Donnerstag, 31. Januar 2013

Und ewig rauscht das Friseurgeschwätz









Besser ist das - allen Journalistinnen empfohlen  






Wenn man im Zoo bei den Vettern vorbeischaut, dann wundert man sich, daß die Gorilladamen gar keinen Busen vor sich hertragen. Und siehe, nebenan bei Orang-Utans das gleiche. Aber die Schimpansen? Nein, auch nicht.

Merkwürdig. Wie machen die das? Anders. Keuscher. nicht auf Dauerbrunft gestellt. Nur zur Stillsaison ausgebildet. Die Dauerausbuchtung soll Dauerreize setzen. Tut sie auch. Und wird noch durch Push-Up-BHs hochgekitzelt. 
Zivilisierte Frauen sollten darauf verzichten und die Dauerreizarchitektur der Evolution zurückbauen. Denn dieser Sexzirkus zieht hinab in den Dschungelsumpf. Und lenkt von der Arbeit ab. Schuluniformen tragen dem Rechnung. 
An der Mitternachtsbar können die Mammae dann raushängen. Wenns beliebt.  



Mittwoch, 30. Januar 2013

Kann in den besten Familien vorkommen






Hagedorn - Serienmörder im Arbeiter- und Bauernparadies 




Earnest Albert Hooton, ein amerikanischer Anthropologe, machte 1944 den Vorschlag, Deutschland mit neuer Bevölkerung zu durchmischen, da die Deutschen 'genetisch bedingt bösartig' seien. So ähnlich sehen das ja die Grünen auch. Hooton hatte sich mit Rasseneinteilungen beschäftigt, das war damals wissenschaftliche Mode. Diese Rassenbeschreibungen führten zu nichts oder zu Schlimmem. Nur medizinisch hat man da oder dort etwas Sinnvolles gefunden. Der Schluß Hootons ging vom Phänotyp auf Persönlichkeitsmerkmale, die er kollektivistisch verallgemeinern zu können glaubte. 
Da er ein heller Kopf war, hätte er eigentlich aus Lebenserfahrung und aus der psychologischen Literatur wissen können, daß sich die Persönlichkeiten der Kinder innerhalb einer Familie stark unterscheiden können, obwohl sie von den gleichen Eltern abstammen. 
Die Falldarstellungen des Münchner Psychiaters Johannes Lange in seinem Zwillingsstudienbuch mit dem reißerischen, aber verzerrenden Titel "Verbrechen als Schicksal" führen das eindringlich vor Augen. Die kriminellen Zwillinge Adolf und August etwa kamen aus einer geordneten Familie und weder die Eltern noch die fünf Brüder und Schwestern der beiden waren je kriminell auffällig geworden. 
Jedes Genom ist ein individueller Fall, und die Verhaltensbeeinflussung durch genetisch prädisponierende Vorgaben ist weitgehend unverstanden. Persönlichkeitseigenschaften wie Intelligenz oder Neurotizismus sind kontinuierliche Merkmale, die durch viele Gene und viele, unüberschaubare Zusammenschaltungen gesteuert werden. 
Es sind keine primitiven Einzelmerkmale wie die, die Mendel untersucht hat. Bei der menschlichen Vererbung läßt sich nur in seltenen Ausnahmen, zum Beispiel bei der Bluterkrankheit, ein einzelnes Gen ausfindig machen. Daher sind alle Verallgemeinerungen schon bei einer einzelnen Familie völlig unzulässig. Das bekannte "schwarze Schaf" der Familie ist ein individueller genetischer Fall, der nichts über die anderen Familienmitglieder aussagen muß, wie dies auch bei der Intelligenz zutrifft. Und statistische Aussagen über Gruppen sind qualitativ von Individualangaben scharf zu unterscheiden. 
Hooton und die anderen Rassentheoretiker haben ihre eigene Lebenserfahrung nicht ernstgenommen zugunsten eines wissenschaftlichen Herdentriebs. 
Oft sind eben hochintelligente Wissenschaftler nur blöde Zeitgenossen.  

Dienstag, 29. Januar 2013

Wie das Genom so würfelt





Ziemlich ähnlich bis in den Lebenslauf - wenn Zwillinge getrennt aufwuchsen, sind sie wissenschaftlich besonders interessant im Hinblick auf den Einfluß der Umwelt

Bild: http://tinyurl.com/akbguqq   





Der Münchener Psychiater Johannes Lange verfaßte die erste Zwillingsstudie, in der er 15 eineiige (monozygotische) und 22 zweieiige (dizygotische) Zwillings-Paare im Hinblick auf ihre Kriminalität untersuchte. Bei den 15 Eineiigen waren in zehn Fällen beide Zwillinge in Gefängnishaft gewesen. Lange kommt zu dem Schluß: 
" Was Verbrechen betrifft, reagieren monozygotische Zwillinge, alles in allem, in einer eindeutig ähnlichen Weise, dizygotische verhalten sich unterschiedlich. " (Joh. Lange, Verbrechen als Schicksal, 1928)
In seiner differenzierten Darstellung der Fälle wird deutlich, daß die einschlägige Erblichkeit in einer Disposition zu sehen ist, die sich in recht unterschiedlicher Weise zeigt, in sehr verschiedenen Taten und in mehr passiver als auch in aktiver Ausformung. Der Verlagstitel formuliert dagegen zu reißerisch und deterministisch. 
Spätere Zwillings-Studien von Legras, Kranz, Stumpfl, Rosanoff, Borgstroem bestätigen Lange, Eysenck faßt zusammen:
" Wenn ein Zwilling kriminell ist, besteht unter identischen Zwillingen für den anderen viermal soviel Wahrscheinlichkeit, ebenfalls kriminell zu sein, als unter zweieiigen Zwillingen. " 
(Hans Jürgen Eysenck, Kriminalität und Persönlichkeit, London 1964, S. 87) 
Eysenck sieht bei Kriminellen ein bestimmtes, physiologisch bedingtes Lernproblem, das sich bearbeiten läßt.  

