Sleng Museums", das im ehemaligen "S-21-Gefängnis" untergebracht ist.
Duchs Verbrechen sind für kambodschanische Verhältnisse gut dokumentiert und werden von ihm nicht bestritten. Seit mehr als neun Jahren sitzt er in Haft und findet angeblich seit seinem Übertritt zu einer evangelischen Sekte Trost in der Bibel. Duch werde bei den Kambodschanern um Vergebung bitten, kündigte sein französischer Anwalt am Rande des Tribunals an. An einer Verurteilung seines Mandanten zweifelt auch er nicht. ..." FAZ 22.2.2009 // Vgl. Pin Yathay, 'Du mußt überleben, mein Sohn!' Piper 1987
- "Geld regiert die Welt?" fragt die Th.-Morus-Ak. rethorisch und will die rethorischen Antworten von Theologen geben lassen. Das sind Leute, die dem Mammon nicht nachjagen müssen, sie leben von der (Kirchen-) Steuer. Natürlich müßte es heißen: Güter regieren den Stoffwechsel, denn selbst Theologen kaufen mit dem Generalgut Geld ihre Brötchen. Wenn sie nicht gerade zwischen 1975 und 1979 in Kambodscha leben mußten, wo Pol Pot das Geld abschaffte und nicht nur den Theologen der Kopf mit der Machete gespalten wurde.
- Der STAAT : Wie stark die Zeiten sich geändert haben, zeigt der Vergleich mit der Antrittsrede Ronald Reagans, der 1981 erklärte: «Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem; der Staat ist das Problem.» Noch 1996 verkündete Bill Clinton, Obamas Parteifreund: «Die Ära von Big Government ist vorbei.» Doch spätestens mit der Quasi-Verstaatlichung ganzer Wirtschaftsbereiche seit dem Herbst ist Big Government mit aller Macht zurück. Die Schläfrigkeit der Aufsichtsbehörden, von denen es ja bereits nicht zu wenige gibt, die staatlich verordnete Niedrigzinspolitik und der Leichtsinn einer neuen, formelgläubigen Generation von Bankkaufleuten, die im Prinzip nur gute Zeiten kennengelernt hat - all das läßt jetzt die staatlichen Mitverursacher als große Retter erscheinen.
- " Vierzig Jahre WZB . Die Sozialforschung feiert sich.
Wissenschaftliche Feierstunden fallen irrtümlicherweise in die Berichtspflicht von Wissenschaftsredakteuren. Der Sache nach wäre die Opern-, genauer: die Operettenkritik zuständig. Denn bei Feiern wie der gerade abgefeierten zum vierzigjährigen Bestehen des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB) werden keine Argumente vorgetragen, sondern Arien gesungen. Zum Beispiel gleich mehrfach nach stürmisch nicht gefordertem Dacapo von WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger die Arie "Oselbstlobomio" der Soziologiediseuse aus Verdis "La Triviala". So vollständig dürften die Register höherer Angeberei (siehe F.A.Z. Geisteswissenschaften von heute) selten gezogen worden sein. Die Sozialwissenschaft wird ständig besser, internationaler, vernetzter, einflußreicher. Ein dazu passendes Medley aus Walter Brommes "Donnerwetter, ganz famos" trugen ausgewählte Jungforscher vor, bei denen Forschung von forsch kam, Hauptbegleitinstrument: der Sprücheklopfer. Man stellte sie und sie sich selber auch in einem neckischen Rollenspiel als künftige Staatselite vor, die Bescheid weiß, über die richtigen Steuersätze, die angemessene Zahl an Bundesländern, die optimale Schulform und so weiter. Eindrucksvoll dabei der Basso continuo des Chors der abhängigen Bildungsstatistiker "Wen woll'n wir beraten? Sozialdemokraten!" Dazwischen gab es humoristische Einlagen wie die einer Nachwuchsgruppeninsassin, die sich vorstellen konnte, in zwanzig Jahren seien die neuronalen Grundlagen der Arbeitsmotivation geklärt, wonach gezielte Stimuli für Schulversager beim Übergang zum Arbeitsmarkt in Reichweite rücken. Das WZB sollte dieses Projekt unbedingt in seinem "Brave New World"-Fellowship verankern. Zuguterletzt forderte Ralf Lord Dahrendorf dann noch einen "Kapitalismus der Verantwortung", und dass die Sozialforscher öffentliche Intellektuelle werden müßten. Singe, wem Gesang gegeben. " 18.2. FAZ
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Montag, 23. Februar 2009
Keiner soll unkontrolliert bleiben, Immobilienkrise, Kein Einschlag am Ende der Jüngeren Dryas?
- "Finanzkrise. Keiner soll unkontrolliert bleiben.
Fortschritte auf dem Weg zu einer neuen Weltfinanzarchitektur: Die Regierungschefs der wichtigsten EU-Länder haben sich darauf verständigt, die Finanzmärkte strenger zu kontrollieren. „Europa bekennt sich damit zu seiner Verantwortung in der Welt“, sagte Bundeskanzlerin Merkel. Unter anderem müssen Steueroasen künftig mit Sanktionen rechnen. ... " FAZ 22.2. // Hört sich sehr schlecht an: die politisch kontrollierten Landesbanken sind diejenigen mit den größten Verlusten!
- "Immobilienkrise. 81 Prozent mehr Zwangsversteigerungen in Amerika ... Zur Zwangsversteigerung kommt es nicht nur, wenn Hausbesitzer sich übernommen haben oder aufgrund eines Anstiegs des Darlehenszinses die monatlichen Raten nicht mehr bezahlen können. Auch jene, deren Haus durch den Preisverfall weniger wert ist, als in der Hypothek zugrunde gelegt, haben einen Anreiz, ihre Zahlungen einzustellen: Die meisten Hypotheken in Amerika sind „no recourse loans“, bei denen der Gläubiger wohl auf die Immobilie, nicht aber auf andere Teile des Vermögens des Schuldners zugreifen kann. ..." FAZ 19.2. // Die dunkler eingefärbten Staaten sind stärker betroffen - Kalifornien, Florida - der stärker religiös bestimmte Mittelwesten und der alte Süden nur schwach.
- "Frachterbeschuss. China will Klarheit über Untergang.
Die chinesische Regierung hat von Russland Aufklärung über den Untergang der „New Star“ gefordert. Das Schiff war am Samstag laut Medienberichten von der russischen Marine versenkt worden. ..." FAZ 20.2.
- Scharia-Gerichte in Nordwest-Pakistan: dort haben die Islamisten auch die 50.000 Schulmädchen mit dem Tode bedroht, falls sie weiter zur Schule gehen. NZZ 17.1.09 - Inzwischen brennen die Islamisten die Mädchenschulen ab. FAZ 23.2. - Die Karnevalsplebs in Köln entblödete sich nicht, einen Guantanamo-Wagen zu zeigen.
- "Kein Einschlag am Ende der Jüngeren Dryas?
Ein wichtiges Argument der kürzlich veröffentlichten Hypothese, der Einschlag eines Asteroiden oder großen Meteoriten vor etwa 13 000 Jahren habe zu einer mehr als tausend Jahre dauernden Mini-Eiszeit geführt (siehe F.A.Z. vom 14. Januar), ist widerlegt worden. Nach einer Analyse von Holzkohleresten und Pollen aus den Sedimenten von 35 Binnenseen in Nordamerika gibt es keine Indizien für jene riesigen Flächenbrände, die als Folge eines Einschlags zu erwarten gewesen wären. Die im Rauch enthaltenen Aerosole, so wurde spekuliert, hätten zu einer raschen Abkühlung des Klimas in der sogenannten Jüngeren Dryas geführt und damit den Beginn der gegenwärtigen Warmzeit um mehr als 1300 Jahre verzögert. Wie eine internationale Forschergruppe jetzt in den "Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften schreibt, hätte es am Ende der Eiszeit zwar vermehrt Waldbrände in Nordamerika gegeben. Deren Zahl und Intensität sei aber langsam und kontinuierlich gestiegen. Von dem nach einem Asteroidentreffer zu erwartenden vermehrten Auftreten von Holzkohleresten findet sich in den untersuchten Sedimentproben keine Spur. " FAZ 18.2. hra. // Das scheint darauf hinzudeuten, daß das KLIMAFLATTERN der Eiszeit nach der Würmvereisung ein weiteres Mal weiterging. Gut, daß es dann doch noch stabil warm wurde in unserem Zwischenglazial!
