Dienstag, 1. Januar 2008

Pakistan, Ibn Chaldun: Asabiyya

mi 3°s Großer Grünspecht grüßt laut hämmernd.
-Wie viele Arbeitsstunden werden derzeit verschleudert für Steuererklärungen um etwas aus dem eigenen Besitz gnädig von der Staatsbürokratie zurückzubekommen.
- Pakistan: Stolzes Armenhaus
In der Heimat der Bhuttos herrschen Clanwirtschaft und Feudalismus, die Menschen sind meist mittellos - und doch Patrioten / Von Daniel Gerlach. LARKANA, im Dezember. Am Unterlauf des Indus, in einem entlegenen Teil der Provinz Sindh, erhielt Benazir Bhutto am vergangenen Freitag das letzte Geleit - im Kreise der Familie. Die Beisetzung war jedoch kein intimes Trauerritual, sondern vielmehr ein Marsch der Massen. Zehntausende kamen in der Provinz Sindh am Familiengrab zwischen den Provinzstädten Sukkur und Larkana zusammen. Wer es sich leisten konnte, fuhr auf einem Ochsen- oder Eselskarren, andere marschierten Dutzende Kilometer weit zu Fuß. Rund 700 000 Menschen in der Provinz würden wohl von sich behaupten, dass sie zum Bhutto-Clan gehören. Doch die meisten sind nicht mit der Familie der berühmten Tochter Pakistans verwandt, sondern Klienten, Gesinde, abhängige Bauern oder Leibeigene der Bhuttos." FAZ 31.12. // Frage an Bonze Beck: Wie hält denn diese Gesellschaft zusammen?

- "... von ihm eingeführte Geschichtsbetrachtung. In diesen in den islamischen Wissenschaften einmaligen Betrachtungen und Analysen erklärt er die Legitimität von Staatsmacht und ihre Wurzeln mittels des von ihm umgedeuteten altarabischen Begriffs der Asabiyya . Die Übersetzung dieses Begriffs stellt sich schwierig dar, die Bedeutungen reichen von „Stammeszugehörigkeitsgefühl“, „Blutsbande“ und „Sippensolidarität“ bis zu „Gruppengefühl“ und Formen von Solidarität, die sich nicht allein auf Blutsverwandtschaft begründen. Die asabiyya ist bei Ibn Chaldun eine wesentliche Voraussetzung für die Gründung und für den Erhalt der weltlichen Macht (mulk) in jeder Epoche der Geschichte. Die weltliche Macht und ihr Erhalt ist die Grundlage jeder geordneten Zivilisation.
Seine Lehre von der Zivilisation und der Kultur ilm al-umran umfasst ausführliche Diskussionen des Verhältnisses von ländlich-beduinischem und städtisch-sesshaftem Leben, das einen für ihn zentralen sozialen Konflikt liefert. In diesem Zusammenhang und mit Hilfe des Konzepts der asabiyya erklärt er sowohl in der islamischen als auch in der nicht-islamischen Geschichte den Aufstieg und Fall von Zivilisationen, wobei auch die Religion und der Glaube die Wirkung der asabiyya ergänzen und flankieren kann, wie zum Beispiel während der Herrschaft der Kalifen. Die Beduinen als Bewohner der ländlichen Regionen haben eine starke asabiyya und sind fester im Glauben, während die Bewohner der Städte im Verlauf mehrerer Generationen immer dekadenter und korrupter werden, ihre asabiyya also an Kraft verliert. Nach einer Spanne von mehreren Generationen ist die auf der asabiyya gründende Macht der städtischen Dynastie derart geschrumpft, dass sie Opfer eines aggressiven Stammes vom Land und mit starker asabiyya wird, der nach Eroberung und teilweiser Zerstörung der Städte eine neue Dynastie stellt." Ibn Chaldun, 1332-1406, Wikip.

- "Die Nazis und ihre Helfershelfer waren doch meist sehr, sehr kleine Leute, voller Minderwertigkeitskomplexe." Ruth v. Mayenburg, rote Spionin, in einer postumen Unterhaltung (II) mit Enzensberger, in: Ders., Hammerstein oder Der Eigensinn, Vorabdruck FAZ 28.12.07