Selten findet sich eine solch krasse Linearität in so brutaler Tatausführung:  
"Australien: Verwandter des Rucksackmörders wird zum Mörder
Fünfzehn Jahre, nachdem der australische Rucksackmörder Ivan Milat verurteilt wurde, bekennt sich ein junger Verwandter von ihm eines grausamen Mordes schuldig.
Von ALEXANDER HOFMANN, SYDNEY
25.10.2011 FAZ" (Artikel im Netz) (s. auch tinyurl.com/aj2gduh )   

Montag, 28. Januar 2013

Der Mensch fällt nicht vom Himmel












Die Geschichte ist etwas unklar, doch hat sich Kardinal Meisner öffentlich für die Abweisung einer jungen Frau an zwei katholischen Krankenhäusern entschuldigt. Es liegt also ein Fehlverhalten vor. Dieses hängt mit der "Pille danach" zusammen, und bekanntlich sitzt der Katholenverein da auf mittelalterlichen Dogmen. Es ist dumm genug, daß die Kirche ihren eigenen Spitzenkräften die Genweitergabe verbietet. Sie steht aber insgesamt bei der Genetik im dunklen Zeitalter, obwohl einer der ihren, Gregor Mendel, einen Beitrag zur Vererbunglehre geleistet hat. Züchter wußten aber lange vorher, daß man durch Auswahl der Paarungspartner die Vererbung lenken kann. Seit jeher hat sich der Adel entsprechend verhalten. Da grundsätzlich alles vererbt wird, wenn auch oft in überraschenden Kombinationen, verwundert es natürlich nicht, daß dies auch für die Disposition zu bestimmtem Sozialverhalten gilt. Im Fall der abgewiesenen vergewaltigten Frau bedeutet das, daß sich aggressive Männer in den letzten 50.000 Jahren wesentlich stärker vermehrt haben, unter anderem durch die in Kriegszeiten regelhaften Massenvergewaltigungen (s. Blog 6.6.09), als zivilisiertere Männer. Daher gibt es heute in modernen Gesellschaften mit sehr hohem Erziehungsaufwand immer noch massenhaft umlaufende, zu aggressivem Verhalten disponierende Genome. Zivilisierte Menschen müßten also darauf achten, daß das Genom von Vergewaltigern nicht zum Zuge kommt. Auch durch die Gabe der "Pille danach". An erster Stelle steht jedoch der Wille der Vergewaltigungsopfer. Wird der in katholischen Krankenhäusern mißachtet, arbeitet der Klerus gegen zivilisierte Maßstäbe und macht sich hinterrücks gemein mit den aggressivsten Kräften der Gesellschaft, den Vergewaltigern. Krankenhäuser gehören eben nicht in die Hand religiöser Dunkelmänner.  

Sonntag, 27. Januar 2013

Margarita und die Meister









Wieviel Optimismus darf's denn sein?   

Dies ist offenbar nicht Ulrich Beck, der überall nach Risiken schnüffelt   

(Bild: Boulgacov/Wiki.)



Nun hatten doch Adorno und Horkheimer in ihrer "Dialektik der Aufklärung" geklärt, "daß alles Lebendige unter einem Bann" stehe. 
Und Reinhard Lettau hatte 1970 in seinem "Täglichen Faschismus" nachgelegt: 
"Müßige, vor Langeweile fast ohnmächtige, grell hauteng gekleidete Greisinnen und Greise, die sich 'senior citizens' nennen, und wellenreitende, braungebrannte Hünen, riesenhafte Blondinen, stumpfsinnige, brutale Musik: das sind die Wahrzeichen Kaliforniens."  

Also klaro alles, kein Fortschritt nirgends, schon gar nicht in Amerika. Bann und Fluch und Beach-Boys-Musik. Igitt. Wenigstens zahlten die Amis gut, so daß Lettau nicht nur nach Kalifornien ging, sondern auch den US-Paß erwarb. Nach all diesen subtilen professoralen Klärungen war es ziemlich unangemessen, daß eine junge, gute Bekannte Willy Brandts 1988 in Bonn mit dem Thema "Amerika. Das Experiment des Fortschritts" promoviert wurde. Plagiatsvorwürfe wurden schon 1989 von Andreas Franke erhoben, was 1991 nach einer Untersuchung zu einer Rüge wegen unkorrekter Zitierweise der Margarita Mathiopoulos führte, die Arbeit aber wurde gleichwohl gelobt. Dies tat auch zuvor schon Michael Stürmer, dessen lesenswerte SFB-Rezension von 1988 im Netz steht.  

Mathiopoulos fand nicht alles so faschistisch wie Lettau. Die geglückte amerikanische Revolution, die ohne die Blutsäufereien der französischen ausgekommen war, sah sie als ein Unterpfand des amerikanischen Optimismus.  
Die Arbeit wurde auch gleich in Deutschland gedruckt und ein Jahr später ins Amerikanische übertragen, versehen mit einem Vorwort Gordon A. Craigs. Die Autorin wurde zwar nicht Presse-Sprecherin der SPD, wie von Brandt vorgeschlagen, aber doch u.a. Honorar-Professorin in Braunschweig und Potsdam. 
Im April 2012 aber wurde ihr der Titel aberkannt, und dieser Tage bestätigt vom Verwaltungsgericht.
  
Was diesen Fall von den anderen bisherigen Plagiatsfällen Koch-MehrinChatzimakisGuttenberg und Schavan unterscheidet, das ist die langjährige Hochschularbeit der Mathiopoulos, die man doch wohl als anhaltendes Interesse an wissenschaftlicher Arbeit werten darf. Ihre Beauftragung durch mehr als vier verschiedene Hochschulen seit 1989 dürfte die Zitiermängel geheilt haben. 

Samstag, 26. Januar 2013

Ach, wär’ sie eine schwäbische Hausfrau geworden - stattdessen stritt sie für Bachelor und Master im Dienste der Massenhalbbildung







Auch kleine Schritte können zur Promotion führen 







Die Vermeidung der Originalliteratur, der Primärtexte - das steht im Zentrum der Vorwürfe gegen die Dissertation der Wissenschaftsministerin Schavan. Sie hat nicht Heidegger gelesen, sondern Walter Biemel über Heidegger (vgl. Kaube, Frau Jedermanns Plagiat, FAZ 24.1.13) 
Frau Schavan verteilt 380 Mio. für die Geisteswissenschaften, da verwundert es nicht, daß sich aus den Reihen der Geisteswissenschaft Verteidiger finden, die darauf hinweisen, daß dieses ihr uninteressiertes Verhalten gegenüber den Primärtexten verbreitet sei. Und sie haben in der Tat recht damit. Das benennt die jahrhundertealte Krankheit der Geisteswissenschaften: die geistlose Abschreiberei. Die weitgehende Wertlosigkeit der Geisteswissenschaften hat hier ihren Grund. Man kann also feststellen, daß Schavans kleingeistige Promotion in der schlechten Tradition der Philosophischen Fakultät steht und nur, weil rotgrüne Geisteswissenschaftler der CDU-Ministerin an die Karre fahren wollen, sei es nicht nötig, großes und nachhaltiges Theater zu veranstalten. Meinen ihre akademischen Verteidiger. 
Diesen Standpunkt kann man einnehmen und zudem erweitern: Schavan wollte nur den Titel, ein wissenschaftliches Interesse verspürte sie nicht, und das paßt gut zur Chefin Merkel, die auch mal so promovierte und dann sofort die Physik an den Nagel hängte, um Politikerin zu werden. In dieser Runde der wissenschaftlich Uninteressierten saß ja auch noch der promovierte Blender Guttenberg.

