Sonntag, 29. Mai 2022
Potsdamer Golfstrom-Alarm fällt in sich zusammen: Klimaschau 114
Donnerstag, 26. Mai 2022
Jugendliche Schulmörder
Peter Langman, Amok im Kopf, Rezension:
"Die gängigen Erklärungen für dieses Phänomen, nämlich der Konsum von Gewaltfilmen und Videospielen, der Besitz von Waffen, Drogen oder Mobbing in der Schule, lässt Langman kaum oder gar nicht gelten. Weder erklärten sich diese Verbrechen durch leichten Zugang zu Waffen, noch stimme das Bild vom Täter als sozialem Außenseiter. Im Gegenteil zeigt die Studie, dass die Jugendlichen, ehe sie Mörder wurden, im Schulsport oder bei anderen Veranstaltungen sozial integriert waren, und ihre Leistungen waren gut bis sehr gut. Auch eine direkte Verbindung zwischen Mediengewalt und Mord schließt Langman aus. Dennoch stellt er fest, dass jugendliche Amokläufer häufig zu Gewaltspielen neigen, weshalb auch er glaubt, dass das virtuelle Töten die Täter für reale Gewalt desensibilisiert haben könnte. Doch müssen sie bereits vorher labil und verzweifelt gewesen sein."
SANDRA KEGEL, FAZ 22.12.09
Einleitung von Jugendforscher Hurrelmann:
“Ein Kind stellt eine »Todesliste« seiner Mitschüler ins Internet. Wird es das Unfassbare, die Tat, ausführen? Seit vielen Jahren beschäftigt sich Peter Langman als Psychologe und Gutachter mit genau dieser Frage: Warum entschließt sich ein Kind oder Jugendlicher in seiner Schule Amok zu laufen?
Der Autor zeigt, dass nicht Waffenbesitz, Mobbing, Computersucht oder Vernachlässigung die ausschlaggebenden Faktoren sind. Er bleibt nicht bei einfachen Antworten stehen, sondern vermittelt einen tiefen Einblick in die Psyche der Täter und erklärt, wie man diese Kinder und Jugendlichen erkennt und ihnen zuvorkommen kann.
»Täter senden immer Signale aus. Peter Langman hat diese Signale über Jahre erforscht und zeigt auf einmalige Weise, wie man mit diesem Wissen Amokläufe verhindern kann.« Prof. Dr. Klaus Hurrelmann”
Dienstag, 24. Mai 2022
Maquard und die Geschichtsphilosophie
Gut gesagt zu Hegel, Marx, Marcuse und Co.:
Montag, 23. Mai 2022
LOB DER SKEPSIS
Sonntag, 22. Mai 2022
Revolutionen verbieten sich
“Wir können unsere Herkunft nicht in beliebigem Umfang loswerden, aber wir dürfen sie auch nicht in beliebigem Umfang loswerden: Kein Mensch – das Leben ist zu kurz dafür – kann alles, was ihn lebensmäßig betrifft, von Grund aus neu regeln; das ist stets zuviel für ein Wesen, dessen Bewältigungskapazität deswegen begrenzt ist, weil es immer allzu bald stirbt. Darum ist Herkömmlichkeit für die Menschen nicht nur eine Last, sondern – und vielleicht mehr noch – ein Schutz. Den Menschen kann also nicht beliebig viel Änderung zugemutet werden; Zukunft braucht Herkunft: Es muss in jeder durch Änderung erzeugten Zukunft ein – das Änderungsquantum stets weit übersteigendes – Minimum an Herkunft erhalten bleiben: sonst misslingt die Änderung, und es werden die zerstört, derentwegen man ändern wollte: die Menschen."
Marquard, Odo. Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist, in: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays, (S.80f.). Reclam Verlag. Kindle-Version.
Mittwoch, 18. Mai 2022
Lichtung
Rinks und Lechts kann man leicht velwechsern, meinte Ernst Jandl in seinem Gedicht “lichtung”.
Beide Seiten haben einen Hang zur großen Staatsmacht und auch zur Diktatur. Links ist eher international orientiert, Rechts national bzw. nationalistisch.
In Deutschland gibt es noch ein ganz verwechslungsfestes Merkmal, den Antiamerikanismus. Alles andere wechselt und schillert immer wieder, der Antiamerikanismus nicht. Manches Medien-Irrlicht vermag durch argumentatives Hakenschlagen seine Haltung zu verschleiern, doch der Antiamerikanismus schimmert immer wieder durch. So hat gerade ein Meister des Schillerns und Hakenschlagens den ukrainischen Präsidenten Zelenski zum Mitglied der US-Armee ernannt und zum Stellvertreterkrieger. Er folgt damit dem Zungenschlag von Putin und Konsorten, die die amerikanisch dominierte aggressive NATO für den barbarischen Moskauer Überfall auf Kiew verantwortlich machen. Das vertraten Wagenknecht und Weidel von Anfang an. Die Amerikaner wollten nur ihre Fracking-Gasgeschäfte fördern und ihre Macht ausweiten. Das verkennt die Rückseite des Antiamerikanismus, die Westbindung. Die Westbindung ist Adenauers strategisches Erbe, das von der SPD seinerzeit scharf bekämpft wurde. Es beruht auf der grundsätzlichen Orientierung, daß das national verunsicherte Deutschland sich an die Partner seines kulturellen Erbes halten muß, an Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und die Garantiemacht dieses Erbes, die Großmacht USA. Diese Westbindung ist angesichts der Diktaturen in Moskau und Peking so aktuell wie zu Adenauers Zeit.