- "Traumatherapie. Die Angst tilgen. Müller-Jung. ... Abklingende Angst
In den Versuchen haben Kindt sechzig Freiwillige – 17 Männer und 43 Frauen – vor dem Bildschirm darauf trainiert, Bilder mit Spinnen zu betrachten. Die Bilder waren mit einem unangenehmen Elektroschock am Handgelenk gepaart, so dass schon auf das bloße Zeigen der Spinnenfotos die Schreckreaktionen folgten. Die Probanden lernten Furcht vor dem Bild. Am nächsten Tag wurde diese künstlich erzeugte Angst reaktiviert. Anderthalb Stunden vor Versuchsbeginn nahm ein Teil der Testpersonen die Pille mit dem Betablocker ein. Doch alle reagierten gleich. Sobald dieselben Spinnenbilder wieder gezeigt wurden, die sie nun mit dem unangenehmen Erlebnis des Stromschlags assoziierten, kam die Furcht wieder hoch. Diesmal und in den folgenden Versuchen wurden die Bilder mit einem kurzen, lauten Geräusch gepaart, um so das Blinzeln der Probanden als Ausdruck der Angst verfolgen zu können. Tatsächlich blinzelten alle heftig. Weitere vierundzwanzig Stunden später jedoch war alles anders. Den Probanden wurde zuerst die Angst allmählich genommen. Ihnen wurden die Spinnenbilder – ohne Elektroschocks – abermals gezeigt. Während aber diesmal die Kontrollpersonen, die keinen Betablocker erhalten hatten, weiterhin deutliche Furcht an den Tag legten, die sich auch kaum legte, reagierten die medikamentös behandelten Versuchspersonen extrem gelassen. Mehr noch. Bei ihnen die Angst neu zu erzeugen, indem die Spinnenbilder wieder mit Elektroschocks gepaart wurden, war quasi wie ein Neustart des Experimentes. Als hätten die Probanden niemals zuvor die Angsterfahrung gemacht. ... " 19. Februar 2009 FAZ // Es wäre sinnvoll, vom Zusammenspiel von Gefühlsproduktion und Gedächtnis im Limbischen System zu sprechen. Das limbische System ist ein phylogenetisch sehr alter Teil des Gehirns, der sich aus mehreren Strukturen zusammensetzt : Corpus mamillare, Gyrus cinguli, Gyrus parahippocampalis, Hippocampus, Corpus amygdaloideum . Nur Inhalte, die von der Amygdala als emotional bedeutsam bewertet wurden, haben eine Chance, durch den Flaschenhals des Hippocampus ins Langzeitgedächtnis einzugehen. Die verschiedenen Teile des Gedächtnisses (hier geht es um das Episodische G.) sind nur ansatzweise lokalisiert, bei Aufruf bestimmter Gedächtnisinhalte wird offenbar ein großes neuronales Netz aktiviert, dessen Verschaltungsmuster den Gedächtnisinhalt generiert. Das Propranolol könnte auf die Projektionsbahn zur Amygdala lösend wirken und so den emotionalen Alarmismus dämpfen oder sogar löschen. Der Gedächtnisinhalt würde dann innerhalb des Deklarativen Gedächtnisses aus der intensiv emotionalen Abteilung 1 (Episodisches G.) in die sachlichere Abteilung 2 (Semantisches G.) verschoben (durch Schwächung der Projektionsbahn zur Amygdala) .
- Wal-Mart schließt 08 mit +2% G ab, Pfeiffer Vac und Warburg ähnlich, ZEW-Index steigt, Dax unter 4000 .
Sonntag, 22. Februar 2009
die grüne Gentechnik zulassen, Börsenzwang für den Wertpapierhandel.
Ein bißchen Sonne ganz ohne Flecken an diesem trüben Tag, 2-5°C (http://spaceweather.com/glossary/sunspotnumber.html)
- Schafft sinnvolle Arbeitsplätze: Hambrecht, BASF: ' ... Zudem fordert der Manager die Politik auf, die grüne Gentechnik zu unterstützen. „Das kostet keine Steuergelder, sondern Mut.“ Er wünsche sich, dass in Deutschland kälte- und trockenresistente Pflanzen entwickelt werden könnten, „die zur Ernährung einer wachsenden Menschheit wichtig sind“. ' MUT STATT STEUERGELD, Focus 15.2.09 / Nr. 8 // Durch den Neubau schöner neuer Kernkraftwerke entstünden ebenfalls zukunftsfähige Arbeitsplätze. Autos montieren zu überhöhten Löhnen ist ein Auslaufmodell.
- "Scharia in Pakistan. Ein Journalist wurde enthauptet.
Der pakistanische Journalist Musa Khankhel ist im Nordwesten Pakistans enthauptet worden. Das berichtet die Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG). Der Korrespondent des Senders "Geo News" und der Zeitung "The News" berichtete demnach wenige Stunden zuvor über die Folgen der Einführung der Scharia im pakistanischen Swat-Tal. Vertreter der lokalen Regierung dort hatten mit der Scharia-Bewegung "Tehrik-i-Nifaz-e-Shariat-e-Mohammadi" vor kurzem eine Vereinbarung zur Einführung der Scharia-Gesetze geschlossen.
Während einer Versammlung dieser Bewegung wurde Khankel nach Angaben eines Kollegen entführt. Bisher habe sich noch niemand zu dem Mord bekannt. ..." FAZ 21.2.
- < Im Gespräch: Uto Baader, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Baader Bank AG
"Das Schundzeug wäre uns erspart geblieben". Uto Baader fordert einen Börsenzwang für den Wertpapierhandel. Dann wären viele giftige Papiere gar nicht erst in Umlauf gekommen. Nun rechnet er mit einer langen Krise. ... Kann die Politik überhaupt etwas dagegen machen?
Sie sollte vor allem eines nicht tun: sich in die Kreditvergabe der Banken einmischen. Das endet im Desaster. Vor 20 Jahren hat George Bush senior als amerikanischer Präsident im Community Reinvestment Act günstige Darlehen für alle Amerikaner gefordert. Bill Clinton hat dies noch verschärft, indem er einen bestimmten Prozentsatz an Subprime-Krediten vorschrieb. Das Ergebnis sehen wir heute. Wegen der staatlichen Gängelung ist diese Krise entstanden.
Die Banken trifft keine Schuld?
Doch, natürlich. Aber der Staat hat die Kreditvergabe mit derart vielen Vorgaben und überbordenden bürokratischen Pflichten versehen, dass die Banken ausgewichen sind und sich nach anderen Möglichkeiten des Geldverdienens umgesehen haben. Der Staat sollte jetzt tunlichst davon absehen, sich an Banken zu beteiligen, um diese dazu zu zwingen, bestimmte Kredite zu vergeben. Das führt gerade zu Beginn einer Rezession oft zu den faulen Krediten von morgen.
- AMD in 08 3,1 Mrd. Verlust / " Kein Preisverfall in Sicht
Der wirtschaftliche Abschwung hat auf dem deutschen Markt für Wohnimmobilien noch keine Spuren hinterlassen. ... " FAZ 20.1.
- CO² : "es ist unstrittig,daß der anthropogene Treibhauseffekt noch nicht unzweifelhaft nachgewiesen werden konnte".
so die Vertreter der "Deutschen Meteorologischen Gesellschaft" 2008.
Man betrachte den Kometen "Lulin" in www.spaceweather.com. (Borchert)
- Ein köstlicher Kaube-Kommentar: "Vierzig Jahre WZB . Die Sozialforschung feiert sich. Wissenschaftliche Feierstunden fallen irrtümlicherweise in die Berichtspflicht von Wissenschaftsredakteuren. Der Sache nach wäre die Opern-, genauer die Operettenkritik zuständig. ... Allmendinger die Arie 'Oselbstlobomio' der Soziologiediseuse aus Verdis 'La Triviala' ... Hauptbegleitinstrument: der Sprücheklopfer. ..." FAZ 18.2.
- Der wahre Wilhelm Humboldt? : " Schleiermachers Idee einer Universität . Zwischen Religionsverächtern und Enthusiasten suchte er eine vermittelnde Position im Wissenschaftsgefüge. Es gehört zu den Eigenarten geisteswissenschaftlicher Diskussion, dass ein wesentlicher Teil des als gesichert geltenden Wissens - so etwas ... Schleiermacher befreit damit die Religion von dem Versuch einer Welterklärung im naturwissenschaftlichen Sinn. ... " FAZ 18.2.
- Als die Arbeitswoche noch 6 Tage zählte und der wöchentliche Unterhaltungshöhepunkt die Sonntagsmesse war, nach der Ernte noch die Kirchweih - da hatte der Karneval noch seine Berechtigung. -
Köln verkommt immer mehr zur Proletenstadt: "Eine nackte Kanzlerin im Zoch?
Eine nackte Angela Merkel mit noch zu liftenden Problemzonen und kleinen Bundesadlern auf den Brustwarzen - geht das nicht zu weit? Muss ein Bikini her?" KSTA
- Lesen, Denken, Rotwein trinken - diese drei ... doch das Denken ist das köstlichste.
Samstag, 21. Februar 2009
Klima- und Wettervorhersagemodelle berücksichtigen derzeit die Wolken und ihr Eigenleben nur in sehr rudimentärer Weise
Gertrude Belle Elion
Heinz Erhardt
- Zu langweilig für Propheten: " Klima- und Wettervorhersagemodelle berücksichtigen derzeit die Wolken und ihr Eigenleben nur in sehr rudimentärer Weise. Der Lebenszyklus von Wolken und ihr Einfluss auf Wetter und Klima sind noch nicht ausreichend verstanden; außerdem lassen sie sich nur durch eine ausgefeilte Messstrategie ihre Geheimnisse entlocken. Genau das versucht momentan Prof. Dr. Clemens Simmer vom Meteorologischen Institut der Universität Bonn. Im Rahmen des Verbundprojekts "4D-WOLKEN", das vom BMBF mit etwa 4 Mio. DM gefördert wird, möchten Simmer und seine Mitarbeiter den Lebenszyklus von Wolken genau unter die Lupe nehmen.