Aber man sollte doch an die Minderheit der soliden, sauberen und gelehrten Geisteswissenschaftler denken, die gibt es nämlich. Die ihrem Fach, selbst einem merkwürdigen Gemischtwarenladen mit besonders niedrigem Niveau wie der sog. Erziehungswissenschaft, Ehre machen. 
Im Moment fällt mir da kein Name als Beispiel ein, ich reiche den später nach. 
Für diese Minderheit sollte streng auf den wissenschaftlichen Zitierstandard geachtet werden, auch nach der Promotion. Die Titelabstauber aus Karrieregründen sollen in Zukunft keine Schonung erwarten dürfen. Und vielleicht fällt dann eines Tages auch die Unsitte, den Titel als Namensbestandteil zu führen.

Freitag, 25. Januar 2013

Margret und Elvis?












Mit dem hätte Margret Boveri ja nie angebändelt





Ernst Jünger fand Boveris "Amerika-Fibel für erwachsene Deutsche" von 1946 prima. Sie helfe ihm, den amerikanischen "Maschinenmenschen in seinem optimalen Lebensraum" besser zu erfassen. (Briefwechsel Boveri/Jünger 1946-73, 2008)
Mir scheint, solche Urteile zeugen vom langlebigen Zauber Platons und dem langen Schatten des Aristoteles. Es gehört wohl viel Metaphysik ins Hirn, um 1944 aus den USA nach Berlin zurückzukehren, wie das die Journalistin und genetisch halbe Amerikanerin Margret Boveri tat, die aber mit ihren Biologen-Eltern in Deutschland aufgewachsen war. Sie hatte eine amerikanische Mutter, pflegte ein Verhältnis mit einem afroamerikanischen Biologen und hatte mehrere Jahre in den USA gelebt - und sah trotzdem alles durch die Brille des platonischen Rational-Totalitarismus der POLITEIA und des rational-kollektivistischen Politikverständnisses des Aristoteles. Angereichert durch die Lektüre Ernst Jüngers. Dabei hätte Boveri durch ihre Biologen-Eltern und ihren Liebhaber gute Voraussetzungen gehabt, ein Vorverständnis dessen zu entwickeln, was Desmond Morris später in seinem Buch "Der nackte Affe" (1967) gebündelt vorlegte. 

Wenig hatte sie verstanden von Biologie und Amerika, meinte aber, sie müßte ihren geisteswissenschaftlich und nationalsozialistisch verbildeten deutschen Zeitgenossen 'die Amerikaner' erklären. Bedarf war offenbar vorhanden, denn das Büchlein wurde ein Verkaufserfolg. Allerdings wohl nur bei Akademikern, denn die amerikanischen Soldaten führten sich selbst ein durch den Swing in ihren Klubs. Diese Musik war bereits viel früher in der jungen Generation beliebt, wie man von Axel Springer und aus anderen Quellen weiß. Der Swing war natürlich außerordentlich unplatonisch, schon, weil Platon Instrumentalmusik und überhaupt diverse Tonarten für seinen kommunistisch-faschistischen Staat (POLITEIA) verboten hatte. Adorno verabscheute den Jazz und bezeichnete ihn als "Negermusik". Aber unakademischen Deutschen gefiel diese rhythmisierte Musik, deutsche Musiker griffen sie auf und spielten sie nach. Kurt Edelhagen gründete 1945 seine erste Combo. In Herne! 
Aber nicht nur Soldaten waren nach Deutschland gekommen, auch private und organisierte Sozialarbeiter wie die Quäkerin M. Asenath Johnson aus Newtown, Mass., die 1947 in Frankfurt-Bockenheim ein Nachbarschaftshaus betrieb, das von der Besatzungsmacht unterhalten wurde und sich um deutsche Jugendliche kümmerte. Diese teilweise verwaisten, teilweise traumatisierten und zu einem gut Teil verwahrlosten jungen Leute brauchten die Fibel der Jünger-Leserin Boveri nicht. Was wunder. Auch die Care-Pakete kommunizierten auf ihre eigene, unplatonische Art und bedurften keiner Anleitung. 

Und dann kam auch noch Elvis! Boveri mußte es erleben. Und was kam noch alles. Heute aber, wo der amerikanische "Maschinenmensch" mit dem teuflischen GOOGLE, dem albernen Apfel und der jüdisch-bolschewistischen Geheimdienstfirma Facebook (alles CIA!) sich die ganze Welt zum "optimalen Lebensraum" machen will, heute brauchen wir dringend eine neue Fibel, ein neues Erklärwerk. Aber Boveri und Jünger sind tot. 

Donnerstag, 24. Januar 2013

FIDELIO statt Coke












" Dieses Buch, von einem Deutschen in Amerika geschrieben, spricht das erlösende Wort. Der durch Tradition verpflichteten europäischen, insbesondere der deutschen Kultur droht Zerstörung durch das auf Materialismus und Lebensmechanisierung eingestellte Amerika. Rationalisierung nach amerikanischem Vorbild ist Trumpf, einerlei, ob sie den Menschen im Menschen tötet. Das Buch ist das Ergebnis jahrelanger Sachkenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Mentalität des amerikanischen Volkes. 
Wer dieses Buch gelesen hat, ist dagegen gefeit, den Amerikanismus zu predigen! " 
(Text auf der Umschlagvorderseite)

Für Stendhal waren die Amis gefühllos, und der mußte es ja wissen, denn er war mit der Grande Armee in Moskau gewesen. So ähnlich sieht Adolf Halfeld die Amis auch. "Lebensmechanisierung" droht! Sie tötet "den Menschen im Menschen". Und damit ist natürlich auch die europäische Kultur hin.
Der Journalist Halfeld hatte einige Jahre in den USA verbracht, mutmaßlich dort gut gelebt, als in Deutschland die Franzosen in das Ruhrgebiet einmarschiert waren und dann noch die Mega-Inflation die Deutschen heimsuchte. Die Deutschen froren, weil die Franzosen die Kohle aus den Ruhrbergwerken abtransportierten, die Kalorienzufuhr sank auch noch, weil ein Brötchen eine Billion kostete - aber sie hatten doch Kultur, die Deutschen, wenn auch nichts zu heizen und zu fressen. Den französischen Maschinengewehren in Essen sangen sie den Gefangenenchor aus dem FIDELIO und beim stundenlangen Warten vor der Bäckerei sprachen sie über Hegels "Philosophie der Geschichte". Geschichte konnten die Amis ja nicht einmal buchstabieren, sie soffen Coca-Cola und stanken die Straße voll mit ihren Autos, mag Halfeld 1923 für seine Hamburger Leser notiert haben. 
Interessant ist, wie sich im konservativen Motiv der "Lebensmechanisierung" die Marx'sche "Entfremdung" spiegelt, so wie sich heute bei den Grünen das faschistische Motiv des mittelalterlichen Nährstands versteckt, in dem der Bauer im Märzen naturnah und nachhaltig die Rößlein anspannt und in die Mutter Erde sät.    