Montag, 31. Dezember 2007

Wettermittelwerte

Brief an den Statistiker:
... vielen Dank für den schönen Leserbrief gestern in der FAZ ("Minimal", 28.12.07, gekürzt?). Churchill behält also weiterhin recht in Sachen Statistik.
Möglicherweise auch bei den Wettermittelwerten.
Erlauben Sie mir bitte die Frage: Haben Sie sich eventuell damit schon einmal befaßt?
Ich schrieb neulich in meinem Blog:
- Werden die Wettermittelwerte valide errechnet ??
Die Datenauswerter behandeln die Meßwerte aus der Prager Stadtmeßstelle im 2. Stock so wie die aus der Meßstelle am Stechlinsee in 1,30 m Höhe auf kurzem Rasen, zudem geschützt und abgedeckt, und so wie die auf Asphalt gemessenen am Rande Brüssels etc.
Und was sagen solche Mittelwerte über das regionale Wetter aus, zB über die dreimonatige Kältekatastrophe in der Mongolei / Zentralasien 2002/3, der Millionen Nutztiere zum Opfer fielen?
SOWIE: - " Vergangene Dekade die heißeste der Geschichte.
NUSA DUA, 13. Dezember (AFP). Die Jahre von 1998 bis 2007 waren das heißeste Jahrzehnt seit dem Beginn der Temperaturaufzeichnungen, wie die Meteorologie-Organisation der Vereinten Nationen mitteilte. Allein das Jahr 2007 sei im Schnitt um 0,41° C wärmer als der Jahresschnitt der Zeit von 1961 bis 1990. ..." FAZ 14.12.07
Was heißt denn hier "Geschichte"?
Erdgeschichte seit 4,55 Milliarden Jahren? Oder nur seit dem Paläozoikum seit 600 Millionen Jahren? Oder vielleicht nur ein ganz kurzer Zeitraum seit dem Tertiär seit nur 70 Millionen Jahren? Gar nur seit Auftreten des Menschen seit etwa 40.000 Jahren? Vor kurzem erst begannen die Wettermessungen in Europa, etwa Mitte des 18. Jahrhunderts, zuerst in Göttingen, kurz danach auch in London, natürlich mit sehr ungenauen Instrumenten und unstandardisiert. Sind nur diese paar Jahre seit etwa 1760 gemeint? Für den Raum London / Göttingen mit2 unstandardisierten Meßstellen? Was ist mit dem Rest der Welt? Da bleiben doch viele Fragen offen.
Auch zur Verläßlichkeit der Messungen. Vgl. dazu:
"Wie viel wärmer? Ozeanwerte durch Messfehler zu hoch.
Die Erwärmung der Weltmeere in den vergangenen fünfzig Jahren um einige zehntel Grad ist zwar unbestritten, aber die vielfach publizierten Werte sind möglicherweise zu hoch. Das hat eine Überprüfung von Viktor Gouretski vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und Klaus Peter Koltermann von der Ozeanographischen Kommission der Unesco ergeben. Ausschlaggebend für die Messfehler sind die seit den sechziger Jahren mehrheitlich genutzten XBT - dehnbare Bathythermographen -, die von fahrenden Schiffen und von Helikoptern ins Meer geworfen werden und die die Temperaturen bis in große Tiefen registrieren. Wie die Forscher in der Zeitschrift "Geophysical Research Letters" berichten, hat der Vergleich von sieben Millionen Temperaturprofilen mit Daten verschiedener Temperatursonden gezeigt, dass die XBT-Werte im Schnitt um 0,2 bis 0,4 Grad zu hoch liegen. Mit den korrigierten Daten hätten die Weltmeere etwa ein Drittel weniger Wärme aufgenommen als bisher angenommen. " FAZ, 08.02.2007, Nr. 33, S. 32 //
Dazu muß man wissen, daß die Meeresmessungen noch die genauesten sind, weil standardisiert (Aussage Klimatologe Wilhelm Kuttler). Das gilt für die Landmessungen nicht, die schon in Europa unterschiedlich gemessen werden, von Afrika und Asien gar nicht zu reden. Die errechneten Land-Mittelwerte sind also noch viel ungenauer als die Meereswerte, die Fehlertoleranz dürfte eher bei 2-3°C liegen als bei 1-2°. Wer an den vier Ecken eines nicht zu kleinen Grundstücks mißt, bekommt davon einen Eindruck.- Und wer ein Präzisionsthermometer im Fachhandel kauft, kann zudem die Erfahrung machen, daß die Thermometer, die eine Fehlertoleranz von nur 0,1°C versprechen, durchaus, nebeneinander gestellt, eine Abweichung voneinander von 0,4°C aufweisen können.
Was also ist von der Aussage zu halten, "allein das Jahr 2007 sei im Schnitt um 0,41° C wärmer als der Jahresschnitt der Zeit von 1961 bis 1990. ..." gewesen? Wenn Messungen in der gleichen Stadt im Abstand von 100 m unterschiedliche Temperaturen bis 8°C ergeben können? (NYC: Temperaturdifferenz Central Park - Bebauung bis 8° C (Focus 36/07 S. 86, Klimatologen TU Berlin) Die Prager Meßstelle und die Meßstelle am Stechlinsee dürften ebenfalls bei ihren Daten in dieser Größenordnung abweichende Daten liefern. Welche Art von Mittelwert wird denn da gerechnet? Nach Aussage eines Essener Klimatologen bleibt die unterschiedliche Art der Datenerhebung völlig unberücksichtigt bei der weiteren Verarbeitung.
Wenn also das „ heißeste“ Jahr behauptet wird, statt von einer möglicherweise leichten Erwärmung zu sprechen, wobei kein geographischer Raum für diese Erwärmung angegeben wird, dann wirkt das unseriös.
Zumal diese Herren außerdem den Zeitraum ab 1961 wählen, also nach der Abkühlung in den fünfziger Jahren (vgl. L. Friis-Christensen u. K. Lassen, 1991). ENDE BLOG.
Mir scheint folglich das Berechnen von globalen Temperaturen schon deswegen fraglich zu sein, weil das unstandardisierte Messen keine vergleichbaren Daten liefern kann; zudem ist auch bei den Meßinstrumenten selbst mit einem Meßfehler mindestens in der o.g. Größenordnung von 0,2 - 0,4°C zu rechnen. Weiterhin könnte es sein, daß die ungleiche Verteilung von Meßstellen statistisch nicht berücksichtigt wird, und dies vor allem auch in Betrachtung der Tatsache, daß es erst seit ein paar Jahren in großen Teilen der Welt überhaupt Messungen gibt.
Was sagt der Statistiker dazu? ...
In jedem Fall wünsche ich ein gutes, schön warmes Jahr 2008!