In Cabauw in den Niederlanden wollen die Wissenschaftler der Frage nachgehen, in welchem Ausmaß Wolken die Sonnenstrahlung absorbieren, sich dabei erwärmen und so auch direkt die Atmosphäre aufheizen. Neuere Messungen scheinen zu zeigen, dass Wolken beträchtlich mehr Strahlung absorbieren als bislang angenommen. Hat dieser Effekt für die Wettervorhersage vermutlich nur geringe Auswirkungen, ist er für Klimamodelle von größter Bedeutung. Die Sonnenenergie würde gewissermaßen schon in der Atmosphäre "abgefangen" und nicht - wie in den Modellen bislang angenommen - größtenteils erst am Boden in Wärmestrahlung umgesetzt. Niedrigere Boden-Temperaturen in den Modellberechnungen wären die Folge, damit würde wiederum weniger feuchtwarme Luft in die Atmosphäre aufsteigen und sich als Resultat weniger Wolken bilden.
Für ihre Messungen greifen die beteiligten Forscher auch auf ein High-Tech-Gerät zurück, das von Dr. Susanne Crewell vom Meteorologischen Institut zusammen mit der Firma Radiometer Physics in Meckenheim entwickelt wurde. Das "Mehrkanal-Mikrowellenradiometer" liefert die derzeit genauesten Aussagen über den Flüssigwassergehalt von Wolken. Neben vielen anderen Fernerkundungsgeräten stehen den Wissenschaftlern drei Flugzeuge zur Verfügung, mit denen sie Zusammensetzung und Ausdehnung von Wolkenkomplexen vermessen können.
Die realitätsnahe Modellierung von Wolken ist überaus aufwändig. Ein weiteres Ziel ist daher, schnelle Rechenverfahren zu finden, die in den Klimamodellen eingesetzt werden können. Für den Erfolg kämpfen in Cabauw insgesamt etwa 25 Forschergruppen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, England, Schweden, Finnland, der Schweiz und Russland. Auch für die Lehre am Meteorologischen Institut wird das Experiment übrigens einen Beitrag liefern: Die Studierenden im Fortgeschrittenenpraktikum werden während der ersten zwei Septemberwochen vor Ort Standardmessverfahren der Meteorologie üben und in die modernste Technik der Wolkenvermessung eingeführt werden." 29.8.01
http://www.meteo.uni-bonn.de/projekte/4d-clouds/bbc
- Das hört man doch gern: " "Al Qaida ist in keiner guten Verfassung"
Der Orient-Experte Gilles Kepel über das geschwächte Terror-Netzwerk und die Herausforderungen im Nahen Osten.
FRAGE: Herr Kepel, mehr als sieben Jahre nach den Anschlägen vom 11. September - wie ist der Stand beim "Krieg gegen den Terror"?
ANTWORT: Im Prinzip sind beide großen Visionen dieses "Kriegs gegen den Terror", nämlich jene der Bush-Administration und jene von Al Qaida, widerlegt. Was die Bush-Regierung angeht, liegt das ja offen zutage, weil eine der ersten Amtshandlungen des neuen amerikanischen Präsidenten darin bestand, die Schließung des Gefangenenlagers von Guantánamo anzuordnen. Das bedeutet den radikalen Wechsel einer Strategie, die einen großen Teil der muslimischen Welt und nicht zuletzt auch der europäischen Verbündeten von den Vereinigten Staaten entfremdet hat, ohne gleichzeitig überzeugende Ergebnisse zu bringen. Al Qaida wiederum ist es nicht gelungen, die Massen zu mobilisieren. Hinzu kommt, dass sich Al-Qaida-Sprecher Ayman al Zawahiri zahlreichen Vorwürfen und Anfeindungen innerhalb des islamistischen Lagers ausgesetzt sieht, weil er innerislamische Konflikte geschürt habe, anstatt sich auf den Kampf gegen die "Ungläubigen" zu konzentrieren.
FRAGE: Hat Al Qaida an Stärke verloren?
ANTWORT: Al Qaida ist wegen innerer Spannungen in keiner guten Verfassung. Usama Bin Ladin ist praktisch von der Bildfläche verschwunden; man hört lediglich ab und zu seine Stimme. Sein Stellvertreter al Zawahiri scheint außerdem mit den neuen Gegebenheiten nur schwer zurechtzukommen - was sich schon daran zeigt, dass er Barack Obama nach dessen Wahl als dreckigen Neger bezeichnet hat. Eine solche Wortwahl dürfte die Beliebtheit Al Qaidas in den Regionen südlich von Assuan und Nouakchott nicht gerade befördern. ... " FAS 15.2.
- Besser ist das: "Es war einmal ein Muselmann, der trank sich einen Dusel an" Der lustige Onkel der Nation: 100 Jahre Heinz Erhardt (hörten meine Eltern regelmäßig).
- Keynes on Air:' „Es liegt eine neue Idee in der Luft.“ Mit diesem Satz beginnt der britische Ökonom John Maynard Keynes am 14. März 1932, mitten in der dramatischen Weltwirtschaftskrise, eine Radioansprache in der BBC: „Staatliche Planung“ heißt diese neue Idee, „etwas, wofür wir vor fünf Jahren im Englischen noch nicht einmal ein gebräuchliches Wort hatten“. ' FAZ 19.2. // März 1932. Da gab es schon die bolschewistische Diktatur in Moskau mit ihrer staatlichen Planung, da gab es schon den GULAG, da gab es schon die landwirtschaftliche Zwangskollektivierung mit ihren Hungerfolgen, da gab es gerade 1932 das millionenfache Verhungern in der bisherigen Kornkammer Ukraine - als Keynes harmlos über staatliche Planung herumschwafelt, sterben gleichzeitig elendiglich, langsam und qualvoll im ukrainischen HOLODOMOR 6 - 7 Millionen Ukrainer auf ihrem fruchtbaren Boden an staatlicher Moskauer Planung - so ist das mit dem menschlichen Wissen und dem menschlichen Verstand.
(Zum ukrainischen HOLODOMOR vgl. Robert Conquest, The Harvest of Sorrow)
- Kölner Karneval: "Trend zu mehr Gewalt. 20.02.09 .
Fast viermal so viele Körperverletzungen wie im vergangenen Jahr - das ist die erschreckende Bilanz des Karnevalsauftakts. Die Polizei stellt eine generelle Erhöhung der Gewaltbereitschaft fest. Und die Ursache liegt auf der Hand: Es wird zu viel gesoffen. Anstoss - der Kommentar auf ksta.de" ' 59 Mal mussten die Beamten wegen Schlägereien ausrücken, 80 Mal bei verbalen Streitigkeiten als Schlichter auftreten und 43 Randalierer zur Ruhe bringen. 123 Personen wurden in Gewahrsam genommen, 18 festgenommen. Insgesamt musste die Kölner Polizei zu 1288 Einsätzen ausrücken, die allerdings nicht alle karnevalsbedingt waren."
Schlimme Folgen hatte der Angriff mit einer Flasche am Nachmittag auf der Cäcilienstraße in der Innenstadt. Ein junger Mann war mit einer Wodkaflasche niedergeschlagen worden und bewusstlos auf den Asphalt gestürzt. Ein Notarzt musste sich um den Verletzten kümmern. Kurz zuvor war die Polizei zu einer Massenschlägerei an der Haltestelle Heumarkt gerufen worden. Auch auf der Zülpicher Straße gerieten Feiernde aneinander. Am Blaubach wurde am frühen Abend die Besatzung eines Rettungswagens von Randalierern bedroht und tätlich angegriffen. ...' www.ksta.de
- Pharmakologin Gertrude Belle Elion: Todestag 21. Februar 1999 " Der Krebstod ihres Großvaters festigte den Entschluss der 15jährigen Gertrude: Sie wollte ihr Leben dem Kampf gegen die bösartige Krankheit widmen. Die Tochter litauischer und polnischer Einwanderer studierte - als einzige Frau ihres Semesters - Chemie an der Universität New York.
Ihre Karriere begann 1944, als sie eine Anstellung beim Pharmaunternehmen “Burroughs Wellcome” (heute “Glaxo Wellcome”) fand. Zusammen mit dem Arzneimittelforscher George Hitchings entwickelte sie Medikamente gegen eine Vielzahl von schweren Erkrankungen, darunter Mittel gegen Leukämie, Malaria, Gicht und Herpes.
1988 wurden beide Forscher mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt." WDR Zz
- Dax schließt knapp über 4.000 Punkten
Spezial Negative Nachrichten aus der Finanzbranche und die schwache Wall Street haben den Aktienmarkt am Freitag belastet. Der Dax verlor 4,8 Prozent. „Markteilnehmer erkennen die katastrophale Lage“, heißt es. Gold kostet wieder 1.000 Dollar je Unze. FAZ
- OPEL: Man hört nicht, daß die Belegschaft eine Lohnsenkung anbietet - die Löhne sind der größte Kostenblock eines Unternehmens. Montieren können die Rumänen auch, s. NOKIA. Und die Südkoreaner haben auch noch gute Ingenieure.
Freitag, 20. Februar 2009
Keynes, Schulrenovierungen, Abitur nebenbei, GOETHE
- SAAB (GM) meldet nach 70 Jahren Konkurs an, nach 8 Jahren Verlust, VOLVO (Ford) hat auch Probleme, KARMANN schließt heute das Werk in Rheine, weil keine neuen Auftragsproduktionen mehr hereinkamen.- Es ist schmerzlich, wenn solche Traditionsfirmen verschwinden, aber kaum zu ändern. Seit in Asien und Osteuropa zu billigeren Löhnen immer bessere Autos gebaut werden, und immer mehr, gibt es Überkapazitäten; dazu kommt noch die unglaublich hohe Steuerbelastung rund um das Auto.