Sonntag, 15. Mai 2022
Klimawandel ist Bevölkerung weniger wichtig als andere Probleme - Klimas...
Donnerstag, 12. Mai 2022
Sprachwandel
Deutsch trägt jetzt Jeans mit Löchern
English is the easiest language to speak badly. Shaw
People-Stories sind Erfolgsstories, wirbt die BUNTE, während
Westerwelle in schlechtem Englisch verkündet: I am proud to be a German; zwischen Sylt, wo man im Wellnesshotel relaxed, und den Funparks im Kleinen Walsertal ist Engleutsch mächtig in, kein Zweifel.
Das erinnert an Zeiten, in denen sich Herr Greif Gryphius nannte und Herr Schottel Schottelius. Wer politisch etwas zu sagen hatte, wie der Herr Friedrich, schrieb keine Geschichte seiner Zeit, sondern verfaßte eine „Histoire de mon temps“ und lud nicht etwa Gellert, Gleim oder Lessing an seinen Hof, auch nicht Herder und nicht Klopstock, sondern Lamettrie, Maupertuis und Voltaire (sicher keine schalen Köpfe). Ganz im Stil der Pariser Kritik beklagte der französisierende Friedrich noch sechs Jahre vor seinem Tod in der Schrift „De la litterature allemande“ von1780 die zuchtlose Verwilderung der deutschen Sprache und geißelt die abscheulichen Plattheiten in Goethes „Götz von Berlichingen“, den er vermutlich nie gelesen hat.
Goethe nahm es ihm nicht krumm, vielleicht las er seinerseits Fritz nicht, jedenfalls bekannte er in „Dichtung und Wahrheit“, daß er und andere seiner schreibenden Generation ganz „fritzisch“ gesonnen gewesen seien und meint weiter:
„Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie ... Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller; an Talenten war niemals Mangel ...“ Friedrichs Liebe und Förderung für alles Französische und die entsprechenden französischen Einflüsse sieht Goethe dialektisch und insofern „den Deutschen höchst förderlich, indem sie dadurch zu Widerspruch und Widerstreben aufgefordert wurden; ebenso war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Literarwesens ein Glück ... Man tat, was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle.“ (7. Buch)
Goethe tat das seine und führte, Schiller und andere waren auch noch dabei, die deutsche Sprache wie die Literatur auf einen Gipfelpunkt, auf dem wir heute noch bequem stehen können, wenn wir denn wollen. Das Latinisieren und Französisieren hatte das Nachsehen und verschwand mit den Perückenköpfen.
Könnte es mit den englisch kauderwelschenden Smartbubis der Finanzwelt, könnte es mit den Rapmützen der Kinderkultur nicht ähnlich ausgehen? Jede Dummheit, jede Marotte läuft sich tot und langweilt sich am Ende mit sich selbst. Man kann deutlich etwas dagegensetzen, wie dies Goethe tat und schon vor ihm die deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts.
Die meisten deutschen Gelehrten des 17. Jahrhunderts schrieben schlechtes Deutsch und noch schlechteres Latein; heute verwenden sie Flughafenenglisch und ein gar nicht so übles Deutsch: die Lage ist also wohl nicht ganz so ernst, wie manche Sprachapokalyptiker glauben machen wollen.
Und werden die Vorstände der Informationstechnikfirmen nicht irgendwann einmal merken, daß ihre Streamer-Proxy-Cache- und DRAM-Sprache einen nur sehr begrenzten Wirkungsbereich besitzt?
Daß man den Markt für Kybernetikkisten viel breiter abschöpfen kann, wenn man Onkel Otto in einer Sprache anspricht, die er versteht?
Das gilt auch für den Anleger Otto. Der hat viel mehr Geld in der Tasche als sein Neffe Mike mit dem silbernen Handy und hält sich an die Devise des Anlagegroßmeisters Warren Buffet: Ich kaufe nur, was ich verstehe.
