Montag, 6. April 2009

Töten, eine Testosteron-Lust



8-18°C , sehr schön, die Birken treiben aus, allerhand Schmetterlinge flattern umher.


# Töten, eine Testosteron-Lust. Ein Dialog. #
WD: Gilt auch für die Theorie Sozialer Systeme das Böckenförde-Wort, daß sie von Voraussetzungen lebt / aufbaut, die sie nicht recht begreift in der Übergangs-Fuge vom Psychischen System zu sozialen Konfigurationen?
Wer Amsel-Hähnchen im Frühjahr kämpfen sieht, könnte auf eine solche sicher systemtheoretisch abwegige Frage verfallen.

- ' Ernest Hemingway : „Ich töte gerne“.
Nobelpreisträger Ernest Hemingway brüstete sich, 122 deutsche Kriegsgefangene erschossen zu haben – eine Spurensuche.
Günter Grass hatte Glück. Als der Angehörige der Waffen-SS im April 1945 in amerikanische Gefangenschaft geriet, war ein anderer späterer Literaturnobelpreisträger eben in die USA zurückgeflogen: Ernest Hemingway. Wäre Grass ihm in die Hände geraten, hätte ihm dies passieren können:
„Einmal habe ich einen besonders frechen SS-Kraut umgelegt. Als ich ihm sagte, daß ich ihn töten würde, wenn er nicht seine Fluchtwegsignale rausrückte, sagte der Kerl doch: Du wirst mich nicht töten. Weil du Angst davor hast und weil du einer degenerierten Bastardrasse angehörst. Außerdem verstößt es gegen die Genfer Konvention. Du irrst dich, Bruder, sagte ich zu ihm und schoß ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoß ich ihm in den Schädel, so daß ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich.“ Das schrieb Hemingway am 27. August 1949 seinem Verleger Charles Scribner.
Eine He-Man-Pose? Ernest Hemingway war ein begeisterter Jäger zu Wasser und zu Lande. Man kennt die Trophäenbilder des Großwildjägers, seine Lust am Stierkampf und seine Reportagen. „Ich töte gerne“, hatte er sogar verlautbart.
1944 folgte Hemingway als Kriegsberichterstatter den alliierten US-Truppen in die Normandie. Acht Monate, bis zum 6. März 1945, begleitete er das 22. Regiment der Vierten Infanterie-Division im Rang eines Offiziers, bemerkenswerterweise teils auch im Auftrag des OSS, der Vorgängerorganisation der CIA. „Wir habens hier sehr nett und lustig, viele Tote, deutsche Beute, viel Schießerei und jede Menge Kämpfe“, schrieb er an Mary Welsh.
In Rambouillet ließ er sich mit Zustimmung des OSS-Obersten David Bruce zum inoffiziellen Gouverneur ernennen. Da er fließend Französisch sprach, beruhigte er die Bevölkerung, hielt die Stadt, ließ die feindlichen Stellungen auskundschaften – und verhörte deutsche Gefangene. In dem 50 Kilometer vor Paris gelegenen Ort trug er ein ganzes Waffenarsenal zusammen und entfernte überdies von seiner Uniform die Zeichen des Kriegsberichterstatters, weiß sein Biograph A. E. Hotchner.
Am 2. Juni 1950 berichtete Hemingway Arthur Mizener, dass er 122 Deutsche getötet habe. Eines seiner letzten Opfer sei ein junger, auf einem Fahrrad flüchtender Soldat gewesen – „ungefähr im Alter meines Sohnes Patrick“. Er habe ihm mit einer M1 von hinten durch das Rückgrat geschossen. Die Kugel zerfetzte die Leber.
Dass der Nobelpreisträger gegen die Genfer Konvention verstoßen hat, verschweigen selbst seine Bewunderer nicht. Mit der Zahl und Details konfrontiert, wiegeln sie aber meist ab: Man müsse verstehen, es sei Krieg gewesen. Hemingway hat zwar immer dick aufgetragen, den Macho demonstriert – aber was trieb ihn ohne Not zu diesem Eingeständnis? Die Briefe blieben bis heute in allen Ausgaben unkommentiert. Obwohl es keinen Zeugen für die 122 Morde gibt, mit denen er prahlt, sind jedoch nicht wenige Verehrer entsetzt über den „Massenmörder an deutschen Kriegsgefangenen“ (Alfred Mechtersheimer): Die Stadt Triberg im Schwarzwald setzte daraufhin 2002 ihr Festival „Hemingway Days“ ab. ' Focus 25.09.06 TEXTAUSZUG aus: Rainer Schmitz Was geschah mit Schillers Schädel? , Eichborn 2006