- "Nicht mit Keynes. John Maynard Keynes würde sich wundern: Das Konjunkturpaket der Regierung widerspricht seinen Lehren. Denn statt sich mit Akribie und Phantasie um gesamtwirtschaftliche Ausgabenströme zu kümmern, fördert die Politik Glühbirnenersatz und Beihilfen für Dachdichtungen. ..." Barbier, FAZ, 16.2.
- 6,3 Mrd. für Schulrenovierungen u.ä. - wird als "Bildungsinvestition" verkauft - wie oft mögen die Autoren der Karolingischen Bildungserneuerung Hrabanus Maurus, Alkuin, Walahfrid Strabo, Notker Balbulus, Hinkmar, Richer, Thietmar, Froumund, Wulfstan, Ademar, Florus, Smaragdus, Theodulf, Radbertus und Ratramnus ihre Schreibstuben im 9. Jahrhundert (ff.) gestrichen haben,
wie oft Hewlett und Packard, Jobs und Wozniak, Allen und Gates ihre Garagen?
- Abitur nebenbei - ein bildungspolitisches Verbrechen
LB FAZ 1.7.02
Zum Artikel "Bulmahn: Es gibt keine Sieger und Verlierer" (F.A.Z. vom 25. Juni): Franz Münteferings Behauptung, Deutschland spiele "insgesamt" in der "zweiten Klasse", muß entschieden zurückgewiesen werden. Sie widerspricht den Fakten. Finnland erzielte in der Disziplin Leseverständnis - von den erreichbaren 800 Punkten - 546 Punkte, Bayern kam auf 510 Punkte. Beide Länder hätten, würde das Punkteergebnis in Noten umgerechnet, die Note 3 (befriedigend). Der Abstand von 36 Punkten ist außerordentlich gering, wenn man bedenkt, daß sich Finnland mit einer Rahmenbedingung, die das bayerische Ergebnis stark nach unten gedrückt hat, nicht auseinandersetzen mußte: Ich meine den hohen Anteil an Migrantenkindern, die nur mangelhaft die Landessprache beherrschen, deren Eltern sich sprachlich und kulturell abgrenzen. Finnland hat nur ein Prozent Migrantenkinder. "Bereinigte" man das bayerische Ergebnis unter Einberechnung dieses Faktors, dann würde Bayern Finnland in der Lesekompetenz möglicherweise erreichen oder gar übertreffen.
Ich bin weit davon entfernt, Bayern zu idealisieren. Ich weiß genau, mit welch mäßigen Durchschnittskenntnissen in Deutsch die besten Schüler von der Grundschule ans Gymnasium kommen. Ich weiß, daß das bayerische Gymnasium einen ziemlichen Prozentsatz an Schülern zum Abitur durchschleppt, die für ein Universitätsstudium nicht geeignet sind und die das gymnasiale Niveau drücken. Wie übel müssen die Zustände erst in vielen nördlichen Bundesländern sein. Länder, die hohe Abiturientenquoten produzieren, versagen notwendigerweise bei der Förderung der Begabten. Wenn das Abitur so leicht gemacht wird, daß es von jedem zweiten bewältigt werden kann, dann sind die Begabten und Hochbegabten eklatant unterfordert. Sie werden dazu verführt zu jobben, zu konsumieren, das Leben zu genießen und das Abitur so nebenbei zu machen. Sie bekommen eine sehr gute Abiturnote und müssen fast nichts dafür tun. Eine solche Abiturprüfung ist ein bildungspolitisches Verbrechen.
Wolfgang Illauer, Neusäß-Westheim
- Wer kennt sich selbst? Wer weiß, was er vermag?
Hat nie der Mutige Verwegnes unternommen?
Und was du tust, sagt erst der andre Tag,
War es zum Schaden oder Frommen.
Aus: GOETHE, Ilmenau, am 3. September 1783
- Bonner Bodenforschung klimatisch gelagert: ' ... Wenn es um den Boden unter unseren Füßen geht, werden ganz einfache Fragen schnell ziemlich kompliziert. Beispiel Bodenfeuchte: "Die kann man natürlich messen", sagt Professor Dr. Clemens Simmer; "das ist punktuell auch ziemlich einfach. Das Problem ist nur: Schon einen Meter weiter kann das Erdreich viel feuchter oder trockener sein." Wie nass der Boden ist, kann man auch mit Satelliten aus dem All feststellen. "Aber was messen die genau?", fragt sich der Sprecher des neuen Transregio-SFB. "Geben die Werte wirklich die mittlere Bodenfeuchte wieder, wie man bislang annimmt?"
Das ist nur eines der Rätsel, die die Projektpartner klären möchten. Die RWTH Aachen soll dazu zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich neue Geräte entwickeln, mit dem sich verschiedene Bodenparameter vor Ort schnell und einfach bestimmen lassen. Die Universität zu Köln gleicht diese Messwerte dann mit Satellitendaten ab. Wie wichtig der Aspekt "Bodenfeuchte" beispielsweise für Wettervorhersagen ist, weiß jeder, der Küsten- und Kontinentalklima vergleicht: Wasser ist ein sehr guter Wärmespeicher - Grund für die milden Winter an den Küsten. Auch feuchte Böden halten daher Energie viel besser fest als trockene. Zudem versorgen sie die Atmosphäre mit Wasserdampf, der später als Regen niedergeht. ...
Ziel ist es, Energie-, Gas- und Wasseraustausch zwischen Boden und Atmosphäre besser zu verstehen. Am Ende sollen Computermodelle stehen, die beispielsweise die Grundlage für verlässlichere Wetter- und Klimaprognosen liefern. Zwei Millionen Euro jährlich fließen zunächst bis 2010 an die beteiligten Institute - gut investiertes Geld, wie Simmer glaubt: "Eine bessere Modellierung der Prozesse an der 'Atmosphären-Unterkante' - also insbesondere an der Grenzschicht zwischen Luft und Boden - ist für die Klimaforschung extrem wichtig." Sofern die erste Förderperiode erfolgreich verläuft, stehen zwei weitere Phasen zu je vier Jahren in Aussicht. ...' www.innovations-report.de/html/berichte/geowissenschaften/bericht-74371.html
Donnerstag, 19. Februar 2009
Wissenschaftliche Arbeit im 9. Jahrhundert
Da sind sie ja!
(Inzwischen schon wieder zugeschneit.)
- " William Schlesinger on IPCC: “something on the order of 20 percent have had some dealing with climate.”
17.02.2009 . This is a bit disturbing, though in retrospect, not surprising. One of our local IPCC wonks at Chico State University, Jeff Price, is a biologist, but lectures me about climate all the same. - Anthony Watts .
During the question and answer session of last week’s William Schlesinger/John Christy global warming debate, (alarmist) Schlesinger was asked how many members of United Nation’s Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) were actual climate scientists. It is well known that many, if not most, of its members are not scientists at all. Its president, for example, is an economist. ..." http://wattsupwiththat.com/ 17.2.
- Rudolf Schieffer, Wissenschaftliche Arbeit im 9. Jahrhundert.
Aus dem Inhalt des Vortrages:
In der langen Geschichte der abendländischen Wissenschaft genießt das 9. Jahrhundert nicht den besten Ruf. Das im Zuge der karolingischen Bildungserneuerung entstandene lateinische Schrifttum über Themen der Theologie, der Philosophie, der Naturkunde, des Kirchenrechts und der Grammatik erhob durchweg keinen Anspruch auf Originalität, sondern konzentrierte sich auf die Vermittlung, Zusammenfassung und didaktische Aufbereitung des überlieferten Wissens der christlichen Spätantike, mitunter auch des klassischen Altertums. Allerdings hat es die allgemeine Entwicklung des (kirchlichen) Bibliothekswesens mit sich gebracht, dass aus dem 9. Jahrhundert in erheblich höherem Umfang als jemals zuvor Handschriften bis heute erhalten sind, darunter nicht ganz wenige, die aus der engsten Umgebung der Verfasser damaliger Werke stammen. Sie erlauben erstmals in der Geschichte der lateinischen Fachprosa konkrete Einblicke in die Materialsammlung, die Organisation der Zitatenvorräte, die Gestaltung von Reinschriften („Veröffentlichung“) wie auch die Fortentwicklung bereits in Umlauf gesetzter Werke zu „Zweitauflagen“. Im Vortrag sollen diese Arbeitsschritte anhand neuerer Editionsprojekte veranschaulicht und analysiert werden.
- Infinion, inzwischen ein Cent-Wert, wer hätte das gedacht? Chips, integrierte miniaturisierte Schaltungen, hielt jedermann vor acht Jahren für einen stabilen Wachstumswert; die Tochter Qimonda steckt inzwischen in der Insolvenz. Auch die einfach erscheinenden Prognosen sind für menschliche Hirne zu anspruchsvoll. Einfach deshalb, weil zu viele Faktoren im Spiel sind.