Mittwoch, 23. Januar 2013

Junge, Junge, war in Moskau dabei





Gefühlsechter Übermensch, der Herr Stendhal 
(23.1.1783-1842; Bild: Wiki.)  




" ... obgleich uns bei unseren unglücklichen europäischen Zuständen seit Jahrhunderten jede eigene Erfahrung fern ist, so sehen wir doch, daß es den Amerikanern, trotzdem ihnen die Regierung nichts Schlechtes antut, innerlich offenbar an etwas fehlt. Man möchte sagen, die Quelle des Gefühls sei bei ihnen versiegt. Sie sind gerecht; sie sind vernünftig, aber keineswegs glücklich. "
Stendhal, Von der Liebe, 1822  

Kann denn das Gefühl versiegen? Kann der Gefühlsgenerator im Zwischenhirn, das Limbische System, abgeschaltet werden, "versiegen"? Wahrscheinlich nicht einmal im Falle einer schweren Demenz. Es kann sich wohl auf kindliche Zustände zurückbilden. Demente haben oft schwere Wutanfälle, mithin starke Gefühle. Ihre Gefühlskontrolle ist aber defekt. Das ist Teil der Demenz. 
Was meinte Stendhal dann? Hatte er Amerika bereist wie Tocqueville? Hat er zahlreiche Interviews geführt und das Ganze mit ausgedehnten Umfragen konfrontiert? 

Nein, Stendhal  war nie in den USA. Um zu fundierten Urteilen zu kommen, reicht einem Literaten das Bauchgefühl. Seinen eigenen Bauchnabel betrachtet er gern als den Nabel der Welt, das souffliert ihm seine künstlerische Intuition. Daß ihn seine Muse dort oder doch in der Nähe auch gerne kitzelt, bestätigt ihm sein tiefempfundenes Nabelweltgefühl. 
Den Amerikanern fehlt es also an Gefühl. Das ist künstlerisch verbürgt. Stendhal sagt es. Wer wollte der Wahrheit des Künstlers widersprechen? 
Niemand, er wäre denn ein Spießer. Höchstens könnte man fragen, ob Stendhal, der Umgang mit dem Supermann Napoleon pflegte und den Begriff 'homme superieur', 'Übermensch', erfand, einen zu großen Metergefühlsstab verwendete. Was hatte Stendhal nicht alles mit Napoleon erlebt! Allein der Rußlandfeldzug! Das setzt Maßstäbe. Das brennende Moskau! Ganz großes Theater. Da schlief keiner ein. Adrenalin pur. Aus dem gleichen großen künstlerischen Gefühl heraus erklärte Stockhausens Karl-Heinz 2001 die brennenden Zwillingstürme in New York zum größten Kunstwerk. Die Künstler haben einfach dafür das richtige Gefühl. Darauf kommts an. 
Diese langweiligen Yankees dagegen wollen Geld verdienen. Mit Gummistiefeln, Hustenbonbons und Zahnbürsten. Krämerseelen. Wenn da ein richtiger Stendhal, ein 'homme superieur', hinfühlt, ja, da kommt eben nichts rüber, da kommt nichts an. Tote Hose. Kein Glücksempfinden wie nach dem Übergang über die Beresina. Arme Amis. Abgestorben.  

Dienstag, 22. Januar 2013

Wo ist sie denn, die Vernunft?







Schnee und Frost trotz Klimaerwärmung - vermutlich ein Zentralbankkomplott







Sehr geehrter Herr Titus (Partei der Vernunft Bayern), der Sie mißbräuchlich mit der Schweizer Flagge werben,
die Schweiz bietet viele Anregungen und darf mit ihrer Kantonsselbständigkeit als vorbildlich gelten. Sie sollten mal hinfahren und die Zentralbank besichtigen. 

Hayeks Privatgeld ist grundsätzlich ein interessanter Gedanke, aber nicht einmal Gerhard Schwarz von Avenir Swiss denkt konkret über eine Einführung nach. Schon die Verfassungen stehen dagegen. Aber auch viele, sehr viele technische Probleme. Die großen Währungen $, € und Yen berühren sich heute auf dem Weltfinanzmarkt so hautnah, daß keine private Institution mehr für ein Privatgeld in Frage kommt. Außer vielleicht Bernard Madoff, falls er freigelassen würde. Oder Kim Schmitz. Draghi und Weidmann sind mir da aber lieber. Zudem bieten heute bei niedrigen Transaktionskosten individuell gestaltete Währungs- und Rohstoffkörbe die Möglichkeit privater Absicherungen, die es zu Hayeks Zeiten nicht gab. 
Zudem ist inzwischen fraglich geworden, was Friedmans monetaristische Botschaft war, daß nämlich Inflation immer und überall ein monetäres Problem sei, also ein Geldmengenproblem. Ottmar Issing, ein halber Hayekianer und ein halber Monetarist, hat zwar für die EZB bei seinem Zwei-Säulen-Modell die Geldmenge berücksichtigt, aber obwohl die EZB davon abgeht, sieht er den Euro nicht in Gefahr. Der werde ihn lange überleben, sagte er der FAZ, obwohl ihm Friedman bei der Gratulation zu seiner Ernennung zum EZB-Chefvolkswirt nur etwa 5 Jahre Lebensfrist für den Euro vorhergesagt habe. Der theoretische "Vater des Euro", der Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Mundell, ist von seinem theoretischen "Kind" nach wie vor auch praktisch überzeugt, warnt aber zurecht vor einer Fiskalunion. 
Haben die Schweizer Kantone eine Fiskalunion? Ja, natürlich, haben sie. Obwohl im französischen Genf effektiv 24% Gewinnsteuern gelten, im schweizerdeutschen Luzern aber nur 12,2% (NZZ 12.1.13). Die Welschschweizer sind auch bei der Einkommenssteuer bereit, mehr zu zahlen, wie Umfragen bestätigen. Die Mentalität ist eine andere, aber die italienischen und die deutschen Schweizer gehen damit pragmatisch um. Sie sind keine libertären Ideologen wie Murray Rothbard (Das Schein-Geld-System), dessen Freunde sich in der sektiererischen Partei der Vernunft tummeln. Die einen Vorsitzenden gewählt hat, der Autor eines Buches voller Verschwörungsphantasien ist (Das Kapitalismus-Komplott). Nicht in privaten Briefen teilte Janich seine kruden Spinnereien mit, sondern er publizierte sie. Die  Partei der Vernunft setzte ihn aber nicht ab, der Sektierer ist weiterhin der Parteichef. Wer soll denn diese Partei ernstnehmen?  
So weit, so schlecht, sehr geehrter Herr Titus. Machen Sie mal einen Schweizer Kurs in Pragmatismus. Schminken Sie sich den Rothbard ab und die Abschaffung des Zentralbankmonopols.  
Und grüßen Sie die Schweizer Nationalbank bei Ihrer Schweizer Erkundungsreise!