- Sie töteten auch gerne: " Als die Ältesten und Edelsten unter den Sueben bezeichnen sie die Semnonen. Eine Bestätigung ihres hohen Alters bietet ein religiöser Brauch: Zu einer festgesetzen Zeit kommen in einem Wald, heilig durch Weihung der Väter und Ehrfurcht heischendes Alter, alle Völkerschaften desselben Blutes durch Gesandtschaften zusammen, opfern im Namen der Gesamtheit einen Menschen und begehen dann die schauervolle Feierlichkeit eines barbarischen Gottesdienstes. ..." tacitus, germania, 39. Die Semnonen und der heilige Wald
- Im SACRE DU PRINTEMPS Strawinskis haben wir das gleiche für den slawischen Raum musikalisch bearbeitet, wobei nicht nur die Auswahl des Stoffes, sondern auch die Musik selbst eine gewisse Lust am Töten verrät.
- Sie töteten auch gerne: "... Und der erste Engel posaunte: und es ward ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. {2 Mose.9,23} 9,23
Also reckte Mose seinen Stab gen Himmel, und der HERR ließ donnern und hageln, daß das Feuer auf die Erde schoß. Also ließ der HERR Hagel regnen über Ägyptenland, 8Und der andere Engel posaunte: und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer; und der dritte Teil des Meeres ward Blut, {2 Mose.7,20} 7,20
Mose und Aaron taten, wie ihnen der HERR geboten hatte, und er hob den Stab auf und schlug ins Wasser, das im Strom war, vor Pharao und seinen Knechten. Und alles Wasser ward in Blut verwandelt. 9und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starben, und der dritte Teil der Schiffe wurden verderbt. 10Und der dritte Engel posaunte: und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. {Jesaja.14,12} 14,12
Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest! 11Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden. 12Und der vierte Engel posaunte: und es ward geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, daß ihr dritter Teil verfinstert ward und der Tag den dritten Teil nicht schien und die Nacht desgleichen. {Offenbarung des Johannes 6,12}
Und ich sah, daß es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut;{2 Mose.10,21} 10,21
Der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, daß es so finster werde in Ägyptenland, daß man's greifen mag. 13Und ich sah und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel und sagen mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch posaunen sollen! ..." johannes offenbarung, Kap. 8; dieser Johannes ist nicht zu verwechseln mit dem Evangelisten, der ein anderer, unbekannter Autor war. Es gibt seit jeher Streit darüber, ob dieses scheußliche Elaborat alttestamentarischer Machart in den NT-Kanon zu stellen sei.
- "Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf." Koran, Sure 9,5

- Spezifisches LERNEN im Bereich von Makromolekülen (Foerster) : "... Es gibt, sechstens noch eine hervorzuhebende Entwicklung, nämlich die praktische Anwendung der hier besprochenen Theorien zum Zweck der Prophylaxe und Rehabilitation. Meine ursprüngliche Annahme, dass sowohl Neurose als auch Kriminalität als konditionierende Prinzipien verstanden werden können – wobei Neurotiker Angst- und Furchtreaktionen auf früher neutrale Situationen zu rasch und zu stark konditionieren, während Kriminelle nicht hinreichend die sozial adäquaten Reaktionen zu konditionieren vermögen ...“
H.J. Eysenck, Kriminalität und Persönlichkeit, Vorwort S. 12f., Wien 1976


-----
Lieber Herr Doleys,
ich teile diese Auffassung ganz und gar nicht. Schon der Umstand, daß Sie Ihre Frage so stellen können, wie Sie sie stellen, verweist auf die hier verhandelte Theorie. Schließlich geht sie davon aus, daß soziale und psychische Systeme strikt getrennt operieren und offeriert Denkmöglichkeiten wie Interpenetration und/oder konditionierte Koproduktion, mit denen das Problem des Zusammenhangs dieser Systeme anders und neuartiger bearbeitet werden kann. Alle Ihre Beispiele sind ohne Referenz auf Sozialität gar nicht möglich. Kriege sind soziale Systeme und kaum das Produkt von mörderischen Instinkten. Aggressivität ist selbstverständlich auch geknüpft an neuronale (körperliche) Möglichkeiten, aber das Ausleben dieser Möglichkeiten ist fraglos sozial konditioniert, etwa durch Verbote und Gebote, die unter anderem dazu führen, daß manches Töten sozial legitimiert ist, manches eben nicht. Ihre Zitate belegen es - trotz der Einseitigkeit ihrer Auswahl.
Herzliche Grüße Peter F. "

----
WD: Spezialdatenunterversorgung der Theorie
... das überzeugt mich weitgehend.
Worauf ich allerdings abgehoben habe, ist nicht das Kriegshandeln, es ist das individuelle, persönlichkeitsbasierte, psychotizistische Verhalten gegen soziale Gebote, ein asoziales, vorsoziales, sozial destruktives Verhalten (vgl. Eysencks PEN-Modell, http://freenet-homepage.de/oliverwalter/Psychologie/Personlichkeit/Gesamtsysteme/gesamtsysteme.htm) . In der Arbeitsteilung der Geschlechter weit über die Säugetiere hinaus wurde eine männliche Kampfdisposition selektiert, dergestalt, daß diejenigen einen größeren Reproduktionserfolg hatten, die erstens überlebten, weil sie Angreifer abwehren konnten, zweitens, weil sie ihrer Brutgemeinschaft ein auskömmliches Territorium sichern konnten, und sie, drittens, Symbole dieser Fähigkeiten vorweisen konnten, um als Reproduktionspartner zugelassen zu werden. Die Wahl der weiblichen Tiere nach solchen Kriterien ist ein soziales Datum, die gesteigerte Kampfkompetenz eines Achill (im Vergleich zum Soldaten Sokrates im Perserkrieg) ist ein persönlich differenziertes, wenn man, wie bei Tim Kretschmer, eine verminderte, psychotizistische Impulskontrolle annimmt.- Da kann man dann wohl von Interpenetration sprechen.-