- Hätte ich auch nicht vermutet: In Indonesien ist der Meerespiegel in der Regel rd. 60 cm höher als gegenüber in Peru / Nordchile; hat mit der Wassertemperatur etc. zu tun (http://www.enso.info/images/titel-index.png) ( El Niño Southern Oscillation )
- Essay von Matthias Horx, Teil 2 : Die Hysterische Gesellschaft . " Wenn die Ernte ausblieb, Naturereignisse unseren Vorfahren Verderben brachten, entstanden nicht selten Überreaktionen, in denen mörderische Feindbilder und kompensatorische Gewalt eine große Rolle spielten. Die Untergangs-zeremonien der Maya-Priester, die ihren Opfern das Herz bei lebendigem Leibe herausrissen, stellten nichts anderes als den verzweifelten Versuch dar, die Naturkräfte zu beeinflussen. Die Halbinsel Yukatan war – damals wie heute – von Wetterextremen geprägt. Dürreperioden wechselten sich mit tropischen Stürmen ab, Erdbeben und Vulkanausbrüche erzeugten ein Klima der Unsicherheit. In der streng hierarchischen Magie-Welt der Mayas entstand eine „hysterische Erzählung“, ein eskalierendes Symbolsystem.Warnung war in ihr Gegenteil umgeschlagen: in Überritualisierung von Angst.
Um Wandel zu meistern, benötigt jede Gesellschaft eine realistische Vorstellung der Kräfte und Dynamiken, die sie verändern. Als die Finnen Anfang der 90er einen massiven Zusammenbruch ihrer Volkswirtschaft erlebten – 15 Prozent Verlust des Bruttosozialprodukts! – begann in der finnischen Gesellschaft eine ehrliche Diskussion. Schnell war klar, dass der Niedergang der alten industriellen Wirtschaftskerne – Bergbau und Holzwirtschaft vor allem für die sowjetischen Märkte – von Dauer sein würde. Man einigte sich auf ein Zukunftsprojekt, bei dem Wirtschaft, Politik und Bürger eng kooperierten. Heute haben 95 Prozent (!) der 20-jährigen Finnen Hochschulberechtigung. Finnland hat all sein Streben auf die Ressourcen Bildung und Technologie gerichtet – und gehört zu den vitalsten Volkswirtschaften der Welt. Gewiss: Kleine Länder haben es leichter, Wandlungsprozesse zu gestalten. Der soziale Konsens in Skandinavien ist ein anderer als im Riesenflächenstaat Deutschland. Die finnische Gesellschaft verfügt zudem in besonderem Ausmaß über eine Ressource, die für jeden Wandel existenziell ist: Vertrauen. Genau diese kostbare Ressource zerstört der Alarmismus und der daraus wuchernde Populismus des Politischen, dessen unseliges Wirken wir heute im Lafontaineschen Hetzjargon erleben müssen.
KRISOTAINMENT ist der richtige Begriff für jene endemische Neigung, im Zyklus von zwei Monaten eine neue generalisierte Weltkatastrophe durchs mediale Dorf zu treiben. Wertezerfall. Neue Armut. Generationenkrieg. Artensterben, Fettleibigkeit. Weltislamismus, Rinderwahn. Feinstaub, Klimakatastrophe. Bankencrash, Managerabzocke. Von diesen Angst-Brandings nährt sich eine riesige Warn- und Mahn-Industrie, gegen deren Sog offenbar auch Klügere nicht gefeit sind – Sandra Maischberger etwa, die kluge Interviews zu führen vermochte, stellt ebenso wie Anne Will, ihr Sofa für populistisches Trash-Bashing zur Verfügung, in dem jede Angst politisch und mental funktionalisiert wird. Der Autor Christian Schüle notiert zu diesem Fear Business: „Als Geschäft und Industrie zielt Entertainment auf dreierlei: Geld, Langeweile und Erschütterbarkeit des sozialen Friedens, vornehmlich durch Simulation von Angst!“
Aber, aber, höre ich die Kritiker sagen, kann Übertreibung nicht nützlich sein? Wenn die steigenden Wasserspiegel der Klimakatastrophe statt sechs Meter am Ende doch nur ein paar Zentimeter betragen werden – wir haben gewarnt! Gelobt sei der Club of Rome, dessen Prognosen zwar alle falsch waren, aber es diente ja der guten Sache! Es fällt uns gar nicht auf, welches Menschenbild hinter einer solchen Argumentation steckt. Es handelt sich um eine neudeutsche Variante der Schwarzen Pädagogik, in der sich der 68er-Fundamentalismus mit der reaktionär-konservativen Zivilisationskritik verbündet. Bisweilen denkt man, diese Krisen würden nur erfunden, damit Zeigefingern und Besserwissen, mit dem Generationen von deutschen Oberlehrern ihre Schutzbefohlenen gedemütigt haben, ungehemmt weitergehen können.
Hunderte von Generationen vor uns lebten kurze, harte Leben in Hunger, Unterdrückung, im Krieg. Sie mögen dadurch Hoffnung geschöpft haben, dass eines Tages Menschen leben würden, die lange Lebensspannen in Freiheit verbringen könnten. Wir sind gemeint, und wir sollten dankbar dafür sein, dass wir es sind! Diese Zeilen schrieb der amerikanische Publizist Gregg Easterbrook in „The Progress Paradox“. Dankbarkeit, welch altmodisches, kostbares Wort! Kann sich irgendjemand vorstellen, dass unsere Umwelt heute sauberer, die Ehen glücklicher, die Menschen auf vielfältige Weise selbstbewusster sind? Dass in der globalisierten Welt Milliarden von Menschen endlich eine Chance auf einen zunächst bescheidenen Wohlstand haben?
Wer seine Segnungen nicht anerkennen kann, der versündigt sich – vor allem an denjenigen, denen es wirklich schlechtgeht. Das ist der eigentliche Skandal – und der perfide Egoismus – des Welterrettertums unserer Zeit.
Nein, dies ist kein Plädoyer für die heile Welt. „Die Welt ist nicht gut. Aber sie kann besser werden“, formulierte Erich Kästner. Was ich einklage ist, dass wir unseren Diskurs an die reale Komplexität der Welt anpassen. Was ich verlange ist ein gewisser Mindeststandard im Dialog mit der Realität. Eine Haltung im Umgang mit Gefahren, die ich „erwachsen“ nennen möchte. Nüchternheit, Augenmaß, ein konstruktiver Wille zur Lösung.
Den Fernseher abstellen. Den Unsinn nicht mehr glauben. Die Neugier entdecken – auf die Welt in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Wer dieses Experiment wagt, sollte sich auf ein robustes Ausstiegsmandat gefasst machen. Wer öffentlich bezweifelt, dass uns die große Flutwelle verschlingt/der Islam die Welt erobert/der Kapitalismus an allem schuld ist/die Verteuerung von Öl und Weizen das Ende des Wohlstands bedeutet, erntet den vollen Zorn der Verwalter des Schreckens und ihrer fanatischen Adepten. " Focus 28/2008
Mittwoch, 18. Februar 2009
Sind wir jetzt alle Keynesianer? -4° bis +1°C
-4° bis +1°C, keine neuen Schneefälle, aber in Österreich und der Schweiz bis zu 70 cm Neuschnee, Lawinentote, na ja, was will man bei Klimaerwärmung anderes erwarten?
Sind wir jetzt alle Keynesianer?
Von Philip Plickert
FAZ 15. Februar 2009 We are all Keynesians now! Dieser Satz wird oft Richard Nixon zugeschrieben, was aber nicht korrekt ist. Tatsächlich hatte der amerikanische Präsident 1971 einen Haushalt präsentiert, der mehr Staatsausgaben und ein erhebliches Defizit vorsah. Das sollte die Konjunktur stimulieren. Dazu verkündete Nixon: "I am now a Keynesian." Die Öffentlichkeit war überrascht, dass der eigentlich als strikter Marktwirtschaftler geltende Republikaner nun für eine expansive Fiskalpolitik - also "mehr Staat" - plädierte.
Anfang der siebziger Jahre waren die Lehren des britischen Ökonomen John Maynard Keynes tatsächlich Richtschnur der "nachfrageorientierten" Konjunkturpolitik fast aller westlichen Industrieländer. Dann aber kam die Ölpreiskrise - ein angebotsseitiger Schock, der die Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzte. Dagegen versagten die keynesianischen Rezepte. Alle Ausgabenprogramme entzündeten nur Strohfeuer, die Inflation sprang auf bedenkliche Raten, die öffentlichen Schuldenberge wuchsen rasant. Nach dieser Erfahrung galt Keynes als überholt.
Der Zeitgeist dreht
In der aktuellen Weltwirtschaftskrise dreht der Zeitgeist. Vom "keynesianischen Moment" spricht Paul Krugman, der 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Ökonom. Als sich im Januar die Mitglieder der "American Economic Association" in San Francisco versammelten, war überall der Ruf zu hören: "Die Staatsausgaben müssen kräftig steigen." Selbst Martin Feldstein stimmte in den Chor ein - "obwohl es mir nicht leichtfällt", wie der betont konservative Ökonom zugab, der unter Ronald Reagan der Vorsitzende des Council of Economic Advisors (CEA) war und für einen schlanken Staat warb.
Wenn die Rezession als Folge einer kollabierenden Nachfrage gesehen wird, muss der Staat das Loch mit öffentlichen Aufträgen stopfen. Das soeben verabschiedete amerikanische Konjunkturpaket beläuft sich auf fast 800 Milliarden Dollar. Gut ein Drittel davon ist für Steuersenkungen reserviert, zwei Drittel aber sind für zusätzliche Staatsausgaben vorgesehen, beispielsweise für den Bau von Straßen und Brücken oder für die Renovierung von Schulen und Amtsgebäuden.