PS: Euro heute 1,3344 zum USD

Montag, 21. Januar 2013

War er wirklich ein deutscher Voltaire?




Platz 16 mit Italien, Rußland Platz 2 - die Methodik dieses dubiosen Dortmunder Instituts würde mich näher interessieren - ich würde bei Oberstufe-Gymnasiasten einfach mal diesen Wieland-Text nehmen zum Leseverständnis




Christoph Martin Wieland      

Wie man ließt - Eine Anekdote
(...)
Das Unglük, obenhin, unverständig, ohne Geschmak, ohne Gefühl, mit Vorurtheilen, oder gar mit Schalksaugen und bösem Willen gelesen zu werden - oder, wie die meisten Leser, die nur zum Zeitvertreib in ein Buch gucken - oder zur Unzeit, wenn der Leser übel geschlafen, übel verdaut, oder unglüklich gespielt, oder sonst ein Mangel an Lebensgeistern hat - oder gelesen zu werden, wenn gerade dieses Buch, diese Art von Lectüre unter allen möglichen sich am wenigsten für ihn schikt, und seine Sinnesart, Stimmung, Laune, mit des Autors seiner den vollkommensten Contrast macht - das Unglük, so gelesen zu werden, ist nach der Meynung des besagten Autors, keines von den geringsten, welchen ein Schriftsteller (zumal in Zeiten, wie die unsrige, wo Lesen und Bücherschreiben einen Hauptartikel des National-Luxus ausmacht) sich und die armen ausgesezten Kinder seines Geistes täglich und unvermeidlich bloßgestellt sehen muß. Unter hundert Lesern kann man sicher rechnen von achtzig so gelesen zu werden; und man hat noch von Glük zu sagen, wenn unter den Zwanzig übrigen etwan Einer ganz in der Verfassung ist, welche schlechterdings dazu gehört, um dem Werke das man ließt (und wenn's auch nur ein Madrigal wäre) sein völliges Recht anzuthun. Was Wunder also, wenn den besten Werken in ihrer Art, und in einer sehr guten Art, oft so übel mitgespielt wird? Was Wunder, wenn die Leute in einem Buche finden was gar nicht drinn ist; oder Aergernis an Dingen nehmen, die, gleich einem gesunden Getränke in einem verdorbenen Gefäße, bloß dadurch ärgerlich werden, weil sie in dem schiefen Kopf oder der verdorbnen Einbildung des Lesers dazu gemacht werden? Was Wunder, wenn der Geist eines Werkes den Meisten so lange, und fast immer unsichtbar bleibt? Was Wunder, wenn dem Verfasser oft Absichten, Grundsätzen und Gesinnungen angedichtet werden, die er nicht hat, die er, vermöge seines Charakters, seiner ganzen Art zu existiren, gar nicht einmal haben kann? Die Art, wie die Meisten lesen, ist der Schlüssel zu allen diesen Ereignissen, die in der litterarischen Welt so gewöhnlich sind. Wer darauf acht zu geben Lust oder innern Beruf hat, erlebt die erstaunlichsten Dinge in dieser Art. Die ungerechtesten Urtheile, die widersinnigsten Präventionen, die oft für eine lange Zeit zur gemeinen Sage werden, und zuletzt, ohne weitere Untersuchung, für eine abgeurtheilte Sache passiren, wiewohl kein Mensch jemals daran gedacht hatte, die Sache gründlich und unpartheiisch zu untersuchen - haben oft keine andre Quelle als diese. Der Autor und sein Buch werden, mit Urtheil und Recht, aber nach eben so feinen Grundsätzen, nach einer eben so tumultuarischen und albernen Art von Inquisition, kurz mit eben der Iniquität oder Sancta Simplicitas verdammt, wie ehemals in ganz Europa, und noch heutigs Tages in einigen hellen Gegenden unsers lieben teutschen Vaterlandes - die Hexen verbrannt werden. Hier ist das Exempelchen, womit wir diese kleine vorläufige und vergebliche Betrachtung krönen wollen. 
Rousseaus Neue Heloise war vor kurzem ans Licht getreten. In einer großen Gesellschaft behauptete Jemand, Jean-Jacques hätte in diesem Buche den Selbstmord gepredigt. Man hohlte das Buch herbey; man laß den Brief vom St. Preux wo die Rede davon ist. Alle Anwesenden schrien überlaut, man sollte ein solches Buch durch den Henker verbrennen lassen; und den Autor - es fehlte wenig, daß sie nicht auch den mit ins Feuer geworfen hätten. Indessen, da J. J. Rousseau gleichwohl für einen großen Mann passirt, so fanden sich einige, denen es billig dünken wollte, ehe man zur Execution schritte, die Sache näher zu untersuchen. Sie lasen den vorgehenden Brief, und dann den folgenden: und da fand sich, daß gerade dieser Brief ganz entscheidende Gründe gegen den Selbstmord gab, und daß J. J. Rousseau über diesen Punct ganz gesunde Begriffe hatte. Aber die Sage des Gegentheils hatte nun einmal überhand genommen; die Gansköpfe hielten fest, und fuhren fort mit ihrer eignen Dummdreistigkeit zu versichern, Jean-Jacques predige auf der und der Seite seines Buchs den Selbstmord, wiewohl er auf der und der Seite just das Gegentheil that.» 
Was ist nun mit solchen Leuten anzufangen?«  Nichts. 
 »Was soll ein Schriftsteller, der das Unglük hat in einen solchen Fall zu kommen, zu Rettung seiner Unschuld und Ehre sagen?«  Nichts. 
»Was hätte ihn davor bewahren können?« Nichts. 
»Sollte denn kein Mittel seyn?« O ja, ich besinne mich - er hätte selbst ein Ganskopf seyn - oder auch gar nichts schreiben - oder, was das sicherste gewesen wäre, beym ersten Hineingucken in die Welt den Kopf gleich wieder zurükziehen und hingehen sollen woher er gekommen war - 
»Das sind Extrema -«  So denk ich auch.
  Ja, freylich ist der Menschen kurzes Leben 
  Mit Noth beschwert, wie Avicenna spricht.
Mit den Autoren ist kein Mitleiden zu haben - und den Lesern ist nicht zu helfen. Aber gleichwohl wäre zu wünschen, daß die Leute besser lesen lernten."-