Sonntag, 30. Dezember 2007

Homers Humbug, Athen, Pakistan

mi 4° regn.

- Hunger- und Kältewinter 1947: Kein optimaler Rahmen für mein terrestrisches Entree.

- "Homers Geheimnis
Wir sind Kinder des Orients
Raoul Schrott hat Homer, den Schöpfer der abendländischen Kultur, als einen Schreiber in assyrischen Diensten identifiziert. Diese Ilias könnte ideologische Fundamente stürzen. Von Dieter Bartetzko" // Mein Kommentar im Netz:
Vom Mythos zum Logos
Mit Verlaub: Nicht Homers Humbug in wunderbarer Sprache, sondern Epikurs Erkenntnisse sind mir gegenwärtiger Bezug, Epiktet und Thukydides, Euhemeros und Karneades, Archelaos und Diagoras, Theodoros und viele andere mehr. Sie haben Bedeutung für Europas Geschichte, für die Renaissance und die Aufklärung, nicht Homer, der Märchenonkel. Ein Name kann für alle stehen: Athen, die Demokratie, der Handelsplatz, der Denkort, die Technikwiege, der Kunstplatz, Athen, das den Ansturm der orientalischen Despotie in Salamis 480 vuZ zurückschlug. Hätte Athen nicht zuvörderst gesiegt, sondern der Ungeist Spartas, wären gar die Perser siegreich geblieben, die europäische Geschichte wäre anders verlaufen. Wir sind die Erben des maritim-technischen Athens.

- Pakistan hat nicht nur das asiatische Despotie-Erbe, sondern auch noch den Islam, der seit tausend Jahren stillsteht und alles kontaminiert. Vgl. Indien, dessen Teil es war.

Samstag, 29. Dezember 2007

Wir sind Techniker und brauchen kein Aas mehr zu fressen

"Paläontologe Volker Mosbrugger. Wir sind Menschen und handeln wie Aasfresser.
Wie das Bier schäumt und wie viel Eiweiß die Nahrung enthält, hängt vom Klima ab. Aber eben nicht nur. Der Direktor des Frankfurter Senckenbergmuseums, Paläontologe Volker Mosbrugger, über unsere Möglichkeiten, die Erde zu retten." Mein Kommentar online:
"Der Mensch kommt evolutionsbiologisch aus einer etwas wärmeren Klimazone, aus den Savannenlandschaften Afrikas, und entstand in einer Zeit, als das Klima global deutlich wärmer war als heute. Klimatisch gesehen, entwickelt sich die Erde also wieder auf unsere Entstehungsituation zu", sagt Herr Mosbrugger; da möchte ich hinzufügen: Und das wäre auch gut so. Aber das Wetter ist bekanntlich wetterwendisch. Diesen Winter habe ich schon mehr Heizöl verbraucht als im ganzen letzten Winter. Wie lange ein kurzfristiger Trend auf der Nordhalbkugel anhält, weiß kein Klimakartell. Den Nordpolaranrainern sind ein paar Grad mehr zu gönnen, und ich liebe solche Kaltsommer wie den vergangenen auch nicht. Was den Wald betrifft, so spielt natürlich der Regenwald im Äquatorgürtel eine große Rolle, da dort die Wärmestrahlung die größte ist. Die Durchschnitts-Temperatur auf den Rodungsflächen verdoppelt sich in etwa. Aber auch weiter nördlich, hier behauptet Mosbrugger etwas Falsches, hat der Wald eine kühlende Wirkung: NYC: Temperaturdifferenz Central Park - Bebauung bis 8° C (Focus 36/07 S. 86, Klimatologen TU Berlin. Ob mal einer von den Klimaclevernesshäkchen in Potsdam ausrechnet, welchen Temperatureffekt Rodungen, insbesondere Regenwaldrodungen und die globale Verstädterung seit 1750 ausmachen? ) Daß Grün kühlt, das weiß im übrigen jeder unfachmännische Spaziergänger. Herr M. sollte sich gelegentlich einen Waldgang im Taunus (ersatzweise Senckenberganlage) genehmigen, die Temperaturdifferenz zur Zeil messen und sich dabei vielleicht ein paar warme Gedanken über den durch Eiszeiten (23maliger Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten in unserem Quartär) bedingter Artentod machen.