Einen gewaltigen Impuls, der den stockenden Wirtschaftsmotor wieder in Gang setzen werde, verspricht Präsident Barack Obama. Er will damit 3 bis 4 Millionen Arbeitsplätze "schaffen oder sichern". Dafür nimmt er in Kauf, dass der Staatshaushalt gewaltig ins Defizit fällt. Die Neuverschuldung wird dieses Jahr auf etwa 1,5 Billionen Dollar steigen, das ist mehr als 11 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Konjunkturprogramme in Japan haben nichts geholfen
Sind wirklich alle Ökonomen wieder Keynesianer? Keineswegs. Viele sehen mit großer Sorge, was Obama plant. "Wenn ,Brücken nach nirgendwo' finanziert werden, dann mag sich das zwar in der Wachstumsstatistik positiv niederschlagen, der Wohlstand der Amerikaner wird dadurch aber kaum gemehrt", sagt Greg Mankiw, früherer CEA-Vorsitzender und Autor eines bekannten Lehrbuchs für Makroökonomie. Auch der Princeton-Ökonom Alan Blinder gibt zu bedenken, wenn der Ausgabenrahmen der Bundesregierung plötzlich um mehr als zwei Drittel ansteige, dann seien "einige Verschwendung, Betrug und Missbrauch" unvermeidlich.
In ganzseitigen Zeitungsanzeigen haben zweihundert Wirtschaftsprofessoren, darunter die drei Nobelpreisträger James Buchanan, Vernon Smith und Edward Prescott, vehement gegen höhere Staatsausgaben protestiert. "Mehr Staatsausgaben haben nicht Japans ,verlorenes Jahrzehnt' in den 1990ern verhindert", warnen sie. Die japanische Regierung legte damals fast ein Dutzend Konjunkturprogramme auf, nach 1995 betrugen die Haushaltsdefizite zwischen 5 und 8 Prozent des BIP. Es hat aber alles nicht geholfen, die Wirtschaft zu beleben.
Der Knackpunkt der keynesianischen Ökonomie ist der erhoffte Multiplikator-Effekt: Für jeden Dollar, den der Staat zusätzlich ausgibt, soll die Wirtschaftsleistung um deutlich mehr als einen Dollar steigen, weil diejenigen Unternehmen und Arbeitnehmer, die das Geld erhalten, ihrerseits wieder einkaufen gehen und damit neue Geschäfte anregen. Doch wie hoch ist die Hebelwirkung tatsächlich? Obamas wichtigste Wirtschaftsberaterin, die CEA-Vorsitzende Christina Romer, rechnet mit einem Multiplikator von 1,5. Krugman spricht von einer "Standard-Schätzung".
Der Schuldenberg steigt und steigt
Andere sind sehr viel pessimistischer. Robert Barro von der Universität Harvard hat jüngst für Furore gesorgt, als er behauptete, der Multiplikator liege tatsächlich unter 1. Das hieße, jeder vom Staat ins System gepumpte Dollar schaffe weniger als einen Dollar Wirtschaftsleistung. Zu diesem Ergebnis kommt Barro nach der Untersuchung von historischen Episoden mit sehr hohem "deficit spending" für Rüstungsausgaben. "Die übliche keynesianische Sicht ist, dass die fiskalische Expansion im Zweiten Weltkrieg den Stimulus geschaffen habe, der uns aus der Großen Depression gebracht hat", schreibt Barro im "Wall Street Journal". Doch während die amerikanischen Rüstungsausgaben 1943/1944 (nach heutigem Wert) 540 Milliarden Dollar erreichten, erhöhte sich das reale BIP nur um 430 Milliarden Dollar. Daraus folgt ein Multiplikator von 0,8. Zu ähnlichen Werten kommt er für die Zeit des Korea-Kriegs oder des Vietnam-Kriegs.
Mit seinem Artikel hat Barro heftige Reaktionen ausgelöst. Krugman schimpfte auf seinem Blog, dass selbst "erstrangige Ökonomen wirklich saudumme Argumente" gegen den keynesianischen Stimulus der Obama-Regierung aufbrächten. Der Zweite Weltkrieg sei nicht vergleichbar mit der aktuellen Situation. Nicht alle sind da sicher. Der in Harvard lehrende Historiker Niall Ferguson etwa sagte dieser Zeitung: "Billionen-Dollar-Defizite über einige Jahre werden den Schuldenberg auf eine Höhe wachsen lassen, die man seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Wir erleben momentan die finanziellen Symptome eines Weltkrieges - ohne den Krieg."
Den Satz "We are all Keynesians now" sagte übrigens Milton Friedman, der ärgste Anti-Keynesianer, im Jahr 1965. Er fügte hinzu: "Und in gewisser Weise ist keiner mehr ein Keynesianer." Die Verwirrung damals war groß - sie ist es auch heute.
Sind wir jetzt alle Keynesianer?
Von Philip Plickert
FAZ 15. Februar 2009 We are all Keynesians now! Dieser Satz wird oft Richard Nixon zugeschrieben, was aber nicht korrekt ist. Tatsächlich hatte der amerikanische Präsident 1971 einen Haushalt präsentiert, der mehr Staatsausgaben und ein erhebliches Defizit vorsah. Das sollte die Konjunktur stimulieren. Dazu verkündete Nixon: "I am now a Keynesian." Die Öffentlichkeit war überrascht, dass der eigentlich als strikter Marktwirtschaftler geltende Republikaner nun für eine expansive Fiskalpolitik - also "mehr Staat" - plädierte.
Anfang der siebziger Jahre waren die Lehren des britischen Ökonomen John Maynard Keynes tatsächlich Richtschnur der "nachfrageorientierten" Konjunkturpolitik fast aller westlichen Industrieländer. Dann aber kam die Ölpreiskrise - ein angebotsseitiger Schock, der die Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzte. Dagegen versagten die keynesianischen Rezepte. Alle Ausgabenprogramme entzündeten nur Strohfeuer, die Inflation sprang auf bedenkliche Raten, die öffentlichen Schuldenberge wuchsen rasant. Nach dieser Erfahrung galt Keynes als überholt.
Der Zeitgeist dreht
In der aktuellen Weltwirtschaftskrise dreht der Zeitgeist. Vom "keynesianischen Moment" spricht Paul Krugman, der 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Ökonom. Als sich im Januar die Mitglieder der "American Economic Association" in San Francisco versammelten, war überall der Ruf zu hören: "Die Staatsausgaben müssen kräftig steigen." Selbst Martin Feldstein stimmte in den Chor ein - "obwohl es mir nicht leichtfällt", wie der betont konservative Ökonom zugab, der unter Ronald Reagan der Vorsitzende des Council of Economic Advisors (CEA) war und für einen schlanken Staat warb.
Wenn die Rezession als Folge einer kollabierenden Nachfrage gesehen wird, muss der Staat das Loch mit öffentlichen Aufträgen stopfen. Das soeben verabschiedete amerikanische Konjunkturpaket beläuft sich auf fast 800 Milliarden Dollar. Gut ein Drittel davon ist für Steuersenkungen reserviert, zwei Drittel aber sind für zusätzliche Staatsausgaben vorgesehen, beispielsweise für den Bau von Straßen und Brücken oder für die Renovierung von Schulen und Amtsgebäuden.
Einen gewaltigen Impuls, der den stockenden Wirtschaftsmotor wieder in Gang setzen werde, verspricht Präsident Barack Obama. Er will damit 3 bis 4 Millionen Arbeitsplätze "schaffen oder sichern". Dafür nimmt er in Kauf, dass der Staatshaushalt gewaltig ins Defizit fällt. Die Neuverschuldung wird dieses Jahr auf etwa 1,5 Billionen Dollar steigen, das ist mehr als 11 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Konjunkturprogramme in Japan haben nichts geholfen
Sind wirklich alle Ökonomen wieder Keynesianer? Keineswegs. Viele sehen mit großer Sorge, was Obama plant. "Wenn ,Brücken nach nirgendwo' finanziert werden, dann mag sich das zwar in der Wachstumsstatistik positiv niederschlagen, der Wohlstand der Amerikaner wird dadurch aber kaum gemehrt", sagt Greg Mankiw, früherer CEA-Vorsitzender und Autor eines bekannten Lehrbuchs für Makroökonomie. Auch der Princeton-Ökonom Alan Blinder gibt zu bedenken, wenn der Ausgabenrahmen der Bundesregierung plötzlich um mehr als zwei Drittel ansteige, dann seien "einige Verschwendung, Betrug und Missbrauch" unvermeidlich.
In ganzseitigen Zeitungsanzeigen haben zweihundert Wirtschaftsprofessoren, darunter die drei Nobelpreisträger James Buchanan, Vernon Smith und Edward Prescott, vehement gegen höhere Staatsausgaben protestiert. "Mehr Staatsausgaben haben nicht Japans ,verlorenes Jahrzehnt' in den 1990ern verhindert", warnen sie. Die japanische Regierung legte damals fast ein Dutzend Konjunkturprogramme auf, nach 1995 betrugen die Haushaltsdefizite zwischen 5 und 8 Prozent des BIP. Es hat aber alles nicht geholfen, die Wirtschaft zu beleben.