Richtig, richtig, Wieland, der du starbest den 20.1.1813 in Weimar, dem Autorennest. Ganz Europa war zwischen Portugal und Rußland von den französischen Invasionstruppen unterworfen worden, erst im Oktober erlebte der größenwahnsinnige Eroberer Napoleon die kriegsentscheidende Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig, nachdem Rußland ihn bei Borodino abgeschlagen hatte. 70.000 Tote soll die Schlacht gekostet haben, 52.000 fielen bei Leipzig. Auch Weimar war 1808 besetzt und geplündert, Wieland jedoch verschont worden. Er war, zusammen mit Goethe, von Napoleon zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. Solche Aktionen zierten die französischen Kriegszüge und waren Teil der psychologischen Kriegführung, während gleichzeitig Kunstschätze zusammengeraubt und nach Paris gebracht wurden. Wieland, Pfarrerssohn und Philhellene, lebte und wirkte im deutschen Idealismus, der europäischen Aufklärung und im klassischen Altertum. Er übersetzte Cicero, Lukian, Horaz und Shakespeare. Als Übersetzer war ihm das korrekte Lesen eine große Aufgabe, und natürlich wollte er selbst ernsthaft gelesen sein. 

Das Problem sauberen Lesens, das er in diesem Text anspricht, ist geblieben. Der schlampige Umgang mit der Sprache bedingt auch ein entsprechendes Verstehensdefizit beim Lesen. In den Nachrichten etwa wird jeder schlimme Unfall oder ein Verbrechen mißbräuchlich "tragisch" genannt. Der zeitgenössische Leser kennt den Begriff des Tragischen gar nicht mehr, läse er die ANTIGONE des Sophokles oder irgendeine andere Tragödie, müßte er sich diesen Begriff neu aneignen. 
Und ohnehin ist das Verstehensproblem nicht nur in der Literatur ein fundamentales, weil sich die Millionen Zeicheneinträge in jedem Kopf und ihre Bedeutungsfolien unterscheiden. Daher Luhmanns Bemerkung, daß gelingende Kommunikation unwahrscheinlich sei. 
Dennoch bleibt Wielands Forderung grundlegend: " Aber gleichwohl wäre zu wünschen, daß die Leute besser lesen lernten."

Sonntag, 20. Januar 2013

Hut ab!




Als der Glauben nicht mehr reichte - Zedlers großes Lexikon von 1750


Etwas Genaues weiß man oft nicht. Das war lange kein Problem. In der Aufklärung wurde es eines. Das Bedürfnis nach systematischer Sammlung von Wissen führte zur Enzyklopädie und zu den bekannten Enzyklopädisten Diderot und d’Alembert. Ab 1751 erscheint in Paris die „Encylopédie“, ab 1768 in London die „Encyclopedia Britannica“.
Es gab schon frühere Versuche kleinerer Art, doch der Breslauer Schumachersohn Johann Heinrich ZEDLER hatte schon 1750 sein mit über 60 Bänden sehr umfangreiches Universal-Lexikon vorgelegt.
Die Bayerische Staatsbibliothek hat den  ZEDLER übrigens digitalisiert und ins Netz gestellt.
Den Berthold Schwarz verzeichnet der ZEDLER nicht, aber inzwischen verfügen wir, dank der Aufklärung, über viele Enzyklopädien. Das Schießpulver, nach seiner Farbe auch Schwarzpulver genannt, wurde bereits im 13. Jahrhundert als Treibmittel für Raketen benutzt (Brockhaus 1969), Feuergeschütze sind seid 1326 belegt (Brockhaus 1987). Um 1380 wird ein “nyger pertoldes” erwähnt, der die “chunst, aus püchsen zu schyessen”, verbessert habe (ebd.). Ob der mit dem nebulösen Freiburger Mönch Schwarz identisch ist, bleibt ungeklärt. Das Schwarzpulver gab es jedenfalls bereits Jahrzehnte vor ihm, wahrscheinlich noch länger. Ebenso ist nicht ganz klar, ab wann in China das Schießpulver verwendet wurde.

Samstag, 19. Januar 2013

Enäh, diese Abschreiberei






Katholik bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Abschreiben - hoffentlich nicht auf einem alten Archimedes-Pergament



hedelfinger hat einen neuen Kommentar zu Ihrem Post "Fortschritt brauchen wir nicht, wir sind fromm" hinterlassen:

Wenn man ein Exemplar eines Buchs überschreibt, heißt das weder, daß man nichts damit anfangen kann, noch daß es das einzige Exemplar in der Bibliothek ist.
WD: Bei vielen Autoren der Antike wie Archimedes und Epikur haben wir leider einen Mangel an überlieferten Original-Manuskripten, eben, weil byzantinische Mönche oftmals die in ihrem ostgriechischen Bereich vorgefundenen Pergamente für ihre Zwecke mißbraucht haben. Die orthodoxen Christen stellen auch heute noch die Holzköpfe des Christentums.  

Wir können der Katholischen Kirche mit ihren zahllosen Klöstern und Bibliotheken dankbar sein, daß sie das Wissen der Antike über die Völkerwanderung der später/heute vorwiegend protestantischen Germanen gerettet und ausgewertet hat (Scholastik).
WD: Die Scholastik mit Abaelard, Duns Scotus, Robert Grosseteste, Wilhelm von Ockham und anderen war weit intellektueller als die frommen Esel im Osten, doch kamen sie über Aristoteles nicht hinaus. Letzterer war mit seinen “Zweckursachen” (Beispiel: Sklaven sind geschaffen, damit die Hellenen herrschen) ein ganz schlimmes Denkhindernis, ähnlich wie Platon. Das tausendfache hirnlose Abschreiben und Kommentieren dieser beiden destruktiven Autoren, andere wie Galen kommen noch dazu, illustrieren eindrücklich die geistige Beschränkung auch der intelligentesten christlichen Autoren.  