Wahrscheinlich irritiert mich bei der Theorie Sozialer Systeme immer, daß sie vor Ort nicht erkenntnisleitend zu sein scheint (vgl. Feyerabend) (und sich bei Herren wie D. Baecker in konkreten Verhältnissen für mich in meiner Perspektive zu empirisch nicht nachvollziehbaren Vermutungen steigert, s. RTL-Interviews).
Oder bei der Diskussion sog. AMOKLÄUFE, die unergiebig als soziales Phänomen behandelt werden, wobei die persönlichkeitsdifferentielle Seite gar nicht in Erwägung gezogen wird.

Sonntag, 5. April 2009

kommt so ein Ochse, Ulugh Beg, Steinbach



Mörikes Veilchen

FAZ 4.4. Leserbrief Deutsche Trampeltiere ohne Fingerspitzengefühl

Ich wohne seit 33 Jahren in der Schweiz, fühle mich wohl und akzeptiert und zähle auch nicht zu den Republikflüchtlingen. Deshalb treffen mich die fetten Sprüche fingerspitzenfreier Trampeltiere aus dem großen Kanton besonders hart. Man sollte nicht vergessen: Die Schweiz war einmal umzingelt von kriegslüsternen Deutschen, ihren Verbündeten und besetzten Gebieten. Die Menschen hier haben deshalb in vier Kriegsjahren so manche Ängste ausstehen müssen. Eine alte Frau hat mir einmal erzählt; "Wenn man direkt nach dem Krieg vor einem Schaufenster stand und in seinem Rücken jemand ,Hochdeutsch' sprechen hörte, hat es einen direkt herumgerissen."

Das ist aber inzwischen nicht mehr aktuell. Die vielen deutschen Zuwanderer und Gäste fallen heute zwischen Basel, St. Gallen und St. Moritz kaum noch auf. Hochdeutsch ist schon fast zu einem weiteren Schweizer Dialekt geworden. Man muss nur den Mund aufmachen, schon erhält man die Antwort in einem herzigen "Schrift-Dialekt".

Aber: Wenn über eine Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt so ein Ochse daher, der das wieder wegfrisst. Was sind das für Diplomaten! Redewendungen. die man in Deutschland wegsteckt, werden im Ausland nicht in gleicher Weise goutiert. Deutsche Finnanzminister haben in langen Jahren mit Erfolg nicht nur die Reichen und das Servicepersonal aus der Republik vertrieben, sondern auch den hoffnungsvollen, hochgebildeten Nachwuchs samt Familien. Die Folge davon wird man eines Tages schmerzlich fühlen. Nur weiter so.

Es war schon immer einfacher, an den Symptomen herumzunörgeln, als die Ursachen zu beseitigen. Und noch was: Leute, die nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofs mit anvertrauten Milliarden nicht sorgfältig umgehen können, sollten nicht über Banker spötteln, die das auch nicht können. Sie würden es genauso unbedarft machen - oder noch schlimmer.
Dr. Ernst Ludwig Lindenstruth, St. Gallen, SChweiz, LB

- "Ulugh Beg und seine Medresen.
Der F.A.Z. (in "Himmelsstürmer", F.A.Z. vom 21. März) ist zu danken, dass sie einmal an eine Persönlichkeit erinnert, die in unseren Breiten kaum bekannt ist: Ulugh Beg. Wer heute nach Usbekistan reist, wird jedoch überrascht sein, wo überall man dem "Himmelsstürmer" begegnet.

Er war nicht nur einer der berühmtesten Astronomen des Orients, sondern gleichsam auch ein Universalgelehrter mit profunden Kenntnissen in der Mathematik und Philosophie ebenso wie in der Literatur und Medizin. Im Bestreben, sein Wissen der nachrückenden Generation weiterzugeben, gründete er Anfang des 15. Jahrhunderts in Buchara und Samarkand Hochschulen, sogenannte Medresen, die in ganz Asien berühmt waren und in der damals bekannten Welt die gleiche Bedeutung hatten wie beispielsweise die Universitäten von Stanford oder Cambridge heute. In der Rückschau zeigt sich, dass "seine" Medrese in Buchara - einem buddhistischen Vihara nicht unähnlich - zum Prototyp für den Medresenbau im gesamten Dar al Islam werden sollte. Dass aber Ulugh Beg gemäß seiner Maxime "Streben nach Wissen - das ist Pflicht aller Muslime: eines jeden Mannes und einer jeden Frau" auch weibliche Studierende zum Studium in seiner Medrese aufgenommen hat, ist weniger bekannt. Diese dem Koran nicht entsprechende Gleichstellung der Frau (cf. Sure 4:34) hat ihm die hohe Geistlichkeit nie verziehen.