Der Knackpunkt der keynesianischen Ökonomie ist der erhoffte Multiplikator-Effekt: Für jeden Dollar, den der Staat zusätzlich ausgibt, soll die Wirtschaftsleistung um deutlich mehr als einen Dollar steigen, weil diejenigen Unternehmen und Arbeitnehmer, die das Geld erhalten, ihrerseits wieder einkaufen gehen und damit neue Geschäfte anregen. Doch wie hoch ist die Hebelwirkung tatsächlich? Obamas wichtigste Wirtschaftsberaterin, die CEA-Vorsitzende Christina Romer, rechnet mit einem Multiplikator von 1,5. Krugman spricht von einer "Standard-Schätzung".
Der Schuldenberg steigt und steigt
Andere sind sehr viel pessimistischer. Robert Barro von der Universität Harvard hat jüngst für Furore gesorgt, als er behauptete, der Multiplikator liege tatsächlich unter 1. Das hieße, jeder vom Staat ins System gepumpte Dollar schaffe weniger als einen Dollar Wirtschaftsleistung. Zu diesem Ergebnis kommt Barro nach der Untersuchung von historischen Episoden mit sehr hohem "deficit spending" für Rüstungsausgaben. "Die übliche keynesianische Sicht ist, dass die fiskalische Expansion im Zweiten Weltkrieg den Stimulus geschaffen habe, der uns aus der Großen Depression gebracht hat", schreibt Barro im "Wall Street Journal". Doch während die amerikanischen Rüstungsausgaben 1943/1944 (nach heutigem Wert) 540 Milliarden Dollar erreichten, erhöhte sich das reale BIP nur um 430 Milliarden Dollar. Daraus folgt ein Multiplikator von 0,8. Zu ähnlichen Werten kommt er für die Zeit des Korea-Kriegs oder des Vietnam-Kriegs.
Mit seinem Artikel hat Barro heftige Reaktionen ausgelöst. Krugman schimpfte auf seinem Blog, dass selbst "erstrangige Ökonomen wirklich saudumme Argumente" gegen den keynesianischen Stimulus der Obama-Regierung aufbrächten. Der Zweite Weltkrieg sei nicht vergleichbar mit der aktuellen Situation. Nicht alle sind da sicher. Der in Harvard lehrende Historiker Niall Ferguson etwa sagte dieser Zeitung: "Billionen-Dollar-Defizite über einige Jahre werden den Schuldenberg auf eine Höhe wachsen lassen, die man seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Wir erleben momentan die finanziellen Symptome eines Weltkrieges - ohne den Krieg."
Den Satz "We are all Keynesians now" sagte übrigens Milton Friedman, der ärgste Anti-Keynesianer, im Jahr 1965. Er fügte hinzu: "Und in gewisser Weise ist keiner mehr ein Keynesianer." Die Verwirrung damals war groß - sie ist es auch heute.
Hysterische Gesellschaft
STRIZZ, Reiche, FAZ
- " Essay von Matthias Horx : Die Hysterische Gesellschaft
Warum unsere apokalyptische Weinerlichkeit alles andere als harmlos ist
Die Welt ist schlecht, und sie wird täglich immer schlechter. Man muss nur morgens die Zeitung aufschlagen oder das Radio andrehen, Kollegen fragen oder die Hundertschaften von „Experten“, die das wachsende Elend, die ständig steigenden Gefahren für Leib, Leben, Seele, Menschheit verwalten. Die düsteren Herren, die uns von jedem Bildschirm aus tief in die Augen sehen. Es wird übel enden! Nehmen wir die jüngste Angstparole des medialen Alarmismus: VERARMUNG. „Immer mehr Menschen sind arm!“ – „Immer mehr Kinder sind arm“ -„Die Mittelschicht bröckelt“ -„ANGRIFF AUF DEN WOHLSTAND!!!“ Mitten im Wohlstand machen wir uns vor lauter Wohlstandsangst in die Hose. Und alle klatschen frenetisch Beifall.
Die EU definiert Armut nach einer Prozentsatz-Regel: Wer unter 60 Prozent des statistisch mittleren Nettoeinkommens verdient, ist arm. Bei Singles sind dies 781 Euro verfügbares Nettoeinkommen. Wenn der generelle Wohlstand steigt, wie er es auch bei uns tut (die Globalisierung hilft dabei kräftig mit), entstehen automatisch immer mehr Arme, per definitionem. In der Tat spreizen sich Einkommen in der globalisierten Ökonomie etwas mehr auf. Erstens wird der ökonomische Wirkradius der Qualifizierten größer. Wer früher als Angestellter sein Gehalt nur nach nationalen Marktmaßstäben erhielt, ist nun bisweilen ein Global Player. Das erklärt die enormen Zuwächse bei den höheren Einkommen. Probleme mit ihrem sozialen Fortkommen und ihrem Status bekommen diejenigen, deren unqualifizierte Arbeit plötzlich auf dem Weltmarkt Konkurrenz erfährt. Die Wissens-ökonomie, in die unsere Wirtschaft langsam hineinmutiert, verlangt nach anderen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten. Dies ist, vor allem, eine Frage des Bildungssystems – und seiner Veränderung.
Wir müssen DAS GANZE BILD begreifen, wenn wir tatsächlich etwas verändern wollen. Aber wollen wir das eigentlich? „Letztlich wollen wir nicht wissen, ob Erkenntnisse wahr sind, sondern wohin sie gehören.“ So schrieb der im letzten Jahr gestorbene Meister-Melancholiker und Soziologe Karl Otto Hondrich.
Als unsere Urvorfahren im Überlebenskampf der Urzeit von Primaten zu Menschen wurden, entwickelten sie ein vielfach nützliches Alarm-system. Im limbischen System entstand ein effektiver Flucht-Kampf-Mechanismus, mit dessen Hilfe wir in kurzer Zeit große körperliche und geistige Energien zu mobilisieren vermögen. Achtung, Säbelzahntiger! Später entwickelte die menschliche Kultur Sprache, Emotion, soziales Verhalten als Erweiterung dieses Vorwarnsystems. So konnten Höhlen befestigt, Waffen erfunden, Kleidung hergestellt werden. Die kognitive Fähigkeit des Menschen, „in die Zukunft zu schauen“, erzeugte schließlich Zivilisation, Technologie und den modernen Menschen. Unsere anthropologische Fähigkeit, Gefahren schon zu orten, wenn sie sich erst ankündigen, hatte allerdings einen Preis. Sie machte uns empfindlich für Übertreibungen – und für falsche Alarme. ..." Focus 28/08
- Madonna mit 242 Mio. $ Umsätzen.
- " Akribisch . Arbeiter-Historiker: Zum Tode von Helmut Hirsch. Helmut Hirschs Vater besaß vor dem Zweiten Weltkrieg in Wuppertal das führende deutsche Damenputzgeschäft, zu dessen Kundinnen auch Else Lasker- ..." 27.1.09 // Als Ex-Metallarbeiter darf ich vielleicht anmerken: Damenputzgeschäft, Arbeiter-Historiker, das paßt. Ich lernte Helm. Hi. in der Heinrich-Heine-Initiative von Otto Schönfeldt und Manfred Windfuhr kennen, einem DKP-U-Boot, 1974 etwa. Die Initiative verlangte die Benennung der Uni D'dorf nach Heinrich Heine (weil Heine ein Linksradikaler war). Heute heißt die Uni D'dorf nach Heinrich Heine, ich kann es nur bedauern, weil Dichtung und Wissenschaft nichts miteinander zu tun haben, und auch, weil Heine in wissenschaftlicher Hinsicht ein dämlicher Maulheld war, der von wissenschaftlichem Arbeiten keinerlei Vorstellung besaß. Seine oft brillanten Gedichte kamen gut ohne aus. So wie Wissenschaft sehr gut ohne Lyrik auskommt.- Hirsch: akribisch? Nein, parteiisch. Der sozialistische DamenputzVater hatte ihm ein Bild August Bebels ins Kinderzimmer gehängt, dieser Nasenring zog ihn durchs Leben.
- " Essay von Matthias Horx : Die Hysterische Gesellschaft
Warum unsere apokalyptische Weinerlichkeit alles andere als harmlos ist
Die Welt ist schlecht, und sie wird täglich immer schlechter. Man muss nur morgens die Zeitung aufschlagen oder das Radio andrehen, Kollegen fragen oder die Hundertschaften von „Experten“, die das wachsende Elend, die ständig steigenden Gefahren für Leib, Leben, Seele, Menschheit verwalten. Die düsteren Herren, die uns von jedem Bildschirm aus tief in die Augen sehen. Es wird übel enden! Nehmen wir die jüngste Angstparole des medialen Alarmismus: VERARMUNG. „Immer mehr Menschen sind arm!“ – „Immer mehr Kinder sind arm“ -„Die Mittelschicht bröckelt“ -„ANGRIFF AUF DEN WOHLSTAND!!!“ Mitten im Wohlstand machen wir uns vor lauter Wohlstandsangst in die Hose. Und alle klatschen frenetisch Beifall.