Persönlichkeit und Intelligenz, Pinker; 2,2 % Inflation

Welche Faktoren prägen Persönlichkeit und Intelligenz? Steven Pinker, FAZ, 14.01.2002 (edge.org)

Nach der Geburt getrennte eineiige Zwillinge zeigen als Erwachsene eine überraschende Ähnlichkeit in Denken und Persönlichkeit (auch wenn von Identität keine Rede sein kann); gemeinsam aufgewachsene eineiige Zwillinge gleichen einander stärker als gemeinsam aufgezogene zweieiige Zwillinge. Viele Menschen reagieren auf solche Ergebnisse mit der Feststellung: „Sie wollen also behaupten, daß alles in den Genen angelegt ist.“ Aber die Forschung zeigt, daß die Gene nur für etwa die Hälfte der Variation verantwortlich sind; etwa die Hälfte muß also auf etwas zurückzuführen sein, das nicht genetischer Natur ist. Die nächste Reaktion lautet dann: „Das heißt also, die andere Hälfte muß aus der Erzieung stammen.“ Doch auch das ist falsch. Bei der Geburt getrennte eineiige Zwillinge sind einander nicht nur ähnlich; sie sind einander „nicht weniger“ ähnlich, als wenn sie gemeinsam aufwachsen. Dasselbe gilt für Geschwister, die keine Zwillinge sind: Gemeinsam aufgewachsen, sind sie einander nicht ähnlicher, als wenn sie getrennt aufwachsen. Gemeinsam aufgewachsene eineiige Zwilling gleichen einander nur zu fünfzig Prozent, und Adoptivgeschwister sind einander nicht ähnlicher als zwei rein zufällig ausgewählte Menschen. Kinder werden einander also nicht deshalb ähnlich, weil sie im selben Haushalt aufwachsen.

Die Variation in Persönlichkeit und Intelligenz läßt sich also prozentual etwa so zerlegen: Gene fünfzig, Familie null und irgend etwas anderes wieder fünfzig. Vielleicht ist es der Zufall. Im Mutterleib wendet sich der Wachstumskegel eines Axons nicht hierher sondern dorthin; das Gehirn erhält so eine etwas andere Konfiguration. Man kann sich eine Entwicklung vorstellen, bei der sich Millionen kleiner zufälliger Ereignisse gegenseitig aufheben, so daß am Ende dasselbe Ergebnis herauskommt; man kann sich aber auch einen Prozeß vorstellen, bei dem ein zufälliges Ereignis die Entwicklung völlig aus der Bahn wirft, so daß ein Monster entsteht. Doch keins von beidem geschieht. Die Entwicklung der Organismen basiert offenbar auf komplizierten Rückkopplungsschleifen. Zufällige Ereignisse können das Wachstum aus der Bahn bringen, doch die Bahnen bewegen sich im Rahmen funktionierender Entwürfe für die betreffende Spezies, die durch die natürliche Selektion festgelegt wurden.

Was wir mit „Umwelt“ meinen – der Anteil der nicht durch die Gene bedingten Varianz – hat möglicherweise gar nichts mit der Umwelt zu tun. Wenn die nichtgenetische Varianz das Ergebnis zufälliger Ereignisse bei der Entwicklung des Gehirns sein sollte, wäre damit ein weiterer Teil unserer Persönlichkeit und unserer Intelligenz biologisch (wenn auch nicht genetisch) bedingt und damit selbst den besten Absichten der Eltern und der Gesellschaft entzogen.

Steven Pinker ist Professor für Psychologie am Department of Brain and Cognitive Sciences des Massachusetts Institute of Technololgy (MIT) in Cambridge und Autor von „Wörter und Regeln“.

- ! Höchste Inflation seit 1994: 2,2 % in 2007

- Bonze Beck läßt sich was einfallen: "Manager-Gehälter: Die SPD erwägt höhere Steuern für Wirtschaftsführer. ..." FAZ 29.12.