Gänzlich in Ungnade fiel der Enkel Timurs bei den sufistischen Geistlichen des Derwischordens der Nakschbandi, weil er sich mehr den Naturwissenschaften als der Theologie, das heißt der Interpretation des Koran und der Hadithe - den überlieferten Aussprüchen des Propheten Mohammed -, verpflichtet fühlte. Eine Fatwa tat das Ihre. Bereits am ersten Tag einer Pilgerreise, die Ulugh Beg auf Geheiß seines Sohnes Abdul Latif angetreten hatte, wurde er hinterrücks ermordet. Sein abgeschlagenes Haupt aber wurde zum Spott - aufgepflanzt auf einer langen Stange - vor dem Pischtak (Torhaus) seiner Medrese in Samarkand zur Schau gestellt. Im Laufe der Jahrhunderte sollten in Mawannahr - im Land jenseits des Flusses Oxus (Amu Darja) - immer wieder neue Medresen gebaut werden - bald bescheiden, bald in einer einzigartigen Polychromie -, wo muslimische Studenten vernehmlich in der Theologie unterwiesen wurden, wo sie aber auch Unterkunft und Verpflegung erhielten.

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts soll es in Buchara hundertunddrei Medresen gegeben haben, unter denen etwa 60 eine größere Bedeutung hatten. An ihnen hielten sich ungefähr zehntausend Studierende auf, die von etwa tausend Professoren unterrichtet wurden. Nach der Oktoberrevolution hingegen "arbeitete" in den mittelasiatischen Sowjetrepubliken nur noch eine Medrese - Mir-e Arab in Buchara -, wo jährlich etwa zwanzig muslimische Studenten ausgebildet werden durften. Heute gibt es - auch dem Erbe eines Ulugh Beg verpflichtet - in Taschkent mehr als fünzehn Universitäten und Hochschulen und seit 1999 eine islamische Universität (Jura, Wirtschaftswissenschaften, orientalische und europäische Sprachen). "
KLAUS PANDER, TRIER, FAZ LB 4.4.09

- Steinbach, Polen: "So verkehrt ist diese Geschichtsbetrachtung nicht.

Dem Artikel "Abermals ist es Anerkennung durch Verzicht" von Peter Carstens (F.A.Z. vom 5. März) entnehme ich, Erika Steinbach leiste sich eine eigene Geschichtsbetrachtung jenseits des hierzulande Üblichen: "Ohne Hitler, ohne den Nationalsozialismus hätten all die Wünsche, Deutsche zu vertreiben, die es in der Tschechoslowakei . . ., die es in Polen schon davor gegeben hat, niemals umgesetzt werden können." Solche Sätze, die unversöhnlich klängen, seien in Polen in Erinnerung geblieben - so Carstens.

Zur Beurteilung der "eigenen" Geschichtsbetrachtung, die sich Frau Steinbach "leistet", empfehle ich einen Blick in das "Schwarzbuch der Vertreibung 1945 bis 1948" von Heinz Nawratil. Ein Absatz aus dem Kapitel "Polnische Motive" (der Deutschenvertreibung) sei wörtlich zitiert: "Emissäre der britischen Regierung registrierten im Juni 1939 in einem Geheimbericht, der erst 1979 veröffentlicht wurde, in Polen nicht nur verbreiteten Chauvinismus und Antisemitismus bei Bauern und Beamten, sondern auch phantasievolle Annexions- und Vertreibungspläne und Projekte zur Zerstückelung Deutschlands nach einem erwarteten allgemeinen Krieg bei offiziellen Stellen."

Als Quelle für diesen Passus nennt Nawratil die F.A.Z. vom 31. August 1979. Dort gibt Alfred Schickel (zum 40. Jahrestag des Kriegsausbruchs) auf zwei halben Zeitungsseiten unter den Titeln "Polen 1939 - gesehen mit britischen Augen" und "Polnische Pläne für die Zeit nach dem Sieg" eine von ihm kommentierte Zusammenfassung des ein Vierteljahr vor Kriegsausbruch in Polen recherchierten Lageberichts zweier englischer Diplomaten. Ihrer Visite vorausgegangen war die britisch-französische Garantie für Polen vom 31. März 1939. Der Text enthält viele interessante Einzelheiten. Vier Beispiele: Die polnischen Gesprächspartner der beiden Diplomaten zeigten sich erschreckt darüber, Engländer von der Rechtmäßigkeit der Ansprüche Hitlers hinsichtlich Danzigs sprechen zu hören. Ein Abteilungsleiter im polnischen Außenministerium meinte, Ostpreußen müsse von Polen annektiert werden, da die dortige Bevölkerung im Abnehmen begriffen sei, Polen als junger und rasch wachsender Staat eine seiner Bedeutung angemessene Küstenlinie brauche, und dass man jedenfalls Umsiedlungen vornehmen könne. Eine verbreitete Meinung der "polnischen Freunde" (der britischen Diplomaten) lautete: Wenn das Kriegsglück, wie sie es für wahrscheinlich hielten, Polen hold sei, müsse Deutschland in zwei oder drei Stücke geschnitten werden. Der Siegeszuversicht Polens, die sich nicht zuletzt auf den Ausbruch eines "allgemeinen Krieges" stützte, entsprach auch ein Gemälde, das der polnische Oberkommandierende, Marschall Rydz-Smigly, bereits im Sommer 1939 in Auftrag gab und das ihn hoch zu Ross in voller Gala-Uniform als Sieger unter dem Brandenburger Tor zu Berlin zeigt.

