Dienstag, 20. April 2021

Auf die Pferde! Her mit dem Lehen!


“Ein andere Meister des Raubzugs aus dem 11. Jahrhundert, Robert Guiskard, stellte seine Gefolgsleute in Süditalien auf die gleiche Weise zufrieden. Nach einem nächtlichen Überfall in Kalabrien, ‘bei dem er den Sieg errang und reiche Beute machte, erhob er seine Fußsoldaten zu Rittern (equites).’ Die Belege für diesen dynamischen Kreislauf von Plünderung, Belohnung, Rekrutierung und weiteren Plünderungen sind Legion. Dabei waren die entscheidenden ‘Karrierestationen’ das Erreichen des Ritterstatus und der Erhalt eines Lehens.”*


Guiskard war ein Normanne und Vasall der Päpste. 

Europa wurde Opfer der arabischen Eroberungen, der Wikingerzüge und der ungarischen Reiterhorden. Den Karolingern gelang es, diesen Trend umzukehren. Wäre Karl von Aachen eine Mischung aus Merkel, Papst Franziskus und Bedford-Strohm gewesen, dann sähe Europa heute gänzlich anders aus. 


*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 61











Montag, 19. April 2021

Wir kaufen uns mal ein Ländchen mit allem Drum und Dran und Drauf


Wedel hatten sie schon, die Herren von Wedel bei Hamburg, aber an der Ihna in Pommern gab’s noch was zu gewinnen. Die Johanniter allerdings waren schon da - nach Jerusalem, Zypern und Rhodos - doch die Wedeler nahmen darauf keine Rücksicht. Albertus Magnus warf die Wedeler daraufhin etwa 1270 aus der Kirche, was diese aber nicht anfocht. Sie gründeten viele Dörfer und benannten sie Wedel, Altenwedel, Neuwedel; Neuwedel war eine Stadtgründung wie Märkisch-Friedland, Falkenburg und Freienwalde; letztere mußte für ihre Stadtrechte jährlich 100 Pfund Silber bezahlen, wovon die Wedeler dann das Land Schivelbein kauften mit allem Drum und Dran und Drauf, weil sie mit 11000 Mark brandenburgischen Silbers wedeln konnten. 

“Innerhalb weniger Generationen hatten die Nachkommen einer holsteinischen Ritterfamilie somit die Chancen genutzt, die ihnen die östliche Grenzregion bot.”*


*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 54


Sonntag, 18. April 2021

Klimaschau #29: Angekündigte aber nicht eingetretene Klimaapokalypsen

An den Prognosen sollt ihr sie erkennen! Die Merkel-Ansprache entlarvt sich heute als Ansammlung leerer Phrasen.

Das Geheimnis der Wikinger


Sie tauchten überall auf, auch in der Normandie, und da waren sie auf einmal Normannen und hießen Joinville, Grandmesnil und Sourdeval. Robert de Sourdeval eroberte dann mit Wilhelm 1077 England, das war ja nicht so weit, in Yorkshire riß er viel Land an sich. Aber das war nicht alles. “Die Normannen wurden Herren in England, Wales, Schottland und Irland, in Süditalien und Sizilien, in Spanien und Syrien.” Das war eingebettet in eine große europäische Adelswanderung. Lothringische Ritter kamen nach Palästina, burgundische nach Kastilien, sächsische nach Polen, Preußen und Livland. Flamen und Picarden, Männer aus dem Poitou, der Provence und der Lombardei machten sich zu Lande oder zur See auf den Weg in ferne Länder und konnten sich, wenn sie am Leben blieben, neuer Macht in fremder, exotischer Umgebung erfreuen. Ein normannischer Abenteurer wurde Herr von Tarragona, eine Adelsfamilie aus dem Poitou errang die zyprische Krone. … So sind die Joinvilles also gerade ein Musterbeispiel für die abenteuerlustige, nach Besitz strebende und fromme Adelsschicht, die im Zentrum der Expansionsbewegungen des Hochmittelalters stand.”*

Für den Zeitgenossen mutet der Gebrauch von “fromm” in diesem Zusammenhang merkwürdig an, aber Religionen stehen immer in einem historischen Kontext und werden daher stets in jeder Epoche anders buchstabiert. Der jüngste Sohn der Joinvilles, Guillaume, ein Mann der Kirche, konnte es, wie sein Bischofsonkel, mit seinem Glauben gut vereinbaren, Pfründen in Burgund und Irland zu sammeln. Überall sorgte er für das gleiche römische Gotteslob, um das es auch dem großen Karl ging bei den Sachsenkriegen. So jedenfalls der Benediktinermönch Notker Balbulus (840-912) in seiner Biographie Karls. 


* Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 37ff.

Siehe auch Monty Pythons historisch nicht verbürgten Beitrag "Die Ritter der Kokosnuß": https://www.youtube.com/watch?v=02-Y4oXlwr8


Samstag, 17. April 2021

Das kam nicht nur ihm komisch vor

Der engagierte Beobachter und Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux aus der Ritterfamilie Tescelin befand zu den Iren, daß sie ziemlich anders seien. Als “er im frühen 12. Jahrhundert die Iren beschrieb, hob er ihre ‘Barbarei’ und “ihre tierische Art’ hervor; er kritisierte ihre Ehebräuche und ihr Abweichen von korrekten Kirchenpraktiken, etwa bei der Entrichtung des Zehnten, und verdammte sie abschließend als ‘Christen nur dem Namen nach, tatsächlich aber Heiden’.”* 

So oder ähnlich sahen es auch der einheimische lateinische Klerus und der fränkische Adel: 

“daß es dort keine territorial organisierte Kirche gab, die den Zehnten erheben konnte, und kein zentralistisches Königtum, dafür aber ein stark ausgeprägtes Clansystem und eine weder lehensmäßig noch kommerziell geprägte Wirtschaftsform”. 

Dergestalt wurde das Christentum als eine feudal-soziale Kultreligion betrachtet, theologische Maßstäbe und Herleitungen fehlen vollständig.   

*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 34