Die EU definiert Armut nach einer Prozentsatz-Regel: Wer unter 60 Prozent des statistisch mittleren Nettoeinkommens verdient, ist arm. Bei Singles sind dies 781 Euro verfügbares Nettoeinkommen. Wenn der generelle Wohlstand steigt, wie er es auch bei uns tut (die Globalisierung hilft dabei kräftig mit), entstehen automatisch immer mehr Arme, per definitionem. In der Tat spreizen sich Einkommen in der globalisierten Ökonomie etwas mehr auf. Erstens wird der ökonomische Wirkradius der Qualifizierten größer. Wer früher als Angestellter sein Gehalt nur nach nationalen Marktmaßstäben erhielt, ist nun bisweilen ein Global Player. Das erklärt die enormen Zuwächse bei den höheren Einkommen. Probleme mit ihrem sozialen Fortkommen und ihrem Status bekommen diejenigen, deren unqualifizierte Arbeit plötzlich auf dem Weltmarkt Konkurrenz erfährt. Die Wissens-ökonomie, in die unsere Wirtschaft langsam hineinmutiert, verlangt nach anderen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten. Dies ist, vor allem, eine Frage des Bildungssystems – und seiner Veränderung.
Wir müssen DAS GANZE BILD begreifen, wenn wir tatsächlich etwas verändern wollen. Aber wollen wir das eigentlich? „Letztlich wollen wir nicht wissen, ob Erkenntnisse wahr sind, sondern wohin sie gehören.“ So schrieb der im letzten Jahr gestorbene Meister-Melancholiker und Soziologe Karl Otto Hondrich.
Als unsere Urvorfahren im Überlebenskampf der Urzeit von Primaten zu Menschen wurden, entwickelten sie ein vielfach nützliches Alarm-system. Im limbischen System entstand ein effektiver Flucht-Kampf-Mechanismus, mit dessen Hilfe wir in kurzer Zeit große körperliche und geistige Energien zu mobilisieren vermögen. Achtung, Säbelzahntiger! Später entwickelte die menschliche Kultur Sprache, Emotion, soziales Verhalten als Erweiterung dieses Vorwarnsystems. So konnten Höhlen befestigt, Waffen erfunden, Kleidung hergestellt werden. Die kognitive Fähigkeit des Menschen, „in die Zukunft zu schauen“, erzeugte schließlich Zivilisation, Technologie und den modernen Menschen. Unsere anthropologische Fähigkeit, Gefahren schon zu orten, wenn sie sich erst ankündigen, hatte allerdings einen Preis. Sie machte uns empfindlich für Übertreibungen – und für falsche Alarme. ..." Focus 28/08
- Madonna mit 242 Mio. $ Umsätzen.
- " Akribisch . Arbeiter-Historiker: Zum Tode von Helmut Hirsch. Helmut Hirschs Vater besaß vor dem Zweiten Weltkrieg in Wuppertal das führende deutsche Damenputzgeschäft, zu dessen Kundinnen auch Else Lasker- ..." 27.1.09 // Als Ex-Metallarbeiter darf ich vielleicht anmerken: Damenputzgeschäft, Arbeiter-Historiker, das paßt. Ich lernte Helm. Hi. in der Heinrich-Heine-Initiative von Otto Schönfeldt und Manfred Windfuhr kennen, einem DKP-U-Boot, 1974 etwa. Die Initiative verlangte die Benennung der Uni D'dorf nach Heinrich Heine (weil Heine ein Linksradikaler war). Heute heißt die Uni D'dorf nach Heinrich Heine, ich kann es nur bedauern, weil Dichtung und Wissenschaft nichts miteinander zu tun haben, und auch, weil Heine in wissenschaftlicher Hinsicht ein dämlicher Maulheld war, der von wissenschaftlichem Arbeiten keinerlei Vorstellung besaß. Seine oft brillanten Gedichte kamen gut ohne aus. So wie Wissenschaft sehr gut ohne Lyrik auskommt.- Hirsch: akribisch? Nein, parteiisch. Der sozialistische DamenputzVater hatte ihm ein Bild August Bebels ins Kinderzimmer gehängt, dieser Nasenring zog ihn durchs Leben.
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Dienstag, 17. Februar 2009
Wilders schlägt Wellen, Kalisch in Bedrängnis
Wilders schlägt Wellen
Von Dirk Schümer
Selbst sein Diplomatenpass nützte Geert Wilders nichts
FAZ 16. Februar 2009 Als der niederländische Politiker Geert Wilders letzte Woche nach England reisen wollte, ahnte man, dass daraus kein Vergnügungstrip werden könnte. Der Rechtspopulist war ins britische Oberhaus eingeladen worden, um dort sein Filmchen „Fitna“ vorzuführen. „Fitna“ montiert Szenen islamisch motivierter Gewalttaten mit Koranzitaten und legt seit anderthalb Jahren Zeugnis ab von Wilders' politischem Kampf gegen den Fundamentalismus des Islams.
Eine Debatte darüber, ja schon die Präsenz des umstrittenen Mannes war der britischen Obrigkeit gar nicht recht. Die Einreisebehörde verlautbarte vorab, Menschen, die „Extremismus, Hass und gewalttätige Botschaften exponieren, sind in unserer Gemeinschaft nicht erwünscht“. Und man ließ Taten folgen: Als Wilders - verfolgt von einer Horde filmender Journalisten - in Heathrow das Flugzeug verlassen wollte, wurde er herausgewinkt und mit dem nächsten Flug wieder nach Amsterdam-Schiphol verfrachtet.
Die Briten wehren ihn ab wie die Tollwut
Seither debattiert man auf beiden Seiten des Ärmelkanals, wieso dem holländischen Politiker Feindschaft entgegenschlug - und ob die Briten einen juristisch unbescholtenen EU-Bürger so unsanft behandeln dürfen. Wilders äußerte grimmig: „Ich beuge mich nicht vor dem Islam.“ Und zahlreiche, keineswegs nur rechte Medienstimmen in seiner Heimat pflichten ihm bei: Hier sei vorauseilend einem Kritiker des Islams der Mund gestopft worden, während Großbritannien im eigenen Land mit Gewalttätigkeit von Hooligans bis Mullahs wahrlich genug Ärger habe. „Inselmentalität“ attestierte die „Volkskrant“. Die Briten versuchten, Wilders mit denselben Methoden abzuwehren wie sonst die Tollwut.
Nun stand der Film „Fitna“, wenn man ihn nicht von interessierter Seite blockiert hat, geraume Zeit im Internet. Unbekannt kann das Werk eigentlich auch für britische Muslime nicht mehr sein. Es ging eher darum, ein hartes Exempel zu statuieren. Hatte doch der muslimische Lord Nazir Ahmed im Fernsehen bekundet: „Ich habe ein Recht, meine Religion auszuüben ohne Angst vor Einschüchterung und Provokation durch Mister Wilders.“
„Fitna“: Millionen Zuschauer, korrekte Verrisse
Reaktionen auf Wilders Film: „Gemein und angsteinflößend“
Mit Angst und der Einschüchterung kennt sich Wilders, der zu den meistbedrohten Europäern zählt und lange in einer Kaserne wohnen musste, bestens aus. Sein Film zeigt Hass-Attacken und entsetzliche Gewalttaten, die allesamt mit dem Koran begründet werden.
Wilders' Folgerung, die islamische Intoleranz habe die Fundamente unseres freiheitlichen Zusammenlebens bereits untergraben, wird durch sein Einreiseverbot nun bestätigt. Da half es nichts, dass die Londoner „Times“ in bester liberaler Tradition titelte: „Let him in!“ In den Niederlanden wird nun im Parlament gefordert, Außenminister Verhaegen möge den britischen Gesandten einbestellen. Während Internetforen und Zeitungen lautstark über die Intoleranz der Briten klagen, gewichten juristische Experten die Rechtmäßigkeit des Einreiseverbots. Wilders ist nicht vorbestraft, seine Meinungen nicht strafbar. Wilders ist offenbar entschlossen, seine England-Fahrt vor dem Luxemburger Europagericht einzuklagen.
Ein radikaler englischer Mullah ist nicht weit
Inmitten der Empörung wirft der Publizist Michael Zeeman seinen Landsleuten Heuchelei vor. Als nämlich „Fitna“ vor anderthalb Jahren ins Internet gestellt wurde, war die Diplomatie der Holländer weltweit auf Appeasement vorbereitet. Kein Regierungsmitglied wollte mit dem kontroversen Film etwas zu tun haben, der Ministerpräsident entschuldigte sich vorauseilend für den Inhalt bei allen Muslimen. Und wie, führt Zeeman weiter aus, verfahre man mit der Zurückweisung prominenter europäischer Rechter, wenn diese in den Niederlanden ihr Gedankengut verbreiten wollten? Jörg Haider war in Amsterdam ebenso unerwünscht wie der geniale Romancier Willem-Frederik Hermans, dessen antilinke Invektiven ihn für literarische Ehrungen diskreditierten. „Dürfte Geert Wilders“, fragt Zeeman provokant, „Jean-Marie Le Pen auf einen Dia-Abend in unser Parlament einladen?“
Im Fall Wilders wird also die Definition von Liberalismus und Meinungsfreiheit pragmatisch bis opportunistisch ausgelegt: Freiheit des Andersdenkenden wird erst dann zum Wert, wenn einzig die anderen für sie einstehen müssen. Insofern dürfte die Einladung eines radikalen muslimischen Mullahs aus England in die Niederlande nur noch eine Frage der Zeit sein.
- "Islamwissenschaften. Der Idomeneo-Reflex.
Fast neunzig Prozent der deutschen Muslime sind nicht organisiert. Trotzdem gewinnen gerade extreme Islamvereine an Macht. An der Uni Münster trifft diese Politik vor allem die islamischen Studenten, wie der Streit um die Lehrbefugnis des einzigen deutschen Islamtheologen Muhammed Sven Kalisch zeigt. ..." FAZ, Mönch, 26.11.2008
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