Die F.A.Z. hat Schickels Artikel mit Bildern von militärischen Aufmärschen in Krakau im August 1939 sowie mit einer Landkarte illustriert, die am 26. Juni 1939 in der Posener Zeitung "Dziennik Poznanski" veröffentlicht worden war. In diese Karte sind westlich der damaligen polnischen Westgrenze drei weitere deutsch-polnische Grenzverläufe eingezeichnet: der erste und der zweite beziehen sich auf das 10. bis 12. Jahrhundert, der dritte und westlichste sei aus slawischen geographischen Bezeichnungen ermittelt und verläuft etwa entlang einer Linie Kiel - Bremen - Hannover - Göttingen - Kassel - Fulda - Nürnberg. Das westlich dieser Linie gelegene Gebiet ist auf der Karte tiefschwarz "koloriert" und wird schlicht als "Heutiges Deutschland" bezeichnet.
FAZ 1.4.09 LB DR. ALBRECHT BECK, SCHWALBACH

Samstag, 4. April 2009

GEDÄCHTNIS, Arbeitslosenquoten, Calvin, Londoner Treffen




Es grünt so grün, besonders die Hainbuchen; 10-15°C

Calvin

- GEHIRN, GEDÄCHTNIS, das musikalische Gedächtnis scheint mit dem Episodischen und dem Semantischen Gedächtnis nichts zu tun zu haben, wie der Fall des Gitarristen Pat Martino andeutet: "www.martinounstrung.com
90 min. Documentary Feature Film
The human brain; three pounds of jellified fats, proteins, sugars and salts - a matrix of robotic cells housing a myriad of intricate machines. Stare hard at that machinery and you see... well that's all you see. Machinery. That's all there is. But look at the spirits bubbling up from the sludge. Look at the carnival of consciousness flowing from the void. How is this possible?
Neuropsychologist and author Paul Broks travels America in search of the soul of legendary jazz guitarist Pat Martino who was brutally silenced by memory stripping brain surgery. Through this remarkable story of his ascent from the depths of amnesia to the peak of artistry once more, Broks explores the nature of memory, self, creativity and the brain systems underlying personal identity making some ground-breaking discoveries on the way. Filmed in the US through 2006 & 2007, the film features Les Paul, Carlos Santana, Pete Townshend, Joe Pesci, John Pattitucci, Delmar Brown, Red Holloway...
"Perhaps the finest documentary about a jazz musician ever made."
Vic Schermer 'All about Jazz' 2008 " '

- US u. D.: Im März 09 steigt die Arbeitslosenquote auf 8,5 Prozent. Knapp unter der deutschen Rate mit 8,6% .

- Ausstellung zu Johannes Calvin in Berlin: " Das Weltreich der Asketen. ... des Stalins der Reformation, der die Bevölkerung der Stadt Genf als Geisel nahm, um mit ihr den Gottesstaat auf Erden zu errichten. In der Ausstellung über den Calvinismus in Deutschland und Europa, die das Deutsche Historische Museum in Berlin seit vorgestern zeigt ... Ein halbes Jahrhundert nach Calvins Tod bekannten sich zwei von vier weltlichen Kurfürsten in Deutschland zu seinen Lehren, in Frankreich, England, Polen und Ungarn gab es starke reformierte Minderheiten, und mit den Niederlanden und der Schweiz spielten zwei calvinistisch geprägte junge Republiken im Konzert der europäischen Mächte mit. ... Die Religion des Geldes.
Vor hundert Jahren hat Max Weber in seiner „Protestantischen Ethik“ den Aufstieg des Calvinismus mit der Geburt des neuzeitlichen Kapitalismus verknüpft. Auch wenn seine These seither vielfach relativiert und zerredet wurde, bleibt sie im Kern unwiderlegt, und auch diese Ausstellung widerlegt sie nicht. Die goldenen und silbernen Kannen, Becher und Kelche aus reformierten Kirchen künden zwar von den Reichtümern der Frommen, die dem Kapitalfluss auf diese Weise entzogen wurden, aber sie bezeugen zugleich den Gewerbefleiß, der das Kapital am Fließen hielt. Im Calvinismus gibt es für die Gläubigen kein käufliches Heil und keinen Ausweg ins Kloster. Sie sind Gott und einander ausgeliefert, so wie die Gemeinde in der Amsterdamer Nieuwezijds-Kapelle, die Hans van Baden 1658 gemalt hat, sich unter den Blicken ihrer Ältesten auf den Bänken ringsum duckt. Nur Frömmigkeit und Arbeitseifer bringen in diesem System gegenseitiger Überwachung soziales Ansehen ein. Die Reformation, schrieb Weber, habe die „Lebensmethodik“ aus den Klöstern ins weltliche Berufsleben hinausgetragen. Das gilt noch immer.
Mit den Kirchenunionen des neunzehnten Jahrhunderts ging der Calvinismus in Deutschland in der protestantischen Ökumene auf. In anderen europäischen Ländern hat er dagegen seine alten scharfen Konturen behalten, in kirchlichen wie in kaufmännischen Fragen. Eine denkwürdige Preziose der Ausstellung ist jene um 1840 entstandene Geldzählmaschine aus Bern, die die verbuchten Summen auf einem uhrenartigen Zifferblatt anzeigt. Unter dem Symbol der göttlichen Vorsehung stehen auf Französisch die Zeilen: „Ich wache über die Interessen des Gemeinwohls, gebe den Kunden Rechenschaft und biete Schutz gegen Irrtum und Kritik.“ Geld, so heißt es in einem Film des frommen Robert Bresson, sei unser sichtbarer Gott. Auf dem Berner Zifferblatt kann man ablesen, was das bedeutet.
Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa. Deutsches Historisches Museum, bis 19. Juli. Der Katalog kostet 25 Euro. // Wer bringt mir den freundlicherweise mit?