Es ist auch ein nie auszurottendes Märchen, es habe im Mittelalter keinen Fortschritt gegeben. Dieser Anwurf ist lächerlich und läßt sich leicht widerlegen.
WD: In dem Maße, wie der Adel und der aus dem Adel rekrutierte Klerus überwunden wurden durch frühbürgerliche Entwicklungen, besonders die Stadtgründungen in der Mittelalter-Warmzeit, gab es Fortschritt im dumpfen, dunklen, katholischen Mittelalter. Die Epoche ist so erbärmlich, daß sie es eben nicht einmal zu einem eigenen Namen gebracht hat. Handel und Handwerk kamen von Süden und Westen zuletzt auch ins regnum Teutonicum nördlich der Alpen, blieben aber lange nach Oberitalien orientiert.

Zunächst beruht der Wohlstand heute auf Mechanisierung und Automatisierung. Die Römer haben diesbezüglich nichts unternommen, weil sie Sklaven hatten. Wegen des Sklavereiverbots wurden von den Mönchen zigtausende Wasser- und Windmühlen gebaut, mit denen die Mechanisierung begann.
WD: Wohlstand gab es bereits in den sklavenhaltenden griechischen Poleis. Athen war mit seiner Marinetechnik führend. Archimedische Wasserschnecken nicht zu vergessen. Wasser- und Windmühlen haben die Handwerker gebaut, die Mechaniker der Stadt. Die Landwirtschaft war unter anderem durch den Räderpflug so produktiv geworden, daß sie Nichtbauern in der Stadt ernähren konnte (dazu kommen Handel, Geldwesen etc.).


Die Aufklärer haben die Sklaverei dann wieder legitimiert. Ergebnis: der protestantische Süden der USA ist heute noch unterentwickelt. Zum Glück für die Menschheit hat sich die Aufklärung diesbezüglich aber nicht durchsetzen können.
WD: Der “protestantische” Süden der USA besteht aus den alten spanischen und französischen, also katholischen Kolonialgebieten wie New Mexico, Alabama, Florida und Lousiana. Diese Staaten unterscheiden sich bis heute stark von den protestantischen Neuenglandstaaten.
Daß die Aufklärung die Sklaverei neu legitimiert habe, kann nur als blühender Unsinn bezeichnet werden. 


SUMMA: In allen Populationen des Säugetiers homo sapiens sapiens gibt es intelligente Menschen. Zu allen Zeiten wurden manche Dinge an verschiedenen Ecken der Welt unabhängig voneinander erfunden, etwa das Schwarzpulver. Das ändert aber nichts daran, daß das alte chinesische Kaiserreich nicht modernisierungsfähig war, genau so wenig wie das katholische Mittelalter. Erst das empirische Denken, das es schon in der Altsteinzeit rudimentär gab, entwickelt und systematisiert zur experimentellen Methode hat, beginnend in der Renaissance, im 19. Jahrhundert im Westen zur Herausbildung von Industrie und Wissenschaft geführt. Die Moderne fängt also erst sehr spät an.  

Freitag, 18. Januar 2013

Schopenhauer irrte








Darstellung einer Witwenverbrennung, 
19. Jahrhundert 

(Bild: Wikipedia, Stichwort 'Witwenverbrennung')



 " Folglich ist Mitleid die eigentliche moralische Triebfeder", schreibt Schopenhauer in seiner GRUNDLAGE DER MORAL (§ 19,2). Von daher nähert er sich Buddhismus und Hinduismus (Bhagavadgita, § 111 ZUR ETHIK) 
Und weiter: 
" Überhaupt ist die von mir aufgestellte Grundlage der Moral und Triebfeder der Moralität die einzige, der sich eine reale, ja ausgedehnte Wirksamkeit nachrühmen läßt. " (MORAL §19,3)

Wenn man über Schopenhauer und die indische Auszeit der Beatles 1969 Bekanntschaft mit Indien gemacht hat, dann wundert man sich im Laufe der Zeit immer mehr über die weit verbreitete völlige Mitleidlosigkeit der Inder, die Schopenhauers Papiergedanken so gründlich widerlegen. 

Erst die Engländer verboten als mitleidige Kolonialherren das Verbrennen der Witwen bei lebendigem Leib ohne jede Narkose mit den verstorbenen Männern. Was in dieser perversen Kultur aber noch immer wieder vorkommt. 
Aber auch die überlebenden Witwen bleiben bis heute entwertet, je niedriger ihre Kaste, desto mehr. Sie führen ein erbärmliches Leben am Rande. Margarethe Blümel berichtete darüber im DLF ( nachzulesen bei dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1865608/ )

Mitleid ist keine allgemeine menschliche Eigenschaft, Schopenhauer irrt. Es ist eine individuell ausgeprägte Empfindung, die völlig fehlen kann, wie seid Achill, dem Vieh, bestens bekannt. Die hirnlichen Transferbahnen, die die Mitleidsempfindung hervorbringen und im Zusammenhang mit Spiegel-Neuronen stehen, sind verschieden stark ausgebildet. Birnbaumer u.a. haben gefunden, daß sie bei Mördern fehlen. 

Donnerstag, 17. Januar 2013

Fortschritt brauchen wir nicht, wir sind fromm











Eine typische Archimedische Schraube zur Wasserhebung, deren Erfindung Archimedes zugeschrieben wird

(Bild: Wiki.)


- Bananendemokratie: Porsche kündigte im letzten Sommer seinem indischen Importeur - der reichte einen Monat später Klage ein wegen Bedrohung und Betrug; jetzt stellte ein Gericht in Jaipur neun Haftbefehle gegen Porsche-Manager aus, darunter auch gegen Vorstandschef Müller. (FAZ 16.1.13) Wann wird Indien wohl zu einem zivilisierten Land?  

- Wie die christlichen Mönche jahrhundertelang den wissenschaftlich-technischen Fortschritt aufhielten: 
“Im Mittelalter haben fromme Patres in Byzanz ein Gebetbuch geschrieben. Papier gab es damals noch nicht, sondern es wurde auf Pergament, d.h. präparierter Tierhaut geschrieben. Das Pergament für dieses Gebetbuch war ein wieder zu verwendendes altes griechisches Buch. Die antike
Tinte wurde abgewaschen und so konnte dann der neue Text geschrieben werden. Heute sammelt man Altpapier, um daraus neues Papier zu machen
- so etwas hat es eben auch damals schon gegeben. Das Gebetbuch soll hunderte von Jahren lang benutzt worden sein, dann war es verschollen, tauchte aber in neuerster Zeit in einer Auktion auf, wo es ein Privatmann anonym erworben hat. Der neue Besitzer hat das Buch für eine begrenzte Zeit der Wissenschaft zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt. Mit modernsten Methoden konnte man Erstaunliches feststellen.
Die antike Tinte unterscheidet sich in der chemischen Zusammensetzung von der mittelalterlichen Tinte. Sie war zwar abgewaschen, aber nicht vollkommen entfernt. In dem Pergament befanden sich noch Spuren der alten Tinte, und das wurde so wieder sichtbar gemacht. Eine folgende kritische Auswertung ergab dann, dass das ursprüngliche antike Buch eine Originalschrift von Archimedes war! - Zwei Blätter dieses Buches waren in der Ausstellung zu sehen.
Wusste man's nicht schon immer? Die Männer Gottes im Mittelalter konnten mit den physikalischen und mathematischen Erkenntnissen eines Archimedes nichts anfangen, mit einem Gebetsbuch aber sehr viel.”  Egbert Eissing, Besuch im Roemer-Pelizaeus-Museum, Sonderausstellung “Archimedes-Code”,   nwge.eu/jahresheft-2013.html