Mike hatte mit seiner Jahresgespielin Jessica seinerzeit am Neuen Markt nicht nur die Neuemission BSE gezeichnet, die sich dann als Maklerscherz entpuppte, sondern auch Gigabell, Metabox, Infomatec, Systracom, Emprise, Micrologica, Teamwork Information Management und Intershop und noch ein paar mehr, auf denen im Prospekt ‘Internet’ stand. Genau verstanden hatte er nicht, worum es bei den Geschäftsmodellen ging, wenn die Girlies bei n-tv mit den Start-Up-Stars schwatzten, aber es turnte ihn an. Seitdem die Schwatzblase des Neuen Marktes platzte, fährt Mike wieder mit der Straßenbahn und lernt Englisch; doch fehlen ihm dauernd die Vokabeln. Vokabeln lernen ist so schwer.
Ein Punkt allerdings gibt zur Sorge Anlaß. Das Einfachdeutsch aller Art wird täglich von den Massenmedien versprüht und gelangt auf diese Weise in jedes Kinderzimmer.
Dafür tut sich so allerhand im Internet, auf Youtube und anderen Kanälen; es gibt dort noch Beiträge und Formate mit vielfältigem Wortschatz, mit Genitiv und indirekter Rede. Ohne Gendern und den neuen moralinsauren Wörtern und Wendungen.
Immerhin.
Samstag, 7. Mai 2022
Lebensfragen
Alle Lebenden verdanken ihr Leben der Mutterschaft. Sie ist ein höchstrangiges Ziel für alle Säugetiere, wozu auch der Mensch gehört. Das gilt auch für Gesellschaften, die sich nicht selbst aufgeben wollen. Die Evolution hat schon lange vor der Existenz von Säugetieren die Geschlechterdifferenzierung entwickelt mit der hautsächlichen Zuweisung der Reproduktion an die Weiblichkeit. In entwickelten Gesellschaften ergeben sich daraus Probleme für Individuen und Kollektive. Einerseits haben die Frauen individuelle Eigenschaften und Lebenspläne, andererseits braucht die Gesellschaft Nachwuchs. Sie schützt daher Familie und Mutterschaft, aber auch das noch nicht geborene Leben. Wie weit dieser Schutz geht, ist strittig. Aber in jedem Fall muß die Schwangere eine wichtige Entscheidungsbefugnis haben innerhalb einer Frist, die die Tötung des Kindes nicht zum Mord macht.
Problematisch ist die ständige Berufspropaganda im Sinne August Bebels, wie er sie in “Die Frau und der Sozialismus” dargelegt hat. Die Elternschaft bietet mehr als das Berufsleben. Dem sollte die Gesellschaft in jedem Fall Rechnung tragen.
Freitag, 6. Mai 2022
Fritz Vahrenholts leidenschaftliche Rede beim Berliner Kreis der CDU: En...
"Die heimische Braunkohle kann als eine relativ günstige Energiequelle nicht hoch genug eingeschätzt werden. ... einer potentiellen Reichweite von mehreren 100 Jahren ..." („Die Energieversorgung sichern“ , Denkschrift der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, 2006, S. 12f.)
Donnerstag, 5. Mai 2022
Lob des Polytheismus
„… was meinen die wohl, warum ich ein Skeptiker bin? I like fallacy. Hier stehe ich und kann auch immer noch anders: Ich erzähle – als eine Art Scheherazade, die freilich anerzählen muss jetzt gegen die eigene Tödlichkeit – ich erzähle, also bin ich noch; und so – just so – erzähle ich denn: Geschichten und spekulative Kurzgeschichten und andere Philosophiegeschichten und Philosophie als Geschichten und weitere Geschichten und wo es den Mythos betrifft – Geschichten über Geschichten; und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute.“
Marquard, Odo. Lob des Polytheismus. Über Monomythie und Polymythie, in: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays, S.67). Reclam Verlag. Kindle-Version.
Das mag nun vielen etwas zu locker und launig sein - aber als Saldo der bisherigen Geschichte und Geschichten gibt das eine zu bedenkende Kontrastfolie ab.
Mittwoch, 4. Mai 2022
Prinzipien
In „Zukunft braucht Herkunft“ verabschiedet Odo Marquard eingangs das prinzipielle Denken. „Abschied vom Prinzipiellen“ hat er den ersten, autobiographisch unterfütterten Essay genannt. Damit verabschiedet er sich auch von eine Philosophie, die Prinzipien erkennen und aufstellen will, wie die Seminargötter Platon und Aristoteles. Das entwerte die philosophische Bemühung nicht, sondern knüpfe an die skeptische Tradition an, für die Namen wie Pyrrhon, Montaigne, Charron, Bayle, Hume, Schulze-Aenesidem, Plessner, Burckhardt und Löwith stehen. Marquards zusammenfassendes Argument:
„Wir müssen unsere Kontingenz ertragen: Gerade die Skepsis – und auch das in dieser Einleitung Ausgeführte – ist keine absolute Mitteilung, weil jede Philosophie in ein Leben verwickelt bleibt, das stets zu schwierig und zu kurz ist, um absolute Klarheit über sich selber zu erreichen.“
Marquard, Odo. Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays: (S.27). Reclam Verlag. Kindle-Version.