- Londoner Treffen: "... in London versammelt, um „globale Lösungen für globale Probleme“ zu finden, wie es heißt. Kann daraus mehr werden als eine symbolische Geste?
Sean Corrigan, Chefstratege von Diapason Commodities, ist skeptisch. Kann wirklich jemand erwarten, dass mehr als eine wachsweich formulierte Verlautbarung herauskommen kann, auf deren Basis die Akteure heimkehren und tun können, was sie sowieso zu tun beabsichtigten, fragt er provozierend?
Es könne nicht sinnvoll sein, ein zerbrochenes System wiederbeleben zu wollen, erklärt er weiter. Die Diskussionen über Regulierung und Steueroasen seien im Kern Ablenkungsmanöver. Es gehe nur darum, Sündenböcke für eigenes Versagen zu finden. Zu viele Staaten hätten sich zudem vom Idealbild als Diener seiner Einwohner entfernt. Längst sei das Gegenteil der Fall: Die Arbeitsnehmer seien zum Lehnsgut des Großen Kollektivs verkommen. ..." FAZ 2.4.

Freitag, 3. April 2009

60 Jahre Nato



Quo vadis, Nato?

60 Jahre Nato
Lebendig, aber innerlich zerrissen. Von Nikolas Busse
03. April 2009 Dass die Nato ihr sechzigjähriges Bestehen feiert, ist ein bemerkenswerter Vorgang. In der Geschichte war den wenigsten Militärbündnissen ein langes Leben beschieden; die meisten blieben Waffenbrüderschaften für ein, zwei Schlachten. Deshalb waren am Ende des Kalten Krieges viele ernstzunehmende Beobachter der Meinung, dass das westliche Bündnis seinen größten Sieg, den über den Kommunismus, nicht überleben werde. Eine Allianz ohne gemeinsame Bedrohung schien wie ein Fußballverein ohne Spielfeld.
Diese Vorhersagen haben sich nicht erfüllt. Die Mannschaft ist nicht auseinandergelaufen, es sind sogar neue Staaten hinzugekommen. Am Wochenende wird die Nato Kroatien und Albanien als jüngste Mitglieder begrüßen, sie zählt jetzt 28 Länder. Zugleich kehrt Frankreich, das so lange glaubte, es sei alleine stark genug, in die militärische Integration des Bündnisses zurück. Auch Kriege hat die Nato inzwischen geführt, erst auf dem Balkan und dann in Afghanistan. Neuerdings beteiligt sie sich an der Pirateriebekämpfung und denkt über sogenannte neue Sicherheitsrisiken nach: Angriffe aus dem Cyber-Space oder die Sicherung der Energiezufuhr.
Innerlich zerrissen
Das sieht aber alles besser aus, als es ist. Das Selbstlob, das bis Samstag in Straßburg, Baden-Baden und Kehl zu hören sein wird, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nato in Wirklichkeit innerlich zerrissen ist. Auch wenn sie Zehntausende Soldaten in Einsätze geschickt hat, so fehlt ihr doch seit Jahren ein strategischer Konsens. Den großen Herausforderungen der jüngsten Zeit, vom Terrorismus über die Proliferation bis zu Russlands Großmachtallüren, ist sie als Koalition der Unwilligen und Streitenden begegnet.
Zum Teil hat das schlimme Folgen gehabt, die der Öffentlichkeit kaum bewusst sind. Gerade in Deutschland nimmt man das Bündnis fast nur noch unter dem Gesichtspunkt wahr, ob seine (amerikanischen) Generäle mehr Soldaten von der Bundeswehr verlangen oder nicht. Dass die Verbündeten lange zu wenig Truppen nach Afghanistan geschickt haben, hatte jedoch in erster Linie die afghanische Zivilbevölkerung auszubaden. Sie wurde eine leichte Beute für die Hinterhalte der Taliban, weil es niemanden gab, der sie schützen konnte.
Die Großmächte ziehen ihren Kopf aus der Schlinge
Dahinter verbirgt sich eine große Schwäche dieses eigentlich so mächtigen Bündnisses: das Auseinanderfallen der geopolitischen Sichtweisen seiner Mitglieder. Die Vormacht Amerika sah die Nato unter Bush als Pool für globale Militäreinsätze im Interesse des Westens; sein Nachfolger wird das nicht viel anders handhaben, auch wenn er den Verbündeten aufmerksamer zuhört. Die Briten schließen sich Washington in der Regel an. Die Osteuropäer dagegen sind nur in der Nato, weil sie Angst vor Russland haben. In Skandinavien interessiert man sich heute für den hohen Norden, wo Konflikte um die vermutlich rohstoffreiche Arktis erwartet werden. Die Mittelmeer-Anrainer wiederum haben ihre südliche Nachbarschaft im Blick, die Schwarzmeer-Länder die ihrige. Wie schwer das unter einen Hut zu bringen ist, zeigte sich, als die Osteuropäer nach dem Krieg in Georgien kaum mit dem Wunsch durchdrangen, wieder Planungen für den - allerdings noch immer unwahrscheinlichen Fall - eines russischen Angriffs vorzunehmen.
