Montag, 28. Februar 2011
Epikur wußte es schon
Epikur im Louvre
(Bild: Eric Gaba /Wiki.)
“Der Weise wird sich nicht politisch betätigen und auch keine Macht haben wollen”, meint Epikur, und: “Der Weise wird kein politisches Amt übernehmen, wenn es nicht aus irgendeinem Grund sein muß.”
(Über Lebensformen, Fragmente, Epikur, hg. Rainer Nickel, 2003, S. 21)
Ja, dem kann man zweifellos zustimmen. Die Politik ist ein zweifelhaftes Geschäft, und es drängt vor allem die Eitlen, Ehrgeizigen, Fanatischen und Herrschsüchtigen zur Politik und zur Macht.
Oft besonders unter diesem Aspekt:
“Denn jeder, der sein inn‘res Selbst
Nicht zu regieren weiß, regierte gar zu gern
Des Nachbars Willen”.
Goethe, Faust II, 7015ff.
Die politische Landschaft bleibt stets ein Sumpf, die Politik stets ein Übel. Das so klein gehalten werden muß, wie möglich. Denn sonst droht die Herrschaft des offenen Banditentums. Man hat es seit Gilgamesch erlebt.
Der Epikureer und jeder andere auch stehen also, zugespitzt, vor der Wahl:
Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen
oder dienen und verlieren,
leiden oder triumphieren,
Amboß oder Hammer sein!
(Goethe, Ein Andres)
Das gilt manchmal sogar für ganze Bevölkerungen. Niemand kann sich also ganz dem Politischen verweigern, ohne ein großes Risiko einzugehen. Aber er sollte genau prüfen, was ihm möglich ist, und wie die Dinge liegen, "sine ira et studio", ohne Zorn und Interesse, ohne Gefühlsaufwallungen, und stets dem "audiatur et altera pars" verbunden, dem Hören aller Seiten, denn alles, was gesagt wird, kann auch anders gesagt werden.
Gefühle sind unklare Ratgeber, Furcht und Zorn, Angst und Empörung verführen schnell zu schlechter Analyse und sind geeignet, schlechte Dinge schlecht zu belassen oder sogar zu verschlechtern: aus einem Schah kann ein Chomeini werden.
Wenn dieser Tage der Straßenaufruhr Mode ist, sogar alte Männer dazu aufrufen: "Empört euch!", dann ist Vorsicht geboten. Man greife vielleicht zum Epikur, zu den Essays des Francis Bacon, und auch zu Max Webers Vortrag "Politik als Beruf", wo er formuliert: "Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
(Reclamausg. S. 64f.)
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