- Prima: Der griechische Export hat 2012 zugelegt, in EU-Länder um 4,2%, in Nicht-EU-Länder (!), vor allem die Türkei, um 23%. (NZZ 12.1.13)

Mittwoch, 16. Januar 2013

Da wird der Kontrabaß verheizt









So sieht es am Rande der Kölner Bucht heute aus - schön, schön kalt und schön viel Arbeit.



Seit einer Woche fallen die Grade nachts auf etwa minus 6°C, tags steigen sie auf etwa minus 3°C.

Davor war es angenehm mild, bis zu 10°C. Die asiatische Landmasse erlebt dagegen einen harten Winter seit Ende November, Polen, Russen und Chinesen frieren. In China verzeichnet man den kältesten Winter seit 28 Jahren. In Peking wird mit allem geheizt, was dafür tauglich ist, vor allem mit Kohle. Dadurch herrscht eine starke Luftbelastung namens SMOG (eine Wortkreuzung aus engl.: smoke + fog). Der Pekinger Smog erinnert von weitem an die Londoner Katastrophe von 1952, als Schwefeldioxid durch die Verbrennung schwefelhaltiger Kohle Tausende sterben ließ. Schwefeldioxid wird bei der Kohleverbrennung frei. Es genügen 400ml Schwefeldioxid in einem Kubikmeter Luft, um einen Menschen zu töten.
Die chinesische Dauerkälte wurde von WDR und DLF unterschlagen, auch der große Smog, stattdessen wurde desinformierend von “Feinstaubbelastung” berichtet, wo es um Ruß und das gefährliche Schwefeldioxid geht. Auch Siemons in der FAZ tut das.

Es schneite auch in Jerusalem, als das Potsdamer Klimafolgeninstitut PIK meinte, seine Klimapropaganda wieder in die willigen Medien bringen zu müssen. Noch nie so viele Unwetter, Dürren etc. seit Beginn der Aufzeichnungen, der übliche, selbstgebastelte Käse aus dem Hause PIK (“Monatliche Hitzerekorde haben sich durch die Erderwärmung verfünffacht”), von dem das Institut sehr gut lebt.

Wie lange noch? Trübe Frage, aber man kann immer wieder nur auf weiterführende Literatur aufmerksam machen, zum Beispiel auf:








"Kalte" Sonne will heißen, sie stößt weniger heiße, gigantische Gaswolken aus, die die kosmische Strahlung auf der Erde reduzieren. Das bewirkt eine Abkühlung.

Dienstag, 15. Januar 2013

"Equal goes it loose" - quadratisch, praktisch, gut: Einfachenglisch








Richtiges Deutsch? Wer braucht denn das?








"Trotz dem Flughafen-Debakel bleibt Wowereit gelassen", schrieb die Zürcher am Wochenende. Das kann niemanden mehr erschüttern, Wowereit ohnehin nicht, und der Dativ statt des Genitivs auch nicht; denn schon vor Jahren konstatierte ein Kritiker: 
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. 
Der Kritiker war aber kein Sprachwissenschaftler, sondern der witzige Journalist Sick, der von einigen Linguisten für seine Sprachanstöße angefeindet wurde.
Auch der begründende Nebensatz mit dem besonders wertvollen Bindewort "weil" fand bei den Sprachwissenschaftlern keinen Schutz. Ausgehend von den üblichen Plapperkreisen wurde die sinnverdeutlichende Nebensatzkonstruktion aufgelöst in zwei beziehungslose Hauptsätze, Beispiel: Die Bundeswehr geht nicht nach Mali, weil, Westerwelle hat Angst. So wird auch in Rundfunk und Fernsehen formuliert.
Sprachpflege ist nicht mehr angesagt, weil, jeder soll reden, wie er will.
Aber sagen darf natürlich nicht jeder, was er will. Da fühlt sich eine selbsternannte Mischpoke aus Gouvernanten und Aufpassern in der Pflicht. Daß ein zusammengewürfelter Haufen von Linguisten in Darmstadt einen Zensurstammtisch gegründet hat, der "Unworte" ernennt, kann nur als dreiste Anmaßung angesehen werden, denn mit Linguistik hat das nichts zu tun. Diese Dumpfbacken wollen zensieren und anderen den Mund verbieten. Ziemlich ekelhaft.
Nachtrag zum Gouvernantenstammtisch der Nina Janich: Der klassische Philologe Gerrit Kloss meldete sich zu Wort mit dem Vorwurf des schlampigen Lesens. (Lesen kann schiefgehen, FAZ 23.1.13)


Wieviel Sprachpflege sein soll, darüber entscheiden die ‘Sprachführer’ in den Massenmedien. Die meisten sind daran wenig interessiert. Um deutsche Wörter zu vermeiden, werden sogar ‘denglische’ wie HANDY von deutschen Wortmachern erfunden. Das ist so lächerlich wie der gesamte geistige Zustand der Nation, der zwischen Tugendboldigkeit und Traditionsverstörung angesiedelt ist.

Englisch hat sich durch einen erfolgreichen und durchsetzungsstarken englischen Imperialismus und durch eine vitale amerikanische Popkultur als Weltsprache durchgesetzt. Allerdings hat auch die Primitivgrammatik des Englischen dazu beigetragen. Welches grammatikalische Geschlecht eine Phantasieblüte wie “Gott” besitzt, darüber läßt sich im Englischen nicht streiten, denn es gibt nur das THE. Knifflige Fallendungen und schwer zu lernende Verbformen kennt die sprachliche Promenadenmischung Englisch nicht. Mithin ein Glücksfall für die weltweite Kommunikation.

Ob andere Sprachen dem Grammatikabbau folgen sollten, darüber entscheiden die nationalen Sprachgemeinschaften durch ihre massenmedialen Vorsprecher.
Da aber eine Einfachgrammatiksprache mit dem Englischen schon verbreitet zur Verfügung steht, können sich die anderen Nationalsprachen den Luxus grammatisch vielfältiger Sprache leisten. Wenn sie wollen.