Der vielleicht erstaunlichste Zug der heutigen Nato ist allerdings die Orientierungslosigkeit Deutschlands. Die Deutschen, die ohne die Allianz kaum in Frieden vereint wären, sind im Bündnis zuletzt durch Wegducken und Neinsagen aufgefallen. Dass im umkämpften Süden Afghanistans Niederländer und Kanadier den Kopf hinhalten, die alles andere als militärische Großmächte sind, ist auch kein Ruhmesblatt für Franzosen und Italiener, die anderen großen kontinentaleuropäischen Verbündeten. Im Fall Deutschlands ist aber bedenklich, dass hier ein aufs Humanitäre reduziertes außenpolitisches Bewusstsein zum Ausdruck kommt. Die Mehrheit der Deutschen versteht seit dem 11. September 2001 die Welt nicht mehr, deshalb führt die Bundesregierung in der Nato Abwehrkämpfe zur Beruhigung der öffentlichen Meinung im eigenen Land.
Falsche Kompetenzen
Auf dem Nato-Gipfel wird das Bündnis sich selbst den Auftrag geben, ein neues strategisches Konzept zu erarbeiten. Das wird immerhin die Grundlage für die militärische Planung der nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte sein. Bevor die Diskussion überhaupt losgeht, haben die deutschen Politiker aber schon routiniert die Befindlichkeiten ihrer Klientel bedient. Die Bundeskanzlerin und der Außenminister sagten, die Nato solle keine Weltpolizei werden und sich am besten noch mit dem Klimawandel (Frau Merkel) oder der nuklearen Abrüstung (Steinmeier) befassen.
Das ist schön und gut, aber für solche Fragen gibt es andere internationale Organisationen. Die Nato dient in erster Linie dazu, militärische Sicherheit zu gewährleisten, und in der globalisierten Welt führt das eben über die Landesgrenzen hinaus auf ferne Kontinente. Sicherheit braucht auch Deutschland, das durch seine Verfassung und historische Prägung kein anderes der Nato vergleichbares Instrument der Verteidigungspolitik hat. Das muss sich unsere politische Klasse wieder stärker bewusstmachen.

Frühling, DAIMLER, Weltfinanzgipfel


9-20°C
Ja,

Er ist's

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen,
- Horch von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!


Eduard Mörike

- DAIMLER: Hat jetzt zwei Öl-Großaktionäre: 6,9% Kuwait seit 1974 und jetzt auch Abu Dhabi mit 9,1%. Dagegen läßt sich wenig sagen. Aktien kauft man am besten, wenn sie am billigsten sind. Für Abu Dhabi ist das eine gute Anlage. Wer mit den Öl-Geldern, die sich zuerst dem geologischen Zufall verdanken und dann der US-Explorations- und Fördertechnik, wer damit in hochentwickelte Technik investiert, handelt klug. Ob das für Daimler, für Unternehmen entwickelter Wirtschaften gleichermaßen gilt, ist fraglich.- Das Problem ist zunächst ein idiotischer Aktienkurs, der unter allen Buchwerten, vor allem unter allen Intelligenzpotentialen liegt. Das deutsche Bildungssystem verschleudert seine Lehrinhalte gratis, Schulen und Hochschulen kosten nichts. Unbegreiflich. Das Öl, das mit westlichem Wissen gefunden und gefördert wird, kostet viel. Weil die deutsche Schulkultur nichts kostet, geht in die Bewertung von Daimler und anderen der wichtigste Wertmaßstab nicht ein: der Wert der im Unternehmen vorhandenen Ingenieurskultur. Nichts ist vollkommen. Aber Bildung der Bewertung zu entziehen, das kann man nur als deutsche Idiotie bezeichnen.- Die DEUTSCHLAND-AG. Die gegenseitige Beteiligung der großen deutschen Unternehmen aneinander - sozusagen die Abs-Kultur - die hatte Nachteile. Aber in Krisenzeiten wie jetzt große Vorteile. Ist die nationale Karte gegenüber nationalistischen Ultras wie Rußland und Rotchina (Taiwan gibt es erfreulicherweise immer noch!) nicht immer noch von Bedeutung? Aber ja. Aber nur, wenn auch die Bildungskultur die ihr zukommende Bewertung erfährt. Ingenieurswissen nicht verschenkt wird an Konkurrenten.

- Weltfinanzgipfel: "Geld statt Verantwortung. Von Heike Göbel. Der IWF bekommt mehr Geld. Das ist eines der Hauptergebnisse des Londoner Weltfinanzgipfels. Wieder einmal haftet niemand, sollte sich herausstellen, dass enorme Summen wirkungslos verschleudert wurden. Aber ging es auf diesem Gipfel nicht gerade um Haftung und Verantwortung? ... (Zsammenfassung)
Geld statt Verantwortung
Von Heike Göbel. FAZ 02. April 2009 Wenn zwei sich streiten, gibt es oft einen Dritten, der sich freut. In London war es der Internationale Währungsfonds (IWF). Mit dem Beschluss des Weltfinanzgipfels, die Mittel des IWF zunächst auf 500 Milliarden Dollar zu verdoppeln und mittelfristig mehr als zu verdreifachen, kommt nun doch abermals viel zusätzliches Geld zur Stabilisierung der Weltwirtschaft in Umlauf.
Das hatten die Vereinigten Staaten, Großbritannien und zuletzt ausgerechnet Japan, dessen eigene Konjunkturprogramme keine Erfolgsgeschichte sind, vehement gefordert – wobei der Druck in erster Linie darauf zielte, die EU über Deutschland und Frankreich direkt zu höheren Ausgaben zu bewegen.
IWF wird zur gewaltigen Kreditmaschine ausgebaut
Dem hat die Bundeskanzlerin zwar widerstanden, mit dem schwerwiegenden Argument, neue Stimulanzien bewirkten wenig, solange das Finanzsystem nicht saniert und der private Kreditfluss blockiert sei. Als Zugeständnis der Europäer an Amerika aber darf man werten, dass dafür jetzt der IWF zur gewaltigen Kreditmaschine ausgebaut wird. Der Fonds vergibt seine Hilfen zudem künftig ohne die bisher üblichen wirtschaftspolitischen Auflagen. Nun ist kein Halten mehr: Als erstes Land hat Mexiko sich unter den erleichterten Bedingungen 47 Milliarden Dollar verschafft. Eine Kontrolle darüber, ob das Geld nutzbringend verwendet oder sinnlos verschwendet wird, hat niemand.
Für Gipfelteilnehmer wie die Bundeskanzlerin hat diese Lösung den Charme, dass sie innenpolitisch gut verkäuflich ist. Man verweigert sich nicht, sondern hilft über den Umweg von IWF und Weltbank dem Schwächeren. In den angespannten Budgets zu Hause hinterlässt das kaum Spuren, solange es nicht zu Zahlungsausfällen kommt.
Wieder einmal haftet niemand
Aus politischer Sicht aber ist das Schönste an solchen Gemeinschaftsbeschlüssen: Wieder einmal haftet niemand, sollte sich herausstellen, dass enorme Summen wirkungslos verschleudert wurden. Ging es auf diesem Gipfel nicht gerade um Haftung und Verantwortung? Das sind die Hebel, um das Vertrauen in das Finanzsystem zurückzubringen.
Zu Recht hat Angela Merkel darauf gedrungen, die Finanzmarktordnung dort zu korrigieren, wo sie das Überwälzen von Risiken auf die Steuerzahler fördert. Mit besseren Regeln ist für die Weltwirtschaft mehr zu gewinnen als mit dem schnellen Kredit vom IWF. Skeptisch darf man sein, ob die Londoner Vereinbarungen zur Regulierung halten, was die hehren Überschriften versprechen. " FAZ 3.4.

- Ulugh Beg * 22. März 1394 in Soltanije, Iran; † 27. Oktober 1449 in Samarkand, ermordet : "Die volksnahe Geistlichkeit (Sufis, Derwische) war nicht begeistert, denn Ulugh Beg stellte die Wissenschaft über den Glauben und sicherlich auch über seine Pflichten als Sultan ... Er fand keine Zuflucht in Samarkand, ergab sich und wurde auf eine Pilgerreise geschickt, auf der er aber festgenommen und hingerichtet wurde. " Wiki.

- Fußballrüpel Podolski ohrfeigt seinen Kapitän Ballack während eines Länderspiels : 'Backpfeifen-Affäre , „Lauf doch selber, Du A...“ '